Freitag, 9. Oktober 2015

Wiener Sinnestour



Der Turbohausmann und ich, wir gehen sehr gern bei geführten Touren mit. So haben wir schon eine über den Dächern von Wien gemacht, eine durch das unterirdische Wien, den Wiener Zentralfriedhoch und noch etliche mehr. Im Juni waren wir ja wie erwähnt in Amsterdam und sind dort bei einer Foodie-Tour mitgegangen. In Wien gibt es auch einige solcher Touren, nun waren wir endlich auch bei so einer.

Da ich denke zu wissen, wo man in Wien gut essen und einkaufen kann, waren wir im Sommer bei einer etwas anderen Tour, nämlich bei einer Sinnestour.

Ziel der Tour ist es, genießen zu lernen und alle Sinne zu schärfen. Begonnen hat die Tour in der Brigittenau am Hannovermarkt, den ich gar nicht kannte. Das ist in Wien übrigens nicht schwer, einen Markt nicht zu kennen, da wir mehr Märkte als Bezirke haben.


Wir haben viel über die Geschichte der Wiener Märkte gehört, was ich recht spannend fand. Ganz offensichtlich sind wir Wiener schon immer begeisterte Markteinkäufer gewesen. Was ich schon fast vergessen hatte: Bäckerschupfen. Das klingt jetzt vielleicht lustig, war es aber gar nicht. Dabei wurden Bäcker, die schlechtes Brot gebacken hatten, in Käfigen in die Donau getaucht. Mir kamen da gleich so einige Billigstketten in den Sinn ...

Aber von Anfang an: Bianca Gusenbauer, die die Tour geleitet hat, ist Köchin, hat einen Doktortitel in Wirtschaft, leitet Kochkurse, ist Weltreisende in Sachen Essen, Kochbuchautorin, professionelle Gastgeberin bei der Geheimen Schnatterei, Foodfotografin, Foodbloggerin - öhm, ja, ich glaube, es wird ihr nicht langweilig.

Sie kam mit einem großen Oma-Porsche angefahren, drückte jedem eine Flasche Wasser und ein Simit in die Hand. Die Flasche Wasser, um den Mund zwischendurch immer wieder zu reinigen. Am Simit wurde uns erklärt, wie man richtig kostet: den Geruch wahrnehmen, mit den Fingern Struktur und Textur ertasten, den Ring auseinanderbrechen, die Konsistenz vom Teig ertasten, ein Stück abbrechen und ab in den Mund damit. Kauen und dabei gut einspeicheln, so erkennt man alle Geschmacksrichtungen am besten.

Wichtig: Beim Verkosten immer wieder schauen, dass man den vergangenen Geruch aus der Nase bringt. Relativ einfach geht das, wenn man an sich selber riecht, weil man den Eigengeruch nicht wahrnimmt. Das klappt natürlich nur, wenn man nicht nach Creme duftet. 

Dann gab es einen Rundgang über den Markt. Hier wird Yufka-Teig frisch gemacht. Allerdings werden während der Tour keine türkischen Köstlichkeiten verkostet, weil der Stand so gut geht, dass ein paar herumstehende Leute das Geschäft blockieren würden.
(Ja, klar habe ich gefragt, ob ich das Foto machen darf ...)


Wir haben dann noch einige Käsesorten vom Markt verkostet. Bianca hat "gekocht" und einen bulgarischen Käse mit Tahini verfeinert.

Die nächste Station war dann ein Ethno-Supermarkt in einer Seitengasse vom Hannovermarkt. Lebensmittel aus aller Herren Länder werden dort bunt gemischt verkauft. Für uns gab es Samosas zum Verkosten. Die mit Erbsen und Erdäpfeln gefüllten Teigtascherln waren extra für uns ganz frisch zubereitet worden.



Wir Wiener sind ja von den berühmten Wiener Kaffeehäusern nicht gerade verwöhnt, was guten Kaffee angeht (siehe mein Sudern zum Beispiel hier oder hier. In den letzten Jahren sind aber etliche kleine Kaffeeröstereien entstanden, wo man wirklich gut Kaffee trinken und natürlich auch kaufen kann. Und in genau so ein Lokal führte uns die Tour, nämlich ins El Café am Alsergrund.

Die Besitzerin erzählte uns viel über die verschiedenen Röstungen vom Kaffee. Interessant war, wie eng beisammen die möglichen Röstfarben liegen.

Hier erklärt Bianca das Prinzip der Karlsbader Kaffeekanne, in der man wunderbaren Filterkaffee zubereiten kann. Da braucht man keine Papierfilter, sondern da treffen nur Wasser und Kaffee aufeinander und nichts stört den Genuss. Daher werden in dieser Kanne auch meistens Profi-Kaffeeverkostungen durchgeführt. So wie wir bei dieser Tour.

So schaut das Wunderding aus, wenn es zusammengesetzt ist: Ganz oben ein Deckel, darunter der Porzellanfilter mit einem patentierten Filtersystem, unten drunter die Kanne, in die der Kaffee fließt.

Nachdem ich noch nie professionell Kaffee verkostet hatte, war ich erstaunt, dass man den Kaffee relativ kühl ausprobiert. Übrigens mit einem Esslöffel und unter ordentlich Geschlürfe, um durch das Miteinsaugen der Luft den Geschmacksknospen auf die Sprünge zu helfen.

Wir haben zwei verschiedene Arabica-Sorten verkostet, beide in Wiener Röstfarbe. Es war interessant, die ganzen Unterschiede zu bemerken.








Und dann kam auch schon die letzte Station, der Gewürzladen Curry me home, ebenfalls am Alsergrund. Dort standen in Wasser aufgelöste Vanillesorten zur Verkostung bereit. Schon fast hatte ich vergessen, wie Vanillin schmeckt! Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass das für mich immer noch der "richtige" Vanillegeschmack ist, denn damit bin ich aufgewachsen und das bringe ich wohl nicht mehr aus dem Kopf, auch wenn mir natürlich die "falsche" Vanille um Klassen besser schmeckt. Wir haben neben Vanillin natürlich die Bourbon Vanille und Tahiti Vanille verkostet, wobei die Tahiti Vanille deutlich weniger Vanillenoten, aber deutlich mehr andere Aromen aufweist. Auch Tonkabohne schmeckt Vanille-ähnlich und daher haben wir auch die verkostet.

Drei Stunden dauerte die Tour - und es waren spannende Stunden, die ich nicht missen möchte.




















14 Kommentare :

  1. Danke für's Mitnehmen!
    Und ich wusste gar nicht, dass Vanille sich überhaupt in Wasser lösen lässt - man lernt nie aus... ;-)

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    1. Nachdem das Wasser auch süß war, kann es sein, dass Zucker als Trägersubstanz verwendet wurde . ;)

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  2. Oh, das klingt herrlich.So eine Tour wäre auch etwas für mich :-)

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    1. Bisher war ich noch nie auf einer Tour mit, die fad gewesen wäre.

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  3. Ich schließe mich ganz der Susanne an, das wär auch was für mich! Nur Simit mag ich nicht so wirklich gerne.

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    1. Bei Foodie-Touren wird bei der Anmeldung in der Regel gefragt, ob man irgendetwas nicht msg und da wird drauf Rücksicht genommen.

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  4. Das hört sich toll an... wäre ich auch gerne dabei gewesen :)

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  5. Sehr cool ... Aber was ist ein Oma-Porsche? ;-)
    Liebe Grüße!

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  6. Klasse, das wäre auch was für mich, ich muss mal schauen ob ich sowas meinem Mann "verkaufen" kann.
    Kannst du mir sagen was das gekostet hat?
    lg. Sina

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    1. Klar kann ich: 49,- Euro hab ich bezahlt.
      Musst aber flink sein, weil die Sinnestouren machen bald Winterpause.

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  7. Und noch ein Punkt für die Wien-To-Do-Liste. Ich denke, ich muss nächstes Jahr kommen und mal anfangen die Liste abzuarbeiten, die wird sonst einfach zu lang :D

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