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Immer wieder zieht es mich in Länder am Mittelmeer und in den Orient. Da sind meine Urlaubsländer, da sind die Düfte und Gewürze, die mich wirklich reizen, das sind die Länder der Mezze, der vielen kleinen Speisen, die ich so liebe. An sich ist ein Souq das kommerzielle Viertel einer arabischen Stadt − mein Gott, wie klingt das langweilig! Also anders formuliert: Ein Souq ist der Bauch einer Stadt, das ist der Ort, an dem es nach 1001 Nacht duftet, an dem Gewürze in abenteuerlichen Bergen aufgehäuft sind, wo gehandelt wird, wo Geschäfte geschlossen werden, wo Lebensmittel genau inspiziert werden, da wird gedrückt, gefühlt und geschnuppert. Und genau dieses Lebensgefühl wird im Buch "Souq" eingefangen.
Nadia Zerouali und
Merijn Tol haben im
zs Verlag ein sehr schönes Buch herausgebracht. Kein Wunder, sind doch beide unter anderem Food Designerinnen. Darüber hinaus schreiben sie über Essen in jeder Form, kochen in vielen Länder und mit jedem, mit einem Wort: sie leben für Essen und Trinken. Diese Liebe zum Essen merkt man durch das ganze Kochbuch. Es ist liebevoll und detailreich gemacht.
Die Fotos sind schön gemacht. Zu meiner Freude ist das Herumliegen von Essen quer über den Tisch nicht vorhanden, sondern man findet Essen dort, wo ich es gern sehe: auf Tellern, auf Märkten, in Gläsern − was auch immer, es wird auf jeden Fall nichts wahllos herumgeschüttet. Es sind auch keine Kleinmädchenfotos mit Schleifchen in Rosarot, sondern das sind erwachsene Fotos. Es gibt Fotos von jedem Gericht, aber auch von Menschen, typischen Szenen aus den Ländern und den Autorinnen beim Kochen, Essen und wenn sie miteinander lachen. Die zwei schauen durch und durch sympathisch aus!
Die Vielfalt der Gerichte aus der arabisch-mediterranen Küche wird in seiner Gesamtheit vorgestellt. Die Landesküchen von Tunesien, Algerien, Marokko, der Westsahara, Südeuropa und dem mittleren Osten werden gezeigt. Die arabischen Genüsse für große Tafeln, Feste, Gäste und gesellige Runden in Form von Mezze nimmt einen großen Teil des Buches ein. Es gibt auch ein eigenes einleitendes Kapitel darüber, was Mezze bedeutet:
Das Essen von Mezze ist immer ein soziales Ereignis mit vielen Menschen, mit Lachen und Reden, es ist eine reich gedeckte Tafel, an der die Menschen zusammen sind. Mezze sind also nicht nur eine Tappa-Variante aus dem Nahen Osten, sondern eine Lebenseinstellung. Es wird auch viel mit den Händen gegessen, was eine gewisse Sinnlichkeit mit sich bringt.
Ein weiteres Kapitel ist dem Vorratsschrank gewidmet. Darin wird genau erklärt, welche Gewürze und Gewürzmischungen verwendet werden, natürlich gibt es darin Salzzitronen, aber auch andere eingelegte Sachen wie z. B. Weinblätter. Alle Zutaten habe ich nicht bekommen, aber die gängigen wie Orangenblütenwasser, Tahin etc. bekommt man in jedem türkischen Supermarkt. Das macht die Rezepte sehr gut nachkochbar.
An Rezepten finden sich folgende Kapitel im Buch: Getränke und Cocktails,
Kalte Mezze,
Warme Mezze,
Orientalische Grillspezialitäten,
Dessert. Was mich sofort am Anfang gepackt hat, waren die Getränke-Rezepte. Das ist nun einigermaßen erstaunlich, denn ich bin normalerweise sehr langweilig, was das Trinken angeht. Aber ich wusste zum Beispiel nicht, dass man Ayran selber machen kann − das war für mich immer ein fertiges Getränk aus dem türkischen Supermarkt. Dann werden erstaunliche Aromen kombiniert: Zitronen-Oregano-Limonade findet man zum Beispiel. Oder Limonade mit Zitronengeranie − und schon bin ich losgegangen und habe meine arme Zitrus-Pelargonie gestuzt. Was mich noch sehr gefreut hat: Es finden sich viele Grillrezepte. Das ist jetzt nicht nur spannend, weil wir selber gern grillen, sondern auch deswegen, weil in den genannten Ländern viel gegrillt wird, man aber nicht so häufig entsprechende Rezepte findet. Im Kapitel über Desserts findet man zum Glück keine Baklava, wie man sie in jedem türkischen Geschäft kaufen kann, sondern da gibt es Sorbets und Eis in verschiedenen Formen, Kuchen und Törtchen, Cremes und Kaffee.
Nun geht's ans Eingemachte, denn ich habe gekocht. Viel! Und was, das zeige ich nun.
Fladenbrot mit Halloumi
Halloumi einer der wenigen Käse, mit denen ich lange gehadert habe, denn ich finde, der schmeckt pur eher langweilig. Hier wird er gegrillt und in gegrillte, dünne, knusprige, arabische Fladenbrote gepackt und zwar mit vielen Kräutern und Frühlingszwiebeln. Und weg ist jede Form von Langeweile! Es war bei uns eine schöne Vorspeise, aber man kann sicher auch entsprechend mehr davon machen, dann ist es auch ein gutes vegetarisches Hauptgericht.
Gefüllte Melanzani
Wieder vegetarisch! Sogar vegan. Wenn man nicht wie wir ein Kotelett dazu isst ...
Das geht sicher als Haupt- und als Vorspeise. Mit der Zubereitung habe ich ein wenig gehadert, denn es steht dabei, dass man das Backrohr so hoch wie möglich vorheizen soll. Nicht einmal mit meinem altersschwachen Backrohr kann man das machen, denn da brennen die Melanzani an und werden nicht gar. Ich habe die Melanzani dann mit Folie abgedeckt und das Backrohr runtergedreht, dann hat es geklappt.
Fattoush
Das ist
der klassische arabische Salat neben Taboulé, den man auch bei uns kennt. Eine wunderbare Mischung als Salaten, Kräutern, Gemüsen und Fladenbrot, dazu ein Dressing mit Granatapfelsirup. Ich habe mir noch erlaubt, Labneh nach dem Rezept im Buch zu machen und dazu zu servieren.
Ein Muss in der heißen Jahreszeit!
Osmalieh
An sich ist das ein Klassiker, für mich war es eine Premiere. Für das Buch wurde die Füllung abgewandelt und aus der Milchcreme wurde eine Mischung aus Hüttenkäse, Ricotta und Mascarpone verwendet. Schon wieder spielt da ein Käse mit, mit dem ich hadere: Hüttenkäse esse ich nur in ganz wenigen Gerichten, das hier ist ab jetzt eines davon.
Zum Beträufeln wird ein Sirup mit Orangenblütenwasser hergestellt. Ich mag diesen blumigen Geschmack sehr gern, daher hat mir dieses Dessert sehr geschmeckt.
Ayran
Das kennt man als erfrischendes Milchgetränk, das mich ehrlich gesagt noch nie hinter dem Ofen hervorgeholt hat. Mir war nicht klar, dass es aus Naturjoghurt und Buttermilch zu gleichen Teilen hergestellt wird.
In diesem Rezept wird raffiniert gewürzt, sodass es für mich an einem heißen Tag eine wirklich sehr willkommene Erfrischung gewesen ist.
Ganz sicher passt es auch sehr gut zu fettem Fleisch, weil es durch die säuerliche Würze ausgleicht.
Zitronengeranium-Limonade
Da ist sie, die beste Limonade meines Lebens! Dieses Rezept stelle ich noch genau vor, denn das ist ab jetzt ein Muss in meiner Küche!
Und unterm Strich? Wenn man die Küche aus dem arabische-südeuropäischen Raum mag, dann kann man an diesem Buch eigentlich nicht vorbeigehen.
Zum Abschluss möchte ich noch einen Satz der beiden Autorinnen zitieren: "Wahrer Luxus: ein geselliger Abend mit Freunden und einem Tisch voller Mezze." Genau mit diesem Geist wurde das Buch geschrieben.
Fakten zum Buch
ISBN: 978-3-89883-749-1
Einband: Gebunden
Erscheinungsdatum: April 2018
Preis: 24,99 EUR
Einen Blick ins Buch kann man
hier machen, da findet man unten auch ein Rezept, wenn man eines ausprobieren will.
Wie immer gibt es das Buch beim Buchhändler an der Ecke zu kaufen, man kann es beim
zs Verlag bestellen und ÖsterreicherInnen finden es versandkostenfrei beim Buchhändler.at.
Herzlichen Dank an den
zs Verlag
dafür, dass er so ein gutes Buch herausgebracht hat und
mir ein Exemplar für die Rezension zur Verfügung gestellt hat.
Die Links sind alle keine Affilate-Links.