Schon lange wollten der Turbohausmann und ich einen Ausflug ins Burgenland zum
Stekovics machen - sogar Jahre sind es mittlerweile. Aber immer wieder dasselbe: Sobald wir mitgekriegt haben, dass die Paradeiser-Führungen stattfinden werden, zack, waren sie auch schon ausgebucht. Es ist tatsächlich so, dass die Termine im November bekanntgegeben werden, dann muss man flott sein und buchen. Jetzt aber!
Die Führung beginnt am Hof, dann fährt man zu einem Feld, wo man tatsächlich drei Stunden alles über Paradeiser erfährt und sich durchkosten kann. Erich Stekovics verspricht am Anfang der Tour, dass man am Ende der Tour nichts mehr von Paradeisern hören kann und auch keine mehr essen mag. Es stimmt wirklich: Man kann sich nachher rollen, so viel wird auf dem Feld verkostet. Es ist allerdings so, dass man danach keine Supermarktparadeiser mehr essen mag, die vom Stekovics schon.
Dass die Paradeiser beim Stekovics nicht hochgebunden werden, wusste ich. Auch dass da nichts ausgegeizt wird, war mir klar. Dennoch war der Anblick dann doch ungewöhnlich: Da liegen auf Stroh riesige Sträucher herum, auf denen man nicht arg viele Früchte sieht. Teilweise waren es auch wirklich sehr bedient aussehende Pflanzen.
Das Credo: "Lasst die Pflanzen in Ruhe", zieht sich durch die ganze Führung. Auch mickrige Pflanzen erfangen sich wieder, wenn man sie nicht sekkiert.
Und dann kam während der Führung immer wieder dieser Moment: Herr Stekovics und eine Mitarbeiterin drehten gemeinsam ganz vorsichtig die Pflanze um, jedes Mal großes Staunen: Unter dem Schutz vom Grün wachsen Unmengen von Früchten! In meinem Leben habe ich noch keine so volle Paradeispflanze gesehen. Auf dem Feld schienen alle Pflanzen so viele Früchte zu tragen. Egal ob groß oder klein, wurscht welche Farbe, alle Pflanzen sind übervoll mit Früchten (ja, Paradeis sind botanisch gesehen wirklich Früchte, also Obst, kein Gemüse).
Ganz sicher ein weiteres Geheimnis ist der Ort, an dem sich dieses Feld befindet: Frauenkirchen ist der sonnenreichste Ort Österreichs und hat klimatische Bedingungen fast wie Italien. Wir haben sogar genau erfahren, auf welcher Höhe Italiens ähnliche Bedingungen zu finden sind, aber sorry: 3 Stunden Wissen, Wissen, Wissen, das ich aufgesogen habe wie ein Schwamm, da konnte ich mir einfach nicht alles merken.
Es wird nicht gegossen auf den Paradeisfeldern. Ich hab dann natürlich gefragt, wie man das macht, wenn man nur Balkonien zur Verfügung hat: Maximal 5 Liter pro Woche sollte man gießen, wenn man die Pflanzen in Töpfen zieht. Das natürlich nur, wenn das Wetter heiß und trocken ist, sonst entsprechend weniger.
Dass Paradeiser nicht gut zu vergesellschaften sind, ist mir schon aufgefallen. Man sollte es auch nicht tun, weil sich Paradeiser unter ihresgleichen am wohlsten fühlen. Und ich war so stolz, dass ich draufgekommen bin, dass Rucola und Paradeiser sich gut vertragen ...
Noch eine sehr ernüchternde Auskunft: Damit Paradeiser so viel tragen, brauchen sie pro Pflanze einen Topf mit 100 l Inhalt, besser noch 200 l. Öhm, ja, das heißt für mich, dass es nächstes Jahr weniger Paradeiserpflanzen bei mir geben wird. Deutlich weniger! Ich hoffe, ich kann mich zügeln, wenn ich mein Saatgut sichte und mit dem Vorziehen beginne.
Ein Drittel des Topfes sollte mit Pferdemist gefüllt werden. Das ist verdammt viel Dünger! Dafür düngt man dann aber die ganze Saison nicht mehr nach.
Es wachsen in diesem Schaugarten 1000 verschiedene Paradeisersorten, aber das sind nicht einmal alle, die Herr Stekovics hat, sondern es werden immer wieder andere Sorten gepflanzt.
Übrigens war ich immer der Meinung, dass Paradeiser nicht einkreuzen, weil ich schon viele Jahre selber Saatgut abnehme und auch immer die Paradeiser entstehen, die ich säe. Die kreuzen aber doch ein, nur sehr schwer. Und es müssen Hummeln da sein, die bestäuben, denn die strampeln so wie kein anderer Bestäuber, dass es zum Einkreuzen kommen kann.
So einen Paradeis wie auf dem Foto hatte ich bisher noch nie gesehen: Erdbeerparadeiser haben in der Mitte das erdbeeerförmige Fruchtfleich vollkommen unabhängig von der äußeren Hülle. Ich muss gestehen, dass bei dieser Frucht aber dann doch eher das Aussehen beeindruckend ist und nicht der Geschmack.
Es gab auf dem Feld auch wunderschöne, kleine, violette Paradeiser, da bekamen wir den dringenden Rat, die Finger davon zu lassen, weil die, wenn sie nicht ganz reif sind, wie Rhizinusöl wirken.
Ich habe eine Fantastilliarde Fotos gemacht und habe hier nur einige wenige ausgewählt. Die Paradeiser sind Schönheiten und die Vielfalt scheint endlos!
Es werden auf dem Hof außer den Paradeisern noch viele verschiedene Sorten Chili und Paprika gezogen, einige Sorten Zwiebel und wunderbarer Knofel. Wir in Wien haben das Gück, dass wir zumindest Zwiebel und Knoblauch vom Stekovics im Supermarkt kaufen können. Paradeiser nicht. Ich seufze mal ganz tief, verstehe es aber: Diese vollreifen Früchte kann man nicht lagern, damit sind sie ungeeignet für Supermärkte.
Hier der Herr über die 1000 Paradeissorten vor seinem zum Trocknen aufgehängten Knofel. Die Erfolgsgeschichte ist unglaublich! Als Herr Stekovics den Hof übernahm, hatte er in einer Saison 17 Besucher. Damals dachte er, er sollte vielleicht besser gleich zusperren. Aber er hat durchgehalten und nun kommen 30.000 Besucher in jedem Sommer! 14 Arbeitsplätze wurden geschaffen, was ich großartig finde.
Man kann nicht nur jede Menge eingekochte Paradeiserspezialitäten im Hofladen kaufen, auch Chilis in allen Varianten sind zu haben, vor allem aber die wunderbare Mieze Schindler-Marmelade. Diese Zicke, die bei mir nicht tragen will! Aber sie scheint auch sonst zickig zu sein, denn die Früchte werden eingefroren und laufend eingekocht, weil sie als Marmelade den Geschmack nicht lange halten.
Es werden nun auch Ernte- und Einkochtage angeboten, wo man selber ernten kann. Ich glaub, ich werde dort noch einige Male einfallen. Nämlich relativ neu: Maulbeerbäume mit den köstlichen dunkelvioletten Früchten wachsen nun auch auf dem Boden vom Stekovics ... Ich könnt jetzt noch Stunden weiter schwärmen.