Dienstag, 23. November 2021

[Buchbesprechung] Shelf Love - Ottolenghi Test Kitchen

Enthält Werbung (Rezensionsexemplar, Verlinkungen, Namensnennungen) ohne Auftrag, ohne Bezahlung

 

Das Internet ist ja in Zeiten wie diesen besonders fein: Ich durfte bei einem Talk auf Zoom mit Yotam Ottolenghi anlässlich des Erscheinens dieses Buches dabei sein. Dabei habe ich erfahren, dass wir dieses Buch dem depperten Virus zu verdanken haben. Erkenntnis: Das ist wohl das einzig Gute, was ich Corona abgewinnen kann. Normalerweise werken in der Ottolenghi-Testküche in London etliche Leute und entwickeln Rezepte für die Restaurants und die Bücher von Ottolenghi. Das war natürlich nicht möglich während der Hoch-Zeit der Infektionszahlen, auch das Einkaufen nicht, daher haben Noor Murad, Verena Lochmuller, Tara Wigley und Gitai Fischer sich auf Zoom getroffen und verkocht, was an Vorräten daheim war bzw. als Gemüsekiste ins Haus kam. Nun, an Vorräten bin ich ja auch nicht arm, also habe ich sehr gern den Tiefkühler leergekocht − ich gestehe, die Unmengen an Vorräten in meinem Abstellkammerl kann nicht einmal dieses Buch bewältigen.

Ich muss ja sagen, dass ich ein wenig skeptisch war, als ich das Buch in der Hand halten durfte: Ein Taschenbuch? Wurde da etwa ein Buch ganz schnell rausgetreten? Rasch wurde meine Skepsis über Board geworfen: Das Buch ist genau so exakt gearbeitet wie die anderen Ottolenghi-Bücher. Die Rezepte sind hüsbch bebildert, ein vernünftiges Register ist da, es gibt ein Lesebändchen, die Rezepte, die ich ausprobiert habe, sind alle Geschmacksexplosionen. 

Links auf dem Foto sieht man eine der Feinheiten des Buches: Man kann in dieser ausklappbaren Liste nachschauen, wenn man etwas im Vorratsschrank stehen hat, welche Gerichte man daraus nachkochen kann. Eine weitere ausklappbare Liste findet man am Ende des Buches, da stehen dann Menüvorschläge, oder man kann nach der gewünschten Art des Essens suchen (Vegetarisch/vegan, mit Fleisch/Fisch, nur 1 Topf, rasch fertig). Zusätzlich dazu gibt es noch Platz für eigene Notizen.

Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, dass ein voller Vorratsschrank tatsächlich keinerlei Einkauf erfordert, das wäre dann kein Ottolenghi-Kochbuch! Der Gewürzschrank muss ebenfalls voll sein und ein Gemüsekistel sollte man auch abonniert haben, dann wird man wahrscheinlich gut durch das Kochbuch kommen, ohne das Haus verlassen zu müssen. Die Zutatenlisten sind auch in diesem Kochbuch in der Regel lang und abermals sind alle Rezepte gelingsicher. Teilweise braucht man viel Zeit, wenn wieder einmal etwas sehr lange im Rohr geschmort wird, aber durchwegs steht man nicht aktiv in der Küche. Die einzelnen Zubereitungsschritte sind wieder sehr gut erklärt, also auch da keine Stolpersteine. Belohnt wird man mit geschmacklich wie optisch wunderbarem Essen.

Darf ich euch wieder mitnehmen in die Küche, damit ihr schauen könnt, was sich so in etwa in dem Kochbuch findet? 


Lachs mit Za'atar und Tahin

Ein ganz feines Essen! Ich wusste bis dahin nicht, dass Fisch und Tahin so gut harmonieren. Die dem Fisch gut tuende Säure kommt hier von Sumach. Und nachdem auch Spinat mitspielen darf, hat man hier ein 1-Pfannen-Gericht, das alle Wünsche erfüllt.

Rindfleischspieße, schwarze Limette, Sumach-Zwiebel

Ein aus Bahrain stammendes Gericht, bei dem wieder jede Menge Gewürze zum Einsatz kommen. Die Marinade füe das Fleisch werde ich mir auf jeden Fall für die Grillsaison merken, denn ich bin sicher, die geht auch mit anderen Fleischsorten gut. Die schwarze Limette macht das Fleisch schön zart und trägt zu einem tollen Aroma bei.

Hummus

Das ist ja so eine Sache, die mir einfach nie klappt: Ich habe dunkelbraune österreichische Kichererbsen, die ich wegen des Aussehens gern schälen würde, bevor ich irgendetwas draus mache. Aber die weigern sich auch bei der Otto-Schälmethode hartnäckig, auch nur ein einziges Häutchen abzuwerfen. Aber egal, der Hummus schmeckt trotzdem, war halt nicht so fein vom Mundgefühl her.

 

 

 

 

Beerenpfanne, Brot, braune Butter

In Wien lieben wir ja Mehlspeisen als Hauptgerichte, da kam mir das hier sehr gelegen. Ein gutes Gericht zum Aufbrauchen von Brotresten ist es auch noch, also doppelt willkommen. Das geröstete Brot wird begleitet von gebratenen Äpfeln und Beeren. Zu diesen heißen Bestandteilen des Gerichts gesellt sich dann noch eiskalte Creme double. War sehr gut.

 

 

 

Süßkartoffel-Shakshuka mit Srirarcha-Butter und gepickelten Zwiebeln

Ein sehr einfach zu machendes Ofengericht, das tatsächlich mit nur 13 Zutaten auskommt, was für Ottolenghi schon recht wenig ist. Trotzdem ist es geschmacklich top! Wir waren richtig überrascht, welche Aromen sich da miteinander mischen und ein harmonisches Ganzes ergeben.
 


 

 

 

 

 

Joghurt-Reis mit Chana-Dhal und Curryblatt-Öl

Das war mein absolutes Highlight und ich möchte daher das Rezept vorstellen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach der Rezension gekocht  

Süßsaure Pflaumen mit Bratwurst

Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich das nicht ausgehen wird: Die besten Bratürste, die ich kenne, sind vom Gleinker Seebauern und die gibt es nur zu Ostern oder vor Weihnachten auf der Freyung. Zu dieser Zeit gibt es normalerweise keine Pflaumen, aber dieses Mal wurde ich im Supermarkt noch fündig. Also nix wie schnell nachgekocht. Das Rezept ist grandios gut! So richtig schön süßsauer durch Granatapfelsirup und Sumach, außerdem sind ja auch jede Menge Pflaumen mit dabei, die das Süßsaure ja von Natur aus mir sich bringen.






Unterm Strich ist zu sagen, dass auch dieses Buch ein echtes Ottolenghi-Buch ist: Die Rezepte sind wie immer eine Geschmacksexplosion, sind gelingsicher, bloß viele Zutaten braucht man halt. Dadurch, dass die Gerichte komplette Neukompositionen sind, ist da sicher genug auch für Kochprofis dabei, was man nachkochen kann, daher eine Empfehlung nicht nur für Kochneulinge, sondern alle Leute, die geschmacks- und kochtechnisch neugierig sind.


Fakten zum Buch

ISBN: 978-3-8310-4294-4 
Paperback mit Umschlag und Lesebändchen
Umfang: 256 Seiten
Format: 179 x 247 mm
Erschienen im Oktober 2021


Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler ums Eck zu kaufen, oder man kann es direkt beim Verlag bestellen.
 

Herzlichen Dank an den DK-Verlag dafür, dass er mir ein Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.

Die Links sind alle keine Affilate-Links.


8 Kommentare :

  1. Danke für diese Rezension.
    Ich habe das Rezept «Paprikaschoten mit Maisfüllung und gepickelten Jalapeños» auf S. 199 nachgekocht. Ich weiss natürlich nicht, wie XXXL die ottolenghischen Schoten (resp. jene von seiner Entwicklungs-Crew) waren, aber die Füllung reicht m.E. leicht für die doppelte Menge.
    Ausserdem wurde eine der rezeptierten Knoblauchzehen ganz einfach nicht verwertet. Dies hat entweder mit der Übersetzung oder mit der Nachlässigkeit des Lektorats zu tun – beides ist des ehrwürdigen DK-Verlags nicht würdig.
    Ich muss zugeben, dass ich mich eh nicht zur Ottolenghi-Fangemeinde zähle.
    Das hat nichts mit seinen Rezepten zu tun, als eher – aber lassen wir das.
    Es war ein Versuch wert und dabei wird es ottolenghimässig wohl auch bleiben.

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    1. Schade! Es stimmt für die älteren Rezepte mehr als für die neueren, dass die Menge nicht immer passt. Dass auch in diesem Buch so eines drinnen ist, find ich echt blöd.

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  2. Ich muss einmal schreiben, dass ich deine fundierten Rezensionen immer gern lese!
    Ottolenghi Rezepte sind für mich zum Lesen interessant, aber zum Nachkochen fehlt mir die Muße...

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    1. Ich bemühe mich! Freut mich, wenn das jemandem auffällt.

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  3. Das Zwetschken-Bratwürstelrezept hab ich auch schon im Netz entdeckt. Und bei meinem letzten Merguez Kauf am Naschmarkt sind nach dem Couscous einige übrig geblieben. Zwetschken gabs am Markt auch grad noch. Passt hervorragend zusammen. Würde nicht auf Pflaumen und Schweinewürstl zurück kommen wollen. Ein neues Lieblingsrezept.

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    1. Kennst du die Würstel vom Gleinkerbauern? Die sind meine Lieblinge.

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  4. Ich koche selten nach Ottolenghi, aber eine tolle Inspirationsquelle sind seine Bücher allemal, deshalb schmökere ich gerne in ihnen. Du hast mich auf das neue Buch ganz neugierig gemacht und natürlich auf dein hochgelobtes Rezept Joghurt-Reis mit Chana-Dhal und Curryblatt-Öl - das klingt schon sehr exotisch.

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    1. Die Rezepte sind durchwegs exotisch. Ich glaub, ich mag den Ottolenghi deswegen so, weil das alles Sachen sind, die ich nie kombinieren würde und die es wohl bei keinem klassischen Rezept gibt, egal welche Art von Küche.

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