Nachdem mein Blog brav Beiträge veröffentlicht hat, ist es wohl vielen LeserInnen verborgen geblieben, dass wir uns in Amsterdam herumgetrieben haben. Ich
muss gestehen, es ist schon ein gerüttelt Maß Flucht vor der wirklich
schrecklich leeren Wohnung mit Schuld, dass wir schon wieder auf Tour
waren. Auf der anderen Seite ist Urlaub etwas, das wir gerade in
der letzten Zeit kaum mehr machen konnten wegen unseres schon recht
betagten Hundes. Also holen wir vieles nach - ich hoffe, es
wollen alle von unseren Urlauben lesen? Es wird nämlich noch der eine
oder andere kommen dieses Jahr - wir hoffen noch auf den nötigen Lottogewinn, mit dem wir alles, was wir gern machen möchten, auch finanzieren können. ;)
Dieses Mal haben wir etwas ganz Neues ausprobiert: Neben den üblichen Führungen in Museen etc. haben wir eine Foodie-Tour gebucht bei den
Hungry Birds. Und nachdem es in diesem Blog ja eh um Essen geht, nehm ich euch alle mit auf die Tour. Von wegen Gesichter anderer Leute auf Fotos: Ja, klar hab ich gefragt, ob das okay ist ... ;)
Der Beginn der "Hungry Hikers"-Tour begann - ach du Schreck! - vor einem McDoof. Aber es stand dann eh bei der Beschreibung dabei, dass man sich nicht fürchten müsse, denn das sei nur der Treffpunkt, hineingehen müssten wir nicht.
Zuerst zum holländischen Essen: Das gibt es nicht. Die holländische Küche lebt von den vielen Nationen, die das Land geprägt haben. Entsprechend abwechslungsreich ist das Essen. Wir haben uns an einem Tag durch viele Nationen "durchgegessen", ein Essen war besser als das andere.
Die erste Station war ein kleiner indonesischer Souterrain-Laden namens
Toko Ramee, an dem ich ohne dieser Führung unter Garantie vorbeigegangen wäre.
Wir bekamen zuerst wunderbare heiße Teigtäschchen, gefüllt mit Ei und Rindfleisch, danach einen Baumkuchen.
Ganz arg beeindruckt haben mich die vielen, vielen Sambals, die es in dem Laden zu kaufen gibt und die wir auch kosten konnten. Leider waren wir nur mit Trolley unterwegs, daher konnte ich nichts davon mit nach Hause nehmen.
Auf dem Foto links ist unsere Führerin Rachel zu sehen, die uns stets fröhlich begleitet hat und wirklich viel zu erzählen hatte. Sie macht übrigens auch eine Bier- & Steak-Tour, falls jemand mal nach Amsterdam kommt. Das wäre bei uns die nächste Wahl.
Die zweite Station war etwas, in das man mich normalerweise nur mit vorgehaltener Waffe hineinbringen würde: ein Automatenrestaurant! Allerdings ist
Febo nicht irgendein Automatenrestaurant, sondern es ist Kult. Ursprünglich war es eine Bäckerei, bis die Frau des Bäcker einmahnte, ihr Mann möge doch einmal etwas mit Fleisch machen. Das hat so dermaßen eingeschlagen, dass die Bäckerei immer im Nu leergekauft war und mittlerweile eine ganze Kette aus diesen Lokalen entstanden ist. Es wird immer noch alles ganz traditionell mit der Hand gemacht. Mittlerweile werden viele verschiedene Snacks angeboten und ich muss gestehen, es war nicht schlecht.
Die nächste Station war
Yoghurt Barn, ein Lokal, in dem es "nur" Joghurt gibt. Aber in sehr, sehr vielen verschiedenen Varianten. Mit dem frischesten Joghurt aus einem Biobetrieb. Man kann sich sein Joghurt selber zusammenstellen oder aus einigen fertigen Kreationen auswählen oder Joghurt ohne irgendwas nehmen.
Auch wenn das jetzt nicht so arg spannend klingt: Doch, war es! Ich würde mir so etwas in Wien wünschen (Oder vielleicht gibt es das eh schon und ich kenne es nur nicht?). Das Lokal läuft so gut, dass mittlerweile ein Franchise-Unternehmen draus geworden ist, das etliche Ableger hat.
Beeindruckend die Habañero-Auswahl bei unserem nächsten Stopp: Das
Tjins ist ein gut sortiertes Geschäft mit exotischen Lebensmitteln und man kann dort Street Food aus
Surinam kaufen.
Wir haben ein Röllchen mit Faschiertem gegessen, dazu eine ganz ungewöhnliche Sauce, die sehr exotisch geschmeckt hat. Nun habe ich also tatsächlich schon etwas Surinamisches gegessen. Ha! Wieder etwas, das ich von meiner To Do-Liste streichen kann: Iss etwas, von dem du keine Ahnung hast, was es ist, und das aus einem Land kommt, von dem du genau so keine Ahnung hast. :D
Dann ging es zum
Albert Cuypmarkt im Stadtviertel De Pijp. Zu diesem Stadtviertel erklärte uns Rachel, dass man da nicht arg viel falsch machen kann, wenn man irgendwo essen geht. Es gibt wirklich sehr viele Lokale dort und wir waren dann später in einem davon essen. Ich kann ihr nur recht geben, dass das Lokal ein sehr hohes Niveau hatte, obwohl es nur irgendeines war, in das wir eigentlich wegen eines kurzen Regenschauers geflüchtet waren.
Aber zurück zu Tour: Hier waren wir in einem Fischlokal und zwar im
Vishandel Albert Cuyp. Neben einer großen Auswahl an Fisch gab es dort auch ein paar Tische und Bänke, die zu einem Imbiss einluden.
Wir bekamen gebackenen
Klippfisch mit drei verschiedenen Saucen, die alle drei sehr gut waren. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal Klippfisch gegessen zu haben. Daheim habe ich im Internet gesucht, was das für ein Fisch ist. Im Leben wäre ich nicht draufgekommen, dass das getrockneter Fisch ist, den ich da esse.
Dann bekamen wir noch Hering zum Probieren. Aber bitte was für einen Hering! In meinem Leben habe ich noch
keinen so zarten und weichen Hering gegessen. Der ist wirklich zerschmolzen im Mund.
Weiter ging es auf dem Markt zu einem Stand mit
Stroopwafels. Das sind sehr dünne Waffeln, die mit Sirup gefüllt werden.
Zu diesen Waffeln gibt es eine lustige Geschichte: Der Vater des jetzigen Betreibers dieses Standels suchte nach der perfekten Waffel und fand sie tatsächlich. Der Besitzer des Rezeptes war zu einem Handel bereit: Wenn der Mann ein Jahr gratis für ihn arbeiten würde, wäre er bereit, ihm danach das Rezept als Entlohnung zu überlassen. Und so geschah es dann auch.
Nach eben diesem Rezept werden die Waffeln dort bis heute hergestellt.
Nun kommt das Highlight der Tour. Es gab indonesische Suppe und Tee. Die Suppe war sehr gut, der Tee auch, aber hauptsächlich war es das Ambiente, das mich so fasziniert hat: Man geht durch den größten Trubel am Markt, wird durch ein Geschäft mit alten Tellern und Krimskrams geführt, das sehr entzückend war, aber dann der Innenhof! Eine total ruhige, grüne Oase.
Mir tut es so leid, dass ich kein besseres Foto zeigen kann, weil das hier fängt die Atmosphäre nicht wirklich ein, aber ich habe kein besseres.
Und dann erst die Köchin! Eine richtige Dame. Hier sieht man ihre ganze Küche: ein Herd aus dem Jahre Achtzehnhundertundirgendwas. Und da drauf kocht sie regelmäßig für bis zu zwanzig Personen. Es gibt in der Küche keine Küchenschränke, sondern ganz wenige offene Regale, die mit tollen, ganz frisch gebügelten Geschirrhangerln verhängt sind.
Eigentlich habe ich mir in diesem Moment vorgenommen, nie mehr wieder über meine kleine Küche mit den 08/15-Geräten, die mir nie reichen, zu sudern. Für 20 Leute koche ich nämlich sehr selten.
Es wurde eine Hühnersuppe mit Curry serviert, dazu jede Menge Einlagen zum Auswählen und diverse Kräuter und Gewürze. Ich glaube, kein einziges Schüsserl wurde mit Suppe drinnen zurückgelassen. Alle haben ganz zufrieden ihre Suppe geschlürft und haben die wunderbare Zeit in diesem Hinterhof genossen.
Lustig war auch, was dort an den Wänden zu sehen war: Im Zickzack an die Mauern geheftete Leisten. Auf Nachfragen haben wir erfahren, dass das der Zugang zur Wohnung für die Katze ist. Das war definitiv der netteste Catwalk, den ich mir vorstellen kann!
Und wieder zurück auf den Markt:
Poffertjes. Da hatten wir das Glück, zu den letzten Gästen zu gehören, die dort diese herrlichen kleinen Schweinereien kosten durften, da die Besitzer demnächst in ein eigenes Lokal übersiedeln.
Poffertjes hatte ich bis dahin auch noch nie gegessen. Sie sind im Durchmesser ein bissi größer als ein 2-Euro-Stück und gehen beim Backen hoch auf. Gemacht werden sie aus Buchweizenmehl (in diesem Fall ausschließlich, sonst wohl aus einer Mischung). Serviert bekommt man sie mit viiiiiel Butter und einer Menge Staubzucker. Muss ich sagen, wie köstlich die waren?
Unsere nächste Station war dann ein Stückchen weiter weg, wobei wir unterwegs viele nette Geschichten über Amsterdam erfuhren, die man wohl auf einer "normalen" Touristentour nicht erfährt. Aber das alles zu erzählen sprengt hier den Rahmen.
Jedenfalls ging es zum
Kaashuis Tromp, einem renommierten Käsehändler, bei dem wir uns durchkosten durften, dazu ein gepflegtes Glas Rotwein.
Endlich konnte ich auch einkaufen, denn Käse kann man auch im Trolley mitnehmen! Und zum Glück hatten wir einen kleinen Kühlschrank im Hotelzimmer.
Berühmt ist Holland auch für seine doppelt frittierten Pommes. Wir bekamen die von
Vleminckx zum Probieren und sie waren wirklich sehr gut. Die Saucen waren beeindruckend: Erdnusssauce und Mayo, dazu Zwiebel.
Ich muss allerdings gestehen, dass ich in diesem Fall nicht mehr sagen kann, denn gleich vis a vis war ein traumhaftes LeCreuset-Geschäft mit dunkelvioletten Töpfen, auch eine Tajin in dunkellila! Bei uns habe ich diese tolle Farbe noch nicht gesehen. Leider war da wieder die Sache mit dem Trolley und noch dazu Gewichtsbeschränkung!
Schon leicht fußkrank und vollgefuttert ging es weiter zu
Van Stapele. Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einen einzigen Bissen runterbring und dann das: Ein winziges Geschäft, dessen Inhaberin es sich zum Ziel gemacht hatte, die besten Cookies der Welt zu machen. Es gibt genau eine Sorte dort und die war wirklich unglaublich. Innen cremige weiße Schokolade, außen eine knusprige superschokoladige Teighülle. Ich hab nicht die geringste Ahnung, wie man diese Kombination zusammenbringt. Ein Teil des Geheimnisses sind natürlich die Zutaten: Schokolade von Valrhona.
Von diesen Cookies werden übrigens 400 - 700 Stück am Tag verkauft. Soll also niemand sagen, eine einzige Cookie-Sorte ist zu wenig.
Zum Abschluss ging es noch ins
Café Hoppe, eines der ältesten Cafés in Amsterdam. Das ist kein Kaffeehaus wie in Wien, sondern eine Bar, genauer gesagt eine "Brown Bar", wo die alte Holztäfelung von vielen durchzechten und verrauchten Nächten erzählt. Am ehesten vergleichen kann man es wahrscheinlich mit englischen Pubs. Anscheinend hat früher in solchen Lokalen der Boden viel abbekommen, daher waren solche Brown Bars immer mit Sand ausgestreut. Der Boden im Café Hoppe ist das heute immer noch.
Da gab es dann Bier und
Genever als Abschluss. Aus den geplanten vier Stunden war eine fast fünfstündige Tour geworden, alle waren satt und zufrieden, unsere Führerin zeigte als Einzige keine Ermüdungserscheinungen. Wir haben sie alle umarmt, denn sie war wirklich ein unglaublicher Glücksgriff! Also eine dringende Empfehlung für die Hungry Birds, wenn jemand an gutem Essen in Amsterdam interessiert ist.
Nun noch ein paar andere Essensentdeckungen in Amsterdam:
fou fow ramen. Fow Pyng Hu reiste nach Japan, um zu lernen, wie man Ramen perfekt macht. Er kehrte zurück nach Amsterdam und betrieb eine Weile im Obergeschoß eines Asia-Supermarkts ein Lokal, das ein so großer Erfolg war, dass er schließlich sein eigenes Lokal eröffnen konnte.
Ich bin jetzt nicht so eine große Kennerin der japanischen Küche, dass ich sagen könnte, ob diese Suppe perfekt aus japanischer Sicht wäre, aus meiner war sie aus auf jeden Fall. Der Turbohausmann hatte die Variante mit Schwein, ich die mit Huhn und beide waren umwerfend gut!
Einen eigenen Blogbeitrag verdienen würde
Ron Gastrobar. Leider sind die Fotos nicht so gut geworden, also bekommt dieses Lokal hier nicht die Aufmerksamkeit, die es verdienen würde. Ron Blauw ist ein mit zwei Sternen gekürter Koch, der hier ein sehr entspanntes Lokal betreibt. Wir hatten das Glück, im Garten einen Tisch zu bekommen. Der Service war extrem freundlich und kompetent. Nachdem das unser Abschiedsessen war und wir vor lauter Begeisterung vergaßen, auf die Uhr zu schauen, mussten wir überhastet aufbrechen, was dazu führte, dass uns einer der Kellner noch mit einem kleinen Eisstanitzel hinterhereilte. So etwas ist mir noch nie passiert und wir werden für den nächsten Besuch mehr Zeit einplanen.
Einen herzlichen Dank möchte ich noch an
klm, mit der wir geflogen sind, aussprechen: Es gab an Board tatsächlich Käseweckerln mit Käse aus einem Biobetrieb! Ich glaube, das habe ich zum ersten Mal in einer Fluglinie erlebt, dass das der Fall war - oder es wurde bisher immer heimlich gemacht, kann natürlich auch sein. ;)
Noch ein Blick zurück zu der herzallerliebsten Koch-Philosophin vom Albert Cuypmarkt: Nun habe ich endlich jemanden gefunden, der genau so verrückt ist mit Geschirrhangerln wie ich! Also vielleicht noch ein bissi mehr. Ich brauche täglich mindestens zwei frische Geschirrhangerln in meiner Küche, was mir schon öfter mal ein Stirnrunzeln eingetragen hat, ob ich noch ganz dicht bin. Wie man auf dem Foto sehen kann, braucht sie noch etliche mehr als ich. Überhaupt gibt es die tollsten Geschirrtücher in Amsterdam! Ich hatte also nicht nur Käse im Trolley, sondern auch das eine oder andere Geschirrtuch. Na gut, ich gebe es zu, man muss schon einen Sprung in der Schüssel haben, wenn man sich Geschirrtücher importiert ...
Falls irgendjemand durchgehalten hat bis jetzt: Wir haben natürlich auch andere Sachen gemacht als zu essen. Zum Beispiel die einzige zugängliche und noch in Betrieb befindliche Windmühle anschauen. Und haben dort auch pflichtgemäß Holzschuhe angezogen. Jetzt müsst ihr den Anblick von Turbohausfrau und Turbohausmann auch noch ertragen, die sich beide anhalten müssen, damit sie nicht umfallen. Herrschaftszeiten, sind die Holzschuhe rutschig!