Die Kochbuchautorin Maori Murota ist gebürtige Japanerin, ging mit 17 Jahren nach New York, schlussendlich ging sie nach Paris, wo sie heute als Event-Caterer und Privatköchin arbeitet. In diesem Buch stellt sie ihre Alltagsrezepte vor, die nicht ganz strikt japanisch sind, sondern sie müssen einfach zu machen sein und schmecken. Dafür werden durchaus Zutaten verwendet, die nicht japanisch sind: Vietnamesische Fischsauce, koreanische Chilipaste, Olivenöl oder Käse finden Eingang in die Rezepte. Das sind aber nur punktuelle Abweichungen, denn den Aspekten, die in der japanischen Küche sehr wichtig sind, wird auch im vorliegenden Buch entsprechend Aufmerksamkeit gewidmet: Tee ist zum Beispiel ein großes Kapitel, dem Reis wird viel Raum gegeben und es wird sogar Natto fermentiert.
Das Buch ist in die Kapitel "Mehl", "Reis", "Fermentieren und Konservieren", "Gemüse", "Fisch", "Fleisch" und "Rund um den Tee" gegliedert. Die Fotos von Akiko Ida sind klare, gut strukturierte und erwachsene Fotos. Nix mit Mädchenhänden, die Teller halten, sondern wenn Hände da sind, dann zeigen sie, wie man Teig knetet, Sauce zu Nudeln abgießt oder Reis würzt. Auch sonst sind die Fotos ganz nach meinem Geschmack: Es liegt kein Essen in der Gegend verstreut, sondern das wird auf hübschen Tellern oder in Schüsseln etc. präsentiert.
Die Zutaten: Im Text des Verlages steht, man bekommt die alle problemlos in einem Asia-Shop. Das kann ich so nicht unterschreiben. Entweder kennt man einen extrem gut sortierten Asia-Shop oder man geht wirklich in ein japanisches Lebensmittelgeschäft. In Wien haben wir das Nippon Ya in der Nähe des Naschmarktes, das ist ein rein japanisches Geschäft und man bekommt dort wirklich alles, was man zum Nachkochen braucht. Sonst ist das Internet ja auch immer eine gute Quelle. Im Kochbuch findet man leider nur französische Bezugsquellen.Die 100 Rezepte sind in eine Liste der Zutaten und einen Textteil gegliedert. Die Anweisungen sind gut verständlich und einfach formuliert. Am Ende der Rezepte finden sich bei sehr vielen Rezepten Tipps, zum Beispiel über die Haltbarkeit, über den speziellen Umgang mit einem Lebensmittel (z. B. wie viel getrocknete Wakame brauche ich, um die erforderliche Menge gebrauchsfertige Wakame zu bekommen), in den allermeisten Fällen ist da aber ein Hinweis zu finden, wie man das jeweilige Rezept veganisieren kann.
Die Rezepte sind insgesamt sehr zeitgemäß mit leichter Küche, viel Gemüse, wenig Fisch und noch weniger Fleisch. Dass ich so viele Fleischgerichte nachgekocht habe, liegt nur an mir, weil ich den ganzen Sommer so wenig Fleisch gegessen habe und richtiggehend Heißhunger danach hatte − jedenfalls hätte ich kein Problem damit, dieses Buch Veganer:innen zu empfehlen, denn die meisten Rezepte sind entweder sowieso vegan oder können mit den Tipps veganisiert werden.
Was mir sehr gefallen hat: Ich hab mehr Gefühl für die japanische Küche bekommen, weil manche Kapitel eine recht ausführliche Beschreibung haben, wie man zum Beispiel Reis für die einzelnen Zwecke kocht, über die Bedeutung von Tee in der japanischen Küche und wie man Nudeln selber macht.
Und nun geht es ans Nachkochen.
So, da sind meine Teigtäschchen. Erstmals mit selber gemachtem Teig, der genau so viel Arbeit war, wie ich das befürchtet hatte, aber ey, er hat gehalten und ich komme mir trotz diverster Formfehler vor wie die Queen of Japanese Kitchen. Geschmeckt haben uns sie Gyoza sehr gut! Es gibt Füllungen mit Fleisch und auch vegan mit Tofu und Gemüse in dem Buch.
Das ist frittiertes Hendl mit sauer-scharfer Sauce, das richtig gut geschmeckt hat. Hier gab es den hilfreichen Tipp, dass man auf jeden Fall Hendlhaxen verwenden soll, weil Hühnerbrust zu schnell trocken wird. Außerdem wird zu meiner Freude zu Biogeflügen geraten.
Das ist ein Kultgericht der japanischen Küche, das ich mir im Original ja im Leben nicht zubereiten trauen würde, denn dafür würde man einige Jahre Kocherfahrung und einen speziellen Herd brauchen. Hier ist das einfach Pfannkuchen, bei dem alle Zutaten zusammengerührt werden und dann in der Pfanne gebraten. Auch hier wieder: Es gibt eine Variante mit Muscheln und Garnelen oder eine Anleitung, wie es vegetarisch geht. Hat uns gut geschmeckt. So geht einfache Hausmannskost, die dieses Kochbuch ja verspricht.
Tonkatsu
Das ist etwas, das ich bisher aus jedem japanischen Kochbuch nachgekocht habe, denn das ist Wiener Schnitzel auf japanisch. Es ist eine dicke Scheibe Schweinefleisch, die mit Pankobröseln eine superknusprige Kruste bekommt.
Erstaunlich ist, dass auch hier eine vegane Variante möglich ist: Man nimmt einfach eine Scheibe Karfiol, die eine spezielle Würzung bekommen, dazu wird beschrieben, wie man die Tonkatsu-Sauce veganisiert.
Das war mein Highlight und das werde ich in meinem nächsten Posting vorstellen.
Was es am Ende des Tages zu dem Buch zu sagen gibt: Japanische Küche ist nichts, vor dem man sich fürchten muss, wenn man ein Kochbuch wie dieses in Händen hält. Es ist sehr viel beschrieben, sodass ich mich sogar über den Nudelteig und das Falten der Teigtäschchen drübergetraut habe. Hat alles gut geklappt und gut geschmeckt.
Fakten zum Buch
ISBN:
978-3-8310-4688-1
Erschienen: März 2023
Umfang: 264 Seiten
Format: 214 x 269 mm
fester Einband
Wie immer: Man kann das Buch in der Buchhandlung ums Eck bestellen, solange es die noch gibt, oder direkt beim Verlag.
Danke an den DK Verlag, dass er mir das Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Die Links sind alle keine Affilate- oder sonstige Werbelinks.
Tolle Rezension, danke! Ich weiß auch schon, wem ich das Buch schenken kann - sie waren im Juli in Japan und total begeistert.
AntwortenLöschenDieses Okonomiyaki begegnet mir immer wieder, ich sollte es endlich einmal ausprobieren...
Irgendwann komme ich hoffentlich nach Japan und werde dann das Original-Okonomiyaki essen. Bis dahin bin ich mit diesem hier sehr glücklich.
LöschenDas ist eine tolle Kritik, der Hinweis auf die Buchhandlung um die Ecke ❤. Ich werde es dort bestellen. Danke
AntwortenLöschenDanke für die Blumen! Ja, die Buchhandlung um die Ecke gibt es bei mir zum Glück noch. Genau so weit wie der nächste brauchbare Bäcker, also in einer guten Nachbarschaft ... ;)
LöschenJetzt bin ich natürlich super gespannt auf deinen Tofusalat. Genial, wie schön du immer Rezensionen schreibst, ich bekomme ganz neue Einblicke.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sigrid
Freut mich, dass die meine Rezensionen gefallen.
LöschenWürde mich freuen wenn nach deiner Buchbesprechung sich noch mehr Köch_innen drüber trauen Japanisch zu Kochen. Nach der ersten Hürde ist es doch gar nicht so fremd? Ich mag es wie wenig die Lebensmittel verändert werden und dadurch viel leichter schmecken als oft in anderen Kochtraditionen. Ich finds einfach schade wenn die japanische Tradition auf Grund von Vorurteilen gar nicht genau betrachtet wird.
AntwortenLöschenMich würde es freuen, wenn sich generell mehr Leute ans Kochen trauen würden. Aber mich erstaunt immer wieder, wie gerade die japanische Küche als wild kompliziert angesehen wird. Bei allen meinen japanischen Kochbüchern habe ich anders erlebt. Es gibt ja auch österreichische Speisen, die ich im Leben nicht zusammenbringen würde, mit denen muss man ja nicht unbedingt anfangen.
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