Donnerstag, 27. Februar 2020

Food Tour Favoriten

Wer hier regelmäßig liest, hat es schon gemerkt: Der Turbohausmann und ich gehen sehr gern auf Foodie-Touren mit. In der Regel im Ausland, aber nun gibt es so etwas auch hier, quasi vor der Haustür, nämlich in Favoriten! Nicht regelmäßig, sondern nur ab und zu. Veranstaltet wird diese Tour vom Kulturverein Mitten in Favoriten, weil nämlich Essen Kultur ist! Und Kochen sowieso. Wie es in St. Favoriten so ist, ist das eine Multi-Kulti-Sache, also man muss nicht denken, dass es eine bunte migrantische Foodie-Szene nur in Ottakring gibt, sondern wir haben hier im zehnten Hieb auch hervorragende Beispiele. Und zu einigen dieser Punkte führte die Tour.



Treffpunkt war die Würfeluhr am Viktor Adler-Markt. Dieses nicht kulinarische Foto müsst ihr über euch ergehen lassen, denn das hat auch etwas mit Kultur zu tun, denn diese Würfeluhren gibt es in Wien klassischerweise auf Märkten und werden zu meinem Leidwesen immer weniger. Dabei warat das so etwas typisch Wienerisches, das man bewahren sollte.
Die beiden jungen Herren waren unsere Führer. Der mit Schild ist der Hauptverantwortliche für die Tour, Moritz, der andere ist Nikola, einer der Initiatoren des Kulturvereins. Ich muss diesen Verein nun einmal in den Himmel loben! Die machen echt tolle Sachen. Ich war schon auf einer Lesung von Stefanie Sargnagel in einem echten Favoritner Tschocherl (ein kleines Wirtshaus) oder bei einem Konzert von Ernst Molden im Gemeinschaftsraum eines Gemeindebaus − die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ziel ist es, Kultur dort hinzubringen, wo sie normalerweise nicht zwangsläufig daheim ist. Bezahlt wird, was man hat, also immer freie Spende. Das finde ich sehr erfreulich, weil es den Zugang auch Menschen ermöglicht, die sonst nicht in diesen Genuss kommen. Die freien Spenden werden immer für soziale Zwecke verwendet, also die jungen Leute machen das alles auf freiwilliger Basis und gratis. Das ist mehr als bewundernswert.



Über dieses Lokal, das Sezai habe ich hier schon geschrieben. Natürlich hatte ich beim Einkaufen schon gesehen, dass wir ein Fischlokal haben, aber so richtig realisiert, dass das ein kulinarischer Schatz ist, habe ich es erst durch die Tour, bei der ich mir die Speisekarte einmal genauer angeschaut habe.

Für uns Besucher gab es an diesem Vormittag einen sehr noblen Start: Sekt und Austern wurden uns serviert. Damit nicht genug, denn die meisten Tour-Teilnehmer sind nach dem Ende dort auch noch auf einen Glühwein gewesen.

Falls jemand denkt, da hat sich wieder einmal eine Food Tour unbeliebt gemacht, weil den Eingeborenen der Platz weggenommen wurde und die Standler hatten nichts davon: Denkste! Der Verein Mitten in Favoriten bekommt Fördermittel und hat daher an die Standler bezahlt. Und vor allem wurde uns FavoritnerInn etwas gezeigt, was sie vielleicht noch nicht kannten und in Zukunft in Anspruch nehmen werden.

Der nächste besuchte Platz war gleich das nächste Standl, nämlich wir sind zu Konya Pide gegangen. Die Spezialität sind wirklich umwerfend gute Pide. Das sind Fladenbrote, die mit verschiedenen Füllungen angeboten werden, Gemüse, Fleisch, Käse oder eine Mischung aus allem. Die Spezialität dieses Standels ist, dass diese Pide sehr lang sind, genau 1 Meter.
Wir durften zuschauen, wie vor unseren Augen unscheinbare Teigkugeln (hausgemacht, natürlich!) zu knusprigen Meisterwerken verwandelt wurden. Bei den gewandten Handgriffen habe ich erst wieder gemerkt, wie viel ich noch lernen darf. Aber ich glaub, dass ich lieber diese lang erprobten und wirklich köstlichen Pide doch essen gehen werde und nicht mir selber die Finger verrenke.


Hier habe ich schon von Melahat geschrieben, der Marktsprecherin vom Viktor Adler-Mark. Sie war die erste auf dem Markt, die sich ein gläsernes Standel machen ließ, damit man von A-Z sehen kann, dass sie alles selber kocht und nichts zu verbergen hat. Es haben etliche Standler nachgezogen, sodass wir jetzt etliche gute Adressen zu bieten haben.

Bei Melahat haben wir Gözleme gegessen, das sind Palatschinken-ähnliche Germteigfladen mit diversen Füllungen. Mein Favorit war die scharfe Melanzani-Fülle, die natürlich wie der Teig hausgemacht war.
Melahats Spezialität sind Manti, ganz winzige Teigtaschen. Die macht sie auch selber. Man kann die übrigens auch tiefgekühlt kaufen und nach Hause mitnehmen, wenn man sich dem spröden Charme vom Viktor Adler-Markt nicht aussetzen will. Aber eigentlich sollte man das nicht tun, denn das kann schon was, wenn man im Sommer auf einem der beiden Tischer im Freien sitzt und sich das Markttreiben anschaut.
Die dritte Station führte uns zum Stand "Welcome Home". Die Betreiberin hat viele Jahre in Afrika gelebt und hat eine echte Marktlücke entdeckt, denn richtiges afrikanisches Essen, das auch noch günstig ist, bekommt man anscheinend in Wien selten. Ihre Schwester betreibt am Kepler-Platz ein afrikanisches Lebensmittelgeschäft, von dort stammen viele Zutaten für dieses Essen. Und ich weiß jetzt auch, wo ich ungeröstete Erdnüsse für ein Rezept vom Felix herkriege. Gekochte rohe Erdnüsse sieht man auch auf dem Foto, die haben wir zum Kosten bekommen.

Sonst war dieses Essen zugegebenermaßen eher jenseits der Komfortzone für mich.
Hier die Dame des Hauses. Vor ihr auf dem Teller liegt der Bischof eines Truthahnes, das ist die Drüse hinten am Popo eines Vogels, mit dessen Fett er die Federn einfettet. Anscheinend gehört der zu den Sachen, die man in Kenia gern isst. Wir haben auch noch Pfeffersuppe und Gulasch aus Hühnermägen probieren können.
Den Abschluss hat das Lokal Hana gemacht. Eine syrische Familie betreibt in der Favoritenstraße vis-a-vis vom Markt ein großes Kaffeehaus.

Was mich sehr verblüfft hat: Die Süßigkeiten, die man dort serviert bekommt, schauen ähnlich aus wie türkische Baklava, sind aber gar nicht so picksüß, wie ich das aus der türkischen Küche kenne.

Die Mehlspeisen sind durchwegs köstlich! Also eine dringende Empfehlung, sich einmal auf einen Tee dort reintrauen und sich durchkosten.




Oben am Stock kann man beim Hana auch sitzen und sich in aller Ruhr durch die Köstlichkeiten probieren.













Die Food Tour wurde auch schon in der Bezirkszeitung beschrieben. Wir waren 10 Teilnehmer bei der Tour, also nicht so überfüllt wie so manche Tour für Touristen, die in Horden über den Naschmarkt geführt werden. Ich denke, dass die nächsten Favoritner Touren daher schnell ausgebucht sein werden. Am besten, man meldet sich für den Newsletter an, damit man den nächsten Termin nicht versäumt. Oder auch einen anderen der wirklich empfehlenswerten Veranstaltungen. Mich bei einer der Veranstaltungen zu sehen, das muss man unter Umständen ertragen.

2 Kommentare :

  1. na schau, was es in St. Favoriten jetzt alles gibt, in meiner Schulzeit anno Schnee war die Fußgängerzone ein beliebtes Flanierziel...

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    1. Leider ist die Fußgängerzone denkbar fad geworden, daher gehe ich immer seltener dort hin. Aber ich bin froh, dass wir solche verborgenen Schätze haben wie einige der Standler am Markt.

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