Mittwoch, 25. Januar 2023

[Buchbesprechung] Cool Beans von Joe Yonan

 

Eines der Dinge, die mich immer nach Italien ziehen, ist die Vielfalt an Hülsenfrüchten. Wenn der Turbohausmann und ich in Padua sind, haben wir immer eine klare Aufgabentrennung: Ich kaufe den Marktstand mit den Hülsenfrüchten leer, er sucht inzwischen einen Sitzplatz im Kaffeehaus, damit ich dann mit meinen Schätzen kommen kann und ihm über jede Bohne etwas vorschwärmen kann. Und nun hab ich das Glück, dass genau für diese Vorliebe ein Buch geschrieben wurde.

Joe Yonan ist Redakteur für Essen und Trinken bei der Washington Post, wo er eine wöchentliche Kolumne schreibt. Das hier besprochene Buch ist nicht sein erstes, für seine journalistische Arbeit wurde er schon mehrmals ausgezeichnet.

Ich will jetzt nicht lang und breit über Hülsenfrüchte referieren, denn wen das wirklich interessiert, der sollte sich das Buch zulegen, denn da steht enorm viel Wissenswertes drinnen. (Jaja, natürlich auch zum Thema, dass jedes Böhnchen ein Tönchen verursacht.)

Die Rezepte sind unterteilt in eine Zutatenliste und einen Textteil, in dem die Zubereitung erklärt wird. Die Anleitungen sind klar und verständlich. 

Bohnenvielfalt in Padua am Markt

 Die Fotos im Buch sind echt schön - aber ich muss sagen, da spielen die Böhnchen und ihre Vielfalt schon eine große Rolle, denn die sind ja ein sehr erfreulicher Anblick.

Das Buch enthält auf den ersten 25 Seiten viel Wissenswertes zum Thema. Auch am Ende des Buches finden sich etliche Kapitel, die sehr hilfreich sein können, in denen Garzeiten im Schnellkochtopf bzw. am Herd, Vorratshaltung und Bezugsquellen beschrieben sind. 

Die Gliederung der Rezepte erfolgt in "Dips & Snacks", Salate", "Suppen, Eintöpfe & Suppenbeilagen", "Burger, Sandwiches, Wraps, Tacos & Pizza", "Aufläufe, Pasta, Reis & herzhafte Hauptgerichte", "Getränke & Desserts" und "Würzsoßen & andere Rezepte für die Speisekammer".

Ganz erstaunlich finde ich ja, dass es sogar ein Kapitel "Getränke und Desserts" gibt. Wie das geht? Ich kannte  bisher nur die roten Adzuki-Bohnen, die in asiatischen Süßspeisen ihren fixen Platz, haben. Bohnenpüree kann aber einen Teil vom Mehl ersetzen oder wie Eier zur Bindung beitragen oder Bohnen können knackig geröstet wie Nüsse sein. Aquafaba, also das Wasser in Kichererbsen-Dosen wird zum Beispiel für Schokomousse verwendet. Da muss ich also unbedingt noch ran und es ausprobieren.

Mit 125 Rezepte sind so viele in dem Buch versammelt, dass ich sicher bin, dass jede:r das Passende für sich in dem Buch finden wird. Hier ein kleiner Auszug: Georgischer Kidney-Bohneneintopf, Ecuadorische Ceviche aus Lupinenbohnen, Riesenbohnen- und Portobello-Saté-Spieße, Mais-Hummus mit pikantem Mais-Relish, Cannelinibohnen-Aufstrich, Wintersalat mit Cranberrybohnen, Kürbis und Granatapfel, Ful Mudammas nach libanesischer Art, Burger mit Augenbohnenbällchen, Sandwiches mit Kichererbsen-Estragon-Salat, Dosas mit gelben Bohnen und Spinat, Tacos mit geräucherter Jackfrucht, weißen Bohnen und Ananas-Salsa, Favabohnen-Falafel, Chorizo aus Kichererbsen und Quinoa. Insgesamt also lauter moderne Rezepte aus aller Welt.




Nachgekocht:

Geröstete Karotten, Zwiebel und Zitronen auf Bohnenaufstrich

Es hat nicht nur himmlisch geschmeckt, sondern auch noch toll ausgeschaut. Im Kochbuch natürlich noch schöner, weil da bunte Karotten verwendet wurden.

Suppe aus gerösteten Tomaten und Paprika mit (bei mir) Cannelini Bohnen

Ein ganz wunderbares Winteressen ist diese dicke Suppe. Leider konnte ich die im Buch angeführten Lady Cream Peas nicht bekommen, aber ich denke, das ist auch kein Drama, denn es werden  genug Ersatzbohnensorten genannt, die man ebenfalls verwenden kann.


Knusprig geröstete und gewürzte Kichererbsen

Bei uns gibt es nur sehr selten Knabbersachen, aber dieses Rezept hat uns und unseren Gästen gut gefallen, daher werde ich das Rezept vorstellen.
 

 

 

 

 

 

Nach der Rezension nachgekocht:

Schokomousse

Bitte das kann man durchaus essen, obwohl es tatsächlich mit Aquafaba, dem Wasser der Kichererbsen in den Dosen, zubereitet wird. Wir waren sehr verblüfft! Ab jetzt wird dieses Wasser aufgehoben.






Mehr Rezepte finden und einen Blick ins Buch machen kann man hier.

Was unterm Strich zu sagen ist: Auch wenn es auf dem Titelblatt steht, es fällt einem beim Durchblättern kaum auf, dass es sich um ein vegetarisches und veganes Kochbuch handelt, weil so eine große Vielfalt an Rezepten gezeigt wird. Insgesamt ist das Buch gerade jetzt für den Winter eine Gewinn für die Vielfalt in der Küche.


Fakten zum Buch: 
ISBN: 978-3-96257-320-1
Umfang: 272 Seiten
Karton mit Lesebändchen
Gewicht: 500g


Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler ums Eck zu kaufen, oder man kann es direkt beim Verlag bestellen.

Herzlichen Dank an den Narayana Verlag dafür, dass er mir ein Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.

Die Links sind alle keine Affilate-Links. 

Mittwoch, 18. Januar 2023

Presnitz

 

Nun habe ich also etwas Neues kennengelernt, den Presnitz. Das ist ein Kuchen, den man um Weihnachten und Silvester herum in  und um Triest, also in Julien, isst. Nicht zu verwechseln mit der Gubana, einem Traditionsgermkuchen, der aus dem Friaul stammt und auch schneckenförmig ist, den gibt es dann zu Ostern. Der Presnitz passt wunderbar in die Jahreszeit: getrocknete Früchte, kandierte Zitrusschalen und Nüsse sind in der Füllung vertreten. Und er ist einfach zu machen, denn alle Rezepte, die ich gefunden habe, macht man mit fertigem Blätterteig. Ich war faul und habe ausnahmsweise auch einen Teig aus der Kühlung verwendet. Besser dafür eignet sich sicher der Topfenblätterteig.

Das Rezept hat keine bestimmte Quelle, ich habe mir alle auffindbaren Rezepte angeschaut und dann daraus mit dem Hintergrund, dass ich seit Triest zu Silvester weiß, wie der Presnitz schmecken soll, mein eigenes Ding gemacht. Dieses Schneckerl ruft nach einer Wiederholung.


 

1 Pkg. Blätterteig (ca. 300 g) 

Füllung:
150 g Rosinen und andere Trockenfrüchte (Ich hatte Marillen, Zwetschken und Rosinen), klein geschnitten
200 g Nüsse, grob gerieben (Ich hatte eine Mischung aus Walnüssen, Haselnüssen, Mandeln und Pinienkernen)
2 EL Bröseln (ev. mehr)
3 EL Zucker
100 g kandierte Zitrusschalen, klein würfelig geschnitten
1 Orange, die Zesten
1 Zitrone, die Zesten
3 Stamperl Grappa (ev. mehr) − ersatzweise eher herber, heller Traubensaft
1 Prise Zimtpulver
1 schwache Prise Muskatnuss (3 Umdrehungen mit der Muskatmühle bei mir)
2 Gewürznelken, gerieben
Salz
1 Ei
Salz

1 Eigelb

 


Die geschnittenen Trockenfrüchte im Grappa einweichen, mindestens 2 Stunden, besser über Nacht. 

Am Backtag das Backrohr auf 180 Grad Umluft vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auskleiden.

Die restlichen Zutaten bis auf das Eigelb in eine Rührschüssel geben. Den Grappa, sollte nicht aller aufgesogen sein, abseihen und aufheben. Alle anderen Zutaten gut verrühren. Es sollte eine gebundene Füllung sein, die man einigermaßen zu einer dicken Wurst formen kann. Je nachdem, wie sich die Fülle anfühlt, kann man noch Bröseln dazugeben oder Grappa. Also: wenn zu feucht, dann Bröseln, wenn zu trocken, dann Grappa/Traubensaft.

Den Blätterteig aus der Packung nehmen, einmal mit dem Nudelwalker drübergehen, damit der Teig nicht zu dick ist, und gleich direkt auf das Papier am Backblech legen, sodass die lange Seite zum Körper der Köch:in schaut. Die Teigränder mit dem Eigelb einpinseln.

Die Fülle in etwa auf das vordere Drittel des Teiges der Länge nach auftragen und dabei möglichst zu einer Wurst formen. Den Teig wie für einen Strudel einrollen. Die Enden gut zusammendrücken. Diesen Strudel zu einer Schnecke formen. Beim Formen beachten, dass der Kuchen nicht zu hoch wird, sondern den Strang eher in die Länge ziehen, damit die Schnecke auch in der angegebenen Zeit durch wird.

Das äußere Ende der Schnecke unter den Kuchen schieben, damit es nicht aufgeht. Die Schnecke mit dem restlichen Eigelb einpinseln und ins Rohr schieben.

Gleich zu Beginn des Backens das Rohr auf 160 Grad Umluft drosseln. So bekommt der Teig den anfänglichen Hitzeschub, den fertiger Blätterteig braucht, um gut aufzugehen. Ca. 30 min backen, bis der Strudel eine schöne Farbe hat.

 

Obwohl die Füllung der Gubana und des Presnitz sehr ähnlich sind, werden die Kuchen doch anders angeschnitten: Die Gubana wird wie Torte in Keile geschnitten, der Presnitz entlang des Strudels eben in Strudelstücke. 

Gekühlt hat sich der Presnitz bei uns zwei Tage gehalten, dann war er aufgegessen. Dadurch, dass die Fülle nicht zu wenig Grappa enthält, bleibt der Kuchen schön saftig. Der Grappa fängt die Süße auch schön ab und der Kuchen ist auf keinen Fall zu süß.


Mehr Presnitz-Sichtungen:

Friederike vom Fliederbaum

Uschi, die Küchenschabe

Mittwoch, 11. Januar 2023

Silvester in Triest

Jetzt war ma also schon wieder in Italien! Und das war gut so. Dieses Mal waren wir erstmals mit kulinarisch genau so interessierten Leuten unterwegs, wie der Turbohausmann und ich das sind, daher habe ich dieses Mal wirklich sehr viele Foodie-Tips.

First things first! Was ich in Triest für Pflicht halte, ist das Caffé degli Specchi. Es befindet sich direkt am Hauptplatz der Stadt und ist ein Wahrzeichen. Man muss schon sagen, dass das Personal heillos überfordert ist, aber wohl die wenigsten Lokale haben derzeit ausreichend Kellner:innen. Trotzdem sollte man dort auf einen Aperitivo reinfallen: Man bekommt nicht nur drei kleine, feine Häppchen, sondern auch die sonst überall zum Aperitivo üblichen Chips und Nüsse. Man muss allerdings die zu einem Aperitivo üblichen Getränke bestellen, um in diesen Genuss italienischer Großzügigkeit zu kommen: Crodino (Ich liebe den!), Aperol Spritz, Campari Orange oder auch aufgespritzer Wein gehören dazu. 

Für mich gab es das Getränk im Vordergrund, von dem ich den Namen vergessen habe, es war jedenfalls frisch gepresster Orangensaft mit Tonic. Ich muss noch das Mischungsverhältnis ausprobieren, dann blogge ich das, weil es war richtig gut.


 

 

Noch nie habe ich das Amphitheater so menschenleer und so grün gesehen. Man kann leider noch immer nicht rein.

Das ist übrigens die natürliche Lage von Triest: Auch das ist auf etlichen Hügeln gebaut und manches nettes Platzerl ersteigt man sich über Treppen.

Ein ganz typisches Triestiner Buffet ist das Nova Fora per Fora. Was man sich dort gönnen sollte, ist typisches Triestiner Essen: Geselchtes, Brühwürste, Krainer, Sauerkraut. Klingt gar nicht italienisch? Doch, doch, in dieser Gegend isst man so etwas. Das gehört halt zu den erfreulichen lokalen Genüssen, die so typisch sind für Italien, dass alle paar Kilometer etwas anderes gegessen wird. Bisher waren wir immer beim Pepi für so ein Essen, aber das Fora X Fora ist ein würdiger Ersatz.

Was man auf dem Foto sieht, war auch für mich eine Neuheit: Presnitz. Das ist ein Blätterteigstrudel mit Nüssen und diversen Trockenfrüchten, den ich demnächst nachmachen werde.

Das Wetter war eher durchwachsen. Durchgehend nebelig, manchmal mit Nieselregen, der etliche Triestiner schon zum Schirm greifen ließ, aber als Österreicherin lächelt man da milde drüber (Geht ohne Schirm und mit offener Jacke, damit man dann daheim eine Erkältung auskurieren darf ...).

Was mich sehr gefreut hat: Man kann auch um diese Jahreszeit draußen sitzen. Also mir wäre es zu kalt für den Abend, aber tagsüber unter einer Markise ist das schon okay.

Das erfreulichste Buffet, das Triest zu bieten hat, ist das Siora Rosa. Was allerdings fast unmöglich ist: einen Tisch bekommen. Man kann in Buffets in der Regel nicht reservieren, daher stellt man sich entweder an oder nimmt etwas mit. Wir haben ein Polpetto di Carne mitgenommen und es am Meer gegessen. Es war sowas von köstlich! Wie ich gesehen habe, gibt es im Siora Rosa Beinschinken im Brotteig und diese Polpette sind dann Resteverwertung de luxe! Aus den Resten von Kochschinken, Rohschinken, Salami und was weiß ich alles werden mit Erdäpfeln und anderen Resten diese Bälle gemacht. Ich muss das im Hinterkopf behalten, denn geschmacklich war das top! Und wenn ich etwas habe, dann immer genug Reste.




 

Der Hauptplatz von Triest ist die Piazza dell'Unita d'Italia. Für Silvester war auf dem Platz eine Bühne aufgebaut und es standen eine Menge geschmückter Christbäume dort. Vom wunderschönen Platz hat man nicht mehr viel gesehen, aber es war schon sehr festlich. Auch sonst gibt es in Triest viele weihnachtliche Standeln. Einige haben wirklich lokale Köstlichkeiten wie Kapern oder Sardellen, die eine Freundin ergattern konnte, die meisten haben leider diese grauslichen Baumkuchen oder asiatisches Plingpling wie in Wien auch. Brauch ich dort wie da nicht.





Wie überall bin ich natürlich auch in Triest auf dem Markt gewesen. Besser gesagt in der Markthalle. Die ist leider nicht so erfreulich wie der Markt in Padua: Die oberen Etagen scheinen überhaupt leer zu stehen, das Erdgeschoss ist halb leer. Aber das Gemüse, das man findet, kann etwas: So viele Salate! Ich steh ja auf diese italienischen Bittersalate, die man auch in die Pfanne schupfen kann. Ausnehmend schöne und günstige Artischocken gab es, diese halbtrockenen Paradeiser, die seit dem Sommer aufgehängt warten, dass man allerköstliches Sugo damit macht, oder auch spezielle Zwiebelchen von einer essbaren Hyazinthensorte namens Lampascioni. Über letzteres habe ich mich nicht drübergetraut, aber eine Freundin hat welche gekauft. Ich warte gespannt.


Den Abend des 31. haben wir im Chimera di Bacco verbracht. Es gab ein fulminantes Fisch-Silvestermenü, das wir schon viele Wochen vorher reserviert hatten. An diesem Abend einen Tisch egal wo in Triest ohne Reservierung zu bekommen, sollte man sich abschminken. Wir haben jedenfalls hervorragend Fisch und Meeresfrüchte gegessen. Eine Premiere für mich war Shi Fish, der wie alles andere sehr gut geschmeckt hat.




Nachdem wir tatsächlich von acht bis halb zwölf gegessen hatten, tat der kleine Spaziergang ans Meer sehr gut. Es gab ein einziges Feuerwerk, das von der Stadt organisiert und von professionellen Pyrotechnikern auf der Molo Audace durchgeführt wurde. 15 Minuten lang und sooo schön! Und danach war wieder Ruhe. Keine Knallerei mehr. So kanns also auch gehen.

Am 1.1. die Straßen von Triest: Leere! Nur Touristen latschen genug durch die Stadt, aber sonst ist es ruhig. Man darf sich nur nicht erwarten, dass man an diesem Tag irgendwo rein kann außer in Lokale. Die Geschäfte sind zu, ebenso die Museen.

Wir haben den Neujahrstag für einen ausgiebigen Spaziergang genutzt, um Italienisches zu sehen. Hier so ein Beispiel: Was macht man, wenn ein Palazzo nur einen einzigen Balkon hat? Es werden einfach alle Außenteile von Klimageräten für den gesamten Palazzo auf genau diesem Balkon aufgestellt. Ich liebe unkonventionelle Lösungen!








Am Meer: Ich kann nie genug kriegen vom Meer. Andere Leute auch nicht, wie man sieht. Alle Menschen gehen in Triest an diesem Morgen offensichtlich zur Molo Audace − wohl auch, um zu schauen, was mit den Überresten des Feuerwerks passiert ist. Naja das meiste landete im Meer, der Rest lag auf der Mole herum. Ansonsten war die Stadt erfreulich sauber. Nur vereinzelt sah man Überreste von Silvester. Das ist aber nicht wie in Wien der braven Straßenreinigung zu verdanken, sondern es tut sich an Silvester nach Mitternacht kaum mehr etwas. Wir hatten nach dem Feuerwerk schon zu tun, um noch ein offenes Lokal für ein Abschiedsgetränk zu finden und sind im Antico Caffè Torinese gelandet. Also wer einen relativ ruhigen Rutsch ins neue Jahr mag, ist mit Triest sehr gut bedient.

Das Frühstück haben wir am Neujahrstag im Caffè Tommaseo zu uns genommen. Nach dem endlosen Essen vom Vortag war es entsprechend gebremst. Was man auf dem Foto leider nur halb versteckt hinter dem Mineralwasser sehen kann, ist die Spezialität des Tommaseo: ein kleines Stamperl Trinkschokolade wird zum Caffè serviert. Das trinkt man entweder vor dem Kaffee oder kippt es rein. Es ist erstaunlich, wie schokoladig diese kleine Menge Schoki den Kaffee macht. Auch etwas, das man eher selten sieht, sind gerollte Tramezzini, die wir gefrühstückt haben. Alles sehr zu empfehlen.

Alles immer nur schön in Italien? Mitnichten. Hier hängen rosa Tücher zur Erinnerung, wie viele Femizide es im vergangenen Jahr in Italien gegeben hat. In Wien findet man eine entsprechende traurige Strichliste beim Donaukanal unter der Aspernbrücke. Irgendwas läuft auf der Welt falsch!

Schnell wieder zu Erfreulichem: Schon aus Südtirol kannte ich das Caffè Eppinger, das sein Stammhaus seit 1848 in Triest hat. Man kann dort unglaublich gute Cornetti mit verschiedensten Füllungen essen: Pistazie, Marillenmarmelade, Schokolade oder Vanillepuddingcreme. Es würde auch wunderbar aussehende italienische Patisserie geben, aber darüber kann ich nichts sagen, weil wir nur die Croissants probiert haben. 

Ich fand ja die Deckel für den Espresso so hübsch! Dass der Kaffee ausgezeichnet war, muss man bei Italien ja gar nicht dazuschreiben. Dort kann man das einfach.

Leider ohne Hompage ist die kleine und verschlafen wirkende Champagneria. Das Lokal kann ich aber wirklich sehr empfehlen. Sie haben die angeblich besten Crudi in Triest, also rohen Fisch und rohe Meeresfrüchte. Auf dem Teller sieht man hausgemachte Caramelle, gefüllt mit Finferli (Eierschwammerl), auch das war ein sehr ordentliches Essen.

Der Abschiedsblick in Triest ist immer aus dem Eataly auf den Yachthafen. Dort fahr ich jedes Mal mit einem vollen Einkaufswagerl hinaus, weil ich leider nicht alle italienischen Köstlichkeiten in Wien bekomme, die ich gern haben will. Die Auswahl dort ist schon grandios.

 

 




Was ich unbedingt noch loswerden will: Tipps für Essen bei der An- und Abreise über Slowenien. Ich halte nämlich das total überteuerte Essen in den Raststationen nur schwer aus. Salate, die ewig in der Marinade herumliegen, bis sie von strapazierten Autofahrer in Selbstbedienung genommen werden, sind mir ein Dorn im Auge, genau wie die vorpanierten Schnitzel, die lätscherten Pizze und die matschigen Nudeln. Es geht auch anders.

Für die Anreise über Kärnten habe ich schon einmal geschrieben, wo wir immer essen gehen, nämlich beim Wallner.

Sollte jemand noch andere Tipps für gute Lokale nahe von Autobahnen haben, dann bitte her damit! Ich lasse gern in den Kommentaren auch Links stehen, die ich normalerweise lösche, aber wann immer ich vernünftige Gastro unterstützen kann, mache ich das gern.



Von einer Bekannten stammte der Tipp für das Nova Rajngla, das innerhalb von 10 min. ab Autobahn erreichbar ist. Das Restaurant liegt malerisch mitten in der Botanik an drei Fischteichen. Der Service war aufmerksam, das Essen wirklich gut. Wir haben zu viert quer durch die Speisekarte nur Vorspeisen gegessen und es hat alles sehr gut geschmeckt.

Auf dem Foto sieht man meine Vorspeise: Kaninchen mit Graupen.



Ein Zufallstreffer war das Gasthaus Thaller, in dem wir bei der Heimfahrt waren. Das war wirklich allerfeinste Küche! Fisch und Fleisch gab es durchgehend in bio. Ebenfalls innerhalb von 10 min. ab Autobahn erreichbar. So etwas findet man wirklich selten. Ich habe Entenbrust mit Rotkraut und Erdäpfelknöderl gegessen. Es war zum Niederknien! Vor allem die Sauce, die in einer Sauciere extra dazu gereicht wurde, war ein Wahnsinn.

Auf dem Teller sieht man die Vorspeise, die eine Freundin gegessen hat: Gänseleberpastete mit Radicchio und Roten Rüben.





Und wieder einmal mein Urlaubsende-Foto: Gekauft alles in Triest, das Gemüse in der Markthalle, der Rest im Eataly. Jetzt hab ich endlich wieder ausreichend italienische Erfreulichkeiten, um mich mediterran in der Küche austoben zu können, was ich ausgiebig und mit Begeisterung mache. Vor allem die Salate! Sie sind alle so köstlich. Ich frag mich immer, wieso so etwas nicht bis zu uns transportiert werden kann, wenn schon die Witterung für den Anbau nicht zu taugen scheint. In Italien bekommt man die ganz selbstverständlich an jedem Gemüsestandel und auch im kleinsten Geschäft. Na ja, ich sollte nicht so viel jammern, denn auf diese Weise habe ich Grund, dass ich auch im Winter nach Italien fahre. 😁

Dienstag, 3. Januar 2023

Foodie-Rückblick auf Dezember 2022

Enthält Werbung, weil ich Namen nenne und auch verlinke, aber es ist alles selbst bezahlt und ich hatte keinen Auftrag für Werbung. 

 

 

 Gegessen

Wir waren erstmals und sicher nicht das letzte Mal bei Stanko + Tito am Spittelberg. Das ist quasi Max Stiegl für Arme: ein Balkangrill mit allem, was man so aus dem Urlaub am Balkan kennt, nur in sehr viel besser. Meine Vorspeise links am Bild hieß Kukuruz/Paprika/Kajmak (5,- €). Ehrlich gesagt konnte ich mir nicht wirklich viel darunter vorstellen. Es kam Kukuruz in Form von wunderbar knusprigem Maisbrot, dazu ein gegrillter, geschälter Paprika, ein paar Grammeln und Kajmak. Und zwar allerbester Kajmak, wie ich ihn in dieser Qualität nur in einer Käserei auf der Insel Pag jemals gegessen habe. Der Paprika war jetzt auch nicht irgendein dahergrennter, denn um diese Jahreszeit einen so geschmacksintensiven zu finden, ist nicht so leicht. Also bitte: hingehen, weil es war alles wahnsinnig gut!

Zweimal im Jahr muss ich in die Nähe vom Belvedere, da kann ich es nie lassen, bei den Casolaro Brothers reinzufallen. Bisher habe ich es nur auf einen Kaffee dort geschafft, einmal auch zu einem echt sizilianischen Cornetto mit Pistaziencreme, das arg köstlich war. Aber die servieren dort auch andere feine Sachen: So richtig üppig belegte italienische Weckerl, aus denen der Käse dick herausrinnt. Herrje, die schauen alle so gut aus! Irgendwann einmal schaffe ich es, dass ich mir so etwas gönne.



Der Dezember hatte es in sich! Ich habe dieses Jahr einen runden Geburtstag gefeiert, der echt weh getan hat. Freunde haben ein sehr feines Pflaster auf die Wunde gelegt und mich zu einem Weihnachtswochenende in Salzburg eingeladen. Es war richtig, richtig schön! Einen Abend waren wir beim Kohlpeter, wo man auch sehr nett nächtigen kann, essen. Bus in die Innenstadt ist gleich ums Eck. Ich kann euch sowohl Hotel als auch Restaurant nur wärmstens ans Herz legen. Beides quasi Hausmannskost, aber wirklich mit Liebe gemacht. Auf dem Foto zu sehen das Beuschl, das ich gegessen habe.






Gekauft

Erstmals habe ich beim Motto ein Stück Brioche gekauft. Boah! Ich sags euch, die war gut! So richtig französisch, dass man fast die Butter rausrinnen spürt. Das schreit auf jeden Fall nach Wiederholungskäufen.

Meine letzte Obst- und Gemüsekiste von afreshed ist da. Warum letzte? Ich sag es einmal so: Wären alle Boxen mit qualitativ so hochwertigen Produkten bestückt gewesen, wäre ich weiter Kundin geblieben. 

Ich mag nicht mehr alles tragen müssen, will aber auch nicht mit dem Auto einkaufen fahren. Ich will nicht daheim sein müssen, wenn das Kistl geliefert wird. Ich will keinen CSA-Anteil, den ich jede Woche zu einem fixen Termin wo abholen muss, weil dann trag ich ja erst wieder alles heim. Falls jemand einen wirklich zuverlässigen Gemüsekistel-Lieferanten in Wien weiß, der alle diese Stückeln spielt, bitte mir verraten.

Weils so gut war, habe ich beim nächsten Besuch in dieser Gegend gleich noch einmal einkaufen müssen: Siehe da, das Motto hat nicht nur grenzgeniale Croissants, sondern auch eben solche Briochekipferl. Das Kipferl war eine Premiere und es hat uns nicht enttäuscht. Auch das schreit nach Wiederholung.

Eine Butter, die mich echt staunend hinterlassen hat, ist die vom Höflmaier. Sie hat alle Vorteile, die man sich vorstellen kann und ist dabei nicht so irrwitzig teuer, wie es so manche Bio-Butter ist. Gekauft hab ich sie beim Gragger, wo es leider nur diese Butter von dieser Käserei zu kaufen gibt. Ich such immer noch den Stein-Emmentaler, Tipps werden gern entgegengenommen.
Das P-Brot vom Gragger ist wieder einmal ein sehr erfreuliches Brot von einem richtig guten Bäcker. 80 % Weizenmehl, 20 % Roggenmehl, Salz und Wasser, Ende. Heraus kommt ein richtig feines Brot. Das Foto ist vom zweiten Tag, da war die Rinde schon ein wenig weicher, wir haben die Scheiben getoastet und zack, war das Brot wieder richtig perfekt. Auch am 3. Tag war es sehr gut, dann war es aufgegessen, also kann ich zu längerer Haltbarkeit nicht wirklich etwas beitragen.

 

 

 

 

Gekocht

Fenchel-Orangen-Salat

Wieder und wieder essen wir diesen Salat mit Begeisterung! Das Rezept wird nie langweilig und ist perfekt für diese Zeit des Jahres, weil so viel Obst und frisches Gemüse bietet sich ja jetzt nicht an. Auch sehr gut ist er mit roten Zwiebeln und Oliven. Also los, unbedingt nachmachen!





Fiakergulasch

Wieder einmal gab es Gulasch bei uns und zwei Tage danach dann aus den Resten Fiakergulasch. Immer wieder sehr gut, auch wenn ich zu faul war, aus den Essiggurkerln Fächer zu schneiden. Dazu ein rösches Semmerl oder Salzstangerl und fertig ist ein kaiserliches Essen im Handumdrehen.




Kindernachspeise

Hach was mag ich diese Nachspeise! Bitte probierts die einmal aus, ich finde die perfekt. Cremiger Pudding, zart gegarte Äpfel, gefüllt mit Rosinen, Nüssen und Marillenmarmelade, oben drauf kommt eine halbe Walnuss. Sehr einfach, aber richtig gut.

Staudenselleriesalat mit Salzmandeln und Datteln

Über die Jahre ist dieser Salat zu einem Pflichtsalat im Winter geworden. Schlagt bitte zu, wenn ihr zarten grünen Staudensellerie seht. Mit vielen anderen Zutaten wird dieser Salat zu einem ganz herrlichen Erfreulichkeit. 

Ich mach auch gern mal die Salzmandeln allein, wenn Gäste angesagt sind, denn die schmecken auch solo sehr gut und sind echt einfach zu machen.


Mandarinenmarmelade

Immer noch bin ich sehr froh, dass ich dieses Rezept gefunden habe. Es dauert zwar lang, aber ist nicht so wahnsinnig aufwändig, bis diese Marmelade fertig ist. Sie ist mir bisher immer geliert und schmeckt wahnsinnig gut. Also wann immer ihr echte und richtige Mandarinen finden könnt, schlagt zu!

Composta di Radicchio

Vor zweieinhalb Jahren waren wir in Mantua und dort habe ich erstmals Composta gegessen. Dafür wird Gemüse zu süßer Marmelade verarbeitet. Dieses Rezept hier ist nicht arg süß und daher mehr mein Ding. Radicchio wird in Streifen geschnitten und mit wenig Zucker und Orangensaft weichgekocht. Dann kommt ein wenig kandierter Ingwer dazu. Diese Marmelade schmeckt ein wenig bitter (no na net) und ist bei uns zum Käse weggegangen wie die berühmten warmen Semmeln.


Pissaladiere

Ein richtig feines Winteressen ist dieser französische Zwiebelkuchen. War wieder einmal eine schöne Sache, die uns gefallen hat. Ich muss im Sommer mal dran denken, wenn es nicht mehr so heiß ist, dann ist so ein lauwarmer Zwiebelkuchen sicher auch eine tolle Sache auf Balkonien.








Gesehen

Insel der Zitronenblüten

Die Schwestern Marina (Elia Galera) und Anna (Eva Martin) leben komplett unterschiedliche Leben: Nach der gemeinsamen Kindheit auf Mallorca reiste Marina als NGO-Ärztin durch die ganze Welt, während Anna mit Mann und Kind auf der Insel blieb. Die beiden Schwestern erben miteinander eine Bäckerei, so kehrt Marina zurück auf die Insel, damit die Erbschaft abgewickelt werden kann. Und dann kommt alles anders als geplant.

Ich will jetzt nicht mehr verraten: Warum ich mir den Film angeschaut habe, war natürlich der kulinarische Teil, weil das warat so ziemlich der Traum, den ich habe, dass ich eine Bäckerei auf einer Mittelmeerinsel erbe und dort zuständig bin für das Backen von Mohnkuchen! Insgesamt finde ich, dass es ein passender Film für die Weihnachtszeit ist: Jede Menge Familien-Dings, Herzens- und auch sonstige Wärme, Meer, Kuchen und so halt. Dieses Mal hab ich ausnahmsweise nicht geheult im Kino, obwohl der Film eigentlich dafür wie gemacht ist. Für mich war aber ab der ersten Einstellung klar, was in etwa kommen wird, und es war insgesamt schon recht dick aufgetragen. Aber eben sehr passend zur den Weihnachtsfeiertagen! Also wer gern wohlige Wärme in Filmform sucht, sollte hingehen.

Filmstart: 29.12.2022  

 


Ein echtes Angeberfoto! Das Belvedere macht schon was her. Mit dem Christkindlmarkt im Dezember noch ein bissi glänzender als sonst. Der Markt kann übrigens nix, da muss man nicht hin. Aber wenn man wie ich in der Nähe ist, dann kann man schon mal aus der Bim aussteigen und einfach nur schauen, weil der Anblick ist echt fein.

Ja, neues Jahr ist mittlerweile. Ich hoffe, es wird nicht zum dritten Mal das Jahr 2020 kommen. Viel mehr habe ich gerade nicht zu sagen. Mir gehts sehr gut, weil ich soeben aus Triest heimgekommen bin. Wie es dort zu Silvester ist, schreib ich demnächst.

Hoffentlich seids auch so gut reingerutscht ins neue Jahr! Ich drück euch alle!