Hopfen ist das, was den Geschmack im Bier ausmacht.
Am Freitag, dem 30.8. läuft in Österreich ein neuer Film in den Kinos an und ich hatte bereits das Vergnügen, ihn im Rahmen einer Pressevorführung sehen zu können. Bier ist nicht mein Blog-Thema Nummer 1, aber es ist auf jeden Fall ein ganz wichtiges Thema bei uns daheim: Nimm dem Turbohausmann sein Bier weg, dann schaut's aber sehr schlecht aus mit seinem Seelenheil. Was ich von meinem Mann und auch von diesem Film lernen konnte: Man kann anscheinend durch Biertrinken tatsächlich die Welt verbessern.
Regie, Buch, Kamera und Produzent: alles aus einer Hand, nämlich jener von Friedrich Moser. Und dem ist ein sehr guter Film gelungen.
Julia Herz, Leiterin der amerikanischen Craft Beer Association
Der Film ist ein Dokumentarfilm und zeigt die österreichische, europäische und nordamerikanische Craft Beer-Szene. Dass Bier in Österreich ein immer größeres Thema wird, zeigen die Zahlen: Nimmt man alle ÖsterreicherInnen, dann trinkt jede/r ein Seidl Bier am Tag. Das ist von Jahr zu Jahr mehr geworden. Es gibt mittlerweile 278 Brauereien im Land, so viele wie noch nie! Immer stärker wächst der Sektor der autonomen Brauereien, die dafür sorgen, dass es hierzulande 1000 verschiedene Biersorten gibt.
Zu meiner großen Freude hatte ich keinen Moment im Film das Gefühl, dass es auch nur einer einzigen Person darum geht, sich sinnlos ansaufen zu wollen. Da geht es um Geschmack, um Leidenschaft, um Qualität, um Wissen, sicher auch um Spaß, aber nie darum, dass sich da irgendjemand zudröhnen würde.
Bierbrauen hat viel mit Chemie zu tun: Hefe unter dem Mikroskop
Was ich gelernt habe: Der Satz vom Mundl "Mei Bier is net deppert" ist so falsch nicht. Bierbrauer panschen nicht wild drauf los, sondern die haben alle sehr viel im Kopf und wissen ganz genau, was sie da machen. Da hört man im Film Aussagen, dass einer der Bierbrauer sein Bier nach den Grundlagen eines von ihm geliebten Architekten braut, gekrönt von der Farbe des Biers, die wie der belgische Sonnenuntergang aussehen soll. Man sieht Bierbrauer über dem Mikroskop sitzen und hört sie über Getreidesorten fachsimpeln − alles wirklich kompetente Fachleute. Vor allem aber bringen sie viel Liebe und Leidenschaft mit, die sie in Bier umsetzen.
Auch neu: Für mich war Bier immer eine Männerdomäne. Mir ist es in Wien in Bierlokalen aber mittlerweile schon aufgefallen, dass da durchaus genug Frauen vertreten sind. So auch im Film: Ja, es sind die Männer in der Mehrzahl, aber sie agieren alle auf Augenhöhe mit den Frauen, die genau so ihr Teil beitragen zum Gelingen von Craft Beer.
Peter Boukaert, ein belgischer Bierbrauer, der nun in den USA braut
Ob Bier oder Brot das ersten Lebensmittel der Menschheit war, weiß man nicht sicher, aber eindeutig gehen die Entwicklung beider Hand in Hand. Und mit dem Bier passiert dasselbe, was auch mit dem Brot geschieht: Internationale Big Player maximieren ihre Gewinne und nutzen dabei aus, was immer möglich ist. Erstaunlich, dass sie es schaffen, dass ihre Biere auf der ganzen Welt gleich schmecken. Wie sie das zustande bringen, wollten sie aber für den Film nicht offenbaren.
Dem entgegen steht eine immer größer werdende Zahl an unabhängigen Handwerkern, die mit Akribie, Liebe und viel Sachwissen an einer immer umfassenderen Vielfalt arbeiten. Erfreulicherweise wird das Angebot, das sie den Konsumenten machen, auch angenommen. Nicht nur ein einzelner Bier-Groupie wird in dem Film gezeigt, der seinen Urlaub dort verbringt, wo sehr gutes Bier gebraut wird, sondern derer gibt es viele. Und es gibt immer mehr Bierfestivals, die dem Rechnung tragen.
Innenleben von Hopfen
Wie ein roter Faden begleitet Christoph Bichler, der Gründer von Bierol und einer der bekanntesten und erfolgreichsten Bierbrauer Österreichs durch den Film. Er ist in einer Bauernfamilie aufgewachsen, sein Weg führte ihn in die Gastronomie und 2004 eröffnete er gemeinsam mit seinem Vater eine Wirtshausbrauerei. Sie lernten immer mehr über Bierbrauen, starteten einen Flaschenvertrieb und 2014 wurde Bierol gegründet.
Im Film besucht er KollegInnen in vielen Ländern, schnüffelt an Hopfensorten und schlürft etliche Craft Biere, vor allem philosophiert er über die Kunst des Bierbrauens. Von Gault Millau hat er die Auszeichnung "Bier des Jahres 2019" für sein Bombo Claat, Imperial Stout erhalten.
Christoph Bichler, Österreichs bekanntester Bierbrauer
So, und wie ist das jetzt mit dem Welt retten? Dazu Christoph Bichler: „Die Wertschätzung für Bier in Amerika ist relativ groß! Bei uns geht’s viel über den
Preiskampf − das ist in den USA sicherlich auch genauso in größeren Dimensionen. Aber was in
den USA funktioniert, das ist die Community dahinter, die sagt: Ok für ein besonderes Bier ist
mir das jetzt wert, dass ich irgendwo hinfahre. Auch wenn es 3 Stunden mit dem Auto sind, dann fahr
ich da hin!“ Die 3 ganz großen großen Brauereien decken zwar international nur mehr 50 % des Bierbedarfs mit ihrer Massenproduktion, aber sie fahren immer noch 70 % des Profits ein. Daher: Bier von kleinen Brauereien trinken, denn dort sitzen die Enthusiasten, die handwerklich arbeiten und gute Qualität produzieren. In Österreich liegt der Marktanteil der Craft Beer-Szene noch unter 1 %, also da ist noch genug Luft nach oben!
Was ich auf jeden Fall noch sagen muss: Der Film ist schön! Da geht es zwar um Fakten, aber auch viel um ein Lebensgefühl, das in wunderbaren Bildern gezeigt wird. Bitte diese Landschaften! Echt toll.
Falls jemand unsicher ist, ob er ins Kino gehen soll, hier ist noch eine kleine Vorschau:
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