Montag, 4. Juli 2016

[Buchbesprechung] Vom Beet in die Küche


Eigentlich wäre dieses Buch vom AT-Verlag nach meiner To Do-Liste noch gar nicht dran, aber aus gegebenem Anlass ziehe ich es vor. Weil warum? Es wird jetzt der Reihe nach alles reif auf Balkonien, also auch in Gärten. Und dieses Buch begleitet einen so wunderbar durch das Gartenjahr, dass es eine Schande wäre, es erst später im Jahr vorzustellen. Dieses Buch ist eine Fundgrube! Hätte es das vor ein paar Jahren schon gegeben, hätte ich meine Funkien, denen ich nicht mehr Herr wurde, weil sie so gewuchert haben, nicht entsorgt, denn die Wurzeln kann man essen! Angeblich sind sie so delikat wie Spargel. Aber nicht nur die kann man essen. Man findet in dem Buch Rezepte wie Dahlienknollen als Ofengemüse, einen Fetthennensalat, Blattgemüse aus dem Laub von Süsskartoffeln oder Pannacotta mit Rosenblüten und Aroniabeeren.
Es gibt immer ausführliche Pflanzenbeschreibungen, empfehlenswerte Sorten, welche Anforderungen sie haben, was sie an Inhaltsstoffen mitbringen, welche Teile man essen kann und schießlich ein Rezept. Die Rezepte sind alle einfach und ich muss zugeben, manchmal extrem schlicht, sodass ich zuerst dachte, na jaaaaa, vielleicht eh nicht so schlecht, aber eben na jaaaaa ... Bis ich dann angefangen habe zu kochen.

Aber zuerst noch kurz ein Wort zu den Fotos: Christoph Stöh Grünig hat die gemacht. Er ist selbständiger Fotograf und Filmemacher, Schwerpunkt Gartenbilder, Hotelfotografie sowie Sportbilder. Für »Gärtnern - die neue Freiheit« hat er zusammen mit Sabine Reber den Deutschen Gartenbuchpreis gewonnen. Die Fotos sind eine Liebeserklärung ans Gärtnern: schmutzige Hände, die einen Bund Radieschen halten - falls man Händen ansehen kann, dass sie glücklich sind, dann sind es diese! Paradeiser, die schon aufgeplatzt sind und denen man die Reife ansieht. Ein Weinstock, der sich um einen alten Türstock schlingt - wunderprächtig! Wieder einmal ein unglaublich schönes Buch, das der AT-Verlag da rausgebracht hat.

Über die Autorin, Sabine Reber, habe ich in meiner Buchbesprechung Veranda-Junkies schon geschrieben. Sie ist Kommunikationswissenschaftlerin, Sachbuch- und Romanautorin, seit der Jahrtausendwende gehört ihr halbes Leben dem Gärtnern und sie wurden in der Zwischenzeit zum "Grünen Daumen der Schweiz". Sie bestätigt meine geheime These, dass SchweizerInnen nicht anders können als immer zu arbeiten. Man kann im Internet auch einen Blick in ihren Garten machen: Sabines Garten, wer ein knappes halbes Stündchen Zeit hat, findet hier eine Kochsendung, bei der man auch gleich ein bisserl Schwyzer Dütsch lernen kann und ein Rezept für gebackene Fischstreifen mit Blüten-Remoulade und Erbsen-Espuma entdecken kann.

Und nun der Grund, warum diese Buchbesprechung vorgezogen wurden: Die Erbsen sind reif! Und es gibt so ein schönes Rezept zur Komplettverwertung der Pflanze, das kann ich euch nicht vorenthalten!


400g junge Erdäpfeln - wirklich kleine!
2 - 3 EL Olivenöl
1/2 TL grobes Meersalz
10 Lavendelblüten
2 Hände voll frische Erbsenblätter (wenn man 3 Hände voll übrig hat, ist das besser)
1 Tasse frische Erbsen
200 g Cremé frâiche
Salz
Pfeffer aus der Mühle

Erdäpfeln mit Olivenöl mischen, salzen, bei 200 Grad (Rohr vorgeheizt) garen. Im Buch werden 15 min als Garzeit angegeben, aber meine Erdäpfeln waren offensichtlich ein bissi größer, die haben 30 min gebraucht. Während die Erdäpfel im Rohr sind, den Lavendel ernten und die Blüten fein hacken. Wenn die Erdäpfel fast fertig sind, mit den Lavendelblüten bestreuen und noch 5 min. weiter garen.
Erbsenblätter ernten und blanchieren, eiskalt abschrecken, pürieren und durch ein Sieb streichen. Diese Creme mit Cremé frâiche mischen, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Alles gemeinsam auf einem Teller anrichten.



Dieses Essen hat der Turbohausmann gekocht - also eigentlich sagt er immer, er kann nicht kochen. Ha! Das glaub ich ihm jetzt nicht mehr. So wunderschön hat er das gemacht. Und es hat wirklich gut geschmeckt. Auch die Erbsensprossen haben sich sehr gut gemacht auf dem Teller.


Herzlichen Dank an den AT-Verlag, einerseits dafür, dass ihr dieses Buch herausgebracht habt, andererseits dass ihr es mir für die Rezension überlassen habt.

8 Kommentare :

  1. Das sieht so schön aus! Nächstes Jahr will ich auch Erbsen haben, im Hochbeet.... - werden die im Rezept noch irgendwie zubereitet oder komme sie einfach so auf den Teller?

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    1. Nein, im Buch werden die gar nicht zubereitet.
      Der Mann hat sie irrtümlich blanchiert, was man ihnen ansieht. ;)

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  2. Interessant, was ich mir gar nicht vorstellen kann, bei der Größe der Erbsen, dass die Erbsenblattl net zu "ungeschmeidig" sind, auch wenn man sie blanchiert und püriert? Ansonsten faszinierend was man alles so verköcheln kann.
    lg. Sina und gute Besserung meine Liebe!

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    1. Nachdem sogar mein Mann das mit dem Pürieren geschafft hat, bin ich ganz sicher, dass du das auch hinkriegen würdest.
      Ich bin auch ganz erstaunt gewesen über dieses Rezept, einmal die Kombi mit dem Lavendel und dann das mit den Erbsenblättern.

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  3. Das ist wieder so ein gefälliges Essen - schaut aus wie ein Gemälde und schmeckt bestimmt noch besser!!! Und sowas kocht dein Mann? - alle Achtung, meiner würd grad mal an Leberkäs anbraten ;-)
    Das schweizer Kochen hab ich mir grad angschaut - schön und fein, nur die vielen "ch ch ch" da krieg ich schon Halsweh vom Zuhören ;-)
    Gruß Doris

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    1. Ehrlich: Mehr als Leberkäs anbraten macht meiner sonst auch nicht. Aber das hier ist nicht viel komplizierter, schaut nur schöner aus und schmeckt auch sehr viel besser! ;)

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  4. Ich bin immer ganz begeistert, wenn ich lese, welche Pflanzenteile alle essbar sind... wer hätte vor Jahren dran gedacht, Blätter von Erbsen oder Kohlrabi, Radieschen etc. zu verwenden?
    Ein schönes Rezept!!

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    1. Stimmt genau! Deswegen gefällt mir dieses Kochbuch so gut, weil es eben ein Nose-to-Tail-Gemüseverwertungsbuch ist - also nicht nur Gemüse, sondern schon auch Fleisch, aber halt sehr wenig. Genau so, wie ich gern esse.

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