Donnerstag, 17. Oktober 2024

[Kochbuchbesprechung] Comfort von Yotam Ottolenghi


Wahrscheinlich haben viele Leute aufgeatmet: Endlich ist das neue Ottolenghi-Kochbuch da. Es ist wirklich für Kochbuch-Fans immer spannend, was da auf einen zukommen wird. Das Niveau der Ottolenghi-Kochbücher ist durchgehend hoch und man zittert immer ein bissi, ob diese hoch gelegte Latte auch dieses Mal erreicht werden wird. Und wenn ja, mit welchen Aromen? Um es kurz zu machen: Ja, das Buch ist wieder umwerfend gut. Natürlich werden wieder Aromen aus aller Welt kombiniert. Ich denke, es ist das Geheimnis von Ottolenghi, dass er die Aromen einfach immer wieder neu zusammenstoppelt, damit diese Geschmackstiefe erreicht werden kann.

Ottolenghi hat auch dieses Kochbuch gemeinsam mit einigen sehr fähigen Frauen gemacht: Helen Goh, die wie Ottolenghi als Konditorin angefangen hat und mit der er schon bei "Sweet" zusammengearbeitet hat, Verena Lochmuller ist Leiterin der Produktentwicklung bei der Ottolenghi Test Kitchen und Tara Wigley war bereits Co-Autorin bei "Simple" und "Falastin". 

Die Aufmachung von diesem gebundenen Buch ist sehr wertig mit Prägedruck am Deckblatt, außerdem wurden wieder zwei Lesebändchen mitgebunden. Wie man bei dem Foto links sehen kann, hätte noch eine große Packung Post It's mitgeliefert werden müssen ...

Die Gliederung der Rezepte sieht man ebenfalls auf dem Foto. Sie ist ungewöhnlich, aber auch das passt zu Ottolenghi. Generell sind die Rezepte relativ leicht nachzukochen. Wie bei Ottolenghis Büchern üblich, braucht man viele verschiedenen Zutaten, die nicht immer einfach im Supermarkt zu bekommen sind. Die Gerichte sind dann aber recht einfach nachzukochen. Sie sind teilweise zeitaufwändig, aber spezielle Küchentechniken braucht man nicht zu beherrschen.

Welchen Erdteilen die 100 Rezepte zugeordnet werden können, kann man nicht sagen. Es werden asiatische mit europäischen Aromen gemischt. Manchmal so wild durcheinander, dass ich einige Rezepte nur deswegen nachgekocht habe, weil mir jede Idee fehlte, wie das Endergebnis schlussendlich schmecken könnte.

Fotos sind viele zu finden in dem Buch. Es ist immer mindestens ein Foto zu jedem Gericht abgebildet, aber es können durchaus auch vier oder fünf sein, die die Entstehungsschritte zeigen. Das Foto links zeigt das Rezept "Zitronenreis mit Käsekugeln und Chilibutter".

Insgesamt sind sehr viel mehr vegetarische Rezepte zu finden als solche mit Fleisch oder Fisch. Was mir noch aufgefallen ist: Es wird nicht wie in den Otto-Anfängen literweise Olivenöl verwendet. Schon ausreichend, aber doch weniger.

Und nun zeige ich euch, was ich bis jetzt nachgekocht habe.


Geröstete Karotten mit Curryblatt-Dukah

Sorry für den ungewöhnlichen Anblick, aber in meinem Gemüsekisterl waren violette Karotten, die habe ich hier verwendet. 

Es werden zuerst die Dukkah-Zutaten im Rohr geröstet, danach kommen die Karotten bei 220 Grad Umluft für 30 min. rein. Serviert werden die Karotten dann lauwarm auf einem Joghurt-Bett. Die 13 Zutaten schmeckt man, denn das waren meine bisher vielfältigsten Röstkarotten!




Käse-Brot-Suppe mit Wirsing und Cavolo Nero

Das ist mehr ein Eintopf als eine Suppe und quasi eine Mischung aus Ribollita und Französischer Zwiebelsuppe. Also wirklich Comfort Food vom Allerfeinsten!

Weiße Riesenbohnen mit gerösteten Kirschtomaten

Wieder so ein Ofen-Selbstkoch-Essen − najaaa, nicht so ganz! Dieses Mal hab ich ein bissl geflucht beim Kochen, denn der Otto schmort Kirschparadeiser mit Bohnen im Rohr, nimmt aber nach einiger Zeit die Paradeiser raus und zieht ihnen die Haut ab. Diese Haut wird dann knusprig geröstet und kommt zum Servieren wieder auf das Gericht draus. Eine sehr nette Idee! Und da sind sie wieder, die vielen Arbeitsschritte, die ich so kenne vom Otto. Aber es schmeckt, daher sei ihm das verziehen.

Geschmorter Fenchel und Fisch mit Bohnen und N'duja-Butter

Ein Gedicht von einem One-Pot-Essen, das sich im Ofen quasi von allein macht. Fenchel wird mit diversem Knofeligen angeschwitzt und wird mit Bohnen und Aromaten im Rohr gedünstet, schlussendlich wird N'duja mit Gewürzen und Butter verrührt, kommt auf den Fisch und alles wird im Rohr fertig gegart.


 Hähnchen mit Stephs Gewürz

Das war mir ein sehr willkommenes Essen zur Erntezeit, weil ich ja immer viele Chilis auf Balkonien habe, die dann auch mal verarbeitet werden wollen. Hier fanden Jalapenos und Scotch Bonnet einen ausgezeichneten Verwendungszweck. Das Gewürz herzustellen braucht ein bissi, aber den Rest der Arbeit macht dann das Backrohr.

 

 

Knusprige Röstkartoffeln mit Rosmarin und Zaatar

Das waren nun wirklich sehr knusprige Erdäpfeln! Das Geheimnis ist Reismehl, das einen Mantel um die gekochten Erdäpfeln macht. Die so vorbereiteten Erdäpfeln dürfen dann fast eine Stunde ins Rohr und knuspern danach enorm.







Lachsfrikadellen mit Cheromula-Remoulade

Ein sehr feines Fischaroma hatten diese Fischlaberl. Nicht zu fischig, nicht zu erdäpfelig. Und sie sind sicher gut wandelbar. Am nächsten Tag schmecken sie kalt mit Baguette. 

Cheromula wird als Fertigprodukt verwendet, aber nachdem ich keine Ahnung habe, wo ich das in Wien bekommen könnte, habe ich ein Rezept im Netz gesucht und habe wieder eine schöne Aromenkomposition kennengelernt.



Fleischklößchen Stroganoff

Das ist das Rezept, von dem Ottolenghi empfiehlt, dass man es unbedingt nachmachen sollte. Und ich gebe ihm recht: Eine echt lässige Variante vom beliebten Boeuf Stroganoff ist das geworden. Quasi auch eine Sparvariante, die mit Faschiertem arbeitet und dennoch den Sinn dieses Gerichts voll mitbringt.

 

 



Pilzragù für jede Gelegenheit

Das war mein Lieblingsrezept aus dem Kochbuch, daher stelle ich das im nächsten Posting genauer vor.







Was es nach dem Essen zu sagen gibt: Kaufen! Das Buch ist wieder ein Geniestreich. Auch in meiner Kochbuchgruppe sind alle voll des Lobes. Da findet jede ihre Nische, in der sie sich am liebsten bewegt, und kochtechnisch ist alles einfach zu bewältigen.


Infos zum Buch
ISBN 978-3-8310-4984-4 
Erschienen im September 2024
Umfang: 320 Seiten 
Format: 206 x 280 mm 
Gebundenes Buch mit festem Einband (Mit Prägung, Spotlack und zwei Lesebändchen) 

Der Buchhändler am Eck freut sich sicher, wenn man das Buch bei ihm bestellt, sonst gibt es noch verschiedene Versender, wo man es kaufen kann, es geht aber auch direkt beim Verlag.

Der DK-Verlag hat mir dieses Exemplar als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, wofür ich mich herzlich bedanke. 


2 Kommentare :

  1. Mein Gott!
    Wer kann schon von Geniestreich sprechen wollen??
    Im Großen und Ganzen wiederholen sich die Rezepte - abgewandelt etwas, aber ansonsten alles schon mal von Anderen gelesen, gekocht und der ganze Ottolenghi hipe als übertrieben empfunden.
    Im wahrsten Sinne des Wortes: "Und alle kochen sie nur mit Wasser"

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    1. Also ich kenne keinen anderen Kochbuchautor, der so mutig alle möglichen Aromen aus aller Welt kombiniert. Aber bleib du bei deinem Wasser und lass es dir schmecken.

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