Dienstag, 1. April 2025

Foodierückblick auf März 2025

Gegessen 

Mit einer Freundin war ich im Giorgina essen. Ich kannte das Lokal nicht. Es schaut aus wie ein richtiges Altwiener Wirtshaus mit dunkler Holztäfelung und schönen weißen Tischtüchern. Was auf die Teller kommt, ist eher gehobene Küche. Unser Tisch war winzig! Echt so klein, dass man die Teller nicht vis-à-vis stellen kann, sondern versetzt. Das sind halt kleine Nischen, die dort aus baulichen Gründen in dem alten Gewölbe so sind. Meine Freundin hat das Hirn im Eimantel gegessen, aber das wurde auf ihren Wunsch in ein Schnitzel verwandelt. Ich habe den Tintenfisch im Urlaubsstsyling gegessen, also wie in Kroatien auf Mangold-Erdäpfel-Gemüse. Es war alles sehr, sehr gut!

Ich gestehe, ich hab immer eine gute Ausrede, wenn es darum geht, in ein Kaffeehaus gehen zu können. Dieses Mal waren es zu eng geschnürte Schuhe, die ich in Ruhe neu schnüren wollte. Gelandet bin ich im Café Bräunerhof, dem Lieblingscafé von Thomas Bernhard. Eine Vitrine erinnert an seinen Stammplatz. Auch sonst ist alles komplett aus der Zeit gefallen: Geschossene Sitzbänke, in die Jahre gekommene Sessel und der Ober ist immer noch "der Herr Ober", der Touristen in allertiefstem Wienerisch anredet. Aber der Kaffee war in Ordnung und mit 3,90 € wirklich sehr moderat im Preis.

Ein Lokal, das es schon seit 1618 gibt, ist das Schwarze Kameel. Vom Hörensagen wusste ich, dass es da angeblich die besten Brötchen von Wien gibt. Nun weiß ich, es ist tatsächlich so. Ich bin ja immer eher skeptisch, was Lokale angeht, die von der High Society gern besucht werden, aber hier ist tatsächlich alles perfekt. Wir sind in sehr netter Gesellschaft auf der Terrasse gesessen, aber man muss sich unbedingt auch innen umschauen, denn das Lokal ist ein Vorzeigestück. Es ist alles original erhalten oder wenn nicht, dann toll nachgebaut. Der Service ist sehr zuvorkommend, der Kaffee gut, der Orangensaft war tatsächlich frisch gepresst. Also insgesamt sehr positiv.

Meine Waschmaschine machte ganz schreckliche Geräusche und nachdem ich die fast jedes Jahr reparieren lassen musste, seit ich sie habe, durfte sie nun ausziehen. Ich war also im 9. Bezirk in "meinem" Elektrogeschäft, um eine neue Maschine zu kaufen. Auf den Schreck hinauf, was eine moderne Waschmaschine alles kann (mit dem ich zurecht kommen muss) und was sie kostet, war ich einen Kaffee trinken, um meine Seele wieder einigermaßen einzurenken. Ich war im Crème de la Crème und das war eine ausgezeichnete Entscheidung. Der Kaffee war richtig gut und der Service sehr nett.

 

 

Mit dem Turbohausmann war ich in unserem liebsten China-Restaurant, dem Red Bowl. Wie immer war das Essen super und wie meistens haben wir als Vorspeise hausgemachte Teigtascherl gegessen. Auf dem Foto sieht man eine Hauptspeise: Mapo Tofu. Das war sehr, sehr gut und extrem scharf. Wir essen gern sehr scharf, also war das schon gut so. Was wir ausprobiert haben, war als Beilage kein Reis, sondern "Brot". Das sind flauschig-flaumige Germknöderln ohne Fülle, die gedämpft werden. Schmeckt richtig gut und ist hiermit als Beilage von mir empfohlen.

 

Es war wieder ein Besuch in der Piazza Colombo fällig. Die Pizza Calabrese ist jedes Mal wieder eine Freude und sie ist wirklich gut scharf! Der Teig wie immer auf neapolitanische Art, nämlich weich. Der Service ist ebenfalls jedes Mal sehr zuvorkommend.



Es wäre ja ein Wunder, wenn ich länger als eine Woche beim Tichy vorbeigehen kann, ohne dass ich reinfalle. Der hat seit Mitte des Monats offen und ich gehe fast jeden Tag an der angestellten Menschenschlange, die seit dem ersten Tag dort steht, vorbei. Als einmal keine dort war, bin ich also reingefallen und hab das erste Eis der Saison gegessen. Es war auch dieses Mal wieder gut. Ein bissl sehr süß ist es schon, aber durchaus erfreulich.

In sehr lieber Begleitung war ich im Zimmerservice nahe dem Theater in der Josefstadt auf ein Spätstück. Nachdem es schon eher Richtung Nachmittag ging, habe ich das Beef Tatar gegessen und war entzückt! Das war ja nun einmal ein ganz anderes Beef Tatar, als ich das bisher kannte. Es war sehr dezent gewürztes Fleisch mit einem konfierten Eigelb, dazu in ein Wölkchen verwandelter Manchego und fein gehackter, eingelegter Jalapeno. Dazu wunderbar knuspriges Baguette. Alles zusammen ergab ein unglaublich tolles Zusammenspiel. Meine Begleiterin hat eines der wirklich gut klingenden Frühstücke gegessen und war ebenfalls ganz angetan. Auch der Kaffee hat ausgezeichnet geschmeckt. Dringende Empfehlung!



Gekauft

Tatsächlich ist die Zitrus-Saison in Kroatien schon zu Ende. Ich habe noch eine letzte Lieferung von mandarinet bekommen: Zitronen und Kumquats habe ich bestellt und allerbeste Ware erhalten. Da kommt tatsächlich ein Lieferwagen voll Zitrusfrüchten direkt aus Kroatien. Wenn es einen Parkplatz gibt, bringt der nette junge Mann die Früchte direkt an die Wohnungstür, sonst bis vors Haus. Die Meyer-Zitronen gibt es um diese Jahreszeit nicht mehr, aber diese namens Lisbon sind auch gut.

Wie immer ist das Gemüsekisterl von Iris Wallner mein kulinarisches Highlight bei den Einkäufen. Vor allem zieht da gerade der Frühling ein! Die ersten heimischen Frühlingszwiebel sind da und der erste Bärlauch - noch in einer Größe, dass ich ihn vertragen kann. Sonst ist noch Winter im Gemüsekisterl: Kohl, Lauch, Grünkohl, Fraktalegemüse (= Romanesco), Erdäpfel und der beste Zeller, den ich kenne, geben sich die Hand. Es waren tatsächlich noch ein paar Kiwi mit im Kisterl.

 

Ich hab's ja nicht so mit Alkohol, aber ab und zu ist mir das Wassertrinken dann doch zu langweilig. Bisher konnte man mich mit nichtalkoholischen Nachbauten von Alkohol meistens jagen. Dieser Gin-Nachbau von Gnista ist aber sehr gut. Er schmeckt schon nach Alkohol, aber insgesamt dann doch eine sehr, sehr feine Sache. Mit Tonic 3:1 gemischt geht das fast als Gin Tonic durch.

Es gibt aber was zu motschkern: Der Verschluss ist grottenschlecht. Der bricht beim ersten Aufschrauben und die Flasche ist dann nicht mehr dicht. 

 

 

Das ist ein italienisches Brot vom Kasses. Es ist ein sehr gut schmeckendes Mischbrot, dem die riesigen Poren wie in Italien zwar fehlen, das aber dennoch sehr, sehr gut ist. Und immer wichtig: Es hält sich etliche Tage.

 

Noch ein Gemüsekisterl musste sein in diesem Monat. Das ist ein Standardkisterl M vom Adamah. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich es auch deswegen bestellt habe, weil ich weiß, dass da immer Gemüse aus dem benachbarten Ausland dabei sind. Ich hab schon so Gusto auf genau das, was da drinnen war: Zucchini und Paradeiser. Aus den Zucchini und einigen Karotten würden Mücver, Türkische Zucchinipuffer mit vielen Kräutern drinnen, dazu der passende Joghurt-Karottensalat. Das war richtig wohltuend frisch nach diesem langen Winter. Der Paradeisersalat dazu war geschmacklich noch ein wenig mau, aber egal, dennoch fein.

 

Es gab in diesem Monat jedes Wochenende eine Pinze, daher bekommt ihr nun eine kleine Übersicht, was es in Wien so alles an Pinzen gibt. 

Diese kleine Pinze vom Ströck ist so, wie man die Pinzen in Wien meistens kaufen kann: Eher ein Kipferlteig, kein Anis-Aroma, insgesamt in Ordnung.

 

 

 

Von der Bäckerei Felber kommt diese Pinze: Die war eine Ausnahme, denn die war tatsächlich kusprig − die erste knusprige Pinze meines Lebens. Sonst kenne ich die als weich und anschmiegsam. Aber egal, denn sonst reiht sie sich ein in die anderen Wiener Pinzen, nämlich ohne Anis-Aroma und eher Kipferl-Qualitäten. Dennoch sehr okay.





Das Highlight war die Pinze vom Öfferl. Ganz fein im Geschmack, eine sehr schöne Krume, auch optisch die schönste Pinze. Auch nicht mit so viel Anis, wie ich das mag, aber egal, diese Pinze hat sonst rundherum gepasst.

 








Das ist die mittelgroße Pinze mit Rosinen vom Oberlaa. Sie wird in Plastik eingeschweißt verkauft, was ich ja eher unsympathisch finde, aber geschmeckt hat sie gut. Auch ohne Anis-Aroma, dafür mit Rosinen und halt einfach ein Briocheteig, aber ein guter.






 

Hier die etwas unförmige Pinze vom Spar beim Jonasreindl. Die haben dort eine eigene Backstube im Geschäft. Das Brot schaut sensationell aus, da muss ich beim nächsten Einkauf zuschlagen. 

Die Pinze hat gut geschmeckt. Eher so in Richtung Briochekipferl, also ohne Anis-Aroma, aber dennoch sehr gut.

 






Gekocht

Wenn ein Eiklar übrig ist, backe ich fast reflexartig Pavlova. Überhaupt jetzt, wo ich noch ein letztes Mal in dieser Saison Tarocco habe. Diese Kombination aus knusprigem Baiser, cremigem Obers und der Säure der Orangen ist ein Hammer! Jederzeit gern wieder.
St. Patricks Day ist im März und damit Zeit für das einzige irische Rezept, das ich am Blog habe: Colcannon ist ein Erdäpfelstampf mit Kohlgemüse. Wir essen das immer wieder gern und immer wieder mit den Kohlgemüsen, die gerade zur Hand sind. Ich hatte im Gemüsekisterl einen Wirsing, da habe ich aus den äußeren Blättern meine Krautrouladen gemacht, das Innere wurde zu diesem Gemüse verarbeitet. Drauf ruht Skrei, den es tatsächlich beim Merkur in St. Favoriten zu kaufen gab − so etwas muss ich immer ausnutzen, wenn mir das über den Weg rennt.

Der erste Bärlauch war nicht nur in meinem Gemüsekisterl, sondern auch im Wiener Wald zu finden. Ein Muss ist dann immer mein Bärlauchtopfen. Den kann man als Brotaufstrich verwenden oder zu Erdäpfeln oder als Dip zu in Stifteln geschnittenem Gemüse.

Bistdudeppert ich hab ein Faible für Bärlauch: 21 Rezepte mit Bärlauch! Und jedes Jahr seit vielen Jahren erkläre ich meinen LeserInnen, dass ich den immer schlechter vertrage ...

 

Es war wieder Zeit für die Knuspergarnelen auf Zeller vom Ottolenghi. Ich kann vor allem diese Panier allen nur wärmstens ans Herz legen. Die ist echt sehr super mit den ganzen aromatischen Sachen, die sich darin tummeln.



Mit Salsicce von der Francesca, die mit ihrem Wagen von Donnerstag bis Samstag nahe der U-Bahnstation Kettenbrückengasse steht, habe ich das Rezept Wurst/Trauben/Zwiebel aus der NYT nachgemacht. Bei Schlechtwetter und Faulheitsbedürfnis ist es DAS perfekte Rezept, denn das macht eigentlich alles das Backrohr. Ich hab nur schnelle Polenta dazu gemacht und fertig war ein perfektes Wohlfühlessen,







Gesehen

Ab 4.4. läuft der Film Altweibersommer in den Wiener Kinos. Ich hatte schon die Gelegenheit, ihn vorab zu sehen. Es ist ein entzückender österreichischer Wohlfühl-Film, bei dem Pia Hierzegger Regie führte und für den sie auch das Drehbuch schrieb. Die drei Frauen um die 50 werden gespielt von Pia Hierzegger, Ursula Strauss und Diana Amft.
In jungen Jahren hatten die drei gemeinsam eine WG gebildet, nun wollen sie gemeinsam Urlaub in einem abgewrackten Wohnwagen in Österreich machen. Es regnet ohne Pause, der einzige Nachbar auf dem Campingplatz ist sehr bizzarr und hat einen Nazi-Hund, der darauf trainiert ist, auf Nichtösterreicher loszugehen. Ein skurriler Zufall bringt die drei Freundinnen zum Lido in Venedig.
Der Film ist ein warmherziger Blick auf drei komplizierte Menschen, die trotz allem ein durchaus erfreuliches Leben führen − zum Glück sind ja alle anderen Menschen auch nicht viel anders. Die in die Jahre gekommene Freundschaft hält die turbulente Reise schlussendlich doch gut aus.



 

Kennt jemand das Palais Liechtenstein? Ich kannte bisher das Gartenpalais im 9. Bezirk, aber das Stadtpalais in der Bankgasse im 1. Bezirk noch nicht. Die Führerin fragte am Beginn der Führung, wer das Stadtpalais kennt und es war fast niemand dabei. Es wurde aber auch erst zu Beginn der 2000-er Jahre angefangen, das zu renovieren, was etliche Jahre gedauert hat. Nun ist es fertig und ein wahres Prachtstück des Barock. Der Luster, den ich da fotografiert habe, hat dezent 700 Lichter. Die meisten Böden im dem Palais stammen noch von Thonet. Bitte, diese Böden sind sowas von schön! Es wurde alles mit der Hilfe der allerbesten Handwerker in Wien restauriert. Es ist unglaublich, was Firmen wie Lobmeyr alles können! Mögen uns die weiter erhalten bleiben.

Und sonst so? Ich hab mir das Posting vor dem Veröffentlichen noch auf Tippfehler, die ich bei eigenen Texten sowieso nie sehe, angeschaut: Hier klingt mein Leben absolut unkompliziert, als ob ich nichts weiter zu tun hätte, als gut zu essen. Leider ist es im wirklichen Leben nicht so. Irgendwie lebe ich derzeit  in einem Film wie dem Altweibersommer, wo das Drama im Verborgenen liegt. Aber wie die fabelhafte Tania Blixen sagte: "Salzwasser heilt alles: Schweiß, Tränen oder Meer." Das Drama hat absichtlich nix auf dem Blog zu suchen, denn hier ist mein Wohlfühlplatz, in dem ich nur die in Salzwasser gekochten Nudeln serviere.

Ich hoffe, euch allen geht es gut? Schreibt mal was! Ich schick euch ein Zwickerbussi.