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Ja, Alpen. Ich mag sie sehr! Das sind die Berge meiner Kindheit, als wir jeden Sommer in den Alpen zum Wandern waren. Auch als Erwachsene war ich oft genug in den Bergen, denn als Hundebesitzerin ist man dort deutlich besser aufgehoben als am Meer. Und nicht zuletzt wird es wahrscheinlich in diesem Sommer der beste Ort sein, um Urlaub zu machen. Daher werde ich euch mal erzählen, ob man dieses Buch dann braucht.
Meredith Erickson hat die Alpen nicht nur einmal bereist, sondern hat die Länder des Alpenbogens oft besucht und hat sich neben dem Schifahren und dem Wandern in Gasthäuser, Nobelhotels und Berghütten verschaut. 75 der von ihr verkosteten Gerichte findet man in diesem Buch. Es wäre aber viel zu kurz gegriffen, wenn man denkt, dass man es hier mit einem reinen Kochbuch zu tun hat. Die Autorin berichtet mit Humor von ihren Reiseabenteuern, beschreibt die Lokale, aus denen die Rezepte sind, berichtet von den KöchInnen und schreibt sehr kompetent über die kulinarischen Eigenheiten der Länder Frankreich, Schweiz, Italien und Österreich.
Die schönen Fotos stammen von Christina Holmes, einen Einblick in ihre Fotos aus dem Buch bekommt man hier. Samuel Bucheli zeichnet für die Karten verantwortlich, hier sein Link. Insgesamt ist es ein hochwertig gestaltetes, großformatiges Hochglanzbuch. Es ist mit 368 Seiten kein Leichtgewicht, aber eignet sich sehr zum Am-Couchtisch-Liegen, um darin zu blättern und sich auf den nächsten Urlaub freuen.
Die Rezepte sind gut beschrieben und durchwegs gelingsicher. Je nach "Kultstatus" des Rezepts nimmt eine Beschreibung des Gerichts schon mal mehrere Seiten ein. Zum Beispiel das Wiener Schnitzel und das Drumherum wie Butterschmalz selber herstellen, Fleischkunde, Schnitzel aus aller Welt etc. umfasst 4 großformatige Seiten inklusive Fotos. Nachdem sehr viel Schindluder mit dem Wiener Schnitzel betrieben wird, freut mich so etwas dann schon sehr. Ich bin ja mit dem Pfannerütteln aufgewachsen und habe es quasi mit der Muttermilch aufgesogen, aber wenn das nicht so ist, dann bekommt man hier genug Infos, damit das Wiener Schnitzel auf jeden Fall gut wird. Ein anderes Beispiel: Beim Mohnstrudel, den anscheinend schon James Bond in der Form wie im Buch gegessen hat, gibt es dann einen Exkurs zu James Bond in den Alpen. Es ist alles sorgfältig recherchiert. So etwas zu lesen macht schon viel Spaß!
Für die Zutaten braucht man in der Regel nur einen Supermarkt. Es gibt einzelne Rezepte, die regionale Zutaten verlangen, aber auch das ist kein Problem, da hat mir ein Gang über den Naschmarkt genügt.
So, es geht ans Nachkochen. Ich werde jeweils dazuschreiben, aus welchem Land das Rezept ist. Ich gestehe, dass heimische Rezepte im Übermaß bei meiner Nachkocherei vertreten sind, das liegt daran, dass viele davon für mich wie "Nachhausekommen" sind, daher ist es ein bissl mit mir durchgegangen, um zu schauen, ob die auch wirklich "richtig" schmecken (Spoiler: ja, tun sie).
Sofies Gulasch (I)
Das ist schon allein angefangen beim verwendeten Fleisch definitiv kein Wiener Wirtshausgulasch, sondern eine italienische Variante aus einer italienischen Hütte, wo es seit 50 Jahren gekocht wird. Hier in Österreich würde man es fantasielos als Rindersaftfleisch bezeichnen, denn es wird aus Rindsschulter gemacht, es ist Rotwein und eine Paprikaschote drinnen und bei weitem weniger Zwiebel als in unserem Gulasch. Uns hat es sehr geschmeckt!
Kasspatzen (A)
Ich finde es sehr nett, dass man in dem Kochbuch auch auf diverse länderübergreifende Variationen hingewiesen wird. Das hier war nämlich eine mögliche Beilage zum Gulasch von oben. Die Autorin führt richtig aus, dass es Spätzle wohl im gesamten deutschsprachigen Raum gibt, das Rezept für diese hier hat sie von einem Vorarlberger Restaurant in Lech bekommen. Der Teig hat gehalten und es waren zarte Spätzle!
Würziger Liptauer (A)
Wer hier schon länger mitliest, kennt mein Naheverhältnis zu Liptauer. Ich bin daher immer streng mit Rezepten, die so einen bodenständigen, rustikalen Aufstrich komplett verhunzen. Dieses Rezept gehört zum Glück nicht dazu. Es sind zwar mehr Zutaten als in meinem eigenen Rezept drinnen, aber der Charakter bleibt erhalten und es ist ein einfach zu machender Brotaufstrich, mit dem wir Österreicher die deutschen Urlaubsgäste süchtig machen können.
Wiener Schnitzel (A)
Ein Gericht, das in dem Buch die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient hat. Mit Fotos werden über vier großformatige Seiten alle Tricks und Kniffe verraten, wie man ein richtig gutes Wiener Schnitzel macht: wie man Butterschmalz macht wird genau so erklärt wie diverse Schnitzelvarianten aus aller Welt von Cotoletta alla Milanese bis Tonkatsu. So braucht man nicht wie ich mit damit aufgewachsen zu sein, um ein ausgezeichnetes Wiener Schnitzel hinzukriegen.
Gurkensalat (CH)
Für die Beilage zu dem Schnitzel habe ich in dem Kochbuch wieder in ein anderes Land geschaut. Aus der Schweiz gibt es viele verschiedene Salate, die unter dem Titel "Fitness-Teller" zusammengefasst werden. Ich nehme an, dass man wohl vergleichbare Salate im gesamten Alpenraum finden kann. Diese Gurkensalatvariante ist jedenfalls so, wie ich sie als österreichische Variante kenne, nämlich mit Dille. Das passt sehr gut und hat uns zum Schnitzel geschmeckt.
Gebratene Kalbsleber mit Kräutern (CH)
Ich ersuche um Verzeihung für dieses Foto, aber Leber kann ich einfach nicht schön fotografieren. Das ist schade, denn das Rezept ist echt gut! Aus verschiedenen Kräutern wird mit Olivenöl eine Paste gemixt, die die Leber gleich sehr viel raffinierter macht. So hat man statt eines 08/15-Rezepts eines, das gleich noch höher am Stockerl stehen kann.
Rösti (CH)
Normalerweise mache ich Rösti mit halb gekochten, halb rohen Erdäpfeln. Nachdem dieses Rezept nur mit gekochten Erdäpfeln gemacht wird, war das sozusagen eine Premiere für mich. Die Variante stammt aus dem Appenzellerland, wo eine Hütte den ganzen Sommer mit dem Wasser aus einer Höhle auskommen muss. Die Temperatur in dieser Höhle liegt bei 5 Grad, der optimalen Lagertemperatur von Erdäpfeln, daher ist man dort sehr gewandt mit dem Umgang mit Erdäpfeln. Das merkt man auch bei diesem Rezept: schlicht und einfach sehr gut.
Dieses Rezept werde ich im nächsten Posting vorstellen.
Unterm Strich ist kurz und bündig zu sagen, dass man hier eine Buch gewordene Liebeserklärung zum Thema Alpen in Händen hält. Wer die Alpen und ihre Küche mag, der wird dieses Buch lieben. Die Rezepte sind alle vollkommen klaglos geglückt, also auch für Anfänger geeignet.
Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-7913-8656-0Hardcover, Pappband
Umfang: 368 Seiten
Format: 21,5 x 28,0 cm
334 farbige Abbildungen
Erschienen am 24. August 2020
Bestellen kann man das Buch direkt beim Verlag bestellen oder man geht zum Buchhändler am Eck, solange es den noch gibt. Internetversender gibt es natürlich auch, für ganz Österreich den da zum Beispiel: Der Buchhändler
Danke an den Prestel Verlag, der mir das Buch für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Den Link mit den Fotos hätte ich mir heut' lieber nicht angesehen. Ich bin zwar nicht in den Bergen aufgewachsen, aber Heimweh hab ich jetzt trotzdem. Das muss ich mir wohl jetzt wegkochen. Lieben Gruß nach Wien
AntwortenLöschenJa, wenn man die Berge mag, dann sollte man in dieses Buch nur reinschauen, wenn man sicher ist, da hat noch ein neues Buch Platz im Regal.
LöschenKlingt alles gut und dürfte ein schönes Buch sein! Ich habe es mir gleich bestellt, nicht bei A*, sondern ich bestelle immer öfter wirklich bei inländischen Händlern bzw. Verlagen. Deine Hinweise fruchten :-)
AntwortenLöschenOh ja, das Buch ist richtig schön. Und nett zu lesen.
LöschenIch verlinke auch nie auf A, weil ich niemanden unterstütze, der keine Steuern zahlt.
Spannend zu lesen, wie Du es empfunden hast, aber ich sehe, die Begeisterung ist die gleiche wie bei mir. Ein echt schönes Kochbuch! Liebe Grüße
AntwortenLöschenDas find ich schön, wenn wir da einer Meinung sind: ein tolles Buch!
LöschenJetzt in Zeiten, in denen wir viel daheim sind, stelle ich mir dein vorgestelltes Kochbuch sehr inspirierend vor.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sigrid
Ich fand es auch sehr erfreulich, dass man da quasi im Urlaub schwelgen kann.
LöschenWieder mal eine so wunderbare Rezension, die lese ich bei dir besonders gern :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße!
Dankeschön!
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