Es kommt ja nun die kalte Jahreszeit, daher freu ich mich, dieses als erstes Wintergericht auf dem Blog posten zu können. Es stammt aus dem Buch Afghanische Küche und hat uns sehr gut geschmeckt. Generell finde ich die Art, wie Hülsenfrüchte in afghanischen Rezepten verwendet werden, super, weil es kommen immer nur wenige rein. Das packt auch eine empfindliche Verdauung problemlos. Was mir ebenfalls sehr entgegenkommt: Es wird wenig Fleisch verwendet.
Was es zu sagen gibt: Österreichischer Topfen ist gegenüber deutschem Quark sehr fest. Ich habe mir daher erlaubt, 50 % recht flüssiges Joghurt und 50 % Topfen statt dem Quark zu verwenden, was sehr gut geklappt hat.
Die Kombination Reis + Milchprodukte kenne ich nur von afghanischen und persischen Rezepten und kann sie nur wärmstens empfehlen.
Für 4 Personen 400 g Lammfleisch 100 g Zwiebeln 1,6 l Wasser 3 TL Salz 400 g Rundkornreis 200 g Kichererbsen 60 ml Öl 1 TL Cayennepfeffer
Für die Orangenschale 2 Bio-Orangen 1 l Wasser 2 TL Salz
Für die Sauce 250 g Quark (hier: 125 g flüssiges Joghurt + 125 g Topfen 20 %) 1 TL Salz 1 Zitrone, den Saft 40 ml Wasser 2 Knoblauchzehen
Das Fleisch in Stücke schneiden und in einen Topf geben. Zwiebel schälen und würfeln, 700 ml Wasser und 2 TL Salz dazugeben. Alles zum Kochen bringen und ca. 40 min. kochen, bis das Fleisch zart ist. Das Fleisch aus der Garflüssigkeit nehmen und zur Seite stellen.
Währenddessen die Orangenschale blanchieren, um die Bitterstoffe zu
entfernen: Orangen waschen, Schale jeweils in Viertel schneiden und
abziehen. Die weiße Unterhaut entfernen und die Schalenstücke in feine
Streifen schneiden. 500 ml Wasser zum Kochen bringen, 1 TL Salz
dazugeben, Schalenstreifen hineingeben. 10 min. blanchieren. Das Wasser
weggießen und den Vorgang wiederholen. Blanchierte Schalenstreifen zur
Seite stellen.
Für die Sauce Quark (hier Topfen und Joghurt) mit Zitronensaft und Wasser glatt rühren. Knoblauch dazupressen. Gut durchrühren.
Im Topf vom Fleisch sollten noch 100 ml Flüssigkeit sein. Mit 900 ml Wasser auf 1 l auffüllen, 1 TL Salz dazugeben und zum Kochen bringen. Reis waschen, abtropfen lassen, in den Topf geben und bei mittlerer Hitze 15-20 min. garen, bis der Reis das Wasser aufgenommen hat.
Kichererbsen in einem Sieb abtropfen lassen. Ein paar Kichererbsen und Orangenschalen für die Deko zur Seite stellen. Restliche Kichererbsen und Orangenschalen zum Reis geben, ebenso das Fleisch und die Sauce. Alles mit Cayennepfeffer würzen und vorsichtig durchrühren. Ein Hangerl (Deutsche nehmen ein Geschirrtuch) zu einer Wurst drehen und auf den Rand des Topfes legen. Deckel draufsetzen und das Gericht weitere 30 min. auf schwacher Hitze dämpfen.
Das Gericht in einer Schale aufhäufen, mit Kichererbsen und Orangenschale bestreuen.
Dass ich so ein Ding mit der afghanischen Küche habe, wisst ihr ja. Daher hab ich mich sehr gefreut, als ich dieses neue Kochbuch gesehen habe. Die Autorin Sarghuna Sultanie ist gelernte Chemikerin, kam 1980 nach Deutschland und hat nun mit 80 Jahren dieses Kochbuch geschrieben. Hier ist ein netter Artikel über sie. Ihre Geschichte ist tragisch, sie musste wie so viele ihrer Landsleute aus der Heimat fliehen. Nun hat sie die Gerichte, die sie seit vielen Jahren nachkocht, auch aufgeschrieben.
Man hat ja leicht einmal das derzeitige Afghanistan vor Augen, in dem dunkle Mächte ihr Unwesen treiben, aber in meiner Kindheit war das ein reiches Land im Aufbruch. Die Autorin schreibt auch, dass sie sich an die pulsierende Musikszene erinnern kann und selber in Stiefeln und Miniröcken gegangen ist. Sie selber kam nach Studienabschluss mit einem Stipendium nach Bonn, danach hatte sie eine führende Position in Afghanistan in einem deutschen Chemiekonzern, bis sie Hals über Kopf mit ihrer Familie aus dem Land flüchten musste.
Das Buch ist echt schön gemacht! Das Layout ist unkompliziert und klar. Der Prägedruck auf dem Cover zeigt die
Wertigkeit, der bunte Einband und die vielen privaten Fotos der Autorin
nehmen einen mit in ein Land der Farben und Aromen. Man darf ja nie vergessen, dass Afghanistan sehr nah an Indien, dem Land der Gewürze, liegt, und über lange Zeit die Routen der Gewürzhändler durchgegangen sind, somit auch viele Farben in der Küche in diesem Land heimisch sind. Die Kochfotos hat die Tochter der Autorin gemacht, die sind durchwegs schön und zeigen Wertschätzung.
Inhaltlich sind die 80 Rezepte in die Kapitel "Getränke, Brot und Chutneys", "Salate, Suppen und kleine Gerichte", "Fleisch- und Gemüsegerichte", "Reisgerichte" sowie "Süßes und Gebäck" gegliedert. Es finden sich 80 Rezepte im Buch, die jeweils in Zutatenregister und eine Kochanweisung gegliedert sind. Außerdem finden sich zusätzliche Tipps bei etlichen Rezepten.
Zur Machbarkeit der Rezepte hier ein ganz großes Lob an die Autorin: Der Beruf der Kochbuchautorin ist offensichtlich ein ganz großer Vorteil. Ich habe Chemiker oft als sehr pingelig kennengelernt und das zeigt sich auch hier. Die Anweisungen sind ganz klar, auch die Zutatenliste ist sehr exakt. Und das ist gerade bei einer Küche, in der man nicht so zuhause ist, enorm wichtig. Da steht ganz selbstverständlich dabei, dass die Kardamomkapseln leicht angestoßen sein müssen oder wie schwer eine kleine Chili sein soll. Damit ist das Buch wirklich auch für Anfänger sehr gut geeignet.
Auch der Umgang mit den ganzen Aromen ist eine Freude: Es wird in eigenen Einschüben gut erklärt, wie sich indische, iranische und afghanische Küche unterscheiden. Das auseinanderzukennen ist auch für Leute wie mich nie ganz einfach, weil ja dieselben Gewürze verwendet werden. Aber durch die exakten Angaben und die Beschreibungen habe ich mir sehr leicht damit getan, die Seele der afghanischen Küche besser zu durchschauen.
Was in diesem Buch nicht der Fall ist: In Afghanistan sagt man, dass die Lippen der Gäste glänzen müssen, wenn sie vom Tisch aufstehen. Sprich: Es wird jede Menge Fett verwendet. Es wird natürlich auf diese Eigenheit der Küche Rücksicht genommen und 100 ml Öl in einem Rezept gibt es auch, aber die meisten Rezepte sind dann doch eher westlich gehalten, was die Menge an Fett angeht, was ich dann auch nicht so falsch finde.
Sehr fein ist, dass es Rezepte sind, die zeigen, da wird für große Familien gekocht. Es sind viele Gerichte, die man einfach in einer großen Schüssel oder auf einer Platte in die Mitte des Tisches stellen kann und alle bedienen sich. Das kommt meinem Kochstil sehr entgegen, denn genau das mache ich, wenn wir viele Gäste haben.
Und nun geht es ans Nachkochen.
First Things First: Reis ist DAS Lebensmittel in der afghanischen Küche. Und damit wird in dem Buch der Zubereitung von den verschiedenen Reissorten sehr viel Wert gelegt. Was ich erstmals in einem afghanischen Kochbuch gesehen habe: Es werden auch etliche Gerichte mit Rundkornreis gekocht.
Auf dem Foto zu sehen ist Tschalau, das ist die klassische Beilage zu den meisten afghanischen Gerichten bzw. sogar deren Hauptzutat. Entsprechend viel Wert wird auf die Zubereitung gelegt.
Boranie Kaddu ist ein ganz klassisches Kürbisgericht, das es in einer anderen Variante auch schon hier am Blog gibt. Hier ist es ein vegetarisches Hauptgericht, das einfach mit Fladenbrot serviert wird. Es ist einfach zu kochen und schmeckt!
Feines Lammragout nach Kaschmirart hat uns sehr gut geschmeckt. Besonders die durch Joghurt und Zitrone bedingte Säure in dem Gericht macht sich hervorragend! Irgendwie hat es mich an das österreichische Kalbsrahmgulasch erinnert, das ja auch mit Zitrone abgeschmeckt wird, aber dann ist es doch wieder ganz anders, weil Minze und viele Gewürze des Ostens mitspielen.
Aschak sind afghanische Teigtaschen, die hier mit Lauch gefüllt sind. Serviert werden sie mit einer Topfen- und einer Fleischsauce. Ich gestehe, dass ich die sehr viel lieber koche als Mantu, das sind auch afghanische Teitaschen, denn sie sind deutlich größer und damit nicht so eine Spielerei beim Füllen und Falten. War ein sehr gutes Essen.
Mastawawar mein Highlight und das werde ich im nächsten Posting vorstellen.
Was es nach dem Essen zu sagen gibt? Dass Afghanistan ein Land ist, das in Europa ganz sicher seine kulinarischen Spuren hinterlassen wird, ist mir schon länger klar. Das Kochbuch hat mich darin wieder bestärkt. Es ist ein sehr exakt gearbeitetes Buch, was das Arbeiten sehr einfach macht. Es sind keine speziellen Kochtechniken nötig und die Besorgung der Zutaten ist auch simpel. Durch die vielen Erzählungen der Autorin und die privaten Fotos lernt man die Seele der afghanischen Küche gut kennen. Ganz klare Empfehlung!
Fakten zum Buch ISBN 978-3-8310-4634-8 Erscheinungsdatum: März 2023 Umfang: 224 Seiten Format: 200 x 254 mm Aufmachung: fester Einband (Mit Kupferfolie und strukturiertem Einband) Über 150 farbige Fotos
Wie immer: Man kann das Buch in der Buchhandlung ums Eck bestellen, solange es die noch gibt, oder direkt beim Verlag.
Danke an den DK Verlag, dass er mir das Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Die Links sind alle keine Affilate- oder sonstige Werbelinks.
Es gibt Rezepte, die bleiben ein Leben. Sie geraten vielleicht mal in Vergessenheit, aber nachdem sie quasi Kindheit sind, wird man sie nie mehr los. Dieses hier ist aber nicht so lästig wie ein Ohrwurm, den man erst jemand anderem anhängen muss, damit man ihn los wird, sondern es ist ein sehr einfaches und ganz schlichtes Essen, das schnell zubereitet ist und normalerweise allen schmeckt. Die einzige Voraussetzung: Man muss trockenes Essen mögen. Sonst vielleicht einen Sauerrahmdip (Sauerrahm, Salz, Schnittlauch verrühren, fertig) dazu servieren.
Dazu passen sehr gut Blattsalate. Also eigentlich halte ich die bei diesem Essen für unverzichtbar.
Für 2 verfressene (wie wir) oder 3 normale Menschen
250 g Hörnchen 250 g gemischtes Faschiertes
(Deutsche nehmen Hackfleisch halb und halb) 1 Zwiebel, gewürfelt 1 EL Öl 2 Zehen Knoblauch, fein gehackt 1 TL edelsüßes Paprikapulver etwas Kümmel ganz, aber gehackt Salz Pfeffer frischer Majoran, gehackt Petersilie, gehackt
Nudelwasser zustellen. Während das Wasser heiß wird und die Hörnchen kochen, kann man den Rest zubereiten.
Öl erhitzen, zuerst die gewürfelte Zwiebel und den Knoblauch anrösten, dann das Faschierte mitbraten, bis es gut braun und bröselig ist. Mit Salz, Pfeffer, gehacktem Kümmel und süßem Paprikapulver würzen. Hörnchen tropfnass unterrühren. Alles mit den Kräutern bestreuen und servieren.
Turbohausfrauentipp: Sollte man nur faschiertes Rindfleisch zur Hand haben, dann empfehle ich, dass man ordentlich fetten Bauchspeck anröstet, die Knusperwürferl herausheben und auf Küchenrolle abtropfen lassen. Zwiebel dann im ausgelassenen Speck statt Öl anrösten. Die Speckwürferl am Ende über das Gericht drüberstreuen. Das hat den Vorteil, dass man auch noch a bissi Knusper in dieses Gericht bringt.
Wir feiern gerade Erntedankfest quasi. Die Chili-Ernte ist wegen des extrem heißen Sommers üppig ausgefallen. Wie immer hab ich jede Menge Chilis getrocknet, denn die halten sich gut und man kann sie immer gebrauchen − zum Beispiel für dieses Lieblingsrezept von mir: General Tsos Tofu Oder einfach in einer Gewürzmühle sind sie auch super. Oder Hot Sauces. Die halten auch gut und ich mache immer wieder verschiedene. Dieses Jahr habe ich diese Habanero Hot Sauce von Petra nachgemacht.
10 Frische Habanero-Chilis; entkernt, gehackt 225 Gramm Möhren; in Scheibchen 1 Zwiebel (115 g); in Streifen 350 ml Weißweinessig 60 ml Zitronensaft; frisch gepresst 5 Knoblauchzehen; gehackt 2 Teel. Salz
Alle Zutaten vorbereiten, dann in einen Topf geben und zum Köcheln bringen. 15-20 min. köcheln, bis alles weich ist. Mit dem Pürierstab fein mixen.
Dann kommt die Flotte Lotte zum Einsatz, denn die kann etwas, was der Mixstab nicht kann: Sie macht alles samtig und cremig. Das ist auch der Grund, warum ich sie gern für Marillenmarmelade einsetze, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls dreht man die Chilimischung durch die feine Scheibe der Flotten Lotte. Püree wieder zurück in den Topf geben, noch einmal gut durchkochen, in geeignete Gläschen oder Fläschchen füllen. Bei mir war es eher ein Püree, daher habe ich sie in Gläschen gefüllt, in die man gut mit dem Löffel reinfahren kann.
Petra schreibt: Die Sauce hält sich in der geschlossenen Flasche bis zu einem Jahr, geöffnet im Kühlschrank bis zu 6 Monaten. Einsetzbar direkt als Würzsauce oder für eine mildere Variante gemischt mit Joghurt oder Créme fraîche.
Wir finden die Sauce gut, weil sie ausnahmsweise mal keine Paprika oder Paradeiser beinhaltet. Schmeckt schön fruchtig, man merkt die Karotten und sie ist saumäßig scharf!
Das war Essen für Mutige: Wir hatten dieses Jahr echt scharfe Pimentos del Padron und dann noch zum Nachwürzen diese Habanero-Sauce. Hui! Das konnte schon was!
Auch im September war ich einmal mit Freundinnen frühstücken: Beim Kaas am Markt gibt es nur feine Sachen, daher ist auch das Frühstück toll. Sehr schade finde ich, dass man am Samstag dort nicht reservieren kann. Es geht jetzt bei diesen Spätsommertemperaturen eh, weil da gibt es im Freien einen Schanigarten, aber sonst schauts eher schlecht aus mit den freien Sitzplätzen. Aber nichtsdestotrotz war das weiche Ei perfekt, die Schnittlauchsemmel auch, der Striezel ebenso. Der Kaffee natürlich genau so.
In einer Freundesrunde waren wir nach einem Rundgang durchs MAK (Ausstellung Lobmeyr ist sehr sehenswert) beim Birner. Der Birner ist ein ganz typisches Wiener Wirtshaus mit dem erfreulichen Zusatz, dass es direkt an der Alten Donau liegt und man mit Glück auch einen Tisch direkt am Wasser ergattern kann. Man geht nicht hin, um gebeizten Bio-Saibling mit einem Salatbouquet zu essen, sondern da gibt es günstiges Wiener Essen, das schmeckt. Die Tische sind groß und man kann sich gut ausbreiten, die Getränke auch okay, die Atmosphäre ist nett rustikal und der Schmäh mit den Kellnern rennt. Insgesamt zum Immer-Wieder-Hingehen und das machen wir auch einmal im Sommer gern.
Mit meiner Kinofreundin erkunde ich nicht nur die Film-Landschaft, sondern auch die Kaffeehäuser rund um das jeweilige Kino. Dieses Mal waren wir im L'Amour du Pain. Wie immer hervorragender Café au lait und exzellente Gutsis. Bei mir war es die immer wieder gern gegessene Tarte au citron, bei meiner Freundin ein Plunderteilchen mit Apfel- und Zimtfüllung. Es war wieder einmal eine Freude.
Der beste Mann von allen und ich gehen immer wieder mal gern nur zu
zweit einen Abend weg. Beziehungsarbeit nennt man das wohl. Dieses Mal war
zwingend der alljährliche Praterbesuch im Spätsommer dran. Das heißt,
Stelze essen in der Luftburg, dann durch den Prater schlendern, mit der Wilden Maus
und dem Riesenrad fahren. Die Stelze war wie immer sehr gut und
natürlich irre fett − so, wie Stelze sein muss. In der Luftburg gibt es
nur Surstelzen. Das Schwartel war sowas von gut! Es
ist schon erstaunlich, mit welcher gleichbleibenden Qualität so etwas
gemacht wird. Wir gehen so gern dort hin, weil die gesamte Speise- und
Getränkekarte 100 % bio ist.
Ein Termin in der Landstraße erforderte anschließend zwingend einen Kaffee beim Joseph. Dort gibt es seit diesem Sommer einen Schanigarten und die großen Glasfronten am Haus können weggekkappt werden, sodass die vordersten Reihen nun auch quasi im Freien sind. Alles sehr erfreulich! Vor allem aber der wirklich gute Kaffee.
Ein Familienausflug führte mich auf den Cobenzl ins Rondell. Es war wirklich das beste Schnitzel, das ich seit langem gegessen habe. Dünnes Fleisch, aber nicht papierdünn, ebensolche Panier, trotzdem alles sehr saftig. Dazu ein Erdäpfelsalat, der genau so war, wie ich ihn gern mag: schön cremige Soße, dennoch definierte Erdäpfelstückerl. Hach! In Zukunft werden alle Schnitzeln an dem hier gemessen.
Leider ist die Akustik in dem Rondell eine Katastrophe. Es ist so laut, dass man das eigene Wort nicht versteht.
Noch einmal Kaffee: Dieses Mal war ich endlich selber im Meinklang und konnte nicht anders, als dort einen Kaffee trinken und etwas kleines Süßes dazu essen. Beides top! Das Espresso-Schälchen war herzallerliebst, allerdings ausgehaut. Nichtsdestotrotz war der Espresso unglaublich gut. Das Pasteis des Nata war auch ein Wahnsinn. Zwar ohne gewünschte dunkle Flecken auf der Oberseite, aber der Teig enorm knusprig, die Fülle perfekt in Süße und Aroma. Preis für beides war fünfeuroirgendwas, also echt zum Aushalten.
Ein letztes Mal in diesem Sommer war ich mit dem Turbohausmann beim Tichy. Jetzt ist ein halbes Jahr Tichy-freie Zeit. Wir haben natürlich eine Lade im Tiefkühler voll mit Vanilleeis, Eismarillenknödel und Himbeereisknödel. Ich habe gelesen, man würde angeblich die Eismarillenknödel auch beim Meinl am Graben bekommen, was uns aus dem Gröbsten rausreißen würde, aber was weiß man − da gehen wir lieber auf Nummer sicher.
Noch so eine Gegend, die mich in den Ruin treiben würde, ist das Grätzl um das Theater in der Josefstadt. Ich hatte wieder einmal dort zu tun und das heißt fast zwangsläufig, dass ich bei Jumi auf ein Raclettesemmerl reinfalle. Dieses Mal Raclette mit rosa Pfeffer und dazu Perlzwieberl. Herrschaftszeiten war das gut!
Noch einmal die Gegend ums Theater in der Josefstadt: Das Viola gehört ebenfalls zu den Pflichtbesuchen. Hier habe ich eine Neuinterpretation des Punschkrapferls gegessen. Schaut zwar ungefähr so aus wie eine klassische Punschschnitte, schmeckt aber nicht punschig, hat keine feste Glasur und hat ein sehr gutes Aroma.
Kaffee wie immer sehr gut und mit Liebe gemacht!
Gekauft
Jetzt war ich schon wieder beim Sussitz! Das ist aber auch ein Vergnügen, dort einzukaufen. Eigentlich hätte ich das georgische Gewürz Khmeli suneli gesucht und dachte, wenn ich schon in der Gegend bin, frag ich (haben sie nicht), aber es ist eine Freude, mit den Verkäufer:innen zu fachsimpeln. Die alkoholfreien Getränke sind sowieso immer super dort und günstiger als bei Wein & Co.
Der Pedacola-Sirup ist etwas, was hier immer wieder einziehen darf. Der Trick an diesem Sirup: Das Getränk damit muss wirklich sehr kalt sein. Also in unserem Fall kaltes Sprudelwasser aus dem Siphon und Eiswürfel. Und noch kalt trinken.
Ja, Karmelitermarkt ... Ich gestehe, ein bissi bin ich froh, dort nicht direkt zu wohnen, denn dieser Markt tät mich arm machen! Lauter so tolle Sachen! Vom Brot über wilde Heidelbeeren bis zu Blumen ist dort alles perfekt. Auch der Marktkaffee beim Kaas am Markt ist super. Und immer, wenn ich dort bin, kaufe ich mir das Kittseer Holzofenbrot vom Ströck Feierabend. Und zwar immer ein ganzes. Das sind riesige Trümmer, aber ich plane das so ein, dass wir an solchen Wochenenden etwas essen, wo sich Brot als Beilage gut macht, damit geht da schon was weiter.
Wieder gab es ein schönes Gemüsekistl von Iris Wallner. Daraus wurde mit meiner eigenen letzten Gurke dieser Melonen-Gurken-Bohnensalat, wie immer gut war mein Letscho, das Ixta Befrage-Kürbis-Salbei-Nudelgratin war super, aus dem Mangold habe ich Ottolenghis Kichererbsen mit Tamarinde gezaubert, Karotten und Asia-Salate wurden einfach rührgebraten zu den Gyoza und Kara-age aus meiner letzten Buchbesprechung, mit dem Lauch habe ich Gorgonzola-Spaghetti gemacht, außerdem ging sich mit den Paradeisern zum gefühlt millionsten Mal in diesem Sommer noch ein Tussi-Teller aus.
Hatten wir diese Schätze schon? Das sind Wachauer Laberl − das Original vom Erfinder, der Bäckerei Schmidl in der Wachau, erkennt man an dem S auf der Rückseite. Im Gegensatz zu den meisten anderen Wachauer Laberl hat dieses Roggen-Weizen-Mischgebäck keinen Kümmel drinnen. Die Bezeichnung ist seit ein paar Jahren geschützt und man bekommt das Original Wachauer Laberl immer noch bei vielen Wiener Heurigen. Kaufen kann man das in Wien-Favoriten am Viktor Adler-Markt beim Radatz.
Einmal noch Meinklang: Ich war eigentlich dort, um einmal herumzuschauen. Der Hauptteil ist Lokal, der Laden hat wenig handverlesene Gemüse und Obst, wenig Käse und Milchprodukte, ebenso handverlesen das Fleisch. Wer es nicht weiß: Meinklang ist Österreichs größter Demeter-Hof, der teilweise in Ungarn liegt. Nachdem es auch der größte Biowein-Produzent ist, gibt es einen Weinkeller unter den Räumlichkeiten vom Lokal. Käse und Milchprodukte sind großteils von Kaslaben, was für sehr viel Qualität spricht. Auch das andere Brot und Gebäck schaut unglaublich gut aus. Qualität der Semmeln: top! Keine aufgeplusterten Riesentrümmer, sondern kompaktes Gebäck, wie es sein soll. Und die haben geduftet bitte!
Gekocht
Es gab tatsächlich noch Waldheidelbeeren Anfang September. Das ist selten und schreit nach Schwarzbeernocken. Wie immer mit einem Klecks Sauerrahm und einem Glas Milch serviert.
Einen der wenigen kühlen Tage im September habe ich genützt, um mit den schönen Fisolen, die es derzeit auf den Wiener Märkten gibt, ein Fisolengulasch zu machen. Wie immer war es ein Vergnügen.
Was eine sehr große Freude des Herbstes ist: Zwetschkenfleck! Und Dank des Erdäfelgermteigs ist der Kuchen nicht nur am ersten Tag eine Freude, sondern geht insgesamt 2-3 Tage. Danach ist bei uns einfach nix mehr davon da, also kann ich nicht sagen, ob der noch länger essbar wäre. Aber definitiv besser haltbar als normaler Germteig.
Übrigens muss ich Abbitte leisten: Ich hab ja immer so laut geschrien, dass Pflaumen nix sind, ich will bitte nur Hauszwetschken. Mittlerweile gibt es aber Pflaumen-Züchtungen, die gut schmecken. Wenn man am Markt einkauft, dann kann man nach Nachfrage in der Regel eine Zwetschke/Pflaume kosten.
Und wenn mal gar keine Zeit ist, brauch ich trotzdem etwas zu essen! Eines der vielen Gerichte, die ich dann reglmäßig mache, sind meine Gorgonzola-Lauch-Spaghetti. Der Lauch gibt diesem Gericht zusätzlich eine frische Note und wenn ich mich sehr bemühe, schaffe ich es ab und zu, das als gesundes Essen durchgehen zu lassen ...
Der September ist echt ein Monat, in dem man aus dem Vollen schöpfen kann. Die Märkte quellen über vor Köstlichkeiten und auch in der Natur finden sich viele Schätze. Dieses Mal habe ich bei einer morgendlichen Walkingrunde eine so schön tragende Hollerstaude entdeckt und mich einmal durchgepflückt. Okay, das Walken mit den Holundertrauben in der Hand geht dann zugegebenermaßen nicht mehr gut, aber das war es wert! Mit einer Hand voll Zwetschken, die noch vom Zwetschkenfleck übrig waren und eigentlich für Zwetschkenknödel gedacht waren, der nach einer Woche endlich reifen Birne aus meinem Gemüsekistel und einem kleinen Apferl wurde daraus ein köstliches Hollerkoch.
Ein Tag, an dem das Essen schnell gehen musste, ist oft ein Salat-Tag. Ich hatte schon mein Feigenblattöl gemacht, das schreit immer nach dem Sexiest Salad von Jamie Oliver. Leider hab ich die Zutaten einfach im Supermarkt gekauft und es war ein Jammer: Feigen wunderschön, doch so trocken wie Stroh, Rohschinken ohne Aroma und geschmackbefreite Burrata. Bloß der Rucola war in Ordnung. Echt schade um den − wenn auch geringen − Arbeitsaufwand und das Geld, das ich dafür ausgegeben habe. Zum Glück passiert mir nicht oft so ein Reinfall!
Gesehen
Das Projekt Ballhausplatz ist ein Film von Helmut Langbein. Es ist eine Doku, die den von langer Hand geplanten Aufstieg von Sebastian Kurz zeigt. Obwohl man viel davon irgendwie schon kennt, war ich ziemlich erschüttert über das, was ich gesehen habe, weil es so unglaublich ist, wie schnell man Details vergisst, und die werden einem in diesem Film halt wieder vor Augen geführt. Von den Fahrten im Geilomobil über den Kauf von Medien bis zu den Schredderaktionen gegen Ende der Kurz-Ära wird Archivmaterial und Interviews Betroffener und Medienleuten gezeigt. Im Nachhinein dachte ich, dass eigentlich zu wenig Kurz-Freunde zu Wort gekommen sind, aber Tatsache ist, dass kurzfristig ein Kurz-Jubelfilm gemacht wurde und alle Interview-Anfragen von Kurz und seinen Leute für das Projekt Ballhausplatz abgelehnt worden waren. Nun ja ...
Ob man den Film sehen muss? Mir hat der sehr gut getan als Wiederauffrischung meines Gedächtnisses, weil "niemals vergessen" nehme ich mir zwar sehr oft vor, aber leider vergesse ich viel zu schnell unangenehme Dinge. Ich bin mit einer Freundin im Film gewesen und wir sind am Ende ziemlich sprachlos gewesen, weil uns alles sehr nahe gegangen ist.
Den Film spielt es seit 21.9. in vielen österreichischen Kinos.
Da isser, der Herbst. Und schön isser. Auf dem Foto oben waren der Turbohausmann und ich in der Libelle auf dem MQ, nachdem wir mit Schrecken festgestellt hatten, dass wir diesen Sommer kaum noch in Rooftop Bars gewesen sind. Dort oben ist es aber auch besonders schön! Ein Blick in den obigen Wiki-Link lohnt sich, weil da steht, mit wie viel Sorgfalt die Installation geplant worden ist. Und das merkt man dann halt schon, wenn man hingeht. Was ich sehr fein finde: Die Hälfte der Dachfläche ist konsumfreie Zone. Und wie man sieht, sind da auch genug Leute oben, die einfach nur den Sonnenuntergang und den schönen Blick auf Wien genießen möchten. Für müde Touristen-Beine gibt es die Möglichkeit, dass man sich an der Brüstung oder auf die Pflanzgefäße lümmelt. Viel bequemer ist es in der Bar auch nicht − außer man ist jung, dann sitzt man auch auf Hockern ohne Lehne gut. Aber gut, das ist eine andere Geschichte.
Wo war ich? Ja, Herbst. Schon Anfang September sind die ersten Newsletter eingetrudelt, die mir alle Pumpkin Spiced Latte anbieten wollen. Bitte behaltet euch den! Hier wird weiter eine Pumpkin Spice-freie Zone bleiben. Man kann über viel Kulinarisches reden im Herbst: Was die feinste Apfelsorte ist, ob Hauszwetschken besser sind als Pflaumen, wie man Kukuruz am besten zubereitet − aber bitte nicht über Pumpkin Spiced Latte. Der Herbst kann nämlich viel Erfreulicheres bieten.
Beim Durchschauen des Postings habe ich gesehen, dass ich dieses Monat
tatsächlich die Wiener Dreifaltigkeit des Herzinfarkts absolviert habe:
Schweinsbraten, Stelze, Wiener Schnitzel. Soll keiner sagen, ich tu nix
für meine Figur ... Gut, ich bin die meiste Zeit im Oktober eh in Ägypten,
da gibt es alle diese Sachen eh nicht und das Essen wird insgesamt
durchwachsen sein, also verzeihe ich mir ganz schnell mal.
Euch gehts allen hoffentlich gut? Bei mir ist alles im grünen Bereich. Der September war echt schön! Die Balkonien-Ernte ist eingebracht und die Herbstsaat gesät, ich hatte viele tolle Kulturerlebnisse und Freundeserlebnisse und auch nette familiäre − Letzteres ist keinesfalls immer so, daher fand ich es besonders schön. Alle rundumadum sind gesund, was wohl das Wichtigste ist. Ihr hoffentlich auch? Sagts was!