Es gibt Rezepte, die fallen einem in die Hände und man weiß: Meins! So passiert mit diesem hier. Es stammt aus einem Kochbuch, das schon seit 1999 in meinem Haushalt wohnt: Als Oma im Keller Quargel aß. Die Namensgebung für die Rouladen stammt übrigens auch aus dem Kochbuch. Damals waren die beiden Autorinnen Koch-Kolumnistinnen im Standard, unserer Tageszeitung. Diese Kolumnen habe ich damals verschlungen, denn sie waren sehr launig geschrieben, und ich wusste sofort, als das Kochbuch angekündigt wurde, dass ich das haben muss. Ich habe mich dann einmal quer durch gekocht, war auch von allem sehr begeistert, dann ist das Kochbuch aber durch Neuerwerbungen immer mehr nach hinten gewandert. Bis ich vor einer Woche bei meinem Lieblingstürken das perfekte Rouladenkraut gesehen habe: Ein flaches Happel, die Blätter formen es nur locker, vor allem aber ist das Kraut riesig! Muss so sein, weil die perfekten Rouladen bekommt man, wenn man das Kraut rund um den Strunk einsticht, das ganze Happel in kochendes Wasser legt und wenn die Blätter sich von selber lösen, fischt man sie aus dem Wasser und so sind sie auch gleich blanchiert und man kann nach Entfernung der groben Mittelrippe das entstandene Loch mit kleineren Krautblättern flicken und ganz elegant Rouladen rollen. Jessas, was für ein Satz ... Ich geh besser kochen.
Für 8 große Rouladen:
1 sehr großes Krauthappel (Deutsche nehmen einen Krautkopf), am besten Braunschweiger Kraut
2 in Milch eingeweichte und sehr gut ausgedrückte Semmeln
3/4 kg gemischtes Faschiertes (Deutsche kaufen Hackfleisch halb und halb)
Salz
Pfeffer
Kümmel, gemahlen
Muskat
Thymian
Backrohr auf 180 Grad vorheizen.
Alle Zutaten südlich vom Krauthappel zu einer homogenen Masse vermischen. So richtig rein mit den frisch gewaschenen Händen wie Kinder im Sandkasten, ordentlich herummantschen. Und kosten nicht vergessen! Die Fleischfülle soll würzig, aber nicht scharf sein.
Die Krautblätter wie oben beschrieben vorbereiten, auflegen, Fülle in Form einer dicken Wurst drauflegen, einrollen und in eine befettete, ofenfeste Form setzen. Mit wenig Wasser untergießen und ab damit ins heiße Backrohr.
Nun bereitet man die bourgeoise Sauce vor:
100 g Speck (ich habe Hamburger Speck genommen, im Original Surspeck)
1 kleine Zwiebel
1 Knoblauchzehe (meine Erfindung, die ist im Rezept nicht zu finden)
1 EL Mehl
4 TL süßes Paprikapulver (wie immer am Monatsende das aus dem Supermarkt von Kotanyi, am Monatsanfang das vom Pinterits)
2 TL Paradeismark
Thymian
Majoran
Salz
3/8 l Rindsuppe (Ersatzweise gilt auch Wasser oder Gemüsesuppe, aber keine Suppenwürfelsuppe)
250 g Sauerrahm
Speck klein schneiden und sanft anschwitzen, Zwiebel und Knofel fein hacken, mit dem Speck kurz mitrösten, danach Mehl, Paprikapulver und Paradeismark kurz mitrösten (Paprika wird bitter, wenn man ihn zu lang oder zu heftig röstet, also wirklich vorsichtig!). Die übrigen Gewürze dazugeben, mit der Suppe aufgießen und den Sauerrahm einrühren, alles gut verkochen lassen.
Sobald die Rouladen im Rohr anfangen zu brutzeln, begießt man sie immer wieder mit dieser Sauce. Bei mir hat dieses Procedere eine Stunde gedauert, dann waren die Rouladen butterweich. Im Kochbuch wird am Ende der Garzeit noch je eine Scheibe Hamburger Speck auf jede Roulade gelegt, der dann glashart wird.
Bei uns hat es dazu Petersilerdäpfeln gegeben und ich finde, das ist die einzig gültige Beilage.
Und das waren nun definitiv die besten Krautrouladen, die ich in meinem nun doch schon sehr lang dauernden Leben gegessen habe. Wer glaubt, sie nicht nachmachen zu müssen, ist selber schuld. Aber nicht, dass nachher jemand sagt, ich hätte nicht deutlich drauf hingewiesen. ;)
Mittwoch, 2. März 2016
Bourgeoise Wiener Krautrouladen
Labels:
Faschiertes
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Kraut
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Wiener Küche
22 Kommentare :
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Kommentare zum Post
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Wir lieben sie . . . nehmen aber ein schönen "Heipe" dafür ;-)
AntwortenLöschenBei uns darf dazu nur "Erpfe-Brei" . . . zwecks der guaden Soß!
Aber ansonsten genauso - bis auf den Speck, den schenk ich mir immer ;-)
Ich geh jetzt arbeiten,
Doris
Heipe - wieder ein neues Wort gelernt. ;)
LöschenSo ist das mit den "Muss-Sein-Angelegenheiten": Da muss jeder anders. :)
So hab ich Kohlrouladen noch nicht gemacht. Wird auf jeden Fall ausprobiert.
AntwortenLöschenBei mir war das auch eine Premiere. Aber eine gelungene, sag ich dir! :)
LöschenDann muss ich wohl mal einen Weißkohl kaufen gehen. Aber wehe, du hast zuviel versprochen. ;-)
AntwortenLöschenNein, ich hab sicher nicht zu viel versprochen. Die sind wirklich toll! Die schlagen Mamas Krautrouladen und das heißt was.
LöschenSo, so. Du unterscheidest also Dein Paprikapulver nach Monatsende und Monatsanfang :-)
AntwortenLöschenKommt immer drauf an, ob ein Monat wieder einmal länger dauert als das Geld am Konto hält. ;)
LöschenIch krieg hier den von Kotanyi....der ist schon besser als manches andere...
LöschenEben, ich find den auch nicht schlecht. So verglichen mit einem gewissen Gewürzpapst ... :o
Löschengggggggg..das mit dem Paprikapulver gfallt mir,..ich hab immer Paprikapulver aus Ungarn da, in verschiedenen Sorten, Kotanyi habe ich schon jahrelang nimmer gekauft,..ich denke beim nächsten Ungarnbesuch wird ein Packerl für den turbohausfrauhaushalt mitkommen müssen. Die Krautrouladen mach ich sicher nach..ist ja wieder kälter geworden, da passt sowas supergut
AntwortenLöschenlg. Sina
Doch, Paprika vom Kotanyi find ich gut. Über den Rest breite ich mal den Mantel des Schweigens. Die sind ja jetzt ganz groß im Mischen von Gewürzen geworden, zum Beispiel haben sie Rum-Zucker. Das brauch ich nicht.
LöschenPaprika aus Ungarn immer gern!
Rum Zucker??????
LöschenAus der Kategorie: Dinge die der Mensch nicht braucht,...
Krautwickerl! Die hat meine Oma früher auch immer gemacht. Schon länger bin ich auf der Suche nach einem Rezept, das dem von Oma nahe kommt und ich glaube, das hier könnte etwas werden! Ich werde berichten :D
AntwortenLöschenDas wäre dann die Revanche für die Rindsrouladen deiner Oma. :)
LöschenKrautwickel, herrjeh... Kindheitstrauma. Da müßte ich mich wohl mal einladen lassen für eine Meinungsänderung, bei der Begeisterung hier.
AntwortenLöschenOh je, nicht dein Geschmack getroffen?
LöschenAber du kannst gern mal kommen, dann koch ich die für dich. :)
Sehr gut, mache ich ähnlich, z.T. mit Wirsingblättern. Und wenn wir schon von dekadent reden: ich lass noch 15-20 g Steinpilze in der Brühe weichen und lass diese in der Sauce mitgaren: man gönnt sich ja auch sonst alles. Wolfgang
AntwortenLöschenServus Wolfgang! Das freut mich aber, dass du dich auch mal hierher verirrst! Das mit den Steinpilzen klingt seeeehr fein! Ich bin mir sicher, dass muss ich mir auch mal gönnen. :)
LöschenDas sieht sehr köstlich aus :) Yummy
AntwortenLöschenDanke, liebe Ti! :)
LöschenDu möchtest Dörrbohnen? Ich könnte dir welche schicken, wenn du mir deine Adresse mitteilst. Melde dich, wenn du Interesse hast.
AntwortenLöschenFrau A. vom Bodensee