Donnerstag, 27. Februar 2020

Food Tour Favoriten

Wer hier regelmäßig liest, hat es schon gemerkt: Der Turbohausmann und ich gehen sehr gern auf Foodie-Touren mit. In der Regel im Ausland, aber nun gibt es so etwas auch hier, quasi vor der Haustür, nämlich in Favoriten! Nicht regelmäßig, sondern nur ab und zu. Veranstaltet wird diese Tour vom Kulturverein Mitten in Favoriten, weil nämlich Essen Kultur ist! Und Kochen sowieso. Wie es in St. Favoriten so ist, ist das eine Multi-Kulti-Sache, also man muss nicht denken, dass es eine bunte migrantische Foodie-Szene nur in Ottakring gibt, sondern wir haben hier im zehnten Hieb auch hervorragende Beispiele. Und zu einigen dieser Punkte führte die Tour.



Treffpunkt war die Würfeluhr am Viktor Adler-Markt. Dieses nicht kulinarische Foto müsst ihr über euch ergehen lassen, denn das hat auch etwas mit Kultur zu tun, denn diese Würfeluhren gibt es in Wien klassischerweise auf Märkten und werden zu meinem Leidwesen immer weniger. Dabei warat das so etwas typisch Wienerisches, das man bewahren sollte.
Die beiden jungen Herren waren unsere Führer. Der mit Schild ist der Hauptverantwortliche für die Tour, Moritz, der andere ist Nikola, einer der Initiatoren des Kulturvereins. Ich muss diesen Verein nun einmal in den Himmel loben! Die machen echt tolle Sachen. Ich war schon auf einer Lesung von Stefanie Sargnagel in einem echten Favoritner Tschocherl (ein kleines Wirtshaus) oder bei einem Konzert von Ernst Molden im Gemeinschaftsraum eines Gemeindebaus − die Liste ließe sich noch lange fortsetzen. Ziel ist es, Kultur dort hinzubringen, wo sie normalerweise nicht zwangsläufig daheim ist. Bezahlt wird, was man hat, also immer freie Spende. Das finde ich sehr erfreulich, weil es den Zugang auch Menschen ermöglicht, die sonst nicht in diesen Genuss kommen. Die freien Spenden werden immer für soziale Zwecke verwendet, also die jungen Leute machen das alles auf freiwilliger Basis und gratis. Das ist mehr als bewundernswert.



Über dieses Lokal, das Sezai habe ich hier schon geschrieben. Natürlich hatte ich beim Einkaufen schon gesehen, dass wir ein Fischlokal haben, aber so richtig realisiert, dass das ein kulinarischer Schatz ist, habe ich es erst durch die Tour, bei der ich mir die Speisekarte einmal genauer angeschaut habe.

Für uns Besucher gab es an diesem Vormittag einen sehr noblen Start: Sekt und Austern wurden uns serviert. Damit nicht genug, denn die meisten Tour-Teilnehmer sind nach dem Ende dort auch noch auf einen Glühwein gewesen.

Falls jemand denkt, da hat sich wieder einmal eine Food Tour unbeliebt gemacht, weil den Eingeborenen der Platz weggenommen wurde und die Standler hatten nichts davon: Denkste! Der Verein Mitten in Favoriten bekommt Fördermittel und hat daher an die Standler bezahlt. Und vor allem wurde uns FavoritnerInn etwas gezeigt, was sie vielleicht noch nicht kannten und in Zukunft in Anspruch nehmen werden.

Der nächste besuchte Platz war gleich das nächste Standl, nämlich wir sind zu Konya Pide gegangen. Die Spezialität sind wirklich umwerfend gute Pide. Das sind Fladenbrote, die mit verschiedenen Füllungen angeboten werden, Gemüse, Fleisch, Käse oder eine Mischung aus allem. Die Spezialität dieses Standels ist, dass diese Pide sehr lang sind, genau 1 Meter.
Wir durften zuschauen, wie vor unseren Augen unscheinbare Teigkugeln (hausgemacht, natürlich!) zu knusprigen Meisterwerken verwandelt wurden. Bei den gewandten Handgriffen habe ich erst wieder gemerkt, wie viel ich noch lernen darf. Aber ich glaub, dass ich lieber diese lang erprobten und wirklich köstlichen Pide doch essen gehen werde und nicht mir selber die Finger verrenke.


Hier habe ich schon von Melahat geschrieben, der Marktsprecherin vom Viktor Adler-Mark. Sie war die erste auf dem Markt, die sich ein gläsernes Standel machen ließ, damit man von A-Z sehen kann, dass sie alles selber kocht und nichts zu verbergen hat. Es haben etliche Standler nachgezogen, sodass wir jetzt etliche gute Adressen zu bieten haben.

Bei Melahat haben wir Gözleme gegessen, das sind Palatschinken-ähnliche Germteigfladen mit diversen Füllungen. Mein Favorit war die scharfe Melanzani-Fülle, die natürlich wie der Teig hausgemacht war.
Melahats Spezialität sind Manti, ganz winzige Teigtaschen. Die macht sie auch selber. Man kann die übrigens auch tiefgekühlt kaufen und nach Hause mitnehmen, wenn man sich dem spröden Charme vom Viktor Adler-Markt nicht aussetzen will. Aber eigentlich sollte man das nicht tun, denn das kann schon was, wenn man im Sommer auf einem der beiden Tischer im Freien sitzt und sich das Markttreiben anschaut.
Die dritte Station führte uns zum Stand "Welcome Home". Die Betreiberin hat viele Jahre in Afrika gelebt und hat eine echte Marktlücke entdeckt, denn richtiges afrikanisches Essen, das auch noch günstig ist, bekommt man anscheinend in Wien selten. Ihre Schwester betreibt am Kepler-Platz ein afrikanisches Lebensmittelgeschäft, von dort stammen viele Zutaten für dieses Essen. Und ich weiß jetzt auch, wo ich ungeröstete Erdnüsse für ein Rezept vom Felix herkriege. Gekochte rohe Erdnüsse sieht man auch auf dem Foto, die haben wir zum Kosten bekommen.

Sonst war dieses Essen zugegebenermaßen eher jenseits der Komfortzone für mich.
Hier die Dame des Hauses. Vor ihr auf dem Teller liegt der Bischof eines Truthahnes, das ist die Drüse hinten am Popo eines Vogels, mit dessen Fett er die Federn einfettet. Anscheinend gehört der zu den Sachen, die man in Kenia gern isst. Wir haben auch noch Pfeffersuppe und Gulasch aus Hühnermägen probieren können.
Den Abschluss hat das Lokal Hana gemacht. Eine syrische Familie betreibt in der Favoritenstraße vis-a-vis vom Markt ein großes Kaffeehaus.

Was mich sehr verblüfft hat: Die Süßigkeiten, die man dort serviert bekommt, schauen ähnlich aus wie türkische Baklava, sind aber gar nicht so picksüß, wie ich das aus der türkischen Küche kenne.

Die Mehlspeisen sind durchwegs köstlich! Also eine dringende Empfehlung, sich einmal auf einen Tee dort reintrauen und sich durchkosten.




Oben am Stock kann man beim Hana auch sitzen und sich in aller Ruhr durch die Köstlichkeiten probieren.













Die Food Tour wurde auch schon in der Bezirkszeitung beschrieben. Wir waren 10 Teilnehmer bei der Tour, also nicht so überfüllt wie so manche Tour für Touristen, die in Horden über den Naschmarkt geführt werden. Ich denke, dass die nächsten Favoritner Touren daher schnell ausgebucht sein werden. Am besten, man meldet sich für den Newsletter an, damit man den nächsten Termin nicht versäumt. Oder auch einen anderen der wirklich empfehlenswerten Veranstaltungen. Mich bei einer der Veranstaltungen zu sehen, das muss man unter Umständen ertragen.

Montag, 24. Februar 2020

Eierspeisbrot

Da waren sie, die paar Champignons, die noch übrig waren, die paar Streifen Speck, das kleine Stückchen Brot und eine frisch gekaufte Schachtel mit Eiern. Dank dieses Rezepts hatten alle Zutaten miteinander einen sehr gelungenen Auftritt. Das geht als Frühstück, Mittagessen oder Abendessen, also wirklich ein Allroundrezept.

 
Für 2 Personen

½ Zwiebel, fein gehackt
2-4 Champignons, in Scheiben geschnitten
Butter zum Braten
4 Eier
4 El Milch
Salz
Pfeffer
100 g Feta
Frühstücksspeck in Scheiben

4 Scheiben rustikales Brot

Zwiebelwürfel und Champignons in Butter anbraten, bis die Zwiebel glasig sind und die Champignons Farbe genommen haben. Eier, Milch, Salz und Pfeffer in einer kleinen Schüssel verquirlen, über das Gemüse gießen. Feta über alles bröseln. Hitze reduzieren und das Omelett vorsichtig braten, bis es fest wird. Man kann auch den Deckel kurz auflegen, damit an der Oberfläche alles stockt. In einer zweiten Pfanne die Speckstreifen knusprig braten.

Das Omelett auf zwei Brotscheiben verteilen, jeweils eine Brotscheibe oben drauf legen.



Rezeptquelle: Femmetastic!

Donnerstag, 20. Februar 2020

[Buchbesprechung] Femmetastic! von Klaudia Iga-Pérès und Marianne Pfeffer-Gjengedal

Enthält Werbung (Rezensionsexemplar, Verlinkungen, Namensnennungen) ohne Auftrag, ohne Bezahlung

Copyright: Sieveking Verlag
Es gibt viele fantastische Frauen in der Geschichte der Menschheit. Dass sie nicht in Vergessenheit geraten, darum bemüht sich dieses Buch. Daher haben die beiden aus der Werbebranche kommenden Autorinnen Klaudia Iga-Gjengedal, Foodstylistin, und Marianne Pfeffer-Pérès, Fotografin, ein Projekt gestartet: Sie haben sich die Lebensgeschichten berühmter Frauen vorgenommen und deren Vorlieben und Lebensweisen genau studiert. Danach sind Rezepte entstanden, die zu den jeweiligen Frauen passen. Die Autorinnen haben sich für die Fotos selbst die Kleidung der jeweiligen Zeit angezogen und entsprechend gestylt, sie sind also auch die Models für das Buch.

Es ist ein opulenter Bildband, den man allein wegen der Optik gern in die Hand nimmt. Da wird richtig geschwelgt in üppigen Darstellungen! Rüschen und Puder, Hüte und jede Menge Schnickschnack zieren die stylishen Bilder. Ich finde die Fotos alle sehr feminin. Das Buch selber ist sehr wertig gemacht: ein gebundenes Buch mit Bändchen, das sich sehr gut anfühlt, allerdings eher nicht im Bett, denn mit großformatigen 320 Seiten ist es doch eher ein Schwergewicht.

So unterschiedlich die gezeigten Frauen sind, so unterschiedlich sind auch die Rezepte. Das Buch ist genre-übergreifend und auch länderübergreifend. Wenn ich von Marie Antoinettes "Torte a la Charlotte Russe", Pawlowas Pawlowa, Astrid Lindrens Köttbullar, Sophia Lorens Pizza bis Björks Fischburger schreibe, dann kann das sein, dass die Protagonistinnen diese Gerichte gegessen haben, es kann aber auch sein, dass die Autorinnen dies der jeweiligen Zeit zugeschrieben haben. Klar abgegrenzt wird das im Buch nicht.

Coco Chancel aß nie Zwiebel, was man daher im Buch findet, sind Trüffel, Brandteigkrapferl, Tuiles, Nugat und Schokoladeröllchen. Wenn eine der berühmten Frauen offensichtlich wenig mit Kochen und Küche zu tun hatte, wie das anscheinend bei Oda Krohg, der "Prinzessin der Boheme" der Fall war, dann findet man Rezepte für Drinks und Appetithäppchen im Buch. Bei Julia Child schaut das schon anders aus: ein üppiger Braten und alle dazu passenden, sehr französischen Beilagen lachen einen aus dem Buch an.

Wer sind denn nun die Frauen, um die es im Buch geht? Marie Antoinette, Jane Austen, Oda Krogh, Sidrid Undset, Anna Pawlowa, Coco Chanel, Pamela Lyndon Travers, Astrid Lindgren, Frida Kahlo, Julia Child, Marilyn Monroe, Sophia Loren, Liza Crihfield Danlby und Björk Gudmindsdottir werden jeweils in einem kurzen Porträt vorgestellt. Außerdem gibt es Informationen über die jeweilige Epoche, in der die Frauen leben bzw. gelebt haben. Es handelt sich durchgehend um Frauen, die nicht wegen ihres Daseins in der Klatschpresse bekannt sind, sondern es sind durchgehend Persönlichkeiten, die auf ihrem Gebiet wegbereitend waren bzw. sind.

Die Frauen sind nach ihrer Lebenszeit gereiht. Manche Rezepte sind mehr an die Zeit als an die jeweilige Frau angelehnt. Bei Marie Antoinette heißt es im Text, dass sie selber eher spartanisch gegessen hat, aber es finden sich wunderhübsche Tortenkreationen zu ihrer Person. Die Rezepte sind nicht so, wie sie zum Beispiel zu den jeweiligen Lebenszeiten gekocht worden wären, sondern sie sind alle den derzeitigen Geschmäckern angepasst.

Ich muss nun gestehen, dass ich das Buch nicht wegen der barocken Braten und der opulenten Torten, die es natürlich gibt, schätzen gelernt habe, sondern wegen der kleinen Gerichte. Ich kaufe, statt es selbst zu backen, mein Brot meistens einfach beim Bäcker des Vertrauens, und immer wieder kommt es vor, dass irgendwelche Reste im Kühlschrank liegen, die verarbeitet werden müssen. Es ist gar kein Problem, für Feste alle möglichen Rezepte zu finden, da bin ich dann durchaus froh, wenn ein Kochbuch auch anderes bereit hat. Für mich waren es eher die kleinen Gerichte, die Beilagen, die Snacks, die Fleischbällchen, die mich sofort angelacht haben. Am Abend in dem Buch geschmökert, schnell noch Marylin Monroes Müsli angesetzt und am nächsten Morgen genossen, so ist es bei mir mit dem Buch gelaufen. Einen Winterspaziergang gemacht und gleich anschließend Frida Kahlos Gewürzschokolade zum Aufwärmen gekocht. Das zeichnet ein gutes Kochbuch aus, dass es für jede Lebenslage ein passendes Gericht parat hat, für Tage mit Kochlaune, aber für die anderen natürlich genau so.

Es steht bei dem jeweils nachgekochten Gericht dabei, wem es im Buch zugeordnet ist.

Omelett mit Brot

Hat ausgezeichnet geschmeckt und da es immer wieder vorkommt, dass genau diese Zutaten im Kühlschrank zu finden sind, werde ich das Rezept im nächsten Posting vorstellen.

Marylin Monroe (1926-1962), Schauspielerin, Model, Sängerin

Porridge mit Dulce de Leche

Das ist wieder einmal ein Rezept, bei dem ich mich frage, wieso ich nicht auf die Idee gekommen bin: Regelmäßig esse ich Porridge und ich habe auch schon Dulce de Leche selbst gemacht. Wieso kam ich nie auf die Idee, beides zu kombinieren? Das schmeckt nämlich richtig gut!

Sigrid Undset (1882 -1949), Literaturnobelpreisträgerin










Sautierte Kartoffeln

Das Spannende an diesem Rezept: die Erdäpfeln kommen roh in die Pfanne. Ich muss gestehen, dass ich mir das Tourieren der Erdäpfeln geschenkt habe. Wenn Gäste kommen, kann man das sicher machen, aber für uns tu ich mir das nicht an. Geschmeckt haben sie auch so sehr gut.

Julia Child (1912-2004), Fernsehköchin und Kochbuchautorin
Kohlsprossen mit Mandeln und Speck

Eine ausgezeichnete Variante dieses köstlichen Wintergemüses. Die Mandeln im Rezept heben die Kohlsprossen aus der rustikalen Variante nur mit Speck heraus und machen es elegant.

Jane Austen (1775-1817), Autorin
 Torte à la Charlotte Russe

Das ist das einzige Rezept mit dem ich nicht ganz glücklich geworden bin. Es waren meine ersten selbst gebackenen Biskotten und ich hatte sie mir fester vorgestellt, man hätte sie aber wie eine Biskuitroulade rollen können. Die Charlotte selber war nach den angeführten vier Stunden Kühlzeit auch nicht wirklich fest, den nach diesem ultraschnellen Foto ist sie leider auseinandergefallen.

Marie Antoinette (1755-1793), Königin







Unterm Strich? Man sollte sich nicht erwarten, dass man Koch-Biografien von berühmten Frauen in dem Buch findet, sondern es ist ein Kunstprojekt mit schönen Fotos und guten Rezepten. Zu sagen, das wäre "nur" ein Kochbuch, ist zu kurz gegriffen. Ich bin sicher, man kann dieses Buch auch mögen, wenn man gar nichts daraus kocht. Die Rezepte, die ich ausprobiert habe, sind bis auf eine einzige Ausnahme alle gut gelungen, waren gut beschrieben, hatten keine Stolpersteine eingebaut.



Weitere Rezensionen:
Die Presse 
Stuttgarter Nachrichten


Infos zum Buch
Untertitel: Legendäre Frauen und ihre Lieblingsgerichte
ISBN-13: 9783944874883 
Einband: Gebunden
Umfang: 320 Seiten
Gewicht: 1745 g
Maße: 287 x 225 mm
Erscheinungstermin: 15.8.2019

Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Sieveking-Verlag oder im Internet bei einem der vielen Versender.

Die Links sind alle keine Affilate-Links.

Vielen Dank an den Sieveking-Verlag, dass er das Buch herausgebracht und mir ein Rezensionsexemplar überlassen hat.

 

Donnerstag, 13. Februar 2020

[Genusskino] Brot

Enthält Werbung (Namensnennungen), ich krieg aber nix dafür und wurde auch nicht aufgefordert, für den Film zu werben.

© Navigator Film
Dass mir Brot und vor allem seine Herstellung ein Anliegen ist, wissen die, die hier immer mitlesen. Vor allem die ganzen Fertigmischungen, mit denen viele Bäckereien arbeiten, sind mir ein Dorn im Auge. Da gibt es wirklich gar nichts mehr, was dieses Brote von den Industriebroten vieler Supermärkte unterscheidet. Zum Glück gibt es nun eine Dokumentation, die sich dieses Themas angenommen hat. Ich durfte den Film schon vorab sehen und möchte ihn hiermit weiterempfehlen.

© Navigator Film
Der Film zeigt Einblicke in die heutige Welt des Brotes. Kleine Handwerksbäckern kommen genau wie auch Konzernchefs zu Wort. Allen wird die Frage gestellt: Wie sehen sie die Zukunft unseres Brotes? Und: Was essen wir da eigentlich?

© Navigator Film
Vorgestellt werden folgende Bäckereien/Back-Firmen:
Aus Österreich Öfferl Dampfbäckerei, Gaubitsch
Aus Frankreich Du Pain et des Idées, Paris
Aus Deutschland Harry-Brot, Hamburg
Aus Belgien Holthausen Puratos Group, Brüssel

Buch und Regie: Harald Friedl
Kamera: Helmut Wimmer
Ton: Andreas Hamza
Produktion: Navigator Film
KINOSTART österreichweit 21. Februar 2020

© Navigator Film

Ich hab jetzt eine Überraschung für alle LeserInnen aus Wien: Ich darf 2 x 2 Kinokarten für das Startwochenende verlosen. Die Gutscheine gelten für alle Wiener Kinos, in denen der Film spielt, und für das ganze Wochenende.

Bitte bis Samstag 24.00 Uhr eine MAIL an wistera@gmx.net schicken. Ich verlose dann die Karten und gebe per Mail Bescheid, wer sie bekommt. Namen und Adressen der GewinnerInnen werden an den Filmladen weitergegeben zwecks Kartenversand.

Viel Glück!

Montag, 10. Februar 2020

Wien, deine Baguettes

Durch die vielen Feiertage zum Jahreswechsel gab es bei uns öfter "Wochenendspätstück" mit Butter, Schinken und Käse, daher habe ich etliche Male Baguette gekauft. Das ist irgendwie ausgeufert und ich habe im ganzen Jänner so viele Baguettes gegessen, dass ich jetzt ein Posting draus mache. Vielleicht hilft es ja jemanden, wenn sie/er ein Baguette kaufen will und nicht so recht weiß, welches es sein soll. Das Posting erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn jemand noch anderes gutes Baguette kennt, bitte her mit den Infos!

Generell sind Baguettes aus Wiener Bäckereien nicht das, wie ich Baguettes in Frankreich kennengelernt habe. Bei uns sind die Baguettes viel breiter und kürzer, mehr in Richtung Weißbrot. Das muss nicht zwingend ein Nachteil sein, sondern es ist halt anders.

Die Reihung folgt nach schlicht und einfach danach, wann ich die Baguettes gegessen habe, und stellt keine Wertung dar.

Wie so oft hier: Enthält Werbung (Verlinkung, Namensnennungen) ohne Auftrag, ohne Bezahlung


Das Baguette vom Kasses ist in einem Format in Richtung österreichisches Weißbrot. Die Porung ist groß und unregelmäßig, die Kruste fein knusprig. Geschmacklich top! Wir haben zwei Tage an dem Baguette gegessen, weil es so ein großes Stück ist. Man hat auch am zweiten Tag noch seine Freude dran, wenn man es aufbäckt.
Eine liebe Leserin hat mir den Tipp gegeben, dass ich unbedingt zur Bäckerei Linsbichler schauen soll, denn dort gibt es so gute Maroniherzen. Na solche Tipps sind mir doch sehr willkommen. Leider gab es keine Maroniherzen. Also dachte ich, ich nehm Baguette mit. Es ist ein Stangenweißbrot ohne große Porung, ziemlich trockener Krume und mit einer ebensolchen Rinde. Am zweiten Tag war das Baguette staubtrocken und ich habe es letztendlich zu Bröseln verrieben.
Ein extrem gutes "Baguette" hat der Öfferl: Das ist dunkles Brot mit Walnüssen drinnen. Mit Baguette hat es nur insoweit zu tun, als es eine unregelmäßige und relativ große Porung hat. Weder Länge noch Durchmesser sind französisch.
Geschmacklich ein Favorit und am zweiten Tag braucht man es nicht einmal aufbacken, sogar am dritten Tag kann man das Brot ohne grobe Abstriche essen − das ist halt der Vorteil von dunklem Brot, dass es länger lagerfähig ist, ohne dass man Abstriche machen muss, auch wenn es ein recht kleinformatiges Brot ist. Vor allem aber ist es ein Verdienst des Bäckers, dass das Brot so lange frisch ist!
Eines meiner liebsten Baguettes ist die Bio-Variante vom Ströck, denn die haben es wirklich drauf mit den großen, unregelmäßigen Poren. Ein bisschen knuspriger würde ich es mir wünschen. Schmecken tut es auch hervorragend, sonst würde es nicht zu meinen liebsten gehören. Das Format ist wieder österreichisch, also keine dezente, dünne Stange, sondern recht breit wie die meisten Baguettes hierzulande. Schmeckt auch am zweiten Tag noch gut.


Noch ein Baguette vom Ströck, das Körndl-Baguette. Da ist es vorbei mit der französischen Porung. Ich wage aber zu bezweifeln, ob man in Frankreich so etwas überhaupt Baguette nennen dürfte. Jedenfalls ist es ein Mischbrot mit vielen Kernen und Körnern drinnen und drauf. Uns schmeckt es gut, aber am zweiten Tag ist es trocken.
Das helle Baguette vom Joseph will gleich von vornherein nicht den Eindruck erwecken, dass es etwas mit französischem Baguette gemeinsam hat: Das Brot ist in sich verdreht, normalerweise kauft man so etwas hierzulande als Wurzelbrot. Das Baguette ist nicht eingeschnitten an der Oberfläche, sondern man sieht den Ofentrieb an den eingedrehten Teigrändern. Die Porung ist eher klein und unregelmäßig. Nichtsdestotrotz ist das Baguette geschmacklich ein Hit und am zweiten Tag genau so frisch wie am ersten, lediglich die Kruste ist dann ein wenig härter, was ich jetzt gar nicht unsympathisch finde.
In der Bäckerei Der Mann wird typisch österreichisches Baguette produziert: Weiche Rinde, wattig-flauschige Krume. Falls das für jemanden unerfreulich klingen sollte: Ist es nicht. Das Baguette schmeckt durchaus gut, nur halt gar nicht französisch. Es ist wie Weißbrot, nur halt in Standenform.
Eine extrem erfreuliche Überraschung war das Baguette von der Bäckerei Szihn, die hauptsächlich im 23. Bezirk ihre Filialen hat. Das Baguette ist nicht überbordend groß, hat eine angenehm knusprige Kruste und ein sehr geschmackvolles Innenleben, das von unterschiedlich großen Poren übersät ist. Ich weiß jetzt, dass ich dort öfter mal einkaufen und mich durch das Sortiment kosten muss. Wenn das alles so gut schmeckt, dann Hut ab. Bei uns hat das Baguette als eines der wenigen keinen zweiten Tag erlebt.
Das ist das Roggenbaguette vom Felber. Das ist tatsächlich so riesig, dass wir das mit zwei Feiertagsspätstücken auf keinen Fall aufessen könnten. Es hat das Format von sehr langem Weißbrot, die Kruste ist aber schön knusprig, die Porung österreichisch. Geschmacklich ist das Roggenbaguette recht gut. Am zweiten Tag kann man es noch aufbacken, am dritten Tag nicht mehr, daher frieren wir ein Drittel ein, damit es nicht zu Bröseln werden muss.
Hier ist es, das einzige richtig französische Baguette, das ich aus Wien kenne, das kommt von Paremi.
Das sind Leute, die haben in Paris gelernt, wie französisches Backen geht und das sieht man halt. Wer denkt, man kann sich da zum Frühstück Butter und Honig aufs Baguette streichen, dann irrt man, denn der Honig würde durchlaufen wie nur was. Aber andererseits schneidet man in Frankreich Baguette auch nicht in Scheiben, sondern bricht ein Stück ab und das dann der Länge auseinander. So würde das auch mit dem Honig hinhauen.










Noch ein Tipp zum Aufbacken: Wenn wir Semmeln, Weckerln oder Baguette eingefroren hatten, legen wir es im Winter auf den Heizköper zum Auftauen. Im Sommer lege ich es in die Sonne. Beide Varianten machen fein knusprige Oberflächen. Am zweiten Tag kann man Baguette auch auf diese Weise wieder aufknuspern, nur ganz wenig mit dem Blumensprüherl einsprühen und dann ab auf den Heizköper. Natürlich kann man auch das Backrohr zum Aufbacken nehmen, aber ich denk mir immer, wenn ich schon Sonne bzw. Heizung habe und das gut klappt, warum dann extra das Backrohr bemühen.

Wenn jemand noch irgendwelche Wiener Baguette-Tipps hat, dann bitte her damit. Ich bin nun richtig auf den Geschmack gekommen, mich da weiter durchzukosten, falls es noch empfehlenswerte gibt.

Donnerstag, 6. Februar 2020

Laarb Moo − Salat aus Faschiertem

Ich gestehe, wenn ich nicht gewusst hätte, dass Larb Moo etwas sehr Gutes ist, dann hätte ich dieses Rezept wahrscheinlich nicht nachgekocht. Wie das Faschierte einfach so am Teller liegt, schaut nicht arg beeindruckend aus. Es ist aber ein Rezept, wie es tatsächlich in Thailand gegessen wird und es schmeckt himmlisch.

Das Faschierte wird mit den Blättern vom Kraut aufgenommen, daher tut man gut daran, eine Krautsorte zu wählen, bei der die Blätter keinen zu festen Kopf formen, damit man sie am Teller leicht auseinanderziehen kann. Braunschweiger Kraut, das ich auch für Krautrouladen verwende, oder Spitzkraut eignen sich am besten.

Das Topping aus geröstetem Klebreis gibt dem Salat noch ein wenig Knusper mit, was sich richtig gut macht.



2 Hauptspeisen- oder 4 Vorpseisenportionen

Für das Fleisch
1 Knoblauchzehe
400 g faschiertes Schweinefleisch
½ TL Salz
200 ml Wasser
1 Prise Zucker

Gemüse
Kraut (= Weißkohl)
Salatgurke
(Schlangenbohnen habe ich weggelassen)

Sauce
2 EL Limettensaft
2 EL Fischsauce
1 TL Zucker
2 Schalotten
1 Bund Minze
1 Bund Koriander

Topping 
2 EL Klebreis
getrocknete Chiliflocken
Limettenspalten

Knoblauch schälen und fein hacken. Das Faschierte mit dem Knoblauch gut mischen. In einer Pfanne das Wasser aufkochen, Salz und Zucker dazugeben, das Fleisch hineingeben und unter ständigen Rühren garen. Mit einer Schaumkelle herausnehmen und gut abtropfen lassen. Auskühlen lassen.

Das Gemüse in Stücke schneiden. Das Kraut habe ich (wie ich es aus Thailand kenne) in dicke Spalten geschnitten, damit man das Fleisch damit aufnehmen kann. Sollte das Gemüse länger warten müssen, wickelt man es am besten in feuchte Hangerl (Deutsche nehmen Geschirrtücher) und legt es in den Kühlschrank, damit es knackig bleibt.

Für die Sauce Limettensaft, Fischsauce und Zucker verrühren. Die Schalotten grob schneiden, Koriander samt Stielen hacken, von der Minze nur die Blätter hacken. Fleisch mit der Sauce, den Schalotten und den Kräutern mischen und einige Minuten durchziehen lassen.

Klebreis trocken in einer  Pfanne rösten, dann im Mörser so fein wie möglich zerstoßen. Sicherheitshalber durch ein Sieb sieben, damit keine großen Reiskörner drinnen sind, denn die wären unangenehm hart. Mit Chiliflocken gemeinsam über den Fleisch streuen. Alles auf einem großen Teller bzw. einer Platte anrichten.



Leider habe ich die Kräuter vergessen, die habe ich erst nachträglich untergehoben. Sorry dafür! Es hat uns wirklich gut geschmeckt. Ich denke, im Sommer wird das noch mehr Vergnügen sein, diesen Salat zu essen. Aber nach Weihnachten hat so etwas Low Carbiges schon auch einen Sinn.






Montag, 3. Februar 2020

[Buchbesprechung] Bangkok Original Streetfood von Ben Kindler

Enthält Werbung (Namensnennungen, Verlinkungen, Belegexemplar)

In thailändisches Essen kann ich mich eingraben! Früher schon und seit unserem Thailand-Urlaub sowieso. Bangkok ist wirklich eine einzige große Küche: Überall wird total feines Essen angeboten. In ganz unscheinbaren Garküchen werden die unglaublichsten Gerichte gekocht. Nur so als Beispiel: Die beste Hühnersuppe meines Lebens habe ich am Blumenmarkt in Bangkok gegessen, an einem kleinen Stand und nicht in einem Haubenlokal.

Der Autor Ben Kindler war viele Jahre in der Sterneküche tätig und hat seit 2010 eine Kochschule in Freiburg. Er reist seit 20 Jahren immer wieder nach Thailand und hält seine Lieblingsgerichte aus der Straßenküche Bangkoks in seinem nunmehr dritten Kochbuch fest.

Im Buch findet man nicht nur Rezepte, sondern es werden auch die typischen Küchengeräte beschrieben, die man braucht. Essenzielles wie Reissorten und Gewürze werden gut erklärt.

Die Fotos von Joss Andres sind klar und ohne viel Chichi, also keine Kleinmädchenfotos mit rosa Rüschen. Einfach auf den Link clicken, dann sieht man schon auf der Startseite einige Thailand-Fotos, die einen Vorgeschmack auf das Buch zeigen. Erfreulicherweise liegen Zutaten oder gar das fertige Essen nicht in der Gegend herum. Vielmehr wird das Essen so gezeigt, wie es auch in Thailand serviert oder gekocht wird.

Das Problem der Zutatensuche stellt sich in diesem Fall nicht. Jedes einigermaßen gut sortierte Asia-Geschäft hat die benötigten Zutaten, für den Großteil reicht ein Supermarkt. Bei diversen Gewürzpasten oder -saucen steht dabei, wie man sie selber machen kann.

Schon im Inhaltsverzeichnis sieht man, dass das Buch nicht zweigeteilt ist, sondern dass Wissenskapitel und Rezeptkapitel einander abwechseln. Das ist auch optisch geteilt, da das Inhaltsverzeichnis in zwei Farben gehalten ist, was ich sehr hilfreich finde. Folgende Kapitel sind in dem Buch: "Vorwort", "Thai Food", "Basics", "Snacks", "Street", "Salate", "Markt", "Suppen", "Pop", "Wok", "Reis", "Currys", "Fischsauce", "Fisch & Seafood", "Sweets", "Rezeptverzeichnis".  Ein Bändchen hilft beim Markieren. Insgesamt ist es ein hochwertig gestaltetes Buch.

Was ich nachgekocht habe? Viel! Das Buch hat es mir aber auch sehr leicht gemacht, denn es sind viele Gassenhauer-Rezepte gemischt mit eher ungewöhnlichen Rezepten.

Pad Thai

Das ist DAS Streetfood, dass es in Bangkok wirklich an jeder Ecke zu kaufen gibt. Hier eine fleischlose Variante mit Gemüse (das man leider nicht sieht, weil ich oben drüber die gehackten Erdnüsse gestreut habe), jedoch wie fast jedes Gericht in Thailand mit Fischsauce, also schaut zwar vegetarisch aus, ist es aber nicht.
Sticky Rice mit Mango

Das habe ich geliebt in Thailand! Wann immer ich das wo gesehen habe, musste ich es mir kaufen. Und natürlich musste ich das nun auch nachkochen.
Leider werden im Rezept die Mungbohnen, die man über den Reis streut, nicht eingeweicht. Ich hab das probiert, die kann man nicht beißen, wenn sie nur geröstet werden.
Ich glaube, der Grund, warum mir das jetzt wieder so gut geschmeckt hat, ist das beim Klebreis mitgedämpfte und in der Kokossauce mitgekochte Pandanblatt. Und genau so wird es in diesem Rezept gemacht.








Knuspriger Schweinebauch

Hierfür wird das Fleisch erst gekocht, dann wird es knusprig gebraten und schlussendlich mit einer Sauce versehen. Ich kannte diese Zubereitungsart bisher nur vom doppelt gegarten chinesischen Schweinebauch und sie steht dem Schweinebauch in der thailändischen Variante ebenfalls sehr gut.

Bratreis

Nachdem ich schwarzen Reis übrig hatte, habe ich den ausnahmweise verwendet. Der Bratreis ist nicht trocken und durch das viele Gemüse passt er sicher auch als Hauptgericht.
Tom Kha Gai

Das ist die Thai-Suppe schlechthin, die fast alle Leute kennen und lieben. Ich habe sie auf einem Kochkurs in Thailand gekocht und auch sonst in allen möglichen Varianten. Ich weiß auch, dass man in Thailand keine Kokosmilch verwendet für diese Suppe, sondern gnadenlos ungezuckerte Kondensmilch nimmt. Im Rezept wird mit Kokosmilch gearbeitet, daher nicht ganz original, aber eine recht gute Variante.
Thai Pancakes mit Banane

Bei dem Rezept stimmt etwas nicht: für 2 Personen 500 g Mehl, das würde einem ordentlichen Laib Brot abgeben. Beim Verarbeiten bin ich mit dem Teig auch nicht zurecht gekommen. An sich kann ich mir die Geschmackskombi gut vorstellen: hauchdünne Pancakes, gefüllt mit Banane, oben drüber zum Süßen Kondensmilch. Wäre an sich mein Geschmack.













Laarb Moo

Der Witz an Laarb ist, dass gerösteter Klebreis fein gemörsert und dann über das fertige Gericht gestreut wird. So etwas hatte ich hier schon mal gebloggt, habe es vergessen und in Thailand dann wieder gefunden. Es ist eine ganz interessante Variante eines Toppings. Ich stelle das Rezept im nächsten Posting vor.








Im Standard findet man eine sehr positive Besprechung des Buches.

Was es unterm Strich zu sagen gibt: Es ist ein Anfänger-Kochbuch. Die Rezepte gelingen großteils problemlos, ab und zu hat der Fehlerteufel zugeschlagen. Die Zutaten sind leicht erhältlich. Bei mir persönlich ist es schwer, meine Ansprüche an Thai-Küche zu befriedigen, denn ich weiß halt mittlerweile, was es ausmacht, dass die einzelnen Rezepte wirklich ganz und gar wie in guten thailändischen Garküchen schmecken und ich renne dafür auch gern einmal quer durch Wien um eine spezielle Zutat. Wer sich diese Arbeit nicht antun und dennoch reinschnuppern will in das Geheimnis der Thai-Küche, ist mit dem Buch gut bedient.


Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-03902-052-2
Einband: Gebunden
Umfang: 240 Seiten
Format: 21 cm x 27.5 cm

Preis: 30,80,- €

Man kann das Buch direkt beim beim Verlag bestellen oder beim Buchhändler des Vertrauens oder bei einem der vielen Internetanbieter.

Vielen Dank an den AT-Verlag, dass er dieses Buch herausgebracht hat und mir ein Belegexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Die Links sind alle keine Affilate-Links.

Samstag, 1. Februar 2020

Foodie Rückblick auf Jänner 2020

Enthält Werbung, weil ich Namen nenne und auch verlinke, aber es ist alles selbst bezahlt und ich hatte keinen Auftrag für Werbung.


Gegessen

Getreu der Einsicht vom letzten Monat, dass der Turbohausmann und ich der Tod der Wiener Wirten sind, und der schon länger stattgefundenen Erleuchtung, dass man in St. Favoriten wirklich gut essen gehen kann, waren wir gleich zu Jahresbeginn beim Sezai. Das ist ein richtig gutes Fischlokal direkt am Viktor Adler Markt. Wenn man jetzt meint, das sei auf Grund der Lage sehr billig: denkste! Das hat faire aber durchaus gehobene Preise.
Für mich gab es eine Premiere, denn ich habe eine Senegal-Garnele gegessen. So ein Riesentrumm! Da ist wirklich eine einzige Garnele eine Hauptmahlzeit. Diese Garnelen heißen übrigens so, weil sie wirklich aus dem Senegal kommen. In dem Lokal werden sehr viele Wildfänge angeboten, so auch diese Garnele, die es nur jetzt gibt, denn sie hat eine sehr lange Schonzeit. So wurde mir das im Sezai erklärt, denn ich hatte keine Ahnung und konnte auch nicht viel drüber im Netz finden. Zur Garnele gab es ein feines Prosecco-Saucerl und hausgemachte Pasta mit frisch gehobeltem Trüffel. Also echt ein Luxusessen! Wirklich sehr gut.
So, jetzt aber zum arg negativen Punkt, den es leider, leider, leider gibt: Es gibt in dem winzigen Lokal kein WC, sondern man muss außen herum über den Markt gehen in eine Kabine gehen. An dem Abend war dieses WC leider kaputt und man musste die öffentlichen Markttoiletten benutzen. So etwas ist ein no go!

Der Platz, an dem man in Wien Wiener Schnitzel essen sollte, ist das Rebhuhn. Dieses Mal habe ich Besuch aus dem Ausland dort hingeschleppt. Alle waren begeistert. Das Fleisch ist aus vertrauenswürdigen Quellen (das Schwein ist z. B. Strohschwein), wie man Schnitzeln paniert und herausbäckt, wissen die dort auch. Und es ist ein richtiges Wiener Wirtshaus mit Lamperie, wie das früher bei so vielen Wirten der Fall war. Hier ist die noch erhalten, was mich sehr freut. Und ich finde es schön, dass das Lokal nicht verstaubt ist, sondern dass da junge Leute in Jeans bedienen und nicht stocksteife Ober.
Den besten Kastanienreis, den ich kenne, gibt es in Budapest beim Gerbeaud, den besten, den ich in Wien kenne, gibt es beim Rebhuhn. Unten drunter Preiselbeeren, auf dem perfekt halbfest geschlagenes Obers, oben drüber Vermicelles. Also wirklich super in Zusammenstellung, Konsistenz und Geschmack.
Die Preise im Rebhuhn sind moderat: Wir haben zu viert für je 2 Gänge, jeder ein Getränk und einen Kaffee (hervorragenden aus der Rösterei Alt Wien) 90,- € bezahlt.
Ein Termin führte mich in die Landstraße und ich konnte einfach nicht beim Joseph vorbeigehen. Nachdem ich mir ohnehin ein Kalorienpflaster auf die Seele legen musste, hab ich das in Form von Eiern Benedict gemacht. Die waren wirklich gut! Die Eier innen schön flüssig, wie ich das gern mag. Alle Zutaten sind bio.
Der Preis war so, dass ich wahrscheinlich überall anders ein ganzes Menü bekommen hätte, aber ich muss sagen, ich war auch gut satt von dem Essen. Angesichts der Bio-Zutaten ein angemessener Preis. Ich dürfte nur nicht jeden Tag dort vorbeigehen, das würde mich arm machen, denn das Brot und die Leckereien sind himmlisch.
Was das Lokal gar nicht ist, ist gemütlich. Es ist recht laut, weil kein einziges Bild oder sonst etwas hilft beim Geräuscheschlucken. Die Sessel und die Tische laden nicht ein, da längere Zeit herumzusitzen. Aber ich denke, das ist durchaus gewünscht, dass die Leute da nicht wie in einem Kaffeehaus geruhsam die Zeit verbringen, sondern bald wieder gehen.
 
Eine berufliche Einladung führte mich ins Hotel am Parkring, genauer gesagt in das dortige Restaurant. Das liegt einerseits recht schön, nämlich ganz oben im Dachgeschoß, man sieht über den Stadtpark und direkt auf das berühmte Strauß-Denkmal. Andererseits kann man dort offensichtlich recht gut essen. Auf dem Foto sieht man meinen Vorspeisenteller. Da war richtig guter Räucherlachs, im Glas Beef Tatar und ganz hinten liegt ein Stück Kipferl. Das war überhaupt eine erfreuliche Überraschung: Gefüllt mit Butter, Rucola, Mozzarella und schwarzen Nüssen. Das war eine so gute Kombination, dass ich das hier für mich festhalten muss, damit ich das auch daheim einmal probiere. Auch der Rest des Menüs war in Ordnung.








Gekauft
 
Auch wenn sie extrem flauschig-flaumig sind und dadurch kaum Biss haben, auch wenn die Marmelade zu süß ist: Ich kann beim Groissböck fast nicht vorbeigehen, wenn ich sehe, wie Krapfen gerade aus dem Fett geholt und frisch befüllt werden. Wenn sie noch ganz warm sind, das ist halt schon ein ganz besonderer Genuss. Das kann ich bei den mir am besten schmeckenden Krapfen vom Oberlaa leider nicht kriegen.

Übrigens wurden bei einem neuen neuen Test von Gault-Millau diese Krapfen Testsieger.
Unser Kaffeevorrat ging zur Neige. Nachdem die Dringlichkeit hoch war, bin ich zur nähesten meiner Quellen gefahren, zur Kaffeefabrik. Es ist immer eine große Freude, dort einen Kaffee zu trinken: liebevoll gemachte Latte Art, gepaart mit hervorragender Beratung beim Kaffeekauf. Da trinke ich, obwohl ich eigentlich eine Espresso-Trinkerin bin, einen Cappucino, einfach weil der immer so schön gemacht ist. Es durften an Kaffeebohnen wie meistens Seemann und Disco mit nach Hause, außerdem habe ich zwei neue Länderkaffees erstanden: Sumatra und Bo-bo-link aus Brasilien. Beide Kaffees sind für Espresso sehr gut geeignet und sind kräftige Kaffees, ohne dabei sauer zu sein.
Ein weiteres Mitbringsel von der Zwischenlandung in der Schweiz waren Nougalines von Favarger. Die waren super! Eine zarte Schokoladenhülle legt sich um ein bissi Knusper und feine Nougatcreme. Vor dem besten Mann der Welt musste ich die verstecken, denn sonst hätten die nicht so lange gelebt.
Das ist einer meiner Lieblingsäpfel, Ladina heißt diese Sorte. Das Lustige ist, dass diese Sorte tatsächlich nach Litschi schmeckt. Also man merkt schon, dass man in einem Apfel beißt, aber das Litschi-Aroma ist wirklich ganz deutlich vorhanden. Gekauft bei einem meiner Apfelbauer, dem Lorenz.

Gibt's nicht im Supermarkt? Vielleicht sollte man denen öfter mal auf die Nerven fallen und fragen, fragen, fragen, wieso dies und das nicht geführt wird. Auch wenn sich das manchmal zäh gestaltet, in letzter Konsequenz wollen Supermärkte dann doch, dass die Kunden zufrieden sind, auch wenn man das manchmal kaum glauben mag.

Bei der Gelegenheit fällt mir ein: Kennt jemand die derzeit so gehypten Evelina-Äpfel? Ich hatte bisher noch keine Gelegenheit, die zu probieren und mich würden Erfahrungen interessieren, ob die wirklich so toll sind im Geschmack.

Da sind sie, die Lieblingskrapfen vom Oberlaa. Sie haben ein bisschen mehr Biss als die vom Groissböck, sind nicht so narrisch angezuckert und die Marmelade schmeckt wirklich nach Marille. Mir immer noch zu süß, aber das ist (wie auch sonst natürlich) eine ganz persönliche Eigenart von mir, dass ich Marmelade lieber nach Obst als nach Zucker schmeckend mag.













Gekocht

Noch ein Rezept aus dem Sizilien-Kochbuch habe ich nachgekocht, nämlich Arancini. Ein Volltreffer! Ich hab zwar ziemlich geflucht, als ich die Fülle elegant mit dem Reis umschließen wollte, denn das muss man einmal können! Das braucht Übung. Dadurch sind das keine dezente Reisbällchen geworden, sondern große Reis-Bälle, aber der Moment, wenn man den Reis aufbricht und die gesamte Aromenvielfalt in der Nase hat, der war unvergleichlich gut! Also ich übe sicher weiter.


Eines der am öftesten nachgekochten Rezepte vom Blog ist dieser Türkische Karotten-Joghurtsalat. Der geht im Sommer statt eines Wurstsalats am See genau so gut wie jetzt um diese Jahreszeit als Frischekick, denn es sind Dille und Minze drinnen, was ihn um diese Jahreszeit so wertvoll macht. Und ja, ich hab tatsächlich eigene Minze und eigene Dille auf Balkonien. Trotz Minusgraden wachsen spärlich aber doch ein paar Blättchen von beiden Kräutern, gerade passend, um den Salat aufzumotzen.

Weil dann immer noch ein paar Minzeblätter auf Balkonien zu finden waren, habe ich "The Stew" nachgekocht. Auf Instagram wurde diese vegane Sau durch alle Dörfer getrieben und ein Beweis: Ich werde ja dann doch auch influenced von Influencern. Wie dem auch sei, dieser Eintopf ist ein Vorzeigestück dafür, wie Essen sein sollte: wunderbar geschmacksintensiv! Dabei gar keine Hexerei.

Ich habe dafür übrigens die heimischen Bio-Kichererbsen vom Hofer verwendet. Bei den heimischen Bio-Hülsenfrüchten hat der echt die Nase vorn. Ich habe vier verschiedene Sorten Bohnen, davon zwei Käferbohnensorten daheim, die alle verdammt gut schmecken. Die Kichererbsen waren letztes Jahr schon meine Favoriten, aber sie waren braun, was sich offenbar schlecht verkauft hat, denn nun sind sie ganz hell und geschält. Dadurch sind die beim Kochen in 25 min. gar. Auch nicht schlecht.




Auch wenn ich nur drei Tiefkühl-Laden habe, was unbedingt eingefroren werden muss, sind Weichseln. Ich bin ja eine begeisterte Sauer-Esserin, daher sind mir Weichseln wichtiger als Marillen für einen Kuchen oder Knödeln. Am liebsten esse ich den Weichsel-Walnuss-Strudel. Was hier ganz speziell gut war: Mir war vom Armen Ritter mit Salzkaramell von hier etwas von der Karamellsauce übrig geblieben. Die hat brav eine Woche im Kühlschrank gewartet (weil ich sie vergessen hatte und der Turbohausmann nicht wusste, dass sie da war, andernfalls ...) und hatte dann einen erneuten Auftritt über dem Weichselstrudel. Bitte, das schmeckte unglaublich gut! Zur Nachahmung empfohlen.







Ein Dauergast auf unseren Tellern ist dieses Linsen-Birnen-Tofu-Gericht. Das passt echt so gut in die Jahreszeit, dass wir das im Herbst und Winter immer wieder gern essen.
Bananenaufbrauchcookies habe ich nach nestandglow gebacken. Wagemutige würden diese Cookies nun zuckerfrei nennen. Zu diesem Thema empfehle ich wärmstens Frau Magentratzerls Posting und das von Frau Brüllen, außerdem noch diesen Zeitungsartikel, vor allem aber das Posting vom Mädel vom Land.

Zu den Cookies ist zu sagen, dass sie irgendwie wie Müesli schmecken. Kein Wunder bei den ausschließlich drei Zuaten Haferflocken, Rosinen und Bananen. Sie sind schneller auf dem Blech als mein Backrohr aufheizen kann und auf jeden Fall eine legitime Sache, wenn man Bananen hat, die weg müssen. Sie waren bei mir nicht wie im Ursprungsrezept beschrieben knusprig, sondern weich. Auf jeden Fall wird mein Bananenbrot zum Aufbrauchen von braunen Bananen der Favorit bleiben, aber wenns ganz schnell gehen soll, dann gern wieder diese Cookies.
Beim Denns auf der Margaretenstraße lachten mich zwei verlassene französische Bergamotten an und ich konnte nicht vorbeigehen. Ich habe daraus diesen Kuchen gebacken mit der Änderung, dass ich wie im Rezept von Pierre Hermé in den Teig noch vom vorigen Jahr übrige ganz fein geschnittene kandierte Schalen von den französischen Bergamotten hineingegeben habe. Außerdem kamen oben auf die Glasur auch kandierte Schale aus dem Vorjahr drauf.
Der Trick, warum sich die Schalen so lange gehalten haben: Ich hatte die im Zuckersirup vom Kandieren in Gläschen und die sind immer noch sehr gut. Sie sind eher weicher geworden und haben ein kleines bisschen vom Aroma eingebüßt, aber nicht viel. Auf jeden Fall besser als einfach so im Kühlschrank lagern.
Was ich gelernt habe aus dem Hermé-Rezept ist, dass der Kuchen sowieso aufreißen wird, also macht man das gezielt, indem man ihn nach 15 min. Backzeit mit einem heißen Messer über die ganze Länge aufschneidet. Das schaut dann wirklich viel gesitteter aus. Und die hinzugefügten kandierten Zitrusschalen sind geschmachtstechnisch ein Hammer!


Gelesen

Wie immer mit Freude habe ich den Newsletter der coolinary society gelesen. Die beiden Damen haben über Trends berichtet, die uns im neuen Jahr begleiten werden. Unter anderem wird das belegte Brot ein Revival haben, bloß nennt man es jetzt anders, das ist nun ein Open Face Sandwich. Nun ja, soll sein. Ebenfalls erkannt hat diesen Trend die Bloggerin Zorra und wird uns nun regelmäßig ein belegtes Brot servieren.
Ich persönlich bin nicht sicher, ob ich diesen Trend haben muss, denn ich fürchte, da wird dann Kochen mit dem Belegen eines Brotes verwechselt werden. Aber vielleicht wird dann allgemein mehr Wert auf vernünftiges Brot gelegt, was dann doch sehr positiv wäre.


Gefunden auf dem Blog

Der eigenartigste Suchbegriff war eindeutig: +schercke − sorry aber wtf? 🤔
Nach dem Begriff wurde übrigens nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals gesucht. Beruhigend fand ich dann schon die Suche nach "Greste Kendl". Ja, die findet man hier, allerdings nicht mundartlich, sondern hochdeutsch. Sehr gern besucht wurde mein Posting über Haferwurzeln, Bergamotte wurde ebenfalls oft gesucht. Doppelt gebratener Schweinebauch wurde einige Male gesucht, kann man aber noch nicht finden, weil ich den zwar immer wieder koche, aber nur in der warmen Jahreszeit, wenn ich eigenen Schnittknoblauch habe, ohne den ich das Gericht nicht so gern esse.
Gesucht wurde mehrmals nach Beef Tartare. Das findet man hier hoffentlich nicht, denn hier gibt es nur Tatar, ohne r in der Mitte und ohne e am Schluss. Bisher gibt es erst eine asiatische Tatar-Variante und auch noch ein Matjestatar, bei letzterem samt Erklärung, warum das Tatar heißt und so viele Leute Tartare schreiben.


Meine Lieben, mir legt sich das Wiener Winterwetter derzeit arg auf die Seele: grau und nebelig und feucht und kalt. So wirklich glücklich macht mich das nicht. Ich muss dringend in die Wärme und blauen Himmel sehen, bevor ich trübsinnig werde. Hoffentlich geht es euch allen besser und ihr seid nicht so wetterabhängig wie ich. Ich wünsch euch viele kuschelig warme Abende mit einem heißen Tee in der einen Hand und einem guten Buch in der anderen. Das macht das derzeitige Grau dann doch gleich erträglicher. Ich drück euch alle!