Das Buch ist handlich. Die Fotos sind wie immer beim Stocker Verlag nach meinem Geschmack: Das Essen liegt nicht über den Tisch verstreut, sondern man findet es auf dem Teller, im Topf oder wo immer es hingehört.
Man sieht gleich im Inhaltsverzeichnis, dass die serbische Küche auch viel von der Habsburgischen Monarchie beeinflusst wurde, da wir etliche ähnliche Gerichte auch in Österreich haben. Aber eben nur ähnlich! Der Apfelstrudel findet sich zum Beispiel hier wie dort, aber die Machart ist eine andere.
Es finden sich Rezepte aus der Alltagsküche, es wird Brot gebacken, Kuchen und Kekse ebenso, Festtagsrezepte und es wird auch eingekocht. Das ganz berühmte und sehr köstliche Ajvar wird mit dezenten 10 kg Spitzpaprika und 5 kg Melanzani zubereitet - man sieht, die Feste sind wirklich groß in Serbien. Was mir nicht so gefallen hat bei den Einkochrezepten: Es werden oft Konservierungsmittel verwendet. Was mir hingegen sehr gefallen hat: Es gibt ein österreichisch-deutsches Küchenlexikon. Das heißt, der Karfiol darf auch so heißen im Buch, für deutsche LeserInnen gibt es dazu die passende Übersetzung. Analog dazu haben die Rezepte serbische Namen, die Übersetzung dazu steht dann eh gleich daneben.
Ich persönlich hatte teilweise ein Vokabelproblem mit den Zutaten: Mein Käsegeschäft konnte mir nicht weiterhelfen bei meiner Frage, was Weichkäse sei, mein Fleischhauer nicht bei meiner Frage nach Rauchfleisch. Es ist aber durchaus möglich, sich selber zu helfen - man kann ja von serbischen Hausfrauen in dem Buch lernen.
Die Rezepte sind in die Kategorien Pita/Vorspeisen/Beilagen, Suppen/Ein-töpfe/Salate, Hauptspeisen, Nachspeisen und Haltbarmachen gegliedert. Es finden sich außerdem noch einführende Kapitel zur serbischen Küche allgemein, zu den Feiern Weihnachten und Ostern sowie zum Familienfest.
Woran ich fast nie vorbeigehen kann, sind Fleischbällchen. Hier heißen sie Uŝtipci od mlevenog mesa: Zum Faschierten kommen noch Käse und Räucherspeck. Gewürzt wird wie oft im Buch eher spartanisch: Salz, Pfeffer und Paprikapulver. Die Bällchen werden auf einem Backgrill gebraten - bei mir sind sie einfach ins Backrohr gewandert. Dazu werden Pommes und Salat serviert. Mit einem Wort ein ganz typisches Urlaubsessen!
Srpski đuveč (Serbischer Gjuwetsch) kannte ich bisher nur als Reis (hier), aber die serbische Variante ist ein Eintopfgericht mit Fleisch, Reis und Gemüse. Es dürfte leider ein Tippfehler passiert sein, denn das Essen wird laut Rezept 2 Stunden bei 225 Grad im Ofen gegart. Meines hat nach einer Stunde bei 200 Grad schon abenteuerlich dunkel ausgeschaut, daher habe ich es abgedeckt und auf 170 Grad runtergedreht. Einfach zuzubereiten und gut sättigend!
Srpska sarma habe ich auch nachgemacht. Das sind mit Fleisch gefüllte Rouladen aus in ganzen Köpfen sauer eingelegten Krauthappeln. Das Rezept ist deftig: Die Zwiebel wird in 100 g Fett angeröstet, dann kommen noch 50 g Fett für die Einbrenn dazu - ich habe mir erlaubt, das ein wenig zu ändern und bin mir sehr guten Krautrouladen belohnt worden.
Wie bei allen Rezepten findet sich auch hier ein Tipp am Ende: Man kann die Rouladen statt mit Fleisch auch mit Walnüssen machen. Außerdem wird berichtet, dass das ein klassisches serbisches Weihnachtsessen ist.
Mein Fazit: Das Buch gibt einen umfassenden Überblick über viele Gerichte der klassischen serbischen Küche. Ein bisschen erinnert es mich daran, wie meine Oma gekocht hat, als kaum jemand den ganzen Tag im Büro gesessen ist, sondern alle hart auf dem Feld oder sonst wie körperlich arbeiten mussten. Es ist aber kein Problem, denn man kann die Mengen ja einfach anpassen, dann hat man ein alltagstaugliches Kochbuch in Händen, das einem Urlaubsfeeling in das derzeit sehr unerfreuliche Herbstwetter bringt.
Fakten des Buches: Gebunden, ISBN 978-3-7020-1611-1, Verlag: Leopold Stocker Verlag, Autorin: Tatjana Petkovski, Titel: Die Serbische Küche - Die besten traditionellen Rezepte, 111 Seiten, durchgehend farbig bebildert, € 16,90
Das Buch kauft man in Österreich am besten direkt beim Stocker Verlag, ansonsten können sich manche vielleicht noch an den Buchladen ums Eck erinnern.
Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Ich krieg ja gleich Hunger vor allem auf die Fleischblällchen!
AntwortenLöschenAch, du hast ein Engelchen als Ava! Passt zu dir. ;)
LöschenDu hast zum Glück ja auch das Buch und kannst die Fleischbällchen nachmachen. :)
ha! i hätt sie lieber von dir gekocht ggg
LöschenWenn du wieder mal zum Essen kommst, kriegst du die! 😇
LöschenIn meiner Jugend war die Küche des Balkan sehr "in", erinnere ich mich, mittlerweile ja leider nicht mehr, Gut dass es ein Buch gibt, so kann frau selber tätig werden. Wobei mir 15 Kilo Ajvar wahrscheinlich ein Leben lang reichen täten!
AntwortenLöschenAjvar mag ich immer noch total gern. Ich werde das nach diesem Rezept nächsten Sommer machen, aber halt mit 10 % der Zutaten oder so.
LöschenDanke für das Vorstellen. An Fleischbällchen komme ich auch selten vorbei. ;-)
AntwortenLöschenDas ist so ein richtiges Wohlfühlessen, das immer geht.
LöschenEverything looks delicious! Warm greetings from Montreal, Canada. :)
AntwortenLöschenWow! You are from Montreal!
LöschenSeems that a lot of people from all over the world are reading my blog.
Warm greetings from Vienna (16° C ... crazy!)
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