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Urlaub! Das ist immer das, woran ich bei Italien denke. Und einen der schönsten Urlaube habe ich auf Sizilien verbracht. Nicht zuletzt des Essens wegen. Daher war mir dieses Kochbuch mehr als willkommen!
Cettina Vicenzino ist gebürtige Sizilianerin, lebt aber seit 1972 in Deutschland. Ihre Eltern betrieben ein italienisches Restaurant in Köln, wo sie von klein auf mit in der Küche stand. Da ihre Familie nun wieder auf Sizilien lebt, ist sie jedes Jahr mehrere Wochen dort. Sie arbeitet als Fotografin, Kochbuchautorin, Rezeptentwicklerin und Foodstylistin und hat schon einige Italien-Bücher veröffentlicht. Für ihr Kochbuch "Italia" erhielt sie 2017 die Auszeichnung "Bestes italienisches Kochbuch der Welt".
Das Buch ist sehr viel mehr als ein Kochbuch. Es ist voll mit Geschichten über Sizilien, stellt sizilianische Menschen vor und hat jede Menge Informationen parat. Cettina Vicenzino hat nicht nur die Rezepte für das Buch beigesteuert, sie hat auch die Fotos gemacht.
Für mich waren die Rezepte zum Teil eine Überraschung: Mir war nicht klar, dass die Küche auf Sizilien teilweise anders funktioniert als im Rest von Italien. So gibt es zum Beispiel die klassische Unterteilung in "Primi" und "Secondi" nicht so ausgeprägt, Antipasti haben gar keine Tradition. Das resultiert aus der früher recht armen Bevölkerung, wo alle mit einem Teller satt werden mussten, dem "Piatto Unico".
Generell besteht die sizilianischen Küche aus drei Richtungen: Es gibt die Cucina povera, die Küche der Armen, die aus wenigen Zutaten besteht. Die Cibo di strada ist die Küche der Straße, die auf Sizilien eine ausgeprägte Tradition hat − das bekannteste Beispiel sind Arancini, die es in sehr vielen Ausprägungen gibt. Die dritte Richtung ist die Cucina dei Monsù, die während der Herrschaft durch die Bourbonen entstand, in der die französische und die italienische Küche verbunden sind.
Die Rezepte sind klar und verständlich beschrieben. Es wird sehr viel Wert auf die Zutaten gelegt. Das heißt zum Beispiel aber nicht, dass man nun das Olivenöl von einem ganz bestimmten Bauern braucht, sondern es wird genau beschrieben, welche Eigenheiten es haben sollte, damit man ein entsprechendes verwenden kann. Es gibt sehr viel Informationen über einzelne Lebensmittel. Als Beispiel Melanzani, von denen 14 verschiedene Sorten vorgestellt werden.
Was noch ungewöhnlich ist bei dem Buch: Man kann es auch ein wenig wie einen Reiseführer verwenden, denn im Anhang gibt es ein Adressenverzeichnis, das Lokale in verschiedenen Provinzen und auch Produzenten auflistet.
Die Rezepte sind sehr unterschiedlich: Die Autorin zeigt traditionelle Rezepte, aber auch Rezepte von herausragenden Menschen. Auf diese Weise sind sehr viele Rezepte zusammengekommen, die ich zum Großteil nicht gekannt habe. Eines haben sie alle gemeinsam: Ich habe kein einziges gefunden, das ich nicht nachkochen hätte wollen (Okay, ich gebe zu, die Hühnerkrallen sind vielleicht doch die Ausnahme). Im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich keine Fleischgerichte nachgekocht habe. Das soll aber nicht heißen, dass das ein vegetarisches Kochbuch ist. Es liegt nur das Hauptaugenmerk auf den Zutaten, die es auf Sizilien traditionell gibt. Das macht dieses Buch unglaublich sympathisch!
Insalate di arance con pecorino a olive
Was hab ich für Glück, dass es schon die ersten brauchbaren Zitrusfrüchte gibt, denn so konnte ich diesen Klassiker nachmachen. Die Zutaten findet man eigentlich schon im Namen des Gerichts, dazu noch eine Marinade auf Olivenöl-Basisi und fertig ist ein schön ausgewogenes Gericht. Bei uns war es eine Vorspeise, laut Kochbuch kann man den Salat auch als Beilage zu Fisch reichen. Hat uns sehr geschmeckt.
Sizilianische Pasta alle Leoluca
Der Leoluca, nach dem diese Pasta benannt ist, ist Leoluca Orlando, der bekannte Bürgermeister von Palermo, der diese Pasta in ähnlicher Weise im Fernsehen gekocht hat. Es ist eine schnelle Variante von Pasta con le sarde. Ungewöhnlich für mich: Es sind Rosinen drinnen. Richtig, da werden Sardellen mit Rosinen kombiniert. Und bitte, das passt richtig gut!
Insalata die zucchini
Dieser Salat wird nicht mit irgendwelchen Zucchini gemacht, sondern mit der hellen Sorte. Die Zucchini werden hauchdünn geschnitten (ich hab sie gehobelt, was sehr gut gelungen ist), ziehen dann ein wenig der Marinade, werden mit Minze bestreut und schmecken richtig gut!
Biancomangiare
Eines DER Produkte aus Sizilien sind Mandeln. Ihnen wird mit diesem Rezept Rechnung getragen: Mandelmilch wird mit Stärke und Zucker zu Pudding verarbeitet. Es wird auch noch eine Variante mit Ricotta vorgestellt. Zum Servieren werden gehackte Pistazien drübergestreut und ich habe noch eines meiner Stiefmütterchen auf Balkonien gerupft. Ein nettes Unter-Der-Woche-Dessert.
Pasta alla Norma
Das ist wohl eines der bekanntesten sizilianischen Pasta-Gerichte. Ich kenne und liebe diese Pasta schon lange und wir haben das Glück, in Wien jederzeit Ricotta salata bekommen zu können, denn dieser schnittfeste Ricotta ist ein Muss!
Für mich war neu, dass man ganze gebratene Melanzani-Scheiben mit der Pasta serviert, aber es ist eine sehr sympathische Variante, da damit der Gemüseanteil an dem Gericht erhöht wird.
Polpette di ricotta con sugo al profumo d'arancia
Das ist eines der Gerichte aus der Rubrik "Piatto Unico", das ich noch nicht kannte. Ebenso habe ich die Kombination Orange und Paradeiser bis jetzt viel zu sehr unterschätzt. Ich werde dieses Rezept daher in meinem nächsten Posting vorstellen.
Nach der Rezension noch nachgekocht habe ich die nachfolgenden Gerichte.
Arancini
Ich gestehe, ich habe mit dem Formen arg gerauft! Es sollten elegante Kugerln werden, geworden sind es Riesenstrümmer, aber das liegt an mir und nicht am Rezept, denn beschrieben ist alles super, nur war es so eine ungewohnte Zubereitung, bei der mir einfach die Übung gefehlt hat. Jedenfalls geschmacklich 1A!
Pan d'Arancia
Ein einfach nachzumachender Orangenkuchen, der ein wirklich guter Begleiter zu Kaffee ist. Wir hatten den recht schnell erledigt.
Seltz limone e sale
Ein hervorragendes Erfrischungsgetränk für den Sommer, dem neben einer Prise Salz eine ebensolche aus Natron beigegeben werden. Das Natron nimmt einerseits dem Zitronensaft die Spitze, das Salz macht alles noch einmal erfrischender. Lustig ist, dass dieses Gemisch das Zitronenwasser zum Schäumen bringt.
Sarde beccafico alla palmeritana
Diese Rezept war ein wenig tricky zum Nachkochen. Das liegt sicher nicht an dem Anweisungen, sondern lediglich daran, dass man bei uns nur recht kleine Sardinen bekommt. Die werden mit einer herrlichen Pinien-Pistazien-Brösel-Füllung bestrichen, dann kommt eine Orangenscheibe rein, sie werden zusammengeklappt und im Rohr gebraten. Der Turbohausmann hat noch eine spezielle Challenge draus gemacht, weil er die Spieße am Grill mit geschlossenem Deckel indirekt gegrillt hat. Das Ergebnis war jetzt nicht unbedingt schön, aber wahnsinnig gut!
Pesce spada con Malvasia delle Lipari
In Sizilien habe ich vor vielen Jahren zum ersten Mal in meinem Leben Schwertfisch
gegessen und der war so gut, dass ich immer noch davon träume. Daher
konnte ich nicht daran vorbeigehen, als ich am Naschmarkt einen
traumhaften Schwertfisch gesehen habe. Extra für mich wurde dieser riesige Fisch vom
Herrn Gruber persönlich angeschnitten, auch das war ein Erlebnis für sich.
Das Rezept ist einfach und gelingsicher. Dass ich den richtigen Süßwein
nicht daheim hatte, wurde mir vom Rezept verziehen. Geschmeckt hat es
himmlisch und jeder Cent, den ich in diesen verdammt teuren Schwertfisch
investiert habe, hat sich gelohnt.
Caponata
Wenn andere Wurstsalat auspacken, darf es bei uns gern vegetarisch sein: Zu Mittag am See haben wir Caponata gegessen. Perfekt zu diesem Zweck, denn man braucht nicht einmal eine Kühltasche, weil Caponata am besten lauwarm und am Vortag gekocht schmeckt. Diese Variante hatte keine Rosinen vorgesehen, aber ich kann dieses Gericht nicht ohne essen, also habe ich welche reingetan. Uns hats geschmeckt!
Dass im Rezept keine drinnen sind, hat aber einen guten Grund: Die Autorin hat jedes Rezept penibel recherchiert und in den meisten Varianten sind keine Rosinen drinnen.
Passata
Eine Premiere in meinem Leben war, dass ich Paradeiser roh und nicht gekocht eingeweckt habe. Es ergab sich ein erstaunlicher Effekt, nämlich dass sich Fruchtfleisch und Fruchtsaft getrennt haben. Ich hatte darüber lang mit der Kochbuchautorin Cettina Vicenzino einen elektronischen Austausch. Ihr ist das wohl nie passiert, wenn sie das Rezept gekocht hat. Sie war so entzückend, dass sie sowohl mit der im Kochbuch auch gezeigten Urheberin des Rezepts als auch ihrer Mama Kontakt aufgenommen hat. Es scheint, als käme es auf die Paradeisersorte an, aus der man Passata einkocht, ob das passiert oder nicht.
Ergebnis: Schaut zwar komisch aus, aber ist genau wie Passata sonst auch zu verwenden.
Pasta mit Kumquats und Bottarga
Nachdem wir im September in Italien waren, habe ich eeendlich wieder vernünftigen Ricotta! Und es war klar, dass dann dieses Rezept nachgekocht wird, denn das klang irgendwie schon ganz anders: Nudeln mit Milchprodukten, Zitrusfrüchten und Fisch. Geht denn das? Oh ja, und wie das geht. Das schmeckt sogar ganz hervorragend. Zur Wiederholung vorgesehen!
Timballo di alici e patate
Diesen Monat ist es wieder eine Premiere geworden, ein gestürzter
Erdäpfelkuchen mit Sardinen. Ich entschuldige mich für das Foto: Ich bin
normalerweise nicht so schlecht im Ausnehmen von Sardinen, aber dieses
Mal hat es mir die ganzen Fischerln zerrissen, wenn ich die Gräten
rausziehen wollte. Ich war echt genervt! Die letzten Fischchen hab ich
dann nur mehr ausgenommen und genervt einfach so in die Form gelegt.
Nichtsdestotrotz hat das Essen aber sehr, sehr gut geschmeckt.
Cassata SizilianaDieser Kuchen ist ein Hit! Bei mir immer mit kandierten Zitrusschalen drinnen. Ich habe Ihn nun schon einige Male nachgebacken und wir können uns immer noch nicht satt essen dran. Ein bissl aufwändiger in der Zubereitung, aber dennoch gelingsicher.
Ricottahummus mit gegrilltem Tintenfisch
Eigentlich geht der Rezeptname noch weiter, denn im Original sind noch Zitronencouscous und kleine Panelle mit im Spiel. Ich habe aber quasi die Abkürzung genommen, denn es sollte eine Vorspeise werden. Sowohl uns als auch unseren Gästen hat das sehr gut geschmeckt.
Sformatini di anellettiWenn ich mich nicht verzählt habe, dann bin ich mit dem heutigen Tag (19.9.2022) beim 18. nachgekochten Rezept aus diesem Buch. Und kein einziges habe ich bereut. Im Gegenteil! Ich habe im Mai aus Sizilien extra diese kleinen Ringerlnudeln mit nach Hause genommen, um dieses Rezept nachkochen zu können. Es war wieder einmal gelingsicher und einfach zu kochen. Geschmeckt hat es uns sehr gut.
Unterm Strich kann ich allen, die auch nur das geringste Interesse an sizilianischer Küche haben, zu diesem Kochbuch raten. Wenn man italienische Küche schätzt und häufig kocht wie ich, findet man dennoch jede Menge neue Rezepte. Außerdem ist das ganze Kochbuch sehr erfreulich, da es viel über Sizilien erzählt und zeigt. Die Rezepte sind mir alle super gelungen und leicht von der Hand gegangen. Das Buch ist sehr wertig gemacht. Wie man auf dem Foto oben sehen kann, sind das Kochbuch und ich noch lange nicht fertig miteinander!
Fakten zum Buch
ISBN:
978-3-8310-3727-8
Erschienen: August 2019
Umfang: 240 Seiten
Format: 197 x 253 mm, fester Einband (mit Farbschnitt, Lesebändchen und strukturiertem Einbandmaterial)
Mit 385 farbigen Fotos
Preis: 28,- € (D)⎮28,80 (A)
Bestellen kann man das Buch wie immer beim Buchhändler ums Eck, direkt beim Verlag oder im Internet bei einem der vielen Versender.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Danke an den Verlag Dorling Kindersley für das Rezensionsexemplar.