Nun durfte ein neues Kochbuch einziehen und ich war nicht sicher, ob ich nach dem neuen Ottolenghi-Buch überhaupt je wieder ein Kochbuch brauche. Umso größer war die Freude, als ich dann anfing, in diesem Buch zu blättern. Dieses Kochbuch hält, was viele andere versprechen: Es zeigt viele spannende vegetarische oder vegane Rezepte, die richtig, richtig gut schmecken.
Anna Jones ist Köchin und Kochbuchautorin. Sie war lange Zeit Mitglied im Team von Jamie Oliver, ist aber schon etliche Jahre selbständig und das ist ihr mittlerweile fünftes Kochbuch. Ich finde die Herangehensweise spannend: Sie hat sich zwölf Zutaten herausgepickt und daraus die entsprechenden Kapitel gemacht. Das erste Kapitel gehört den Zitronen, was ja schon sehr mein Ding ist, aber mit dem Kapitel über Kapern hat sie dann restlos mein Herz erobert.
Die Kapitel sind: Zitronen, Olivenöl, Senf, Essig, Tomaten, Kapern, Chili und Harissa, Tahini, Knoblauch, Zwiebeln, Miso und Erdnüsse.
Was man viel findet: Einschübe zum Thema "Warum". Es gibt Kapitel, warum man mehr pflanzliche Sachen kochen sollte, warum regionales Gemüse, warum man welche Kräuter und welche Gewürze verwendet und wie Geschmack ans Essen kommt.
Die 125 Rezepte sind großteils am ehesten der mediterranen Küche zuzuordnen. Die Rezepte sind einfach nachzukochen und gelingsicher. Also keine wie immer gearteten Stolpersteine und der Titel ist wirklich Programm.
Was ich immer brauche: Die Möglichkeit, mein Gemüsekistel zu verarbeiten. Und das geht mit diesem Kochbuch einfach: Es findet sich nach dem Rezeptregister ein sehr exakt gearbeitetes Zutatenregister, mit dem ich mich durch mein Gemüsekisterl gekocht habe.
Die Fotos haben eine lässige Eleganz. Das Lässige ist dann der benützte Löffel oder der Patzer am Teller. Das Essen ist immer dort, wo ich es gern sehe, nämlich auf dem Teller,
im Topf, am Blech − jedenfalls liegt es nicht in der Gegend verstreut. Die Fotos sind von einer weichen, hellen Weiblichkeit, wie ich es gern mag.
Die Rezepte sind teilweise sehr ungewöhnlich. Ich nehme mal als Beispiel
die Erdäpfel mit Essiggurkerl und scharfem Radicchiosalat: Sie kippt
tatsächlich zu Beginn des Garens und später noch einmal
Essiggurkerlwasser über die Erdäpfel! Dieses Rezept hab ich wirklich nur
nachgekocht, weil ich mir überhaupt nicht vorstellen konnte, wie das
schmeckt. Auch Radicchio mit Chili war bis dahin außerhalb meines Radars. Herausgekommen
ist ein Essen, von dem der beste Mann von allen auch Tage danach immer
noch schwärmt.
Und nun geht es ans Nachkochen!
Blumenkohl-Caponata
Es gibt Rezepte, die die Seele eines Gerichts einfangen und dennoch etwas Eigenständiges kreieren. Ein Beispiel vom Blog sind die Tagliatelle mit Garnelen-Bolo und hiermit kommt ein zweites Gericht dazu. Caponata ist für mich eine Meisterleistung an Ausgewogenheit: Süße Rosinen harmonieren mit salzigen Kapern und saisonalen Gemüsen. Und genau das hat Anna Jones auch hier geschafft.
Blumenkohl-Käse-Auflauf mit Knoblauch-Konfit
Nachdem in meinem Gemüsekisterl einmal rosaroter und einmal weißer Karfiol war, brauchte ich gleich zwei Gerichte damit. Irgendwie kann ich mich aus meiner Jugend erinnern, dass es damals Mode war, wenn schon vegetarisch, dann ersäuft man Gemüse in einer Käsesauce. Das passiert hier sicher nicht. Dem Karfiol wird seine Eigenständigkeit gelassen und Käse sowie Knoblauch unterstützen ihn darin.
Röstkartoffeln mit Käse, Cornichons und Radicchio mit Chili
Das ist das Rezept, von dem ich oben schon geschwärmt habe. Auch hier: Es wird kräftig gewürzt, aber dennoch schmecken der Radicchio nach Radicchio und die Erdäpfel nach Erdäpfel. Dieses Essen hinterlässt einen ganz sicher glücklich!
Focaccia mit Kapern und Fenchelsamen
Diese Frau Jones bringt mich sogar zum Brotbacken, was Seltenheitswert hat. Das ist kein Brot, das man einfach als Kohlenhydratlieferanten als Beilage ist, sondern das ist durch die vielen Aromen ein recht selbständiges Essen. Wir haben es zu einem schlichten Salat gegessen, aber auch zum Auftunken von Röstgemüse kann ich es mir gut vorstellen.
Emilys Sellerieschnitzel mit Zitrone
Sehr sympathisch finde ich, dass Rezepte anderer Leute in dem Buch vorkommen und die Urheber der Rezepte auch genannt werden. Die im Rezepttitel genannte Emily arbeitet mit der Autorin an den Kochbüchern und dieses Rezept ist echt ein Hit! Der gebackene Zeller wird mit Muhamarra und Blattsalaten serviert, Kräuter kommen sowohl an den Sellerie als auch den Salat, Zitrone findet man sowohl frisch als auch eingelegt in dem Essen. Es war echt gut!
Warmer Zitronenpudding mit Lorbeer
Das war unser Highlight, daher stelle ich das Rezept im nächsten Posting vor.
Wer noch mehr zum Buch wissen will, kann beim Verlag einen Blick ins Buch machen.
Was es nach dem Essen zu sagen gibt? Wenn man auch nur ein kleines Interesse daran hat, ein wenig gemüsiger zu essen, dann sollte man dieses Buch auf die Wunschliste fürs Christkind setzen. Die Rezepte sind wirklich alle sehr gut, leicht nachzumachen und auch mal was Neues. Vieles konnte ich mir nicht vorstellen, aber immer war ich nach dem Essen angenehm überrascht.
Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-442-39439-5
Erschienen: 25.9.2024
Umfang: 360 Seiten
Format: 18,7x24,4cm
Aufmachung:. Hardcover, Lesebändchen 145 Farbfotos
Danke an den Mosaik-Verlag, dass er mir ein Exemplar des Buches für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Wie immer kann man das Buch bei jeder Buchhandlung kaufen, bei Internet-Versendern oder man bestellt es direkt beim Verlag.
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