Jedenfalls ich hatte gerade die Post aufgemacht, setzte mich hin, um das angekommene Buch durchzublättern, nahm ein Stück aussortierter Post, steckte es als Erinnerung in das Buch, ein paar Seiten später schon wieder ein Blatt Papier, das ins Buch wanderte, irgendwann hatte ich alle unbrauchbare Post aufgebraucht und ich begann, die Zettelchen in Stückerln zu reißen. Ich war so im Bann, dass ich die Zeit übersehen habe. Als ich dann kein Fetzerl Papier mehr zur Hand hatte, fiel mir auf, wie lange ich da nun bei dem Buch gesessen hatte!
Hier auf dem Foto fehlen schon etliche meiner Zettelchen, weil ich so viel nachgekocht habe aus dem Buch.
Ich muss zuerst ein paar der Gerichte, die ich gekocht habe, kurz beschreiben:
Topinambur-Fenchel-Suppe
Der Trick an dieser Suppe ist, dass der Fenchel erst am Ende der Garzeit dazugegeben wird. Dadurch, dass der Fenchel nur 4 min. gart, hat man noch den vollen Fenchelgeschmack. Eine wunderbare Suppe, in der ich meine letzten, winzigen Balkonien-Topinambur-Knöllchen verarbeiten konnte.
Rote Linsen-Dal mit Kohlrabi
Für mich neu war, dass man in der indischen Küche viel mit Kohlrabi arbeitet - das finde ich an dem Buch sehr sympathisch, dass solche kleinen Hinweise immer wieder zu finden sind. Wenn man in der Küche eines bestimmten Landes nicht so firm ist wie ich bei der indischen, wird auch dazu geraten, was man am besten zu dem Gericht isst.
Sehr fein war die Gewürzmischung aus Senfsamen, Korianderkörnern und Kreuzkümmel, die man am Ende der Garzeit über die Suppe gibt.
Indische Karotten-Raita
Die passt sehr gut zu dem eben erwähnten Linsen-Gericht. Ich bemühe mich immer sehr, wenn ich für eine Kochbuchrezension koche, die originalen Zutaten zu verwenden und genau nach Rezept vorzugehen, um eben wirklich austesten zu können, wie das Rezept schmeckt und ob die Anleitung stimmt. Hier konnte ich trotz langem Suchen das Korianderkraut, das in die Raita gehört, nicht finden. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass diese Raita auch ohne Koriander mit dem feinen Königskümmel drinnen zu unseren Favoriten gehört, die immer wieder auf den Tisch kommen.
Rucola-Pesto
Für den Winter, wenn es kein Basilikum gibt, ist Rucola ein köstlicher Ersatz im Pesto. Mit gerösteten Walnüssen wird gleich noch eine einheimische Zutat verwendet. Das Pesto musste ich natürlich gleich verkosten, daher ist es auf dem Foto auf einem Stück Brot zu sehen. Macht sich sehr gut als Brotaufstrich, sehr gut zu Spaghetti und auch sehr gut als Würzpaste.
Zuckererbsen-Slaw
Auf die Idee, aus Zuckererbsen einen Salat zu machen, bin ich noch nie gekommen. Hat aber sehr gut gepasst und mit den vielen Kräutern und der Zitronenschale drinnen, dazu die knackigen Radieschenscheiben - köstlich!
Fenchel-Zitronen-Relish
Ein ganz feines und frisches Relish ist das geworden! Einerseits ein bissi Salat, andererseits sehr würzig. Wird ganz sicher in der Grillsaison öfter zum Einsatz kommen. Zu Fisch, Meeresfrüchten und hellem Fleisch passt das sicher sehr gut.
Das Rezept kann man schon bei Bushi nachlesen: click
Karottenlocken
Als ich die Anleitung zu den Karottenlocken las, musste ich ein bissi lächeln, da ich vorher diesen Artikel gelesen hatte. Alice Waters schreibt nämlich, sie gab ihrer Tochter gern in die Schule Karottenlocken und ein Gläschen Vinaigrette mit, was diese immer sehr gemocht hatte. Das erinnerte mich an das Foodbloggermama-Znüni im Artikel ...Ich hatte mich hier schon an Karottenlocken versucht und war kläglich gescheitert. Dieses Mal haben sich die Karotten tatsächlich großteils brav eingeringelt, Alice Waters legt sie aber auch eine Stunde in Eiswasser, bei dem von mir versuchten Rezept waren es nun 20 Minuten.
Wie es geht? Einfach mit dem Sparschäler die Karotten in dünne Streifen schneiden, in Eiswasser legen und nach einer Stunde nach Lust und Laune marinieren, hier gemischt mit Salaten von Balkonien - wie sich das so gehört natürlich aus eigenem Anbau, wie Alice Waters das auch macht. Nur hat sie ein bissi mehr Platz für ihr Gemüse, denke ich mal.
Hummus mit Salzzitrone
Was das Spezielle an diesem Hummus ist, steht schon im Namen: Salzzitrone. Sie gibt dem Hummus einen wunderbaren Frischekick, zusätzlich noch relativ viel Zitronensaft und schon hat man ein Hummus ganz nach meinem Geschmack!
In Salz eingelegte Kumquats
Dazu kann ich eigentlich noch nichts sagen, da ich die Kumquats ganz frisch eingelegt habe und sie noch durchziehen müssen.
Zu machen sind sie ganz einfach: Kumquats waschen und abtrocknen. Jede Frucht mit zwei Schnitten einschneiden, in jeden Schnitt Salz streuen. Am Boden eines Glases 1 cm Meersalz streuen, die eingesalzenen Kumquats dicht in das Glas quetschen - man soll die Früchte drücken, damit ein wenig Saft austritt. Dann kommt frisch gepresster Zitronensaft dazu, oben drauf wieder 1 cm Meersalz. Das Glas lässt man anfangs bei Zimmertemperatur stehen, dann kommt es in den Kühlschrank und zieht dort weiter durch.
Ich bin schon ärgstens gespannt, wie diese Kunmquats schmecken werden! Erwarten tu ich mir jedenfalls eine Menge.
Zur Autorin: Alice Waters ist Vizepräsidentin von Slow Food (Vorwort im Buch von Carlo Petrini, Gründer von Slow Food International), hat der First Lady zu einem Küchengarten verholfen, ist erfolgreiche Betreiberin des Restaurants "Chez Panisse" in Berkeley, wo sie auch einen Garten hat, aus dem die Zutaten für das Lokal stammen. Mit viel Liebe und Leidenschaft vertritt sie die These, dass alle Zutaten frisch, regional, biologisch und saisonal sein sollen. Und genau so ist es, wie ich gern koche.
Und nun wäre es eigentlich an der Zeit, meine Punkte zu vergeben. Das gäbe aber genau Null Punkte für die Fotos, denn es gibt keine in dem Buch. Das stellt mein Punktesystem total in Frage, denn das ganze Buch ist mit liebevollen Zeichnungen versehen - Zeichnungen von den Pflanzen, ihren Blüten, den Früchten, niemals vom Essen. Wer also Deko-Ideen sucht oder danach, wie man Essen schön anrichtet, ist an der falschen Adresse. Wer sich aber mit verschiedenen Gemüsesorten auseinandersetzen will, sehen will, wie Bohnen in ausgereiftem Zustand in der Hülle ausschauen, die Unterschiede zwischen den unzähligen Blattsalaten erkennen will, für den ist es genau passend.
Auf drei Seiten beschreibt Alice Waters ihren Küchengarten und wie alles begann, dann geht es schon los mit Rezepten. Gegliedert wird nach Zutaten: Den Beginn machen Kräuter, gefolgt von Salaten, "geheimen Helden" (Lauchgewächse), unterirdischen Schätzen (Wurzeln und Knollen), knackigen Stängeln, Bohnen, typischen Hochsommersorten, Zichorien, Kohlsorten, Obst und Nüssen. Es werden Konservierungsmethoden vorgestellt und schlussendlich wird beschrieben, wie man einen Garten anlegt und wie man auch mit dem kleinsten Fleckchen Erde etwas anfangen kann. Also alles da, was ich brauche zu meiner Glückseligkeit.
Die Rezepte sind gar nicht kompliziert - das Buch heißt ja auch genau so - und wirklich raffiniert. Was mir so gefällt sind die vielen Ideen, die Alice Waters so nebenbei einfließen lässt, sodass aus einem Rezept durchaus gleich drei werden können.
Auch wenn das nun so scheint: Es ist kein vegetarisches oder veganes Kochbuch. Es gibt wenige feine Fleisch- und Fischgerichte in dem Kochbuch. Der Schwerpunkt liegt aber auf jeden Fall auf dem Gemüse, Obst kommt in zweiter Linie, viele andere Sachen kommen auch, aber mit wenigen Rezepten.
Die Aufmachung des Buches ist schlicht - nix mit Hochglanz, nix mit Prunk und Protz, ihren sicher vorhandenen Promi-Bonus spielt Alice Waters in keiner Weise aus, was ich sehr sympathisch finde. Wollte man unbedingt einen Schlechtpunkt finden, würde ich sagen, es fehlen Merkbändchen - aber bei der Masse an Rezepten, die ich mir gekennzeichnet habe, bräuchte ich derer mehr als ein Buchbinder einbauen könnte.
Und damit habe ich nun mein Punkte-System gleich wieder zu Grabe getragen. Ich kann nur sagen, dass dieses Kochbuch in jeden Haushalt einziehen sollte. Es weckt so viel Lust zum Kochen und Gärtnern und auch zum Experimentieren. Hätte ich eigentlich nicht extra schreiben müssen nach diesem Kochmarathon, oder? ;)
Nun meine Frage an alle, die hier mitlesen: Welches der gekochten Gerichte soll ich denn genauer vorstellen?
Titel: The Art of Simple Food
Autorin: Alice Waters
Verlag: Prestel
Umfang: 436 Seiten
ISBN: 978-3-7913-4991-6
Preis: € 34,95 (D), € 36,- (A)
Was es sonst noch zu sagen gibt: Bei mir sind Links keine Affilate-Links, das Buch wurde mir zur Rezension vom Verlag zur Verfügung gestellt.
Deine Begeisterung klingt total durch; Gerichte hätte ich wohl andere ausgewählt und bin so mal gespannt was vorgestellt wird.... und wenn ich das Buch mal irgendwo sehe werde ichs in die Hand nehmen, auf alle Fälle!
AntwortenLöschenSchade, dass ich nicht deinen Geschmack mit den Gerichten getroffen habe.
Löschenzum Glück sind Geschmäcker verschieden!
LöschenDa hast du vollkommen recht!
LöschenMacht nur alle so weiter, dann kaufe ich das Buch noch...
AntwortenLöschenDie Kumquats habe ich wonaders gesehen und auch schon produziert - die sind toll! Ich glaube, ich mache die jetzt immer anstelle von Zitronen.
Kommst du überhaupt noch nach mit dem Lesen aller deiner Kochbücher? Du und Bushi, ihr seid da ja die unangefochtenen Queens!
LöschenAlso, mit Bushcook kann ich auf keinen Fall mithalten - ich glaube, sie hat mehr als 2.000 Kochbücher. Bei mir ist das so, dass ich ausmiste. Ich habe mich in den letzten Wochen bestimmt von der Hälfte der Bücher getrennt. Und wenn ich mit meinem Rezensionsstapel durch bin, dann werden auch die Rezensionen weniger werden. Für Neuanschaffungen gibt es ganz strenge Kriterien ....
LöschenStimmt, Bushi hat schon eine unglaubliche Sammlung. Bei mir wird es auch schon enger und enger und enger, sodass ich überlege, wie ich das weiter machen soll. Es schmeichelt natürlich schon, wenn ein Verlag anfragt. Hach, immer diese Entscheidungen. ;)
LöschenDas Buch ist mir bei Bushcook auch schon aufgefallen und, moment, ja, es ist verfügbar. Wird ausgeliehen. :-) Und das mit den Kumquats interessiert mich brennend, ich weiß, wo ich noch welche bekomme...
AntwortenLöschenAchja, und ich hätte gern das Fenchel-Zitronen-Relish!
Hallo,
Löschendas Fenchel-Zitronen-Relish hat Susi ja bereits bei Bushcook verlinkt http://www.bushcook.de/2015/03/relish-aus-fenchel-und-zitronen-art-of.html
Ich würd mir das Rezept für den Zuckererbsen-Slaw wünschen. Der klingt so schön frühlingsfrisch :-)
Liebe Grüße
Kathrin
Liebe Eva,
Löschenna dann nichts wie hin zur Bücherhalle! Ich finde das Buch grandios.
Liebe Kathrin,
Rezept folgt in den nächsten Tagen!
Interessant!
AntwortenLöschenwachsen denn Kumquats in ihrem Garten?
In meinem leider nicht, aber Karotten habe ich heuer ausgesät, ob die was werden weiß ich noch nicht.
Mir gefällt mit welcher Leidenschaft du die Bücher beschreibst, nicht nur dieses, einfach alle die dir gefallen und so alle dazu bringst das Buch zumindest mal anzusehen!
lg. Sina
Das nehme ich doch an, dass in Kalifornien Kumquats wachsen. Die wachsen ja auch bei uns recht gut, wenn man einen Platz zum Überwintern hat. Daran scheitert es dann meistens. Schau mal bei Küchentheater-Konny, was die für eine Zitrusplantage hat, die Küchenschabe ja auch.
LöschenFreut mich, dass dir meine Rezension gefällt. Ich fühle mich gebauchpinselt. ;)
Wow, so viel Nachgekochtes ... Danke für die Buchvorstellung! Das Buch ist ja auch auf meiner Wunschliste ... Allerdings hab ich kurz gestutzt - echt, gar keine Fotos?
AntwortenLöschenAber ansonsten klingt es ja wirklich nach Kaufempfehlung ... Liebe Grüße vom Mädel!
da hat du es mit "post-it" ja wörtlich genommen, tolles recycling. ;-)
AntwortenLöschendas rucolapesto hat eine tolle farbe.
der rucola kommt hier schon schön langsam aus der erde und walnüsse habe ich noch aus dem burgenland aus dem garten von rolands eltern.
würde mich freuen zu erfahren was da noch alles drinnen ist.
Erledigt. ;)
LöschenDer Rucola passt sicher gut zu eurer neuen Terrasse. :)
Irgendwie ist er weg - mein Kommentar!
AntwortenLöschenIch brauche dringend mal eine Bücherhalle, wie Eva. An hier ist sowas leider nicht zu denken! Werde mir das Buch aber mal beim Buchhändler im Ort zeigen lassen. Was Du da so gekocht hast, trifft fast alles mein Geschmack :D
Oh je, das tut mir leid, dass mein Blog Kommentare frisst. Leider habe ich das immer wieder mal, das jemand kommt und fragt, warum ich den Kommentar gelöscht habe, dann schau ich im Spam-Ordner, aber auch dort ist nichts. Unhöflicher Blog! ;)
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