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Nun kommt tatsächlich schon wieder eine Buchbesprechung. Sorry, aber ich kann nicht anders, denn dieses Buch ist echt so toll. Ich konnte mich mit dem Nachkochen kaum einbremsen und koche immer weiter draus, weil ich einfach nicht glauben kann, wie viel Umami im Essen stecken kann.
Nun aber der Reihe nach: Ixta Belfrages Kochstil ist von drei verschiedenen Ländern inspiriert: Brasilien (wo ihre Mutter herkommt), Italien (wo sie ihre prägenden Kindheitsjahre verbrachte) und Mexiko (wo ein Teil ihrer Familie lebte). Sie begann ihre Karriere in Ottolenghis NOPI-Restaurant und arbeitete dann fünf Jahre lang in der Ottolenghi Test Kitchen. Im Jahr 2020 war sie Co-Autorin des New York Times-Bestsellers Flavour mit Yotam Ottolenghi, weiters war sie auch am Kochbuch Shelf Love beteiligt.
Wer mehr über Ixta Belfrage wissen will, liest dieses Interview: Cooking Mezcla (Hui, die ist fesch!)
Mezcla, was auf Spanisch mischen heißt, ist kein rein vegetarisches Kochbuch, aber hauptsächlich finden sich darin fleischlose Rezepte (60 %). Bei vielen Rezepten sind Hinweise zu finden, wie man das jeweilige Gericht vegetarisch zubereiten oder es veganisieren kann. In jedem Fall wird gezeigt, wie Geschmack ans Essen kommt. Ixta Belfrage arbeitet viel mit allem, das viele Aromen mitbringt: Pilze, Käse, Paradeiser, Sojasauce, Butter und Olivenöl, Knoblauch und Zwiebel, Zitronen und Limetten, Chili in allen Schärfegraden, jede Menge Kräuter. Jedem Gemüse bleibt sein Eigenleben erhalten, nie wird es ersäuft in dicken Saucen, vielmehr wird durch die Zugabe von diversen Zutaten und Gewürzen das Aroma unterstützt.
Die Rezepte klingen teilweise ungewöhnlich und unspektakulär, das Ergebnis ist aber immer ein Wow-Erlebnis. Sei es "einfach nur ein Salat", der dann nie "einfach nur" ist, oder Nudeln in Pilzsauce, die in der Zeit, die die Pasta zum Kochen braucht, fertig sind.Die über 100 Rezepte sind klar und sachlich bebildert. Generell ist das Kochbuch grob in zwei Teile geteilt, der erste zeigt schnelle Unter-der-Woche-am-Abend-nach-der-Arbeit-Rezepte, der zweite Teil die eher aufwändigen gewidmet, wenn Gäste kommen oder man Lust auf Experimente hat. Es finden sich immer links die Zutatenliste und darunter die "Specials" des jeweiligen Rezeptes, also wie veganisiert man das Rezept, worauf muss man achten, welches Ersetzen von Zutaten ist möglich etc. Rechts sind die Arbeitsschritte simpel erklärt. Ich habe nun wirklich viel aus dem Buch gekocht und alle Rezepte sind leicht nachkochbar und gelingsicher gewesen.
Die Gliederung umfasst Einleitung, Zutaten und Für jeden Tag, Entertaining, Zu guter Letzt, außerdem ein Register und eine Danksagung. Die Kapitel Für jeden Tag und Entertaining sind in sich zum besseren Zurechtfinden noch einmal in vegetarisch, Fleisch und Fisch aufgeteilt. Die Abteilung Zu guter Letzt zeigt Rezepte für den krönenden Abschluss eines Essens. Die sind in der Unterabteilung Im Handumdrehen echt einfache Rezepte wie das Toskanische "Pane, vino e zucchero", Brot mit Wein und Zucker, aber auch hier kommt eine aufwändigere Abteilung namens Showstopper, wo man sich kochtechnisch austoben kann.
Dem Kapitel Zutaten sollte man sich schon gründlich widmen, denn hier sind Schätze aus aller Welt erklärt. Die Zutaten sind teilweise ungewöhnlich: Wer sich vor Wörtern wie Urfa-Chili (ganz milder, türkischer Chili) oder Loomi (schwarze Limette) schreckt, liegt mit dem Kochbuch falsch. Viele kennen solche Gewürze wahrscheinlich schon aus den Ottolenghi-Kochbüchern, wenn nicht: Man bekommt sie problemlos in Geschäften für türkische oder asiatische Lebensmittel. Und fürchten muss man sich auch nicht vor ihnen, denn wie man damit umgeht, ist im Kochbuch sehr gut erklärt.
Ja, nachkochen. Ich zeig euch jetzt ein paar so typische Highlights aus dem Buch und erzähle kurz, wie es mir damit gegangen ist.
Röstzwiebel-Aioli und Tomatentoast
Für die Aioli werden Zwiebel und Knoblauch im Backrohr geröstet. Ich bin sicher, das ist ein Grundrezept, das bei mir Dauergast sein wird. Jedenfalls kommt diese Paste auf geröstetes Knoblauchbrot, darauf dürfen dann Paradeiser, Basilikum, Schnittlauch und gehobelter Parmesan ruhen. Das war die erste Geschmacksexplosion, die mir das Buch beschert hat.
Flank Steak auf Tomaten gebettet, dazu Soja-Loomi-Ahornsirup-Butter
Eigentlich steht im Namen des Rezeptes schon fast alles, was reinkommt. Es ist tatsächlich fast spartanisch, als Beilage gibt es dazu passend schlich Brot. Das Ergebnis war dermaßen köstlich, dass wir uns drum gerissen haben, wer das letzte Tröpfchen von der Gewürzbutter mit Brot vom Teller auftupfen darf.
Römersalat mit Kräutern, Dressing mit Ahornsirup und Sesam
Nein, kein "nur ein Salat"! Neben hellem und dunklem Sesam, dazu geröstetem Sesamöl in der Marinade, geben Koriander, Minze und Basilikum diesem Salat unglaublich viel Geschmack! Geht kaum als Beilage, weil zu geschmacksintensiv, aber hervorragend als Vorspeise.
Currywürzige Garnelen-Jalapeño-Kroketten mit Scotch-Bonnet-Salsa
Dieses Rezept hat ausnahmsweise eine sehr lange Zutatenliste. Und bitte das schmeckt! Für mich war es perfekt, denn ich konnte eine Menge meiner Eigenbau-Chilis verwenden. Die Salsa war verdammt scharf und zusammen waren Salsa und Kroketten das allerfeinste Essen!
Mango-Käse-Salat mit Jalapeño-Chilischoten und Limette
Gerade haben die europäoschen Mangos Saison, so konnte ich an diesem Salat nicht vorbeigehen. Ich hatte das Glück, dass ich eine für dieses Rezept perfekte Mango, also gerade reif und dennoch schnittfest, ergattern konnte. Dazu noch Eigenbau-Chilis, Schalotten, Frühlingszwiebeln, schnittfester Ziegenkäse, ein Dressing aus viel Limettensaft, Sesamöl, Ahornsirup und fertig war ein kleines Abendessen.
Steinpilz-Ragù
Eine Soße, die nur 10 min. kocht und kein Fleisch enthält, ist nach ist nach italienischen Regeln wohl kein Ragù, aber dieses Rezept steht durch sein unglaubliches Aroma keinem Fleischrezept in irgendetwas nach. Ich bin sicher, das wird Stammgast bei uns werden, denn getrocknete Steinpilze habe ich immer daheim und gekocht ist es im Handumdrehen. Ich habe noch einen frischen Steinpilze oben drübergehobelt, aber den braucht dieses Rezept nicht wirklich.
Kürbis-Salbei-Nudelgratin
Das war ein sehr gut vorzubereitendes Essen. Die Kombination Kürbis-Salbei ist sowieso immer ein Traum! Also auch dieses Essen ein Hit.
Was es sonst noch zu sagen gibt? Die Rezepte sind einfach gehalten und eignen sich somit für Anfänger gut, nachdem der Kochstil vollkommen anders ist als alles, was man so kennt, sind auch ausreichend Ideen für im Kochen Fortgeschrittene in dem Buch zu finden. Einfache Gerichte für den Alltag finden sich ebenso wie aufwändigere für "schön". Mich hat es jedenfalls restlos begeistert.
Wer noch nicht überzeugt ist und gern selber etwas nachkochen möchte vor dem Kauf des Buches, findet beim DK-Verlag einige Rezepte, unter anderem das vom Steinpilz-Ragù. Noch mehr Rezepte (ja, auch die Steinpilze) bei goodfood. Von mir kommt auch noch ein Rezept, ihr müsst nur sagen, welches ich genauer zeigen soll.
ISBN 978-3-8310-4445-0
Erschienen: August 2022
Umfang: 288 Seiten,
Format: 189 x 246 mm
Fester Einband (Cover mit Folienveredelung)
Über 150 farbige Fotos
Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler ums Eck zu kaufen, oder man kann es direkt beim Verlag bestellen.
Herzlichen Dank an den DK-Verlag dafür, dass er mir ein Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Auch von mir danke für die wie immer schöne Rezension! Ich kaufe nur mehr selten neue Kochbücher, weil es kursieren im www meist genug Rezepte daraus..... aber dieses klingt sympathisch und sie schreibt ebenso.
AntwortenLöschenDie Steinpilznudeln habe ich sofort nachgekocht und damit meinen Vorrat an getrockneten, selbst gesammelten Pilzen aufgebraucht (Steinpilz von heuer und Rest Parasol vom Vorjahr). Hat uns sehr gut geschmeckt, gut würzig und wird es auch bei uns wieder geben!
lg
Ich kann Susi nur beipflichten. Ich finde, es ist ein wirklich fantastisches Kochbuch. Raffiniert und doch machbar, schlicht, aber immer mit dem gewitzten Twist, der es abhebt, der die Geschmacksknospen überrascht und begeistert. Und mit einem eigenen Ton, einer ganz eigenen, weltumspannenden Offenheit für Aromenverbindungen. Mutig, ohne übermütig zu werden, kreativ, aber das Klassische im Hinterkopf, erfrischend anders und in der Verbindung von gerade italienischen, mexikanischen, brasilianischen Einflüssen mit auch osteuropäischen oder anglo-amerikanischen Gerichten sehr besonders.
LöschenLiebe Friederike, ich fand die Steinpilz-Nudeln auch zum Niederknien gut!
LöschenOkay, Rezept kommt demnächst.
AntwortenLöschenLieber Ole, es stellen sich nur mehr zwei Fragen: Wie spricht man ihren Namen und den Buchtitel aus?
AntwortenLöschenIsta. Mit langem I.
Löschenhttps://www.youtube.com/watch?v=n9BCeOOsuwg
In diesem Video, das sie und YO gemeinsam aufgenommen haben für "Flavour", stellt sie sich selbst vor und spricht sich so.
Und Mezcla... meskla. Nun, je nachdem, wo im spanischsprachigen Raum Du bist, werden das z oder c dann auch schonmal verschluckt.
Ahh! Vielen Dank fürs Mich-Schlauer-Machen!
LöschenDas freut mich, herzlichen Dank!
AntwortenLöschenGern!
AntwortenLöschenWas für eine mitreißende Buchbesprechung, da kommt sofort Lust auf die nachgekochten Rezepte auf. Wie schaffst du das alles nur, du musst ein unheimlich fleißiges Bienchen sein.
AntwortenLöschenNa ja wenn man fast jeden Tag kocht, da geht schon was weiter mit Rezepten. Zum Glück habe ich jemanden an meiner Seite, der das eh okay findet, nur sehr selten etwas zweimal zu essen.
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