Dieses Mal waren wir lang in Assuan und haben sehr viel gesehen. Noch lange nicht alles, aber doch viel mehr als die anderen Male. Die Stadt hat auf ihre ganz spezielle Art einen Charme, dem ich mich nicht entziehen kann. Daher kommen nun ein paar Tipps und Einblicke. Wir haben fast alles auf eigene Faust gemacht, was sehr gut klappt. Die meisten Wege innerhalb Assuans kann man zu Fuß erledigen, für alles andere gibt es Möglichkeiten genug. Wenn man einmal in Ägypten war, dann hat man ohnehin gelernt, wie man handelt, dieses Wissen kann man dann bei jedem Taxi, jeder Kutsche und jedem Bootsführer anwenden. Die schönste Art der Fortbewegung ist zweifelsohne mit einer Feluke, den Segelbooten der Nubier. Das geht auch sehr gut, weil Assuan am Nil aufgefädelt ist.
Gibt es spezielle Tipps von uns, die nicht unbedingt im Reiseführer stehen, dann hab ich sie jeweils dazugeschrieben.
Allgemeines
Alles geht hier ein wenig langsamer als in anderen Städten in Ägypten, was Assuan schon extrem sympathisch macht. Es ist zwar eine Millionenstadt, aber dennoch hat sie etwas Heimeliges an sich.
Der Grund, warum der Verkehr langsam geht: Solche Schwellen findet man überall in Ägypten. Diese Achsenbrechervariante mit dem abgesunkenen Kanaldeckel habe ich aber nur in Assuan gesehen. Abgesehen von solchen Besonderheiten würde ich mir auch sonst keinen Leihwagen nehmen, da ich die Schilder nicht lesen kann und mir die orientalische Fahrweise sowieso die Haare zu Berge stehen lässt.
Man muss unbedingt Kleingeld parat haben für
die teils abenteuerlichen Klo-Anlagen. Selten übrigens WC, weil kein Wasser vorhanden ist. Ein vorhandenes Waschbecken bedeutet noch lange nicht, dass man das Wasser auf aufdrehen kann. Die Wächter sind meist Männer,
die wie bei uns Security-Leute aussehen und sich auch so verhalten: die
lassen einen tatsächlich nicht hinein, wenn man nicht vorher bezahlt.
Tipp: Händedesinfektionsmittel haben wir in Ägypten immer mit.
Hunde und Katzen sind immer und überall zu finden. Bei aller Tierliebe: angreifen würde ich die alle nicht. Das sind keine Haustiere, sondern Wildtiere. Und ich bin sicher, die haben Mitbewohner im Fell!
Nubische Kultur: es gibt sie kaum mehr. Die nubischen Dörfer kann man zwar besichtigen, aber man bekommt eher das zu sehen, was Reiseagenturen denken, dass Touristen sehen wollen. Wir waren einmal in so einem touristischen Dorf, empfehlen können wir das nicht.
Was einem recht schnell auffällt, ist das Mausoleum von Aga Khan III., das hoch über Assuan von seiner Frau, der Begum, errichtet wurder. Besichtigen kann man es nicht.
Turbohausmanns Top 3
Die Top 3 vom Turbohausmann haben alle mit dem Nil zu tun. Der Fluss ist aber auch wirklich sowas von malerisch! Ganz besonders schön ist der Nil frühmorgens, wenn die meisten Leute noch schlafen. Da ist der Fluss spiegelglatt und man ist praktisch allein. Da sollte man eine Bootsfahrt machen.
Eine Feluken-Fahrt sagt der Mann, muss man machen. Recht hat er. Ganz ruhig segelt man mit meist nubischen Steuermännern über den Fluss. Geht kein Wind, dann fährt man ganz sanft zick-zack von einer Nil-Seite zur anderen. So erlebt man den Nil ganz anders als auf den ratternden, stinkenden Motorbooten.
Sonnenuntergang am Nil von Feryal Garden aus gesehen. Der Park ist nicht wirklich spannend, die Sonnenuntergänge sind aber unvergleichbar schön. Man zahlt einen Eintritt, aber das ist so wenig, da braucht man eigentlich gar nicht drüber reden. Es gibt eine Terrasse, von der aus man ungehindert auf den Nil sehen kann. Der Sonnenuntergang dort ist einer der Momente, von denen man lang zehren kann.
Turbohausfraus Top 3
Der botanische Garten! Die ganze Kitchener-Insel gehört diesem Garten und allein die Lage ist schon unwahrscheinlich toll. Eine Palmenvielfalt wie dort habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen.
Tipp: Man hat ziemlich sicher rasch einen der vielen Gärtner zur Seite, die einem duftende Blüten pflücken, Zimtrinde abkratzen, Samen in die Hand drücken und alles mögliche zeigen, was einem sonst entgehen würde. Man sollte dieses Angebot ruhig annehmen, allerdings sollte man nicht davon ausgehen, dass alles stimmt, was einem die Gärtner sagen. Dass danach die Hand aufgehalten wird, darf einen nicht wundern, denn die Löhne sind haarsträubend niedrig.
Top Nr. 2 ist der Markt in Assuan. Das ist ein Markt, auf dem es kaum Touristen gibt, sondern hier kaufen großteils Einheimische ein. Daher sollte man sich auf vieles gefasst machen, Andenken sucht man aber erfolgreicher woanders.
Tipp: Am besten geht man einmal tagsüber und einmal am Abend zum Markt, denn er wandelt wirklich das Gesicht je nach Tageszeit.
Das nubische Museum ist ein kleines Museum, das wir nun schon zum zweiten Mal angeschaut haben und ich würde gern noch ein drittes Mal hingehen. Da findet man wirklich Kunstschätze!
Tipp: Wenn ich noch einmal hingehen kann, dann würde ich das mit einem Führer machen. Ich hätte so viele Fragen gehabt, nur leider niemanden, der sie mir beantworten konnte.
Top 3 der Touristenagentouren
Wo man bei touristischen Touren durch Assuan immer landet, ist der High Dam, der große Staudamm, eine Meisterleistung der Ingenieurkunst. Das Denkmal, das Russland Ägypten geschenkt hat, sieht man in der Regel nur beim Vorbeifahren.
Tipp: Man sollte die Reiseführer ersuchen, dass man direkt in das russische Monument geht. Das ist nämlich sehr hübsch innen.
Der unvollendete Obelisk: 42 Meter Höhe auf einer Basis von 4 × 4 Metern mit einem Gewicht von etwa 1200 Tonnen − auch hier Dimensionen, die man kaum glauben kann. Vor allem, weil der Obelisk wohl so um 1500 v. Chr. händisch aus Granit gehauen wurde. Spätere römische Versuche, ihn aus dem Stein herauszuholen scheiterten ebenfalls.
Tipp: Kopfbedeckung nicht vergessen
Philae-Tempel: Zu Ehren von Hathor, anfangs eine Lokalgöttin, später Totengöttin und Göttin der Liebe, des Friedens, der Schönheit, des Tanzes, der Kunst und der Musik (ja, ägyptische Götter waren multitaskingfähig), wurde diese Tempelanlage gebaut. Für mich ist Hathor immer gut erkenntlich durch ihre hübschen Kuh-Ohren. Wir haben die Tempelanlage dieses Mal bei Nacht im Rahmen einer Sound- & Light Show gesehen.
Tipp: Diese Nacht-Show ist net so zwider, aber wenn ich nur die Wahl entweder/oder hätte, würde ich auf jeden Fall die Besichtigung bei Tag wählen.
Sonst noch ...
Vor den Toren Assuans liegt die Stadt Darau, wo jeden Samstagvormittag ein Kamelmarkt stattfindet. Das ist keine Touristenattraktion, da sieht man Hundertschaften von Kamelen und erlebt das Handeln der Männer, die ganz wichtig die Kamele inspizieren. Das macht diesen Kamelmarkt auch so einzigartig: Hier erlebt man Orient pur. Wir waren mit einem Führer dort, was ich dringend empfehlen würde, weil einerseits ist der Markt so abgelegen, dass man wahrscheinlich nicht hinfindet, andererseits bin ich nicht so sicher, ob man das gut abschätzen kann, wann einem ein Kamel wohlgesonnen ist und wann man besser in großem Bogen ausweicht.
Tipp: Gute Schuhe sind Pflicht (Unmengen Kamelmist!)
Koptische Kirche: Die ist vielleicht riesig! Ich habe vorher noch nie eine zweistöckige Kirche gesehen. Beide Geschosse sind sehr schön gestaltet, der untere Teil ist immer geöffnet.
Tipp: Es lohnt es sich auf jeden Fall, nach dem Mann mit dem Schlüssel zu suchen, der einem auch den oberen Stock aufschließt.
Was man einmal wagen sollte: Mit einem der uralten Peugeot-Taxis fahren. Wie auch sonst überall handelt man vor dem Einsteigen mit dem Taxifahrer und lässt sich in einer abenteuerlichen Fahrt zwischen Kutschen, Eselskarren, Lastwägen und Autos durch die Stadt führen. Eine gute Gelegenheit für eine Fahrt ist, wenn man etwas sucht, denn es gibt keine Straßenschilder noch sonst etwas, an dem man sich orientieren könnte.
Ein koptisches Denkmal aus dem 6. Jahrhundert ist das Simeonskloster. Das ist ganz sicher nur deswegen nicht auf der Hit-Liste der Reiseagenturen, weil es eher mühsam zu erreichen ist. Wir sind mit der Feluke hingefahren, dann keucht man einen Fußweg bergauf durch die Wüste und das in praller Sonne. Theoretisch gibt es auch jede Menge Mietkamele an der
Bootsanlegestelle, aber das sind schon arme Viecher. Wir sind lieber zu
Fuß gegangen. Es sind ein paar Einheimische beim Kloster und man hat so schnell, dass man gar nicht schauen kann, einen Führer, der einem irgendetwas erzählt, von dem man nicht sagen kann, ob das stimmt. Das hat aber den Vorteil, dass man wirklich jeden Winkel der recht großen Klosteranlage sieht.
Tipp: Kopfbedeckung und gute Schuhe!
Die Gräber der Noblen sind ebenso nur zu Fuß erreichbar: zwei Treppen führen von der Bootsanlegestelle auf den Berg. Die Breitraumgräber sind anders gebaut als die, die man vom Tal der Könige bzw. Tal der Königinnen kennt. Wer sehr gut zu Fuß ist, geht dann noch den Weg ganz nach oben zu dem Aussichtspunkt.
Tipp: Am besten mit einem Führer hingehen, denn sonst hat man keine Ahnung, was man da anschaut.
Old Cataract Hotel: Letztes Jahr hatten wir das Glück, dass aus unerfindlichen Gründen niemand dort wohnen wollte, also haben wir zu überschaubaren Preisen ein Zimmer bekommen. Wenn man diese Gelegenheit hat, dann bitte unbedingt nutzen! Das waren die beiden Nächte in einem Hotel, die ich in meinem Leben nicht vergessen werde. So etwas habe ich vorher nie erlebt und auch danach nicht. Das Haus wurde im Kolonialstil gebaut und zum Glück auch so erhalten. Die Aussicht ist ein Traum, die Gartenanlage ebenso! Man fühlt sich im alten Teil des Hauses zurückversetzt in eine Zeit, als dort "Der Tod auf dem Nil" von Agatha Christie verfilmt wurde.
Tipp: Man kann in gewisse Teile des Hotels auch dann rein, wenn man dort nicht Gast ist. Einfach beim Eingang nachfragen, dann kann man sich anmelden. Wenn gerade eine Touristengruppe drinnen ist, muss man warten, aber es gibt ja eh viel anzuschauen in Assuan. Es kostet um die 10,- Euro Eintritt pro Person und dann zahlt man noch einmal um die 10,- Euro für einen Kaffee. Das ist viel Geld, wenn man das so sieht, als wäre es "nur einmal reinschauen", aber es lohnt sich. Man sollte das als eine Sehenswürdigkeit betrachten und nicht als "nur ein Hotel". Es ist nämlich sehr viel mehr als "nur ein ...".
All time high
300 Kilometer südlich von Assuan liegt die Tempelanage von Abu Simbel.
Das ist zwar eine weite Strecke, aber diesen Kulturschatz darf man sich
nicht entgehen lassen, wenn man in Assuan ist. Die ganze Tempelanlage
wäre beim Aufstauen des Nils überschwemmt worden und wurde daher nach einem internationeln Hilferuf der UNESCO in den 60er Jahren Stück für Stück zerteilt und an einem höher gelegenen
Ort wieder aufgebaut.
Der große Tempel wurde Ramses II., der kleinere Hathor-Tempel (meine Lieblingsgöttin mit den Kuhohren) zur Erinnerung an Nefertari, der Frau von Ramses II. gewidmet. Führer dürfen keine mit in
die Tempelanlagen, da man sich mit Führern wegen der Erklärungen länger
in den Tempeln aufhalten würde und die Luftfeuchtigkeit beim Atmen der
Bausubstanz sehr zusetzt.
Tipp: Es wird − natürlich zurecht − ein ziemliches Brimborium um diese Tempel gemacht, was auch mit sich bringt, dass die Selfie-Wut dort besondere Blüten treibt. Es lohnt sich also, sich auf eines der Bankerl hinzusetzen und anzuschauen, was manche Leute aufführen, um sich vor den Tempeln fototechnisch passend in Szene zu setzen.
Ja, das war's dann mit Assuan. Es gibt noch mehr, was man anschauen kann, alles haben wir in dieser abwechslungsreichen Stadt dann doch nicht gepackt. Aber wir haben wenigstens einen Grund, dass wir wieder hinfliegen können.
Und die Berichterstattung ist noch immer nicht vorbei, da kommt noch was.