Mittwoch, 23. Dezember 2015

Weihnachtsei 2015

Lieb ist mir meine Tradition mittlerweile geworden, zu Weihnachten einfach ein Ei zu präsentieren. Schön geruhsam, während sich überall die Tische biegen und grandiose Menüs gekocht werden. Der Turbohausmann und ich lassen es immer sehr ruhig angehen zu Weihnachten. Ein Ei zum Frühstück, am Abend gehen wir essen und danach meistens ins Kino oder in ein Konzert. Der Abend gehört ganz uns und manchmal haben wir sogar das Glück, dass ein paar Schneeflöckchen tanzen und wir durch die leergefegte Innenstadt bummeln können, wo alles bombastisch beleuchtet ist. Das ist richtig kitschig schön.
 
Aber zurück zum Weihnachtsei: Erst dachte ich, es wird schön langsam schwer, wieder eine einfache Eizubereitung zu finden, aber dann bin ich draufgekommen, ich habe noch kein weiches Ei am Blog! Ja hallo!

Wobei: Ganz so einfach ist ein gekochtes Ei eh nicht, muss ich sagen.
Zu den Spielregeln gehört, dass man das Ei rechtzeitig aus dem Kühlschrank legen muss, weil sonst platzt die Schale, wenn man das Ei ins kochende Wasser reingibt. Wenn man (wie ich regelmäßig) auf das Herauslegen vergisst, kann man das Ei auf einen Esslöffel legen und für eine halbe Minute mit einer Seite ins kochende Wasser halten, dann umdrehen und auch die zweite Seite auf diese Weise vorwärmen.

Wie lange man es kocht? Kommt auf die Größe an. Meine Lieblingseier, die aus diesem Vorzeigeprojekt stammen, sind sehr klein, da reichen mir 5 Minuten Kochdauer. Das Ei auf dem Foto stammt von einem Biobauern, da hat das Hendl zugeschlagen und ein wahres Monstrum gelegt, das habe ich 7 Minuten gekocht.
Wer es ganz genau wissen will, wie lange das Ei brauchen wird, kauft sich das Buch Die Genussformel, da findet man eine Kurve drinnen, in die man das Ei legen kann, so kann man die Gardauer ablesen.

Man isst bitte das Ei mit einem Hornlöffel, weil Metall den Geschmack beeinträchtigen kann. Und dann nimmt man am besten Flockensalz - Fleur de Sel aus Frankreich, Maldon aus England, mein geliebtes Flockensalz aus Tunesien, das dort in einem ausgetrockneten Salzsee gewonnen wird, oder mein dieses Jahr in Kroatien erworbenes. Die Körnung unterscheidet sich bei allen, aber es zeichnet diese Salze durchgehend aus, dass es weiche Salzkristalle sind, die man mit der Zunge auf dem Gaumen zerdrücken kann. Bitte kein grobes Meersalz, das man im Supermarkt in Halbkilopackungen kaufen kann, denn das ist viel zu hart. Da drauf rumzubeißen macht keinen Spaß.




Und nun kommt noch ein Trick: Man esse Sardellenbrot dazu! Ja, wirklich einfach Sardellen, wenn irgendwie geht, die hellen. Also mir zumindest schmecken die besser als die meisten dunklen - Ausnahmen bestätigen die Regel, zum Beispiel die beim Barolista erhältlichen, deren Namen ich leider veregessen habe.
Als ich das Brot gegessen habe, war ich gleich wieder in meine Kindheit versetzt. Wenn man damals zwischendurch Hunger hatte, dann ging man nicht schnell irgendwohin, um Fast Food zu kaufen, sondern es gab zum Beispiel Butterbrot mit Sardellenpaste. Diese gekaufte Billigstofer-Paste von damals muss ich nun nicht mehr haben, aber die Kombination an sich ist wirklich super!

Man toaste das Brot, lasse es auskühlen und bestreiche es mit Butter. Dann hacke man die Sardellen ganz klein, sodass man sie richtig aufs Brot streichen kann. Man kann dann das Brot in Streifen schneiden und in das weiche Ei tunken oder das Ei auf die Sardellen kleckern - wie auch immer. Es schmeckt in allen Varianten.

Ich persönlich brauche dann kein Salz mehr zum Ei, weil mir die Sardellen salzig genug sind.

Gefunden habe ich diese Anregung mit dem Sardellenbrot im guardian.



Damit wünsche ich allen Engerln und Engerlingen frohe Weihnachten, ein braves Christkind und geruhsame Tage im Kreis eurer Lieben!

Meine bisherigen Weihnachtseier:
2011
2012
2013
2014


Noch ein bissi was zum Schmunzeln ...

Montag, 21. Dezember 2015

Panforte di Siena

Keine Kekse, gar nichts Weihnachtliches bäckst du? Diese Frage habe ich in den letzten Wochen öfter gehört. Klar backe ich, vor allem viel Apfelstrudel, weil unser Lieblingsapfelbauer derzeit sooo viele geniale Apfelsorten hat, auch sonst gibt es deswegen viel Süßes mit Apfel, gebackene Apfelscheiben, Tarte TatinApfelschmarrn, Bratäpfel (am liebsten mit Dirndlmus, wenn nicht vorhanden, dann halt mit Vanillesauce), aber das steht ja alles schon hier am Blog, wie man sieht, also muss ich es nicht noch einmal bloggen.
Aber jetzt habe ich etwas gebacken, das ist sowas von Weihnachtlich und soooo gut: Panforte! Ich habe viele Rezepte angeschaut, aber am besten hat mir das von Nigella Lawson gefallen, trotzdem hab ich ein bissl was an den Gewürzen geändert.

Für eine Springform mit 16 cm Durchmesser:
150 g Mandeln
75 g Haselnüsse
75 g Pistazien
75 g Orangeat (in kleinen Würferln)
25 g Zitronat (in kleinen Würferln)
75 g Mehl
30 g Kakaopulver
4 Nelken, gemörstert
1 g gemahlener Zimt
1 g Muskatnuss, gemahlen
1 Stück Langpfeffer, gemörstert (Nigella nimmt 1 g weißen Pfeffer)
1 Pimentkorn, gemörstert
1 grüne Kardamomkapsel, nur die Samen, gemörstert
150 g Zucker
150 g flüssiger Honig
35 g Butter

Backpapier und Butter zum Auskleiden der Form

Backofen auf 150° vorheizen.
Mandeln, Haselnüsse, Pistazien (alles ganz lassen) mit Orangeat und Zitronat mischen. Mehl und Kakao unter die Nussmischung rühren. Zucker, Honig und Butter in einer Pfanne erhitzen, bis der Zucker aufgelöst ist. Alles für 3 - 4 Minuten köcheln.
In dieser Zeit kann man gut die anderen Gewürze mörsern. Alles zur trockenen Mischung geben und gut verrühren.
In den Boden der Springform Backpapier einklemmen. Die Wände der Springform bebuttern und mit Backpapierstreifen bekleben.
Jetzt heißt es flink sein: schnell den Zucker-Honigsirup unter die Trockenmischung rühren. Innerhalb kürzester Zeit hat man einen schrecklichen Klumpen in der Rührschüssel, weil die Sirupmischung abkühlt und stockt. Trotzdem muss man es irgendwie schaffen, alles gründlich zu vermischen. Dann muss man diesen Klumpen auch noch einigermaßen gleichmäßig in der Springform verteilen. Ehrlich: Es gibt lustigere Arbeiten beim Kochen! Doch es zahlt sich aus.
Ca.  50 min. backen - Stäbchenprobe ist sinnlos. In der Form abkühlen lassen. Backpapier sorgfältig entfernen (auch auf in die Masse eingefaltete kleine Papierfutzerln schauen).

Und dann hat man das da: Ein hässliches kleines Entlein. Ich hatte noch dazu Gäste eingeladen und war sehr skeptisch, ob ich nicht doch schnell zum Krapfenbäcker des Vertrauens fahren und über meinen Kuchen den Mantel des Schweigens breiten sollte ...



Beim Anschnitt zeigt sich erst einmal, dass man viel Kraft haben muss. Dann dieses Schnittbild:



Bitte dieser Kuchen ist innen eine Schönheit und schmeckt! Aber wie! Diese ganzen Gewürze harmonieren perfekt. Die pfeffrige Note ist wunderbar.
Ich hatte ein bissl Sorge, dass das so etwas wie türkischer Honig sein würde, also süß und pickert, aber es schmeckt sehr viel aromatischer und zieht keine Plomben aus den Zähnen. Dadurch, dass dieses Panforte doch recht kompakt ist, isst man nicht sehr viel davon. Auch nicht schlecht in der Weihnachtszeit. ;)
Wie ich nachträglich bei Wikipedia gesehen habe, habe ich eigentlich Panpepato gemacht, denn im klassischen Panforte sind weder Pfeffer noch Schokoladiges enthalten. Es gibt jede Menge Varianten, die ich wohl alle noch durchprobieren muss, denn diese hier war echt total gut!
Angeblich ist Panforte lange haltbar, aber davon kann ich aus Gründen nichts berichten ... :)


Tina Foodina richtet bei Zorra gerade ein Event zum Thema "Zimt, Kardamom, Nelke" aus. Da ich in beiden Blogs sehr gern schmökere, freut es mich, dass ich damit ein Rezept habe, das ich zu dem Event beisteuern kann.




Blog-Event CXV - Zimt, Kardamom, Nelke (Einsendeschluss 15. Januar 2016)

Freitag, 18. Dezember 2015

Burgunder Wildschwein-Ragout

Dieses Rezept ist quasi die Wildschwein-Variante von Bœuf bourguignon - und nicht umsonst wurde das ein internationaler Klassiker. Auch dieses Rezept ist unglaublich gut. Man kann es für Gäste auch sehr gut vorbereiten.

Für 6 Portionen:
800 g ausgelöste Wildschweinschulter
Salz
frisch gemahlener Pfeffer
kleine Schalotten
200 g Champignons
30 g Öl
500 ml Rotwein (Blauburgunder)
500 ml Wildfond (hier mein Rezept für Wildfond)
25 g glattes Mehl
30 g Butter
gehackte Petersilie zum Bestreuen

Mögliche Beilage: 500g Bandnudeln, in Salzwasser gegart und danach in 15g Butter geschwenkt

Fleisch zuputzen, in etwa 40 g schwere Würfel schneiden, mit Salz und Pfeffer würzen, die Schalotten schälen, die Champignons putzen und waschen. Öl in einem geräumigen Topf erhitzen, die Fleischwürfel beifügen und rundumadum anbraten, mit etwas Rotwein aufgießen und unter häufigem Aufgießen mit dem restl chen Wein und dem Wildfond zugedeckt ca. 60 Minuten schmoren lassen, bis das Fleisch weich ist. 20 Minuten vor Ende des Kochvorganges geschälte Schalotten und geputzte Champignons beifügen, zum Schluss Mehl mit Butter verkneten und das Ragout damit binden.
Die Bandnudeln in Salzwasser bissfest kochen, dann abseihen und in Butter schwenken.
Zuletzt das Ragout mit gehackter Petersilie bestreuen und mit Bandnudeln servieren.

Mittwoch, 16. Dezember 2015

Rehschnitzel in Mandelkruste

Ein unkompliziertes Rezept, das ich allen nur wärmstens ans Herz legen kann. Das zarte Rehschnitzerl innen, die knusprigen Mandeln, die den zarten Rehgeschmack unterstreichen, außen - eine wirklich feine Kombination!

Für 4 Portionen:
 4 aus der Keule (Oberschale) geschnittene Rehschnitzel à ca. 130 g
Salz
Pfeffer aus der Mühle
Mehl
2 Eier
100 g gehackte Mandeln
50 g Butterschmalz

Sauce:
250 ml dunkler Wildfond
50 ml Rotwein
50 ml Sahne
Kartoffelmehl
Pfeffer aus der Mühle
Salz
100 g Cranberries (TK oder getrocknet), ersatzweise Preiselbeeren
(bei mir selbst eingekochte Preiselbeermarmelade)

Mögliche Beilagen: Kroketten, mit Obstessig und Kernöl angerichteter Salat (bei uns Erdäpfel-Vogerl-Salat)

Die Außenhaut der Rehschnitzel (sofern noch vorhanden) rundumadum einschneiden. Schnitzel beidseitig dünn klopfen, mit Salz und Pfeffer würzen. Eier in einem tiefen Teller mit der Gabel verschlagen. Das Fleisch zuerst in Mehl, dann in Ei wenden und in gehackten Mandeln wälzen. In einer Bratpfanne das Butterschmalz erhitzen und die Schnitzel bei mittlerer Hitze beidseitig goldbraun bra- ten (insg. ca. 8 Minuten).
Für die Sauce Wildfond mit Rotwein und Sahne aufkochen, mit Kartoffelmehl leicht binden. Mit Pfeffer und Salz würzen. Die Cranberries in die Sauce geben und erwärmen.

Montag, 14. Dezember 2015

Rehfilet in der Biskuitrolle

Dieses Rezept ist ein bissl tricky, aber perfekt, wenn man Gäste hat, denn das macht wirklich was her! Was mich vor allem gereizt hat: Kann nicht-süße Biskuitroulade funktionieren? Einfache Antwort: Ja!

Für 4- 6 Portionen
1 gehäutetes Rehfilet (ca. 400-500 g)
20 g Butterschmalz
Liebstöckelsalz
Wildgewürz
Pfeffer

Biskuit:
8 Eigelb
25 g Zucker
1 Msp. Salz
etwas geriebene Muskatnuss
4 Eiweiß
80 g Weizenmehl (Typ 405)
20 g Speisestärke

Spinatmasse:
100 ml Schagobers
350 g Blattspinat (TK)
Pfeffer
Salz
2 EL Weizenmehl

Mögliche Beilage: Vogerlsalat (= Rapunzelsalat bzw. Feldsalat)


Backofen auf 200 °C vorheizen. Für den Teig Eigelbe mit Zucker, Salz und Muskatnuss schaumig rühren. Eiweiß steif schlagen. Eigelb unter den Eischnee ziehen. Mehl und Speisestärke miteinander mischen. Partienweise über den Eischnee sieben und mit dem Schneebesen einarbeiten.
Backblech mit Backpapier auslegen, darauf den Teig in gleichmäßiger Stärke verstreichen. Im Backofen in ca. 6 Minuten hell backen. Biskuit auf ein feuchtes Tuch ziehen, mit einem feuchten Tuch abdecken, abkühlen lassen.
Währenddessen in einer Bratpfanne in heißem Butterschmalz das Filet rundumadum ca. 10 Minuten anbraten, dann in Alufolie einschlagen.
Für die Aufstrichmasse Schlagobers und Spinat erhitzen, pürieren und Flüssigkeit einkochen. Mit Pfeffer und Salz abschmecken. Das Mehl darüberstauben und einrühren. Erkalten lassen, danach auf das Biskuit aufstreichen
Filet mit Liebstöckelsalz, Wildgewürz und Pfeffer würzen. Quer zur schmalen Seite auf das Biskuit legen. Biskuit mit Hilfe des mitgebackenen Backpapiers einrollen (dieses während dem Einrollen entfernen).
Auf einem mit Backpapier ausgelegte Backblech auflegen, mit Backpapier abdecken. Bei 200 ° C  20 - 25 min. backen.
Im Originalrezept bleibt die Rolle nur 15-18 min. im Rohr, aber da ist das Filet schon noch sehr "rare", wie man auf dem Foto sehen kann. Das ist aber auch schon das einzige, was ich ändern würde.


Samstag, 12. Dezember 2015

[12 von 12] Mein erstes Mal

Zum ersten Mal schaffe ich es, dass ich tatsächlich 12 Fotos vom 12. des Monats online stelle. Schon lange verfolge ich diese Aktion, die von Draußen nur Kännchen jedes Monat gemacht wird. Hunderte Blogs nehmen daran teil. Nun endlich ich auch!


Der Tag beginnt mit selbstgebackenem Brot. Ich bin superstolz auf die Krume! Auf die Kruste natürlich auch. Auf das Brot kommt Butter und ein bissl Salz. Mehr muss nicht sein. Doch, eine Tasse Tee.

Meine Amaryllis sind zwar eine Freude, weil sie so viele Knospen haben, aber keine einzige blüht in der Farbe, die ich gekauft hatte. Alle, alle, alle sind weiß!


Meine Albtraum: Baumarkt ... Wie die Stecknadel in einem Heuhaufen suche ich eine Schraube, die ich brauche. Vergebens. Nächste Woche geh ich ins Bastelgeschäft.

Auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt auf einem Biohof sehe ich Bambi! Gleich neben der Straße. Meine Vorstellung vom Rehlein, das im Wald herumstiefelt, ist eindeutig überholt. Rehlein wohnt zusammen mit vielen Kollegen gleich am Stadtrand in einem großen Gehege und bekommt Karotten.

Da wollte ich hin: Biohof Adamah, der heute noch einen Adventmarkt hat - leider schon ziemlich leergekauft.


Aaaaaber der Adamah betreibt ja auch einen Bioladen und ich habe noch Meyerzitronen aus der letzten Lieferung des Jahres ergattern können! Also ganz und gar nicht umsonst, der Ausflug.

Zeit für einen Kaffee! Extra fürs Foto mach ich einen Überstürzten Neumann.

Nach ein paar Hausarbeiten wird es dann Zeit zu kochen. Es gibt Räuchertofu mit Linsen und Birnen-Zwiebel-Schmelz.


Nachdem wir am Abend bei Freunden eingeladen sind, die mit Öffis schwer zu erreichen sind, machen wir uns mit dem Auto auf den Weg. Die Weihnachtsbeleuchtung auf der Ringstraße ist üppig! Hier die Kerze, die eine Wand bei den Ringstraßengalerien ziert.

Auch beim Hotel Bristol wird geklotzt und nicht gekleckert mit dem Weihnachtsschmuck.


Die Ringstraße selber ist dieses Jahr auch erstmals weihnachtlich geschmückt. Und es sind viele Leute unterwegs, jede Menge! Überall in Wien. Wir stecken im Stau.


Diesen hübschen Adventkranz haben wir dann bei unseren Freunden gesehen. Eindeutig schöner als meiner.
Wir haben ein paar sehr lustige Stunden mit unseren Freunden verbracht. Unterm Strich ein sehr schöner Samstag.


Freitag, 11. Dezember 2015

[Buchbesprechung] Die neue Wildküche

Ja, Wild. Ein bei mir ziemlich vernachlässigtes Kapitel. Das liegt einerseits daran, dass ich gern heimisches Wild haben möchte und nicht solches, das am anderen Ende von Europa wo erlegt wurde, andererseits daran, dass ich, wenn ich endlich aus Jägerhänden ein Stück ergattern konnte, oft vor einem Trumm Fleisch samt Knochen stehe und keine Ahnung hab, wie ich das nun bearbeite. Dieses Mal wurde mir vom Stocker-Verlag gleich doppelt geholfen: Ich bekam ein Rezensionsexemplar und auch noch eine Quelle für heimisches Wild! Vielen Dank, liebe Carina Spielberger, das ist ja ein Rundum-Wohlfühl-Paket, das man von euch bekommt.

Aber zum Buch: Der Autor ist Olgierd Expeditus Johann Graf Kujawski - den Mann musste ich googeln, denn der Name ist beeindruckend. Der aus Hessen gebürtige Autor, Redakteur und Fotojournalist war Vorsitzender des Fachausschusses Zeitschriftenjournalisten im hessischen Journalistenverband und hatte sich den Ruf des deutschen „Wildpapstes“ erworben. Sein Standardwerk wurde neu bebildert und mit 45 neuen Rezepten ergänzt. Und ich bin wirklich ganz angetan: Es finden sich anschauliche Fotos, wie man das Wild auslöst, wenn man größere Stücke bekommt - genau mein Problem. Auch eher exotisches Wild wie Antilope oder Dachs werden nicht ausgelassen, der Verwertung von Wildresten ist ein eigenes Kapitel gewidmet, es wird gewurstet, es gibt Erklärungen, wie man Wild am besten aufschneidet, nützliche Küchengeräte, Nährwerte werden aufgelistet, es finden sich Rezepte zu Sülzchen und Pasteten, Warenkunde - auf den 255 Seiten wird wirklich sehr viel erklärt! Man kann sich also mit dem Buch hinsetzen und hat jede Menge zu lesen und es wird einem nicht nur der Mund wässrig gemacht mit schönen Rezepten, sondern man kann auch allgemein viel über Wild lernen. Ich habe noch nie ein so umfassendes Buch über Wild in Händen gehabt. Hut ab!
Die Fotos sind auch eher so meine Richtung, also quasi altmodisch, wo das Essen noch am Teller liegt und nicht daneben, wo ein Tischtuch am Tisch liegt und der Teller nicht auf Fotofolien präsentiert wird, die altes Holz simulieren.
Die Kapitel sind nach Wildart gegliedert. Zuerst wird jede Wildart porträtiert, was auch beinhaltet, dass angeführt wird, wie man ein größeres Stück bratfertig zerlegt, wie lange man das Wild einfrieren kann, welche Teile man am besten auf welche Weise verwenden kann, die Hauptjagdzeit, welche Qualitätsmerkmale man am Fleisch erkennen kann, also wirklich sehr ausführlich. Die Rezepte sind erfreulich gut beschrieben, auch da finden sich immer wieder Tipps, sodass auch ein Anfänger keine Angst haben muss, dass etwas schiefgehen könnte. Bei den Beilagen werden gängige verwendet, aber auch viele Varianten (Hagebuttensauce, Topinambur-Kroketten), natürlich ist auch hier die Zubereitung gut erklärt. Es werden Wild-Burger gemacht, Wildschwein auf mexikanische Art, Rotwild als Asia-Pfanne zubereitet oder Spareribs samt passendem Salat serviert. Wenn da nicht für jeden etwas dabei ist, dann weiß ich es nicht! Dringende Weihnachtsverschenkempfehlung. Am allerbesten, man schenkt es sich selbst. ;)



Rehfiletscheiben auf geröstetem Brot
Da hier musste die Turbohausfrau erst lernen, wie lange man Rehfilet brät. Rosa ist es nicht mehr, aber zum Glück noch sehr saftig. Das wird bei uns die Vorspeise bei einem Weihnachtsmenü, das ich kochen werde, weil es ist einfach zu machen und trotzdem raffiniert.

Rehschnitzerl in Mandelkruste mit Fruchtsauce
Wie ein Wiener Schnitzerl, aber mit gehackten Mandeln in der Panier. Eine tolle Variante, wie man Reh zubereiten kann, und die ich noch nicht kannte. Zur Wiederholung vorgesehen.

Rehfilet in der Biskuitrolle
Da hatte ich es schon besser im Griff, wie man tut, damit das Fleisch schön rosa bleibt. Das Rezept finde ich sehr gelungen: Außen flauschiger Biskuitteig, dann legt sich eine Spintafülle um das Filet. Das war das erste Mal, dass ich eine nicht-süße Biskuitroulade gemacht habe. Es hat super geklappt, obwohl ich schon recht skeptisch war, ob das gelingen kann.

Burgunder Wildschwein-Ragout
In einer feinen Sauce aus Burgunder und Wildfond schmurgelt das Wildschwein vor sich hin, dazu gibt es Champignons und Schalotten - zurecht erinnern die Zutaten an Bœuf bourguignon. Mit Bandnudeln serviert ist das ein Volltreffer!








Titel: Die neue Wildküche
Autor: Olgierd E. J. Graf Kujawski
Verlag: Leopold Stocker Verlag
Umfang:  256 Seiten, 325 Fotos
ISBN: 978-3-7020-1448-3
Preis: 24,90 €

Danke an den Stocker-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Die Links sind alle keine Affilate-Links. 

Mittwoch, 9. Dezember 2015

[Rettungsaktion] Heißes für kalte Tage

Wieder einmal haben sich einige FoodbloggerInnen zusammengeschlossen, um Lebensmittel vor der Fertigfutterindustrie zu retten. Mich gruselt es ja immer, wenn ich in einen Supermarkt oder Drogeriemarkt gehe und sehe, dass es da alte möglichen Arten von winterlichen Getränken im Tetrapack zu kaufen gibt. Trotz der wahnsinnigen Preise und der oft gruseligen Inhaltsstoffe kaufen aber viele Leute diese Sachen. Wieso das so ist? Keine Ahnung! Mich kann man mit dem Zeug jagen. Was ich allerdings sehr mag, sind warme Getränke aller Art, wenn ich aus der Kälte nach Hause komme. Und wenn ich wieder mal alle meine Zotter-Trinkschokis aufgebraucht habe, dann trinke ich gern heiße Milch mit Ingwer und Zitronengras.


Das Werkzeug:
  • Ein kleiner Topf, um die Milch zu erhitzen. Ich hab zum Glück einen Topf mit Milchaufschäumer, sodass ich der Milch am Schluss ein hübsches Häubchen verpassen kann. 
  • Entweder einen Teebeutel oder eine Gewürzkugel oder ein kleines Sieb
  • Ein Glas
Die Zutaten:
  • Milch
  • Ingwer (ein daumengroßes Stück samt Schale, in Scheibchen)
  • 1 Stange Zitronengras
  • 1Teelöffel Honig

Die Zubereitung:

Ingwer abwaschen und in kleine Scheibchen schneiden. Zitronengras von der äußeren Hülle befreien, mit einem schweren Gegenstand (Fleischklopfer) auf das dicke Ende des Stängels draufhauen, damit er zerquetscht wird und sein feines Aroma abgibt. Ingwer und malträtiertes Zitronengras in den Teebeutel (in die Gewürzkugel) geben, alles in die Milch hängen und die einmal aufkochen lassen. Eine halbe Stunde durchziehen lassen. Gewürze entfernen (nötigenfalls absieben) und die Milch auf Trinktemperatur erwärmen. In ein Glas oder ein Häferl einfüllen, mit dem Honig süßen.



Wenn man die Milch nicht über 40 Grad erhitzt, behält der Honig seine ganzen gesunden Inhaltsstoffe. Der Ingwer stärkt auch die Abwehrkräfte. Also ein ideales Getränk für diese Jahreszeit.




Nun freue ich mich schon, was die anderen MitretterInnen Feines zeigen werden. Ich werde die Links hier ergänzen, falls ich noch nicht alle habe, wenn das Posting veröffentlicht wird.

Giftigeblonde - Orangen-Punschessenz
Anna Antonia - Klassischer Glühwein
Food for Angels and Devils - Kaffee mit Schuss
Obers trifft Sahne - Weißer Glühwein mit Obers
Aus meinem Kochtopf - Eggnog 
Cuisine Violette - Bratapfelpunsch
From-Snuggs-Kitchen - Chai-Kakao
Leberkassemmel und mehr - Hot Whisky
SweetPie - Winter-Fruchtpunsch 
1x umrühren bitte aka kochtopf - White Chocolate Mocha
auchwas - Heißer Apfelsaft mit Gewürzen
our food creations - Hot & Spicy Chocolate
Bonjour Alsace - Luxusglühwein
Fliederbaum - Zwetschkenpunsch
Küchenliebelei - Kinderpunsch
Das Mädel vom Land - Kurkumamilch
Dynamite Cake - Schokoladen-Eggnog mit Whisky
Genial lecker - Heiße Schokolade

 

Montag, 7. Dezember 2015

Salat aus dem Glas



Skyline im Jachthafen von Dubai

Aufgefallen ist es hier im Blog ja nicht, aber ich habe mich schon wieder herumgetrieben. In den Arabischen Emiraten sind wir gewesen, der Turobhausmann und ich. Fünf von sieben Emiraten haben wir angeschaut.

Allzuviel schreib ich auch nicht drüber, denn da war so einiges, das einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen hat. Auch wenn es sehr eindrucksvoll war, dann bräuchte es schon einen sehr triftigen Grund, dass ich dort noch einmal Zeit verbringe.


Was man aber uneingeschränkt gut kann, ist in den Emiraten essen gehen. Was ich dort entdeckt habe: Salat aus dem Glas und das in einem kleinen schnuckeligen Lokal gleich bei unserem Hotel ums Eck, dem Acai Spot - dort ist auch dieses Foto aufgenommen, denn genau so wurde der Salat serviert. Dazu ein Dressing nach Wahl und fertig ist ein gutes Essen.

Diese Idee habe ich gleich einmal mitgenommen und auch hier ausprobiert. Nicht nur einmal, sondern so ziemlich dauernd.



Hier in dem Glas ist ganz unten gegarte Rote Rübe in mundgerechten Stücken, dann je ein Viertel roter und gelber Paprika in Streifen, ein paar halbierte Kirschparadeiser, drauf die kleinen feinen Mittelblätter der monstermäßigen Spinatrosetten, die man bei uns am Markt kaufen kann, ein gekochtes Ei in Spalten und oben drauf Reste von gegarten Maroni. Marinade fertig abmischen. Bei beiden Gläsern Deckel drauf, mit in die Arbeit nehmen, dort die Marinade auf das Salat-Glas drauf, schütteln, alles in ein Schüsselchen kippen, essen. Geht wahrscheinlich auch direkt aus dem Glas, aber mir ist eine Schüssel halt lieber.




Scheich Zayid-Moschee aus weißem Marmor in Abu Dhabi
Im Urlaub haben wir uns einige Male so einen Imbiss gegönnt und sind draufgekommen, da kann man so ziemlich jedes Gemüse nehmen. Das klappt immer! Hülsenfrüchte sind super, geröstete Brotwürferl gehen, wenn man sie ganz oben ins Glas gibt, sehr fein sind Couscous-Reste vom Vortag, die ganz unten ins Glas kommen. An Blattsalat eignet sich auch alles mögliche: meine Asia-Salat-Mischung vom Balkon ist genau so gut wie ein in Streifen geschnittenes Roma-Salatherz. Und Marinaden nimmt man auch, wie man gerade aufgelegt ist: von der normalen Vinaigrette bis zur Ceasar Salad-Mayo-Marinade passt  sehr viel.

Das ist dann der fertige Salat. So einfach war Büroessen noch nie!
Vorbereitung? 5 - 10 min.
Schmeckt sehr gut, macht satt, ohne dass man müde wird, macht glücklich, weil es gut schmeckt und schön ausschaut.

Also bitte: nachmachen! Unbedingt! Das ist die perfekte Resteverarbeitung. Geht sicher auch gut in eine Jausenbox für die Schule.



Das war in Ras al-Khaimah, wo wir ein paar Tage Badeaufenthalt gemacht haben. Mein Pflichtfoto vom Urlaub mit meinen Schlapfen kann ich niemandem ersparen. Sorry! ;)

Freitag, 4. Dezember 2015

Quittenkäse

So schauen sie aus, meine kleinen Quitten-Verreckerl. Eingedepscht und verwachsen und soooo gut. Das auf dem Foto dürfte übrigens so in etwa die Originalgröße sein, also wie ein kleiner Apfel in etwa.

Nun hab ich das wirklich gemacht, was ich mir geschworen habe nie zu tun: nicht nur Quitten schälen und entkernen und zerschneiden, nein, auch noch ewig bei dem Gebräu stehen und dauerrühren, dann Energie verbrauchen ohne Ende, weil Quittenkäse will ja auch getrocknet werden.
Quitten machen blöd, sag ich euch. Die liegen da und duften vor sich hin, sodass man nicht anders kann, als sich die Arbeit anzutun und sie trotz allem zu verarbeiten!
Zum Glück hat der Turbohausmann tatkräftig mitgeholfen.




Bei den meisten Rezepten wird Apfelsaft oder Apfelwein verwendet, ich hatte gerade so schöne Zitrusfrüchte da, also habe ich eine Mischung aus diversen frisch gepressten Zitrussäften und auch deren Fruchtfleisch für diese Leckerei verwendet. Alle Zitrusfrüchte waren bio, daher konnte ich auch die Schale fein reiben und mit verkochen. Klappt gut und schmeckt super!

Der Glierzucker: Ehrlich, ich hab keine Ahnung, ob das nicht vielleicht auch mit normalem Zucker geht. Fast alle Rezepte nehmen Gelierzucker, also dachte ich, ich bin auf der sicheren Seite, wenn ich den verwende. Hat funktioniert!


2  Zitronen, Saft und fein geriebene Schale
1/4 l Saft von Orangen und Mandarinen, die Schale fein abgerieben
1 kg Quitten, nur das Fruchtfleisch gewogen
500 g Gelierzucker
Backpapier
Kristallzucker zum Wälzen

Quitten säubern, schälen, entkernen und mit dem Zerkleinerer der Küchenmaschine in kleine Futzerln häckseln. Mit Saft und geriebener Schale aller Zitrusfrüchte in einen Topf geben und kochen, bis alles ein schöner Brei ist. Bei mir hat das etwa 45 Minuten gedauert, weil ich blöderweise die kleinen Stücke, die auch im Zerkleinerer waren, mit dazu gegeben habe. Daher musste ich dann auch mit dem Mixstab alles noch einmal pürieren. Dann kommt der Gelierzucker dazu und die Masse wird eingekocht, bis alles so dickflüssig ist wie Apfelmus, was noch einmal eine halbe Stunde gedauert hat. Darf ich erwähnen, dass man sowohl die 45 als auch die 30 Minuten dabei stehen darf und rühren, weil sich diese Masse sicher sofort anlegen würde und in weiterer Folge anbrennen ...
Aber danach ist es einfach: Ein Backblech mit Backpapier auslegen, die Masse ca. 1 cm dick aufstreichen, ab ins Backrohr und bei 80 Grad Umluft trocknen. Ich habe die Masse am Abend ins Rohr geschoben, in der Früh habe ich sie einmal gewendet, weil die Unterseite relativ feucht war. Das entfällt, wenn man so ein geniales Lochblech hat, das es für meinen alten Herd nicht gibt. Ich habe ein frisches Stück Backpapier auf die Quittenmasse gelegt, alles auf die Arbeitsplatte gekippt und dann wieder aus Blech gezogen - geht einfach! Dann noch einmal 2 Stunden getrocknet und im Rohr auskühlen lassen. Danach die Masse in Streifen schneiden, dann in Stücke. In Kristallzucker wälzen.

In Keksdosen aufbewahren, sicherheitshalber mit Backpapier dazwischen.


Sooo gut! Ich hab den Turbohausmann gebeten, die kleinen Scheißerchen zu verstecken, sonst leben die zu Weihnachten nicht mehr. ;)

Mittwoch, 2. Dezember 2015

Ei-Sardellen-Rote Rüben-Salat

Da waren ja noch Sardellen übrig von den Spaghetti mit Bröseln und Sardellen. Und weggeschmissen wird bei uns nix! so wenig wie irgend möglich, also begab ich mich auf die Suche, was ich noch anstellen könnte mit den leckeren kleinen Fischerln. Pissaladière ist immer eine feine Sache, aber wenn dann immer noch ein paar übrig sind? Der freundliche Mann mit dem unaussprechlichen Namen Hugh Fearnley-Whittingstall schaffte Abhilfe. Drei gute Dinge bringt er in seinem eben so benannten Kochbuch auf den Teller, ein bisschen Schnickschnack drumherum und fertig. Noch nie bin ich schlecht damit gefahren! Auch dieses Mal nicht, obwohl die Kombination schon abenteuerlich klingt.



Für 2 kleine Mittag- oder Abendessen:

2 Rote Rüben, gegart
2 große Eier (ich hatte 3)
6 - 8 Sardellen (er nimmt ganze, ich nur Filets)
Schnittlauch zum Bestreuen
Salz (am besten Salzflocken) und frisch gemahlener schwarzer Pfeffer zum Bestreuen

Dressing:
1 TL scharfer Senf
1/2  Zucker
1 TL Apfelessig
1/4 Knoblauchzehe, mit Salz zerdrückt
 2 1/2 EL Raps- oder Olivenöl

Rote Rüben in Stücke schneiden, ich habe die Stücke ungefähr so groß wie die Eierspalten geschnitten. Eier kochen - ich habe sie 10 Minuten gekocht, weil eben große Eier und ich wollte sie wachsweich, was voll und ganz gelungen ist. Wenn die Sardellen ganz sein sollten, muss man sie in Filets zerlegen, was mir zum Glück erspart geblieben ist.
Für das Dressing alle Zutaten in einem Schaubglas sehr gut verschütteln, über Eiern und Roten Rüben verteilen. Schnittlauch drüberstreuen, Sardellenfilets drauflegen. Schwarzen Pfeffer aus der Mühle über alles drüberreiben, die Eispalten mit den Salzflocken bestreuen. Essen + sich wohlfülen. ;)



Ein ganz einfaches Gericht, das wunderbar schmeckt. Ganz perfekt für ein kleines Mittag- oder Abendessen. Unbedingte Nachkochempfehlung!