Enthält Werbung (Verlinkungen und Rezensionsexemplar)
Ausnahmsweise kommt jetzt kein Kochbuch, sondern eines, das sich sehr wohl auch um Essen dreht, aber in dem man Rezepte umsonst suchen würde.
Der Jahrhundertgourmet (*1928 - † 2016) Wolfram Siebeck hat viel über Essen und Genuss geschrieben. Er wetterte sympathischerweise immer über Fast Food und Fertigfutter, ebenso über Lebensmittel vom Diskonter. Seine Texte waren immer satirisch und sarkastisch, dabei auch durchaus selbstkritisch. Er hinterließ durch sein Ableben eine gastro-journalistische Lücke (so bezeichnet Eckart Witzigmann es im Vorwort), die teilweise durch dieses Buch geschlossen werden soll: Es handelt sich um bisher unveröffentlichte Texte. Von A wie "Aberglaube" bis W wie "Werkzeug" werden kurze Texte aneinandergereiht. Passend zu Siebeck endet das Buch dann mit einem Text über Glück.
Es ist also keine zusammenhängende Geschichte, sondern man liest mal kürzere, mal längere Gedankensplitter. So findet man ein Verzeichnis der österreichischen kulinarischen Begriffe, das jedem Deutschen ganz sicher durch einen kulinarischen Österreichurlaub hilft. Am anderen Ende des Spektrums findet sich ein stimmiges Gedicht über das Glücklichsein. Mit einem Wort: Es wird wirklich alles abgedeckt, was man von Siebeck kennt.
Schön gemacht ist das Buch natürlich auch: Links eine von 80 Illustrationen von Isabel Klett, die einen durch das gesamte Buch begleiten. Sie sind immer rot-schwarz gestaltet und auf weißem Untergrund.
Wenn man Siebecks Kolumnen alle gelesen hat, wird man möglicherweise druch das Buch keine neuen Erkenntnisse haben. Für mich, die ich diese nicht alle kenne, waren schon etliche Aha-Erlebnisse dabei. Den Sommer über hat das Buch mein Nachtkästchen geschmückt und immer wieder habe ich ein Kapitel des 230 Seiten starken Buches gelesen. Nachtkasteleignung: 100 %! Dadurch, dass es immer so kurze Kapitel sind, kann man gut ein, zwei Gedanken von Siebeck lesen, bevor man sanft entschlummert.
Eine meiner Erkenntnisse: Mir war eigentlich gar nicht klar, dass man bis in die 50er Jahre nicht mit Öl gekocht hat, wenn, dann seien das Raps- oder Rüböl gewesen. Das erste Öl, das in unseren Breiten dann häufiger verwendet wurde, war Olivenöl, schreibt Siebeck. Da hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt, dass das Sonnenblumenöl gewesen wäre, aber ich nehme an, dass Herr Siebeck sich da besser auskennt.
Mit Erstaunen habe ich Siebecks Tipps gelesen, was die Frau tun soll, wenn der Chef des Mannes zum Essen kommt: Dann sollte frau unbedingt ins Nagelstudio gehen, wenn sie die gröbste Küchenarbeit erledigt hat. Anziehen sollte frau ein Dirndl. Na dann hoffe ich, dass diese Situation nie eintreten wird, denn beides meide ich. Aber zum Schmunzeln ist auch dieser Text allemal. Und man kann Siebeck auf keinen Fall absprechen, dass er ein ausgezeichneter Beobachter ist, der
gesellschaftliche Gepflogenheiten gut kennt.
Zum Abschluss möchte ich, um die Verschiedenheit der Texte zu zeigen, noch Siebecks Worte über das Glücklichsein zitieren:
"Glücklichsein ist nichts als die Summe kleiner Freuden:
Das erste Glas Riesling an einem Sommerabend.
Eine Frau lieben, die die Liebe erwidert.
Ohne Stau von Hamburg nach Basel fahren.
Freunde anrufen und es ist nicht besetzt.
Im Engadin auf einer blühenden Wiese liegen.
Paris im Oktober.
Im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte an das Gute im Menschen glauben.
Zeit haben zu lesen.
Nichts hören, nichts sehen, nichts glauben, was Autoritäten verkünden.
Eine pochierte Poularde à l'estragon.
Der Gesang der Nachtigall.
Glücklichsein ist ein Wunder."
Genau so unterschiedlich wie Siebecks Kriterien bezüglich Glück sind, sind seine Texte. Auf jeden Fall sind sie immer klar dargelegt und zeugen von viel schriftstellerischem Können.
Wer mag, findet unter diesem Link Leseprobe.
Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-453-28102-8
€ 20,00 [D] inkl. MwSt.,
€ 20,60 [A], CHF 28,90*
(* empf. VK-Preis)
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag
Erschienen: 26.3.2018 im
Ludwig Verlag
Das Buch kann man beim Buchhändler ums Eck kaufen, beim Verlag bestellen oder bei vielen Online-Versendern.
Vielen Dank an den Ludwig Verlag, dass er das Buch herausgebracht hat und mir ein Rezensionsexemplar überlassen hat.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.
Hach, der Herr Siebeck.... von mir zutiefst bewundert!!!
AntwortenLöschenDanke, dass du wieder an ihn erinnerst (auch wenn er unvergessen bleiben wird).
Eben, der war wirklich toll, deswegen ruf ich ihn gern in Erinnerung.
LöschenSehr gut kann ich mir das vorstellen,... hab von ohm ein "Bookazine" deutsche Küche und finde ganz wunderbar wie er schreibend kocht und kochend schreibt. Das große Buch von ihm steht auf der Wunschliste ganz oben, vielleicht wird es ja mal neu aufgelegt.
AntwortenLöschenDu meinst das Buch "Alle meine Rezepte"? Auf das warte ich auch ganz hart. Das gibt es nicht einmal mehr übertragen zu kaufen.
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