Freitag, 4. März 2016

Somlauer Nockerl

Österreich war ja in grauer Vorzeit einmal Österreich-Ungarn. Böse Menschen meinen, wir haben unseren Größenwahnsinn seit damals nicht abgelegt und meinen, Österreich wäre immer noch wichtig in der Weltgeschichte. Darüber lässt sich trefflich streiten, aber ganz klar ist, wir haben den Ungarn die besten Rezepte abgeschaut und tun so, als wären es österreichische. Bei dem Somlauer Nockerl sind wir aber ausgeschieden, denn da sagt der Name schon, dass da etwas mit dem österreichischen Ursprung nicht stimmen kann: Der Somló ist nämlich ein Berg in Ungarn, ein erloschener Vulkan, ein ganzes Naturschutzgebiet drum herum ist danach benannt.

Diese Nockerl sind übrigens ein perfektes Mitbringsel, wenn man zu einer Party eingeladen ist und viele Leute mit Süßem versorgen soll. Man kann nicht nur, sondern muss die Nockerl einen Tag vorher machen, damit alles gut durchziehen kann. In einer Form ist alles leicht zu transportieren und man kann viele Leute damit satt machen, denn die Nockerl sind üppig. Einfach zu machen sind sie allemal. Eindrucksvoll ausschauen tun sie auch, sodass man ein bissl damit angeben kann.

Und noch eine Weisheit: Bitte nicht beim Wirten essen! Die Somlauer Nockerl stehen auf vielen Speisekarten, aber sie schmecken selten gut. Ich hab keine Ahnung, wieso das so sein muss. Es ist nämlich wirklich einfach, dieses köstliche Dessert zu machen.


Teig:
5 - 6 Eier
200 g Kristallzucker
200 g Mehl
1TL Backpulver
2 gehäufte EL Kakaopulver

Vanillepudding:
1 l Milch
4 EL selbst gemachter Vanillezucker
4-5 Eigelb
4 EL Speisestärke

Rumrosinenzuckersirup:
2 Hände voll Rosinen
100 ml Wasser
100 g Zucker
1 - 2 EL Rum

Schokoladesauce:
50 g Schokolade
3 - 4 EL Obers

1 Hände voll Walnüsse, gehackt
200 ml Schlagobers zum Servieren


100 ml Milch mit den Eigelb verrühren.
100 ml Milch mit der Stärke verrühren.
800 ml Milch mit dem Vanillezucker erhitzen, dabei rühren, damit sich der Zucker auflöst und die Milch nicht abrennt. Kurz vor dem Siedepunkt die Dotter-Milch-Mischung einrühren. Wieder bis kurz vor dem Siedepunkt unter ständigem Rühren erhitzen, dann die Milch-Stärke-Mischung noch einmal aufrühren, in den Topf geben und weiter rühren, rühren, rühren. Die Masse ein paar Minuten durchkochen lassen, dann vom Herd ziehen. Ab und zu umrühren, damit sich keine Haut bildet. Und da man jetzt eh weiter in der Küche steht, ist das zu verschmerzen.

Ein Backblech mit Backpapier auskleiden. Backrohr auf 200 Grad vorheizen. 
Die Eier mit dem Zucker und dem Wasser schaumig rühren - richtig gut und stabil schaumig! Und zwar auf einmal, nicht Eiklar und Eigelb getrennt, denn das Biskuit soll nicht gerollt werden, sondern relativ stabil der später folgenden Schichtung standhalten.
Mehl mit Backpulver mischen, unter den Eischaum heben. Die Hälfte auf eine Backblechhälfte verteilen. Den verbliebenen Teig mit dem Kakaopulver verrühren, auf die zweite Backblechhälfte streichen. Ca. 15 min. backen. Der Teig soll hell, aber bei Berührung nicht mehr klebrig sein. Auskühlen lassen.

Während alles auskühlt, macht man den Rumrosinenzuckersirup: Wasser und Zucker unter Rühren erhitzen, bis der Zucker geschmolzen ist, Rosinen dazugeben und kurz verkochen lassen. Rum einrühren - wie viel ist Geschmackssache. Ich kann es nicht leiden, wenn die Nockerl in Rum ersäuft werden. Vor allem, wenn Kinder mitessen werden, sollte man es bei ein bis zwei Esslöffel Rum belassen.


Wenn alles ausgekühlt ist, beginnt man mit dem Schichten: Biskuitmasse in helle und dunkle trennen. Erst den hellen Boden in eine passende Form legen. Da drauf kommt die Hälfte vom Rumrosinenzuckersirup samt den Rosinen, natürlich gleichmäßig verteilt. Da drüber die Hälfte vom Pudding verstreichen. Nun kommt der dunkle Boden, den man wieder mit dem Sirup tränkt und die restlichen Rosinen drauf verteilt. Den übrigen Vanillepuddig drüberstreichen. Alles mit gehackten Walnüssen bestreuen. Mit Klarsichtfolie abdecken. Einige Stunden, am besten über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen.

Vor dem Servieren Schokolade und Obers sacht miteinander erwärmen, bis man eine dickflüssige Schokoladensauce hat.
Schlagobers schlagen.

Eigentlich sticht man Nockerl aus der Masse, aber ich finde, es schaut so schon nach Chaos aus, der Eindruck verstärkt sich noch, wenn man Nocken absticht. Ich schneide dünne Stücke aus der Masse und versuche, alles einigermaßen geordnet auf einen Teller zu bekommen. Schlagobers dazwischen reingeben und alles mit Schokosauce beträufeln.


Ein Lieblingsrezept! Bitte unbedingt nachmachen. Das ist ein Hammer.

In den meisten anderen Rezepten werden die Teigböden mit viel mehr Sirup getränkt, etwa mit der doppelten Menge. Ich persönlich finde es auf diese Weise besser, weil das Biskuit nicht so matschig wird. Aber Gusto und Watschen sind bekanntlich verschieden. :)

34 Kommentare :

  1. Wenn ich jetzt Eier essen könnte, wie ich es nicht kann - ich stände schon vor Deiner Tür!!!! *seufz*

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    1. Unverträglichkeiten bei Food Bloggern sollten eigentlich verboten sein!

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    2. Oh ja, das sag ich mir auch immer und nehme eine Tablette.

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  2. Hört sich ja lecker an. Könnt ich jetzt gerad essen.

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  3. Liebe Susi, die Österreichische Küche ist ja ein Spiegel eurer Geschichte . . . die türkischen Kipferl, die ungarischen Berge, der Esterhazy Braten, der Kaiserschmarrn usw. - alles Gerichte mit Geschichte!!!
    Das hier würd ich gern als Nachspeis essen, wenn du im Sommer kommst ;-)
    Herzlichst Doris

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    1. Ist das nun fix, dass ich komme? :D

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    2. Ja, freilich - ich hoffe doch sehr!!!!

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    3. Na gut, dann freu ich mich schon auf die Hängematte im Traumgarten. :)

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  4. ganz ganz wunderbar, nimmts bestimmt locker mit dem allgegenwärtigen Tiramisu auf! Das werd ich mit Sicherheit mal für eine Festivität nachmachen.

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    1. Ja, das finde ich auch, dass diese Nockerl locker mit Tiramisu konkurrieren können. Keine Ahnung, wieso sich die nicht durchsetzen konnten.

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  5. Das ist ja sensationell! Und wenn ich das sage, dann will das was heißen; weil, Nachtisch lockt mich ja selten hinter dme Ofen vor :-)

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    1. Na dann: nachmachen! ;)
      Mich lockt alles hinter den Ofen hervor, was nicht glibbrig ist wie Austern zum Beispiel.

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  6. Das ist ja mal wieder so ein Beitrag, von dem ich bereits 3 Kilo zugenommen habe, da habe ich ihn noch gar nicht zu Ende gelesen! ;)

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    1. Na geh, so arg ist das aber nicht: Biskuit und Pudding - da kenne ich andere Desserts. ;)

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  7. Dein Wunsch ist mir Befehl. ;-)

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  8. Dieses tolle Dessert ist genau das Richtige für meine "Mittagstischler", dass muss ich unbedingt für Sonntag vorsehen. Danke liebe Susi.
    Ein schönes Wochenende und liebe Grüße
    Ingrid

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  9. Superrezept, mein Lieblingsdessert. Und zur Ehrenrettung der Wirte in meinem Lieblingsurlaubsort Podersdorf kann ich sagen: Da kann man sich die Nockerln beruhigt zum Nachtisch bestellen, praktisch alle machen sie super. Die besten gibt's beim Lentsch in der Dankbarkeit, wen wundert's.

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    1. Ach du treibst dich im Burgenland herum! Dass man dort Somlauer Nockerl gut essen kann, glaub ich sofort. Das ist der Druck vom nahen Ungarn groß genug.

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  10. ach ganz toll!
    Beim "Wirten" werden diese Dinger meist unter Unmengen an Schlagobers versteckt oder haben (für mich) viel zu viele Rosinen intus :-((
    vielleicht muss man sie wirklich im Burgenland essen (siehe oben), die sind näher an Ungarn ;-) oder selber machen nach deinem Rezept, liebe Susi
    lg

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    1. Sogar beim Binder sind die nicht so, wie ich sie gern mag. Aber mit dem Burgenland hab ich dieselbe Idee wie du, dass da die Nähe zu Ungarn was ausmacht.

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  11. Somlói galuska <3 Habe ich erst einmal gegessen bei meiner mittleren Tante in Ungarn und es ist für mich geiler als Tiramisu, schon weil kein Kaffee drin ist. Werde ich mal für eine Feierlichkeit im Hinterkopf behalten :-)

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    1. Hat in Ungarn nicht deine ganze Verwandtschaft für DAS perfekte Rezept? Ich hätte gedacht, dass da jede Familie ganz sicher das allerbeste Rezept besitzt. ;)

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    2. Wahrscheinlich ist hat jede Familie ihr eigene Variante, aber meine Tanten fahren immer ein so dermaßen opulentes Sonntagsessen auf, dass meist keine Zeit für so aufwendige Desserts besteht. Und im Sommer ist es eh meist Melone oder anderes Obst :-)

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    3. Ach ja, die üppigen Familienessen. Bei meiner Fsmilie ist sber ein Dessert immer noch drinnen.

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  12. Mmmmh! Danke/köszönöm fürs Erinnern, daß ich wieder mal dieses Dessert essen sollte - igen - bei der lieben Freundin nämlich *schmatz*

    LG Elena

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    1. An solche Sachen erinnere ich doch immer sehr gern, liebe Elena. Freut mich, wenn ich schöne Erinnerungen wach rufen konnte.

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  13. Das sieht super lecker aus :) Yummy

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  14. hab sie noch nie gegessen aber ich muss sagen,
    sie sind in "aller Munde", denke da muss ich mal schleunigst das Rezept probieren,
    damit ich weiß wovon alle reden.

    lg netzchen

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    1. Ja, mach mal! Das ist auch ein ganz feines Kinderessen, so von wegen Pudding und so, man sollte halt dann den Rum weglassen. ;)

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