Peggy von
Multikulinarisches stellt jeden Monat eine Geschmacksfrage, die ich meistens sehr toll finde. Leider finde ich nicht immer die Gelegenheit, ausführlich zu antworten. Dieses Mal geht es sich zum Glück aus. Im September fragt sie: "Geht ihr auf Reisen gezielt auf der Suche nach einheimischen Spezialitäten? Welche ess- und trinkbaren Mitbringsel (bzw. Spezialitäten vor Ort) empfehlt ihr für welches Reiseziel?"
Kurz gesagt: Ja! Unbedingt und zwingend gehen der Turbohausmann und ich in Urlauben und beruflichen Auslandsaufenthalten auch kulinarisch auf die Suche. Dieses Jahr hat es uns schon wieder mal einige Male an essenstechnisch interessante Plätze geführt.
Wir waren im Frühlingin Barcelona -
in diesem Posting habe ich ausführlicher davon erzählt mit jeder Menge kulinarischer Tipps. Auf dem Foto sieht man
Chocolate con Churros. Churros sind frittiertes Brandteig-Gebäck, die in dickflüssige Trinkschokolade, Chocolate, getunkt werden. Kein Spanienaufenthalt ohne diese Kalorienbombe!
Was man unbedingt mitbringen sollte aus Spanien: Mindestens eine Packung
dieser Schokolade, denn so etwas gibt es bei uns nicht zu kaufen. Die Schoki ist sehr fein, wenn
es draußen richtig kalt ist, dann heimkommen und eine Tasse dicke, heiße
Schokolade.
Noch ein Muss:
Pimentón de la Vera, geräuchertes Paprikapulver, die milde und die scharfe Variante. Und auch sonst diverse Paprikazubereitungen - einfach ein gutes Gewürzgeschäft aufsuchen (Rucksack nicht vergessen ...) und einmal ordentlich einkaufen.
Es gab in Spanien wunderbaren Schinken,
Jamón Ibérico, da sollte man sich auf jeden Fall durchkosten - es gibt eigene Geschäfte, in denen nur spanischer Schinken verkauft wird. In diesen Geschäften gibt es in der Regel auch Chorizo, noch so ein spanisches Nationalheiligtum. Wir haben einige wenige Packungen mit eingeschweißtem Schinken, vor allem aber Chorizo mitgebracht. Der Schinken verliert an Qualität durch das Einschweißen, die Chorizo aber nicht!
Wie jedes Jahr waren wir in Norditalien, die meiste Zeit in Padua. Überall boomt Craft Beer, auch in Italien. So etwas lässt sich nicht so toll transportieren, das wurde gleich vor Ort verkostet. Das muss man nicht unbedingt nach Hause mitnehmen, denn die Craft Beer Szene ist in Wien so lebendig, dass man genug damit zu tun hat, wenn man sich durchkosten will.
Was man auf jeden Fall in Padua tun sollte, ist in dieses Restaurant essen gehen:
Enotavola. Das ist nicht billig, aber jeder Cent ist gut angelegt. Eines der besten Essen, die ich je in Italien gegessen habe. Und das heißt was.
Ein Fixpunkt unserer Norditalien-Urlaube sind die beiden Marktplätze in Padua. Im historischen Zentrum Paduas steht der
Palazzo della Ragione, auf der einen Seite ist der
Piazza della Frutta, auf der anderen Seite der
Piazza delle Erbe. Im Palazzo selber sind in den Laubengängen viele Käsegeschäfte und Fleischhauer untergebracht, auf den beiden Piazzas kann man Früchte, Gemüse und Kräuter, sardische Produkte und was weiß ich alles an kulinarischen Erfreulichkeiten kaufen. Es sind sehr wenige Touristen dort, es kaufen eher Leute aus Padua ein. Ich finde es wunderbar, dass so ein riesiger Markt in einer Stadt mit gerade einmal 200.000 Einwohnern so gut geht. Wir nehmen immer eine große Kühlbox mit und kaufen uns einmal quer durch.
Im Frühsommer war das Waldviertel dran. Eigentlich waren wir zu einem mehrtägigen Musikfestival dort, aber wir haben die Gelegenheit genutzt, haben uns vor und nach dem Festival viel angeschaut und waren auch in
Armschlag, dem Zentrum des österreichischen Mohnanbaus. Jedes Jahr ist die Mohnblüte ein wunderbares Schauspiel. Und wie immer kaufen wir dort Mohn. Wenn man noch keine Mohnquetsche hat, ist das auch ein guter Platz, um eine zu kaufen. So etwas braucht man nämlich wirklich! Ist Mohn einmal gerieben oder gequetscht, dann kann man ihm beim Ranzigwerden fast zuschauen. Ungequetscht ist er zwar nett auf einem
Mohnflesserl, aber sonst fällt mir nur wenig ein.
No und dann war ich noch in Kärnten auf Kur, um die altersschwachen Knochen auf Vordermann zu bringen. Das Essen in dem Kurheim war unteridisch, hingegen sehr fein war es, als wir einmal im
Gasthaus Genottehöhe gegessen haben - zwei riesengroße Kasnudeln sind eine Portion, die sehr gut sättigt.
Auf dem Foto zu sehen sind Gailtaler Würste, die man am Bauernmarkt in Villach in Bioqualität kaufen kann. Überhaupt ist das Gailtal eine
Region der Genüsse.
Da wir in Kärnten direkt an der Grenze zu Italien waren, haben wir einen Ausflug gemacht und zwar in die Heimat des
Montasio. Die liegt mitten im
Dolomiten National Park. Wir waren leider viel zu kurz dort, aber ein Wanderurlaub muss dort ein Traum sein.
Nachdem diese Käserei nicht einfach zu finden ist, eine kurze
Anfahrtsbeschreibung, falls jemand Lust bekommen sollte: Von Tarivs nach Sella Nevea fahren, dort rechts Richtung
Malga Montasio
abbiegen. Und dann kommen 6 abenteuerliche Kilometer, die vor allem gegen Ende jede
österreichische Bergstraße blass ausschauen lassen. Ich muss gestehen, dass ich mich dort nicht fahren getraut hätte - sowohl hinauf als auch hinunter über einige Kilometer im ersten Gang fahren, abenteuerlichste Kurven, Kühe auf der sehr schmalen Straße und halsbrecherisch fahrende Leute, die den Weg gut kennen. Es kommt dann ein Parkplatz, ab dort ist Fahrverbot. Da ist es ein netter kleiner Spaziergang bis zur Käserei und man kann sich dort in einem kleinen Imbiss auch durch die feinen Käsesorten durchkosten.
Meine Ausbeute: Ricotta, frischer und geräucherter, dazu zwei verschiedene Sorten Montasio (kurz und lang gereifter). Alles in einer wirklich tollen Qualität.
Ich bin sicher, das war nicht das letzte Mal, dass wir dort gewesen sind. Man kann sicher wunderbar in den Dolomiten wandern und wird von Touristen nicht niedergetrampelt.
Und nun zum krönenden Abschluss: Stracciatella, nein, nicht das Eis, sondern der
Käse.
In Österreich habe ich den noch nie gesehen, ich kaufe ihn immer in Italien, wo es den auch im Supermarkt gibt. Zum Glück kann man sich helfen: im Prinzip ist es das Innenleben von Büffelmozzarella, das fädig zerfällt. Ganz wunderbar zart im Geschmack. Hier auf einem Salat aus Paradeisern, Pfirsichen, Brombeeren und Basilikum (sehr frei nach diesem
Salat), passt aber auch gut zu Pasta und überhaupt kommt man sehr schlecht ohne ihn zurecht, wenn man ihn einmal kennt.
Mal schauen, was dieses Jahr noch kulinarischen Touren auf uns zukommt. Ich hoffe doch sehr, dass sich noch die eine oder andere Gelegenheit bieten wird.
Noch mehr Anregungen gibt es in meiner Rubrik
Gourmet-Tour.
Danke für deine wunderbare Frage, liebe
Peggy!