Was lange währt wird endlich gut, so auch hier: Letzten Winter waren wir in Marrakesch und es war wirklich ein ganz toller Urlaub! Wie ich in dem verlinkten Posting geschrieben habe, habe ich ein recht rätselhaftes Gericht gegessen: Huhn mit Nudeln und Mandeln, gezuckert. Es hat richtig gut geschmeckt! Es hat Monate, ein Geschenk und eine lange Korrespondenz mit einer ganz entzückenden Blogleserin gebraucht, bis ich das Essen so hingebracht habe, wie ich es kennengelernt habe.
Wer sich vor aufwändigen Rezepten gruselt, liest besser nicht weiter, denn das ist ein richtiges Festessen und entsprechend viel Zeit braucht es für die Zubereitung. Auch in Marokko ist das kein Essen für alle Tage, sondern das gibt es, wenn die ganze Familie zusammenkommt. Es wird dann eine große Schüssel mit dem Gericht in die Mitte des Tisches gestellt und alle dürfen sich bedienen.
Die Korrespondenz mit meiner lieben Leserin Andrea hat mich erst auf die Spur gebracht, wonach ich überhaupt suchen muss, wenn ich dieses Rezept nachkochen will. Ist man erst einmal auf dem richtigen Pfad, dann findet man ausreichend Videos, in denen gut erklärt wird, wie man dieses Gericht nachkocht. Daher hier noch einmal ein großes Dankeschön an Andrea. Ich hab mir alle Videos, derer ich habhaft werden konnte, angeschaut. Das Rezept hier ist dann Auge mal Pi selbst gemacht.
Wie die Sache mit dem Geschenk ins Spiel kommt? Ich berichte ja immer wieder mal von meiner Multi-Kulti-Kochgruppe. Eine meiner Mitkocherinnen hat gefunden, ich muss Mandu (afghanische Teigtäschchen) wirklich einmal selber machen und hat mir einen riesengroßen Dampfgarer, wie man ihn dafür braucht, geschenkt. Der kam mir gerade recht, denn der hat einen Einsatz mit Löchern, auf dem normalerweise Mandu gegart werden. Die sonst für Nudeln verwendeten Dampfgarer haben viel kleinere Löcher und mir sind einige wenige Nudeln ins Wasser darunter abgehauen, aber unterm Strich klappte das super. Übrigens ist das eine ganz spannende Zubereitung von Fadennudeln. Trotz des langwierigen Procederes mit dreimaligem Garen sind die Nudeln am Ende perfekt bissfest!
Für 2 Personen
150 g Fadennudeln
Salz
1/2 Zitrone (bio!)
Hendl:
4 Hendlunterkeulen (oder 2 ganze Hendlhaxen)
1 kleine Zwiebel, gehackt
1 EL Butter
1 TL Ingwer, gerieben
1 Prise weißer Pfeffer
1 Prise schwarzer Pfeffer
1 kleines Stücke Zimtstange
1 Prise Safranfäden, zerbröselt
1 Prise Kurkuma
Salz
1 EL Olivenöl
2 El Koriandergrün, gehackt
1 EL Mandeln, blanchiert, abgezogen, gehackt
Staubzucker
Zimt
Rosinen in einer Tasse kochendem Wasser einweichen.
Die Hendlhaxen mit dem Zwiebel, Gewürzen, Butter und Öl in einem großen Topf mischen. Bei mittlerer Hitze vorsichtig anbraten und ca. 10 min. schmoren lassen. Korianderblätter dazugeben und ca. bis zur halben Höhe vom Fleisch mit Wasser aufgießen. Zudecken und schmoren, bis das Hendl gar ist. Und zwar sehr gar: Das Fleisch muss von den Knochen fallen! Bei mir hat das 45 min. gedauert. Das Fleisch aus der Sauce nehmen und abkühlen lassen. Den Topf mit der Sauce auf hohe Flamme stellen und die Sauce reduzieren, bis sie dickflüssig ist. Zimtstange herausnehmen. Das überkühlte Hendlfleisch vom Knochen lösen und in mundgerechten Stücken in die dicke Sauce zupfen.
Bis hierher kann alles am Vortag zubereitet werden.
Fadennudeln dämpfen. Dafür einen Dampfgarer mit Locheinsatz mit Salzwasser und drin einer halben Zitrone vorheizen. Die Nudeln mit 1 EL Olivenöl gründlich mischen. In den Dampfgarer legen, zudecken und 10 min. dämpfen. Danach die Nudeln aus dem Dampfgarer nehmen und auf einen Teller legen. 1 EL vom Salz-Zitronen-Wasser aus dem Dämpfer nehmen und gründlich mit den Nudeln mischen. Nudeln 5 min. ruhen lassen. Danach wieder 10 min. dämpfen. Abermals Nudeln auf einen Teller legen und mit Salzwasser durchmischen. 5 min. ruhen lassen. Nudeln probieren und danach abschätzen, wie lange der dritte Dämpfdurchgang dauern wird. Bei mir waren das noch einmal 5 Minuten.
Zum Servieren ein Drittel der Nudeln in einer flachen und weiten Servierschüssel verteilen. Das noch einmal erhitzte Fleisch mittig darauf auflegen, mit der Sauce beträufeln. Mit den restlichen Nudeln bedecken und dabei einen Berg formen. Auf diesem Hügel verteilt man die abgeseihten, gut ausgedrückten Rosinen sowie die gehackten Mandeln und zuckert alles kräftigt mit dem Staubzucker an. Damit sich alle am Tisch selber bedienen können, kommt ein großer Löffel auf die Schüssel und sie wird in die Mitte gestellt.
Wer sich von der langen Garzeit nicht abschrecken hat lassen, wir mit einem wirklich feinen Essen belohnt. Es ist zwar langwierig, aber gar nicht kompliziert. Man kann das zwar für zwei Personen ausprobieren, aber beim zweiten Mal kam das Essen dann für mehrere Personen auf den Tisch, da zahlt sich die langwierige Arbeit wenigstens aus.
Wenn der Zucker jemanden schreckt: Der ist gar nicht störend, denn er schmilzt schnell und verteilt sich beim Entnehmen vom Essen eh recht gut auf allem, daher ist das gerade das gewisse Etwas, wie man normalerweise eine Prise Zucker an die Vinaigrette vom Salat gibt oder eine Prise Salz in Süßspeisen. Daher bitte nicht davon abschrecken lassen! Das ist wirklich ein perfektes Essen: Die Gewürze sind ausgewogen, es sind Kohlehydrate fürs Wohlfühlen und Eiweiß für die Energie dabei, durch die Mandeln hat man etwas Knackiges im Mund und es ist insgesamt keine schwer im Bauch liegende Sache. Ich denke, bei uns wird das ein Weihnachtsessen im Freundeskreis werden.
Wunderbar, und längere Garzeiten können mich nun wirklich nicht abschrecken!
AntwortenLöschenAber Frage: handelt es sich bei den Fadennudeln um getrocknet gekaufte Ware!
Ja, genau, das ist gekaufte Ware. Ich habe keine Ahnung, wie sich selbst gemachte Nudeln bei diesem Dämpfverfahren verhalten. Ich habe das auch in keinem einzigen der Videos gesehen, dass da irgendjemand selbst gemachte Nudeln verwendet hätte.
LöschenSpannend, das Gericht und die Geschichte dahinter. Huhn mögen wir ja nun sehr gerne... vielleicht versuche ich es mal auf diese Weise
AntwortenLöschenEs zahlt sich wirklich aus, das einmal selber zu machen. Außer langen Garzeiten ist nichts, was einen abschrecken könnte, und man wird mit einem formidablen Essen belohnt.
LöschenMhhhh, toll! Ich kann es förmlich riechen und schmecken. Danke für die Blumen und vor allem deine Pionierarbeit, lG
AntwortenLöschenLiebe Andrea, ohne dich hätte ich das Rezept im Leben nicht gefunden. Danke an deine Vorarbeit!
LöschenWieder mal so ein interessantes Gericht von dir, am liebsten würde ich sofort probieren.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sigrid
Danke für die Blumen!
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