Montag, 21. Januar 2019

Essen in Assuan, Ägypten

Enthält wieder einmal Namen und Verlinkungen, bezahlt haben wir alles selber, aber es fällt trotzdem unter Werbung.
  
Nachdem es den Turbohausmann in seinem Nebenberuf immer wieder nach Ägypten führt, waren wir schon oft dort. Wir hatten auch schon einmal das Glück, dass wir gut gegessen haben in dem Land, aber das ist die Ausnahme und nicht die Regel. Dennoch liebe ich Ägypten, auch wenn es mich manchmal fast in den Wahnsinn treibt. Die Leute sind großteils bitter arm und Frauen haben es noch einmal schlimmer als Männer. Dreck ist allgegenwärtig. Jeder will einem etwas verkaufen, das man in der Regel nicht brauchen kann. Man fühlt sich bei solchen Transaktionen oft genug über den Tisch gezogen. Überhaupt ist alles sehr anders und gewöhnungsbedürftig.

Wir waren dieses Mal neun Nächte in Assuan, einer quirligen Millionenstadt mit jeder Menge alter Kultur. Durch den langen Aufenthalt dort konnten wir trotz des Mannes Arbeit sehr viel anschauen. Obwohl die Stadt grandios ist, würde ich es dort nicht länger aushalten. Wenn man denkt, dass der Tourismus, der immerhin 75 % des Umsatzes in Assuan ausmacht, das Land in den Westen geführt hat, dann irrt man gewaltig. Hier ist Orient.


Aber eigentlich soll es hier ja um Essen und Trinken gehen: Leider ist es so, dass das Basilikum wie oben auf dem Foto, das als Wegrandbepflanzung fast überall wild in Turbohausfrauenhöhe wächst, nicht im Essen landet, sondern als eine Zierpflanze angesehen wird. Einzig Minze findet man öfter. Das ist nicht bloß auf einfache Lokale beschränkt.

Gehen Ägypter essen, dann wollen sie meist kein heimisches Essen, sondern "Exotisches" wie Pizza oder asiatisches Essen. Das ist wohl der Hintergrund, warum man den Touristen, wenn man ihnen etwas Gutes tun will, Löskaffee und Beuteltee gibt.

An sich ist der sehr süße Chai mit Minze recht gut, auch der Hibiskustee schmeckt okay, aber in Hotels bekommt man die maximal zur Begrüßung. Klassisch wird türkischer Kaffee mit Kardamom oder auch anderen Gewürzen getrunken, aber ebenfalls nicht in Hotels. Kaffeehäuser in Assuan sind fast immer reine Männersache, daher war dieses Mal der Tee- und Kaffeegenuss sehr eingeschränkt.


Hauptnahrungsmittel ist Brot, das in Ägypten Aisch genannt wird, das Wort für Leben. Das links auf dem Foto ist quasi eine Großbäckerei, ein Zwei-Personenbetrieb. Die Frau macht hinter den Kulissen die Brotfladen, der Mann bedient den Backofen und verkauft. Für die Fladen dieser Bäckerei stehen die Menschen in Assuan in großer Zahl angestellt. Es gibt auch Brotverkäufer, die auf Holzgittern das noch heiße Brot durch die Stadt tragen und zum Kauf anbieten.

Brot wird zu jeder Mahlzeit gegessen, wobei es in der traditionellen Küche Unterteilungen wie bei uns in drei Mahlzeiten nicht gibt. Meist wird in kleinen Portionen über den Tag verteilt gegessen.

Morgens gibt es meist Ful, ein Saubohnenpüree, das mit dem Brot aufgenommen und so zum Mund geführt wird. Ful wird in jedem Hotel, in dem wir bisher gewesen sind, angeboten. Dazu gibt es noch Falafel. Ein Frühstück, das für mitteleuropäische Mägen eine Herausforderung bedeutet.



Wir haben im El Masry gegessen, einem der am besten bewerteten ägyptischen Restaurants in Assuan. Ich kann das Restaurant auch empfehlen, aber man sollte sich keiner Illusion hingeben: Der Charme ist ein spröder. Allein das weiß-blaue Neonlicht lässt die Speisen wenig erfreulich aussehen. Die mit einer Plastikdecke umhüllten Tische tragen auch nicht zur Heimeligkeit bei. Das Essen ist aber ehrliches ägyptisches Essen. Wir waren übrigens die einzigen Touristen, als wir dort waren.

Am Foto zu sehen ist eine üppige Vorspeisenauswahl: nur so halb am Bild ist ein Salatteller. Ich traue mich einfach nicht, in Ägypten Salat zu essen. Eine ziemlich durchschlagende Erfahrung in meinem Leben hat mir gereicht. Was ich aber gern esse, sind Tahini, Baba Ghanoush und gepickeltes Gemüse, das oft eine gute Schärfe mit sich bringt.

Was regelmäßig auf ägyptische Teller kommt, sind Hülsenfrüchte, hier in Form einer pürierten Linsensuppe.



Die Fleischspeisen sind fast immer sehr trocken: Gebratenes oder gegrilltes Fleisch von Huhn, Lamm oder Rind sind die häufigsten Varianten, die man findet. Selten gibt es noch Taube oder Kaninchen.

Die Lokale haben bei diesen Temperaturen jeden Grund, das Fleisch immer komplett durchzugaren. Das halten auch die ganz feinen Lokale so. Wir haben letztes Jahr, weil es gerade extrem günstig war, zwei Nächte im Old Cataract verbracht − sollte man einmal im Leben machen, finde ich, denn so etwas sieht man sonst nicht. Wir haben dort auch einmal gegessen, das Essen war gut und teuer. Jedenfalls war auch dort das Fleisch komplett durch.








Was ägyptischer Reis ist, habe ich hier schon geschrieben. Der schmeckt richtig gut und er kommt daher bei uns öfter auf den Tisch. Der Reis in Ägypten ist immer Langkornreis, oft mit diversen Beimischungen.

Manchmal wird der Reis mit Hülsenfrüchten gemischt oder größere Nudeln kommen ungebraten zu dem Reis. Eine weitere Variante ist "roter" Reis, der durch Zugabe verschiedener Gewürze hellbraun wird. Wieso man das dann rot nennt, konnte ich leider nicht herausfinden.

Reis gibt es auch als Hauptspeise zusammen mit gerösteter Zwiebel, Linsen, Nudeln und scharfer Paradeissauce unter dem Namen Kusheri − schmeckt sehr gut!








Okra findet man häufig. Wenn Gemüse "ägyptisch" genannt wird, dann ist es meistens in einer arabisch gewürzten Paradeissauce wie auf dem Foto zu finden.

Außer Okra gibt es um diese Jahreszeit Fisolen oder Karotten oder eine Mischung aus allem in dieser Zubereitungsart.

Salate im Sinn von Blattsalaten sind übrigens kaum zu finden in Ägypten. Da wird am ehesten noch Petersilie wie Blattsalat serviert. Sonst gibt es Krautsalat in rot und weiß, Paradeiser- und Gurkensalat, um diese Jahreszeit Rote Rübensalat. Mir war gar nicht klar, dass Rote Rüben bei dem Klima gut wachsen, aber anscheinend schon.


Was mir sehr gefällt: Obst und Gemüse werden immer reif angeboten. So etwas wie die steinharten Bananen bei uns im Supermarkt findet man nie. Auch wenn in den Hotels Bananen auf dem Buffet sind, dann immer so wie auf dem Foto: mit braunen Punkten, also schön reif.

Typisch ist ein Verkaufsstand wie dieser: Wenn bei einer Bauernfamilie gerade eine Obst- oder Gemüsesorte reif ist, verkauft eines der Familienmitglieder das. So etwas wie bei uns Geschäfte mit mehreren Sorten ist die Luxusvariante, die man im Süden des Landes selten sieht.


Ziemlich ungewöhnlich finde ich die Dimensionen mancher Gemüse: Das Weißkraut wiegt in Ägypten immer etliche Kilo − 1 Krautkopf bitte! Ich habe sogar ein Krauthappel gesehen, da konnte dahinter ein ausgewachsener Mann stehen und man sah ihn nicht (Breite, nicht Länge).

Hier auf dem Teller mit dem Baba Ganoush lagen Karotten in Handtellergröße. Ich hab keine Ahnung, ob das Klima solche Sorten zulässt, die es bei uns einfach nicht gibt, oder ob man normale Sorten so düngen kann? Wenn sich da jemand auskennt, würde mich eine genauere Information freuen.







  

Dieses Essen haben wir im El Dokka verspeist. Das Lokal lieg auf der Nil-Insel Dokka und von der Corniche aus fährt man bequem mit einem Shuttle Boot hin und retour. Es ist ein nubisch-ägyptisches Lokal, das Essen schmeckt wirklich gut. Auch dieses Lokal ist wenig gemütlich, sondern ein einziger großer Raum mit dem Charme einer Bahnhofshalle. Jedoch sind die Kellner äußerst freundlich, zuvorkommend und flink.

Gegrilltes Rindfleisch mit stückiger Paradeisersauce und gekräuterten Pommes haben wir gegessen, vorweg wieder etliche Vorspeisenteller, unter anderem das liebevoll garnierte Baba Ganoush mit den Riesenkarotten.









Ebenfalls im El Dokka gegessen: Um Ali (= Om Ali = Umm Ali) heißt auf deutsch "Mutter von Ali". Das kommt daher, dass Frauen nur selten mit ihrem Namen genannt werden, sondern nach ihrer Funktion in der Familie, also "Frau von ..." oder "Mutter von Sohn namens ...". Um Ali ist eine Süßspeise, die es in fast allen orientalischen Ländern in verschiedenen Varianten gibt. Es ist wie unser Scheiterhaufen eine nette Süßspeise, die gleichzeitig Altbrotverwertung ist. Fixe Bestandteile sind meines Wissens nur Milch und Weißbrot, alles andere ist Geschmackssache. Hier war es eine gute Variante mit Rosinen, Kokosflocken und Nüssen. Oben drüber gestreut der allgegenwärtige Löskaffee.

Was man in Ägypten in Lokalen und auch privat nicht macht: Nach dem Essen noch am Tisch sitzen bleiben. Weiß man das nicht, dann erscheinen einem die Kellner möglicherweise unhöflich, da man recht zügig nach dem letzten Bissen die Rechnung hingelegt bekommt. Das heißt aber in keiner Weise, dass sie einen los werden wollen, denn sie wollen nur höflich sein, damit man die Zeit nicht mit Herumsitzen verplempert. Das gemütliche Sitzen und Plaudern ist den Cafés vorbehalten, wo man das beim Shisha-Rauchen zelebriert.


So schön das auch ausschaut: Was ich nicht mache, ist auf Märkten offene Gewürze kaufen. Ich habe das vor vielen, vielen Jahren gemacht und habe immer überbezahlte, verstaubte, geschmacksfreie  Sachen bekommen. In Assuan kann man sogar total eingestaubte Datteln kaufen und so totes Zitronengras, wie ich es sonst noch nirgends gesehen habe. Das ist eher etwas für ahnungslose Touristen, würde ich sagen. Ich habe Lehrgeld bezahlt und kaufe lieber günstiger und bessere Qualität in Wien ein.













Ja, Fleisch essen in heißen Ländern ... Immer, wenn ich so etwas sehe, höre ich auf mit dem Fleischessen. Wenn man den Jammer genauer sehen will, kann man das Foto vergrößern. Über den Geruch schreibe ich erst gar nichts. Das Foto wurde übrigens auf offener Straße gemacht − nicht, dass jemand etwa denkt, da wäre irgendwo eine Kühlanlage.














Was hat ein Kamel bei der Kulinarik zu suchen? Nun, es gibt den angeblich größten Kamelmarkt Afrikas in der Nähe von Assuan. Es war wirklich eindrucksvoll! Hunderte von Kamelen werden auf Lastwägen aus allen Landesteilen und dem Sudan gebracht und bleiben dann in dem Dorf, in dem der Kamelmarkt einmal in der Woche abgehalten wird. Das ist kein Touristen-Ding, denn außer uns waren keine dort. Auf dem Markt wird gefeilscht und geschachert, die Tiere werden genauestens von den Händlern untersucht. Die Kamele schauen übrigens alle gesund und gut genährt aus − ganz anders, als die Kamele, die Touristen zum Reiten angeboten werden.

So richtig glauben konnte ich es nicht, als ich es hörte, aber ich habe lange herumgesucht und es scheint zu stimmen, dass die meisten Kamele zum Essen gehandelt werden. Ich habe, obwohl ich oft in orientalischen Ländern bin, noch nie Kamel auf irgendwelchen Speisekarten gesehen. Das scheint zumindest in Ägypten eher eine private Sache zu sein, dass man Kamele isst. Daher kann ich auch nicht sagen, wie Kamel schmeckt.


Das ist einer unserer letzten Blicke auf den Nil und die Westbank. Am letzten Nachmittag des Urlaubs sind wir dann noch auf den Turm des auf der Nilinsel Elephantin gelegenen Mövenpicks gefahren, um noch einmal den Rundumblick zu genießen und etwas zu trinken. Das gehört zu den kulinarischen Dingen, die man in Assuan unbedingt machen sollte, denn sowohl die Getränke als auch der Ausblick sind toll.
Auf dem Foto sieht man nicht irgendeinen alkoholischen Drink, sondern hausgemachte Zitronenlimonade. Die Limonade ist schön sauer, wie das in heißen Ländern oft ist, und erfrischt gut.
Weil ich gerade beim Thema Alkohol bin: Der ist in Assuan nur selten erhältlich. In den Hotels gibt es wohl welchen, aber die ägyptischen Restaurants und auch Geschäfte sind alkoholfrei. Wir wissen von zwei ägyptischen Biersorten, Sakara und Stella, wobei der Turbohausmann Sakara bevorzugt, wenn er ausnahmsweise die Wahl hat. Am Roten Meer gibt es anscheinend noch eine andere Biersorte namens Luxor, die uns aber noch nie untergekommen ist.



Das war noch nicht alles, was ich aus Ägypten zu berichten habe. Es kommt noch etwas ...






4 Kommentare :

  1. danke fürs Mitnehmen, was mich aber wieder darin bestärkt, nicht überall hin zu wollen... in Ägypten war ich noch nie, mich könnten höchstens die Pyramiden reizen oder "echtes", nicht touristisches Bauchtanzen

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    1. Liebe Friederike,
      die Pyramiden sind das Unspannendste in Ägypten - also find ich zumindest. Und das Echte ist halt dann so, wie ich geschrieben habe.

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  2. Liebe «Frau vom Turbohausmann»,
    wiederum sehr interessante Eindrücke, auch wenn es leider mit der Kulinarik in Assuan offensichtlich hinkt!
    Das Fleischangebot erinnert stark an hiesige Auslagen auf den Märkten, weshalb ich an jenen Ständen stur geradeaus blickend und rasch vorbeigehe!
    Was ist denn bloss mit den Nilenten geschehen? Gab es die nur in der Pharaonenzeit?!
    Mit besten Grüssen aus Fernost, FEL!X

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    1. Lieber Felix,
      ich bin schon ein sehr verfressener Mensch, aber zum Glück kann ich mich auch an anderen Sachen erfreuen - da kommt noch was, was wirklich sehr toll war.
      Nilenten habe ich gar keine gesehen. Nilgänse gibt es wenige. So schön der Nil zum Anschauen ist: Er ist einer der schmutzigsten Flüsse der Welt. Sehr leicht tun sich da Tiere nicht.

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