Montag, 8. September 2014

Dirndlwoche

Es ist gerade optimale Zeit, um eine ganze Woche nur den Dirndln zu widmen. Knallig rot und herb im Geschmack - herrlich anzusehen und für mich eine der köstlichsten Wildfrüchte.

Für mich war das immer schon ganz normal, dass man ab Mitte August Dirndln sammeln geht. Bei uns am Land war das üblich, dass jeder Dirndlsirup gemacht hat. Als ich dann den Turbohausmann kennengelernt habe, was ja nun auch schon ein, zwei Jahre her ist, dachte ich, ich bin im Paradies gelandet - nicht nur wegen ihm, sondern auch, weil in seinem Dorf an jedem Wegesrand Dirndln gewachsen sind. Allerdings war das Dirndl-Paradies bald Geschichte, denn es machte ein Haubenlokal dort auf, das die Feinheiten der Dirndln auch kannte. Und als dann im selben Ort noch ein Lokal eine Haube verliehen bekam, war es ganz aus. Da braucht man jetzt nimmer schauen, ob es in der Gegend irgendwelche Schwammerl gibt oder sonst Wildfrüchte! Also bleibt mir nur mehr der Turbohausmann als Paradies, was jetzt aber auch nicht so schlecht ist. Aber mir fällt auf, das führt gerade ein bissl weit. Also zurück zu den Dirndln.

Diese Farbe! So genial!

Ein paar Rezepte finden sich ja schon im Blog, aber man kann ja bekanntlich nie genug davon haben. Bei mir beginnt die Saison eigentlich immer damit, dass ich Dirndlmus mache. Und mich plage! Und fluche. Und mir sicher bin, das mach ich nicht mehr, nie mehr, im Leben nicht. Weil das ist wirklich eine depperte Arbeit. Ob das wirklich in dem Maß nötig ist, bin ich mir jetzt nicht mehr sicher, denn ich habe beim Stocker Verlag ein Buch über die Dirndl gefunden. Die Autorin hat mich mit ihrem umfassenden Wissen sofort in den Bann gezogen. Daheim ist sie seit vielen Jahren im Pielachtal, das bei uns in Österreich als Dirndl-Tal bekannt ist - ich war auch schon dort beim Dirndlfest. Die Autorin stellt sage und schreibe 50 Produkte aus Dirndln her! Als ich das gelesen habe, war ich baff. Auch über die Vielfalt der Rezepte im Buch.

Dirndlzucker
Ich habe dieses Jahr Dirndln gekauft, weil die Dirndln im Garten eines Freundes im wahrsten Sinne des Wortes davongeschwommen sind. Zum Glück habe ich eine Wildform ergattert, die im Geschmack sehr intensiv ist.

Nun macht die Autorin etwas, das gut klingt: Sie friert die Dirndln ein. Einerseits, weil man sicher, wenn man eine große Ernte hat, nicht alle gleichzeitig verarbeiten kann. Und andererseits, weil sie angeblich danach leichter zu entkernen gehen. Leider sind meine mickrigen drei Laden im Tiefkühler gerade sehr voll, also konnte ich das nicht testen. Die aufgetauten Dirndln werden mit den Quirlen des Handmixers durchgemixt, diese Masse kommt dann in die Flotte Lotte, die gegen den Uhrzeigersinn gedreht wird. So können sich die Kerne nicht spießen. Es klingt aber dennoch nach Arbeit, bis man dann endlich das Mark gewonnen hat.

Dieses Fruchtmark kann man mit Gelierzucker als Marmelade oder mit normalem Zucker als Mus einkochen. In Jahren, in denen ich nur wenige Dirndln habe, mache ich Mus, weil ich mir einen Winter ohne Bratäpfel, statt des Kerngehäuses beim Braten einen kleinen Rosmarinzweig reingesteckt, mit Dirndlmus nicht vorstellen kann. Und wie ich seit einem Gastbeitrag einer lieben Freundin weiß, kann man eigentlich auch alle Arten von Topfenkuchen mit Dirndlmus noch ein wenig besser machen.

Ich habe erstmals damit Dirndlzucker gemacht. Im Kochbuch wird auf ein Kilo Zucker 100 g Fruchtmark vermischt und 8 Stunden bei 60 Grad im Dörrapparat getrocknet. Ich habe nur ein Viertel der Menge gemacht, weil ich ja nicht gar so viel Dirndlzucker brauche. Wie beim Zitronenzucker habe ich das Mus mit den Fingern richtig in den Zucker hineinmassiert. Dabei ist die Farbe vom Zucker deutlich intensiver geworden als vorher, wo Zucker und Mus nur verrührt waren. Diesen Zucker habe ich auf Backpapier verteilt. Da ich blöderweise gerade jetzt den Deckel meines Dörrapparates zerbrochen habe, musste die Zuckermasse in einer Form über Nacht ins Backrohr, ich habe den Griff eines Kochlöffels in die Tür geklemmt, damit die Feuchtigkeit abziehen kann, und die Temperatur habe ich auf 70 Grad Umluft gestellt. Der Zucker schmeckt sehr fruchtig und dirndelig!


Und noch etwas habe ich aus dem Kochbuch gelernt: Man kann Dirndln roh essen! Bisher dachte ich immer, dass Dirndln nur gegart genießbar sind. Sie schmecken roh schon sehr herb. Ich habe daher in mein Porridge Trockenfrüchte hineingetan, um die Grundmasse süß zu machen, dann passen die rohen Dirndln sehr gut! Aber dennoch nicht zu viele nehmen. Ich habe vier Dirndln zerschnibbelt, das war perfekt! Also wenn man ein bissl herb gern mag. Aber für Leute, die alles ohne bitter und ohne herb und ohne sauer essen wollen, ist mein Blog sowieso ungeeignet. ;)




20 Kommentare :

  1. So, ich musste erstmal googlen - sind Kornelkirschen bei uns :)
    Habe ich hier leider auch noch nicht entdeckt... Aber Zucker und Mus sind bestimmt großartig.

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    1. Dirndln haben einen recht herben Geschmack, aber ich mag so etwas sehr gern. Und wenn ich überlege, kenne ich eigentlich niemanden, der das nicht mag.
      Ich kann ja mal ein Care Paket schicken ... ;)

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  2. bei mir im Garten ist es heuer merkwürdig: der eine Dirndlstrauch ist schon abgeerntet, und zwar im August, der andere ist noch immer nicht reif - naja, hab ich wenigstens zweimal was davon!

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    1. Bei unserem Freund, bei dem wir normalerweise immer Dirndln holen können, ist es so, dass bei einem Strauch gar nichts drauf war, am anderen hat alles der Regen ruiniert.

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  3. Bei uns war in diesem Jahr jemand schneller als ich und alle Dirndln (Kornelkirschen) schon geerntet. Vielleich besorgt ich mir mal einen Strauch und pflanze in dann in meinen Garten. Oder ich versuch mal einen aus den Kernen zu ziehen.

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    1. So etwas ist blöd, vor allem weil viele Leute die Früchte hellrot pflücken, wo sie eigentlich noch gar nicht reif sind. Hier war das mit Holler so: Ich habe Dolden hoch oben gesehen, die waren gerade zur Hälfte reif, und unten war nichts mehr zu finden, also muss die jemand unreif geerntet haben.

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  4. Grmpf....gleich um die Ecke wären Kornellkirschen gewachsen, aber ich habe jahrelang nicht kapiert, was das ist :-( . Nun wüßte ich es.....aber jetzt sind sie weg....das Biotop für die Kröte war wichtiger.....

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    1. Au weh! Weg für ein Jahr wäre ja zu verkraften, aber weg für alle Zeiten ist bitter.
      Vielleicht findest du ja auch einmal jemanden, der sie verkauft.

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  5. Bei uns ist die Dirndl-Ernte auch grad voll im Gange ... Gut, wenn der eigene Vater so von den Früchten begeistert ist, dass er das Dirndlmus für mich gleich mitmacht :-)

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  6. mir geht es da wie Sandra - Dirndl noch nie gehört, aber auch Kornelkirschen noch nie gefunden...und was ist denn ein Haubenlokal und was bedeutet es, wenn man eine Haube verliehen bekommt?? - Sorry, aber ich stehe total auf dem Schlauch. ;-)

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    1. Na dafür hast du eine wunderschöne Heide. Irgendwann muss auch mal genug sein. ;)

      Bei euch verleiht Michelin den Köchen Sterne, bei uns macht das Gault-Millau mit Hauben.

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    2. Wow, und du hast so einen Stern/so eine Haube verliehen bekommen? Kompliment und Glückwunsch!!

      Und ja, bin ja schon zufrieden mit 'meiner' Heide ;-)

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    3. Nein, habe ich nicht. Ein Lokal hat dort, wo ich immer Dirndln gepflückt habe, aufgemacht und eine Haube bekommen. Und die Köchin hat mir die Dirndln immer vor der Nase weggeschnappt. Und im selben Ort wurde einem weiteren Lokal eine Haube verliehen, seither ist es mit sämtlichen Wildfrüchten vorbei, weil wenn wir Wiener dort hinkommen, haben die Sammler für die beiden Lokale schon alles abgeerntet. ;)

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  7. Ich bin Deinem Link gefolgt und jetzt weiß ich auch, was Dirndln sind. Dirndlnzucker hätte ich auch gerne.

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    1. Nur Dirndlzucker? Dann hab ich was falsch gemacht, denn eigentlich solltest du alles wollen. ;)

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  8. so herrliche farben ganz oben und ganz unten auf den fotos!!!
    da marmorierte pastellige in der mitte hat auch was.

    du erinnerst mich mit deinem "sauren, herben und bitteren blog" - lol, dass ich mit dem einen glasl dirndlmarzipan (leider gekauft :-( )demnächst was süßes fabrizieren sollte.

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    1. Dirndlmarzipan? Na ich bin gespannt, was du damit anstellst.
      Ich hab heute Dirndl-Espuma gemacht. Dazu gibt's Gewürzbirnen. Bin grad espumasüchtig ... ;)

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    2. na du schäumst ja ordentlich herum zur zeit ;-)
      dirndlmarzipan ist aus dem pielchtal/dirndlhaus.

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    3. Du hast gar keine Ahnung, wie ich schäumen kann derzeit. :D
      Armed & dangerous ...

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