Rezension eines Buches, daher ist das dann wohl Werbung.
Japanisch habe ich noch nie gekocht, weil ich ein bissl Angst davor hatte: Im Gegensatz zu anderen asiatischen Küchen hat sie den Ruf, kompliziert zu sein, ausgefallene Küchentechniken zu erfordern und langjährige Übung zu benötigen. Ganz anders geht es mit diesem Buch: Die Rezepte sind einfach nachzumachen, gelingsicher und erfordern weder komplizierte Küchentechniken noch ausgefallene Lebensmittel oder Zutaten.
Der Autor Tim Anderson hat sich ganz der japanischen Küche verschrieben, hat in Los Angeles und Fukuoka gelernt und betreibt nun das japanische Lokal
Nanban in London. Mit viel Augenzwinkern zerpflückt er ein Vorurteil nach dem anderen, das ich bezüglich der japanischen Küche hatte.
Die Gestaltung des Buches ist sehr liebevoll: Grafiken begleiten einen von Anfang bis zum Ende. Schon am Cover sieht man goldene Nudeln, was das Buch edel ausschauen lässt. Das Layout ist gelungen, das heißt, die Rezepte sind gut gegliedert und schön gestaltet. Ein wenig gewöhnungsbedürftig war der Beginn des Buches, weil die unterschiedlich großen Schriftarten, Fettdruck etc. ein unruhiges Erscheinungsbild vermitteln, das aber im Rezeptteil dann einem klaren, übersichtlichen Layout weicht.
Die Fotos sind schön! Wie ich es gern mag, liegt kaum Essen verstreut in der Gegend herum. Und die Damen-Hände, die Teller halten, sind zum Glück auch nicht vorhanden, genauso finden man keine Füße, die unter dem Teller hervorschauen. Es ist schlichte, klare Food-Fotografie!
Das Buch hat am Anfang einen ausführliche How To-Teil. Mir als Nichtwissender hat das geholfen und mir den Einstieg in die japanische Küche enorm erleichert. Sieben Zutaten sind es, die man für den Anfang braucht: Sojasauce, Mirin, Reisessig, Dashi, Sake, Miso und Reis. Okay, diese Übung ist jetzt nicht wirklich schwer, denn das alles bekommt man in jedem Asia-Laden. Es folgen noch zehn "Wäre gut zu haben"-Zutaten, die genau so einfach zu bekommen sind. Und dann geht es in dem Buch wirklich mit den Basics los: Reis kochen japanisch. Dann folgt eine Anleitung, wie japanisches Essen serviert wird.
Die Rezepte sind gegliedert in "Einfache Snacks und Beilagen", "Kleine Gerichte", "Sushi", "Große Gerichte", "Große Reis- und Nudelgerichte", "Grundsaucen und Würzmittel", Desserts" und "Getränke". Das Kapitel "Getränke" ist insofern ein Ausreißer aus dem Kontinuum der anderen Kapitel, als da erklärt wird, was man in Japan trinkt und wodurch sich einzelne Getränke auszeichnen; Rezept gibt es keines. Aber auch dieses Kapitel ist sehr hilfreich, habe ich festgestellt, als ich das erste Mal in einem Asia-Laden vor etlichen verschiedenen Sake-Flaschen stand und keine Ahnung hatte, welche ich da jetzt kaufen sollte.
Ja, dann habe ich angefangen zu kochen. Das große Manko an dem Buch: Man kommt einfach nicht weiter! Ich bin bei fast jedem Rezept hängen geblieben und musste es einfach nachkochen. Das hat jetzt den Nachteil, dass ich nicht gleichmäßig aus allen Kapiteln gekocht habe, sondern die meisten nachgemachten Rezepte sind aus dem vorderen Teil des Buches. Ich habe mich dann quasi gezwungen, auch von weiter hinten etwas nachzumachen und war von diesen Rezepten genau so angetan wie von denen vorn im Buch.
Rindfleisch-Tataki
Tataki kannte und liebte ich. Und ich dachte immer, das kann ich nicht. Ja denkste. Das Fleisch wird kurz und extrem kräftig angebraten, sodass es von außen gut gebräunt ist, innen aber noch roh. Diesen Spagat schafft man, indem man das Fleisch nach dem Anbraten in den Tiefkühler gibt. So kann man es auch sehr gut dünn aufschneiden. Das nötige Aroma bekommt man durch eine Sake-Soja-Mischung und einige andere Zutaten.
Schwierigkeitsgrad laut Buch: Überhaupt nicht schwierig (Turbohausfrau sagt dazu: stimmt!)
Bananen-Split mit Miso-Karamell
Bitte das war so ein gutes Dessert! Miso gibt dem Karamell eine schöne Umami-Note. Dass man so etwas kombinieren kann, hätte ich nicht gedacht. Es geht aber hervorragend. Dazu frittierte Nudeln, Schlagobers, Nuss-Crunch, Bananen und Vanilleeis - wir waren im 7. Himmel!
Schwierigkeitsgrad laut Buch: So wenig schwierig, dass man völlig Banane wird
(Turbohausfrau sagt dazu: stimmt, allerdings ist dieses Rezept in der Zubereitung schon aufwändig, denn die ganzen Teilkomponenten wollen erst einmal gemacht werden, bevor sie auf den Teller dürfen.)
Chili-Öl
Zum Aufpeppen diverser Asia-Gerichte habe ich immer ein selbst gemachtes Gewürzöl daheim, das ab sofort durch dieses hier ersetzt wird. Pflanzenöl, Knoblauch, Schalotten, Ingwer, Sternanis, Chili und Sichuan-Pfeffer geben dem Öl ein sehr schönes Aroma und eine unglaubliche Farbe!
Schwierigkeitsgrad laut Buch: Nicht so schwierig
(Turbohausfrau sagt dazu: stimmt!)
Hähnchenküchlein
Das ist ein Rezept, das eigentlich für den Backofengrill gedacht wäre. Ich habe mir die Freiheit genommen, die Küchlein nicht am Grillspieß zu grillen, sondern im Burger-Griller auf dem Holzkohlengrill. Sie haben auch meinen Ausflug auf den Outdoor-Grill gut überstanden und haben uns sehr gut geschmeckt.
Schwierigkeitsgrad laut Buch: Total nicht schwierig
(Turbohausfrau sagt dazu: stimmt!)
Spieße mit Spargel im Speckmantel
Erstaunlich, wie simpel es gehen kann. Das sind so Rezepte, bei denen ich mich frage, wieso kam ich nicht auf die Idee. Schmecken tun die Spieße nämlich hervorragend.
Schwierigkeitsgrad laut Buch: Selbst wenn sie richtig schwierig wären (was sie nicht sind), sollte man sie unbedingt ausprobieren, so gut sind sie.
(Turbohausfrau sagt dazu: stimmt!)
Schweinebauch-Kushiyaki
Schweinebauch, Sake, Salz, Pfeffer: Das sind die Zutaten, aus denen Träume gemacht werden, habe ich festgestellt. Es hat uns so gut geschmeckt, dass wir dieses Essen gleich auch noch Freunden vorgesetzt haben.
Schwierigkeitsgrad laut Buch: Ganz und gar nicht schwierig
(Turbohausfrau sagt dazu: stimmt!)
Mit Miso glasierte Auberginen
Sooo einfach und dermaßen gut! Man stellt dafür zuerst eine süße Misosauße laut Rezept her, dann müssen nur mehr die Melanzani gegrillt werden, mit der Sauce bepinselt und am Ende mit geröstetem Sesam bestreut.
Ich muss dazu sagen, dass ich derzeit nur rotes Miso habe, im Buch ist dafür eindeutig dunkles Miso verwendet worden und das schaut extrem elegant aus.
Schwierigkeitsgrad laut Buch: So verdammt einfach, dass Sie sich fragen werden, warum Sie das nicht schon längst ausprobiert haben.
(Turbohausfrau sagt dazu: Das Rezept hat tatsächlich so einfach geklungen, dass ich es ohne vorherigen Test ganz lieben Gästen vorgesetzt habe. Nun werde ich auf Ersuchen einen Gastes das Rezept vorstellen, weil es dem so gut geschmeckt hat. Ich glaub, den anderen Gästen auch.)
Muss ich jetzt noch etwas dazu sagen, wie mein Urteil über das Buch unterm Strich ausfällt? Ich mache es aber dennoch: Netter kann man jemandem die Küche eines Landes nicht nahebringen. Ab sofort bin ich verliebt in japanische Küche! Es geht alles so einfach und nicht ein einziges Mal gab es von der anderen Seite des Tisches ein "Na jaaa" oder Ähnliches, also auch der Turbohausmann mag ab jetzt japanisches Essen.
Was ich schon anmerken möchte: Wenn man sich gern mit Grundlagen einer Länderküche auseinandersetzen will, dann ist das nicht das Buch der Wahl. Man lernt weder Knettechniken für Nudelteige noch wie man Miso herstellt. Sucht man die Wurzeln der japanischen Küche, dann muss man woanders auf die Suche gehen. In diesem Buch geht es um Rezepte, die gelingen.
Fakten zum Buch
ISBN:
978-3-8310-3451-2
Einband: gebunden,
224 Seiten,
197 x 255 mm
Erscheinungsdatum: Februar 2018
Preis: 19,95
Einen Blick ins Buch kann man
hier machen, da findet man unten auch ein Rezept, wenn man eines ausprobieren will.
Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler an der Ecke zu kaufen, man kann es beim
Verlag Dorling Kindersley bestellen und ÖsterreicherInnen finden es versandkostenfrei beim Buchhändler.at.
Herzlichen Dank an
Dorling Kindersley Verlag
dafür, dass er so ein grandioses Buch herausgebracht hat und
mir ein Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.