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Es ist ein opulenter Bildband, den man allein wegen der Optik gern in die Hand nimmt. Da wird richtig geschwelgt in üppigen Darstellungen! Rüschen und Puder, Hüte und jede Menge Schnickschnack zieren die stylishen Bilder. Ich finde die Fotos alle sehr feminin. Das Buch selber ist sehr wertig gemacht: ein gebundenes Buch mit Bändchen, das sich sehr gut anfühlt, allerdings eher nicht im Bett, denn mit großformatigen 320 Seiten ist es doch eher ein Schwergewicht.
So unterschiedlich die gezeigten Frauen sind, so unterschiedlich sind auch die Rezepte. Das Buch ist genre-übergreifend und auch länderübergreifend. Wenn ich von Marie Antoinettes "Torte a la Charlotte Russe", Pawlowas Pawlowa, Astrid Lindrens Köttbullar, Sophia Lorens Pizza bis Björks Fischburger schreibe, dann kann das sein, dass die Protagonistinnen diese Gerichte gegessen haben, es kann aber auch sein, dass die Autorinnen dies der jeweiligen Zeit zugeschrieben haben. Klar abgegrenzt wird das im Buch nicht.
Coco Chancel aß nie Zwiebel, was man daher im Buch findet, sind Trüffel, Brandteigkrapferl, Tuiles, Nugat und Schokoladeröllchen. Wenn eine der berühmten Frauen offensichtlich wenig mit Kochen und Küche zu tun hatte, wie das anscheinend bei Oda Krohg, der "Prinzessin der Boheme" der Fall war, dann findet man Rezepte für Drinks und Appetithäppchen im Buch. Bei Julia Child schaut das schon anders aus: ein üppiger Braten und alle dazu passenden, sehr französischen Beilagen lachen einen aus dem Buch an.
Die Frauen sind nach ihrer Lebenszeit gereiht. Manche Rezepte sind mehr an die Zeit als an die jeweilige Frau angelehnt. Bei Marie Antoinette heißt es im Text, dass sie selber eher spartanisch gegessen hat, aber es finden sich wunderhübsche Tortenkreationen zu ihrer Person. Die Rezepte sind nicht so, wie sie zum Beispiel zu den jeweiligen Lebenszeiten gekocht worden wären, sondern sie sind alle den derzeitigen Geschmäckern angepasst.
Es steht bei dem jeweils nachgekochten Gericht dabei, wem es im Buch zugeordnet ist.
Omelett mit Brot
Hat ausgezeichnet geschmeckt und da es immer wieder vorkommt, dass genau diese Zutaten im Kühlschrank zu finden sind, werde ich das Rezept im nächsten Posting vorstellen.
Marylin Monroe (1926-1962), Schauspielerin, Model, Sängerin
Porridge mit Dulce de Leche
Das ist wieder einmal ein Rezept, bei dem ich mich frage, wieso ich nicht auf die Idee gekommen bin: Regelmäßig esse ich Porridge und ich habe auch schon Dulce de Leche selbst gemacht. Wieso kam ich nie auf die Idee, beides zu kombinieren? Das schmeckt nämlich richtig gut!
Sigrid Undset (1882 -1949), Literaturnobelpreisträgerin
Sautierte Kartoffeln
Das Spannende an diesem Rezept: die Erdäpfeln kommen roh in die Pfanne. Ich muss gestehen, dass ich mir das Tourieren der Erdäpfeln geschenkt habe. Wenn Gäste kommen, kann man das sicher machen, aber für uns tu ich mir das nicht an. Geschmeckt haben sie auch so sehr gut.
Julia Child (1912-2004), Fernsehköchin und Kochbuchautorin
Kohlsprossen mit Mandeln und Speck
Eine ausgezeichnete Variante dieses köstlichen Wintergemüses. Die Mandeln im Rezept heben die Kohlsprossen aus der rustikalen Variante nur mit Speck heraus und machen es elegant.
Jane Austen (1775-1817), Autorin
Torte à la Charlotte Russe
Das ist das einzige Rezept mit dem ich nicht ganz glücklich geworden bin. Es waren meine ersten selbst gebackenen Biskotten und ich hatte sie mir fester vorgestellt, man hätte sie aber wie eine Biskuitroulade rollen können. Die Charlotte selber war nach den angeführten vier Stunden Kühlzeit auch nicht wirklich fest, den nach diesem ultraschnellen Foto ist sie leider auseinandergefallen.
Marie Antoinette (1755-1793), Königin
Unterm Strich? Man sollte sich nicht erwarten, dass man Koch-Biografien von berühmten Frauen in dem Buch findet, sondern es ist ein Kunstprojekt mit schönen Fotos und guten Rezepten. Zu sagen, das wäre "nur" ein Kochbuch, ist zu kurz gegriffen. Ich bin sicher, man kann dieses Buch auch mögen, wenn man gar nichts daraus kocht. Die Rezepte, die ich ausprobiert habe, sind bis auf eine einzige Ausnahme alle gut gelungen, waren gut beschrieben, hatten keine Stolpersteine eingebaut.
Weitere Rezensionen:
Die Presse
Stuttgarter Nachrichten
Infos zum Buch
Untertitel: Legendäre Frauen und ihre Lieblingsgerichte
ISBN-13: 9783944874883
Einband: Gebunden
Umfang: 320 Seiten
Gewicht: 1745 g
Maße: 287 x 225 mm
Erscheinungstermin: 15.8.2019
Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Sieveking-Verlag oder im Internet bei einem der vielen Versender.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Vielen Dank an den Sieveking-Verlag, dass er das Buch herausgebracht und mir ein Rezensionsexemplar überlassen hat.
ohh sehr schön, das ist ein richtiges "Genussbuch"! Für so was bin ich empfänglich und bemerkenswerte Frauen und ihre Geschichte interessieren mich immer schon. Ich finde es witzig, was die beiden Autorinnen in dem Buch zeigen bzw. die Gerichte, sie sie den Frauen jeweils zuordnen.
AntwortenLöschenlg
Liebe Friederike,
AntwortenLöschenmir gefällt das Buch auch gut. Ein spannendes Thema, das mich sehr anspricht.
Das ist ja wirklich mal ein ganz anderes Konzept, um aus einer anderen Warte ans Essen zu gehen. Allein die Bilder in dem Buch, die das Video zeigt, sind schon eine Augenweide.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Sigrid
Liebe Sigrid,
Löschenzum Glück kann es nie genug Perspektiven geben, aus denen man Essen betrachten kann.