Mittwoch, 13. August 2014

Wohlfühlkugerln

Fleischbällchen ist für mich ein Synonym für Wohlfühlessen. Überhaupt beim derzeitigen Wetter in Wien - der Sommer hat sich verabschiedet und ist einer breiten Regenfront gewichen. Zu meiner großen Freude gibt es gleich ein ganzes Kochbuch, das sich nur diesen Wohlfühlkugerln, den Fleischbällchen widmet! Das gehört nun mir und ich musste mich natürlich gleich einmal quer durchkochen. Vor allem sind die Fleischbällchen nicht immer nur aus Fleisch, sondern es gibt auch vegetarische Varianten. Fischbällchen natürlich auch. Also es wird wirklich alles rund gemacht, was einem so einfällt.

Was mich sofort ansprang, war das allererste Rezept, denn Fleisch in jeder Form in Brot serviert ist auch so ein Wohlfühlding! Wenn dann noch Käse über das Fleisch rinnt, ist die Sache perfekt. Zur Verwertung meines derzeitigen Paradeisersegens fand sich auch gleich das passende Rezept in dem Kochbuch. Also los!


Würzig-scharfe Zwiebel-Paradeiser-Sauce
4 - 6 Portionen

3 TL natives Olivenöl
3 Zwiebeln, in dünne Ringe geschnitten
5 cm Ingwer, geschält und fein gehackt
3 rote Chilis, entkernt, in Ringe geschnitten
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
3 Stängel Koriander
1 EL Paradeismark
2 400-g Dosen Paradeiser, (ich: 1 kg frische)
400 ml Hendlfond
25 g brauner Zucker
3 EL Sojasauce
75 g getrocknete Cranberries oder Rosinen
Saft von 1 Limette
Salz, Pfeffer 

Im Kochbuch wird eine eigene Gewürzmischung aus Fenchelsamen, Koriandersamen, Kreuzkümmelsamen, Bockshornkleesamen, Sternanis, Kardamom, Lorbeer, Zimt, Muskatnuss, Senfkörnern und Schwarzkümmelsamen zusammengestellt. Ich habe ersatzweise Ras El Hanout genommen, was dem recht nahe kommen sollte. Davon 2 EL in
Olivenöl erhitzen, Zwiebel darin 10 min. auf kleinster Flamme dünsten, bis sie weich sind. Mit Salz, Pfeffer, Ingwer, Chili, Knoblauch, Koriander und der Gewürzmischung 4 min. dünsten, bis die Chili weich sind. Paradeismark einrühren, wieder 3 min. dünsten. Gehackte Paradeiser und Hendlfond dazugeben, eine halbe Stunde köcheln. Dann 3/4 des Zuckers, Sojasauce und Trockenfrüchte zugeben, umrühren und wieder 15 min. köcheln. Abschmecken. Ob der restliche Zucker noch in die Sauce muss, hängt vom Zuckeranteil in den Paradeisern ab, auch ob der ganze Limettensaft hinein soll, muss man jetzt testen - also kosten und selbst entscheiden.

Schweinefleischbällchen mit Fenchel
4 -6 Portionen

2 Scheiben altbackenes Weißbrot (Rinde entfernt)
100 ml Milch
3 TL Fenchelsamen
1 Ei
100 g durchzogenen Speck, fein gewürfelt
500 g faschierte Schweinsschulter
1 Zwiebel, fein gewürfelt
2 EL frisch gehackte glatte Petersilie
1 TL Salz
(eventuell 1 Kugel Mozzarella)

Backofen auf 200 Grad vorheizen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen.
Das Brot grob zerzupfen und in eine Schüssel geben, in der Milch 10 - 15 min. einweichen. Eine Pfanne auf mittlerer Stufe erhitzen, Fenchel 30 sek. rösten, bis er duftet. Im Mörser zerstoßen.
Das Ei in einer großen Schüssel verquirlen. Brot-Milch-Mischung mit einer Gabel zermatschen und zum Ei geben. Alle anderen Zutaten mit der Hand untermengen. Die Fleischmischung sehr gut verkneten, dabei kraftvoll durch die Finger quetschen, bis eine ganz gleichmäßige Masse entsteht. Im Kochbuch wird empfohlen, aus einem kleinen Fleischbällchen in einer Pfanne ein Probebällchen zu braten. Ich habe dem Rezept voll vertraut und bin nicht enttäuscht worden. Ich habe die Fleischmasse zu Bällchen geformt und habe sie auf das Backblech gelegt. 15 - 18 min. im Rohr braten, nach der Halbzeit einmal wenden. In der letzten Minute habe ich in Stücke geschnittenen Mozzarella auf die Bällchen gelegt.

Ich habe noch Rucola gewaschen und trockengeschleudert, außerdem das Weckerl an den Schnittflächen angeröstet. Rucola ins Weckerl, Sauce auf den Salat, Bällchen mit Käse drauf, ein Bier aufmachen, ab auf Balkonien - so schön kann das Leben sein!


Und nachdem der Hunger gestillt ist, noch etwas zum Kochbuch: Erschienen ist es im Bassermann Verlag, einem renommierten Kochbuchverlag. Der Autor Jez Felwick ist anscheinend in London eine Institution in Sachen essbare Bällchen aller Art. Er flitzt mit einem Rasen geschmückten Lieferwagen durch die Gegend und verkauft Fleisch-, Fisch- und Gemüsebällchen. Hier ist ein Video von ihm - sehr sympathisch wirkt er! Kochen gelernt hat er wirklich und zwar in der renommierten Schule Ballymaloe. Falls jemand nach London fahren sollte, hier findet man die aktuellen Termine, wo der junge Mann mit den köstlichen Fleischbällchen zu finden ist.

Die Rezepte sind alle sehr gut erklärt und einfach zu kochen. Es gibt nicht ausschließlich rundes Essen, sondern auch alles, was dazu passt. Ungefähr die Hälfte vom Kochbuch ist voll mit Bällchen-Rezepten, die andere Hälfte mit dem Drumherum, zum Beispiel einem sehr genial klingenden Couscous, das ich sicher nachmachen werde, wenn mich im Herbst der erste Granatapfel anspringt. Es gibt süße Bällchen, eingelegte Gemüse, Salate, diverse Chutneys und Saucen. Also alles, was das Herz höher schlagen lässt. Also meines zumindest. Und ein Register, damit man sich zurecht findet, gibts zu meiner Freude auch. Natürlich finden sich auch jede Menge nette Zeichnungen und schöne Fotos - das Essen liegt fast nie auf dem Tisch herum, obwohl es sich um Fingerfood handelt.

Das Buch wurde mir vom Verlag für die Rezension überlassen.



Und dann ist doch noch kurz die Sonne rausgekommen - muss ja, bei diesem Essen!

24 Kommentare :

  1. Klingt ganz wunderbar, sowohl das Essen, als auch das Buch!

    Ich kann mich daran erinnern, dass Susanne auch eins mit "Bällchen" hatte, war aber glaube ich, ein anderes.
    Geh mir Dein Bällchen-Buch gleich mal online anschauen, denn die gehen bei uns auch immer!

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    1. Buch und Essen waren auch sehr gut!
      Ich habe gleich ein wenig mehr von der Sauce gemacht und in Gläser abgefüllt. Über die Haltbarkeit kann ich noch nichts sagen, aber ich hoffe sehr, dass das eine Konservierungsmöglichkeit für meinen Paradeisersegen sein wird, weil die Sauce war echt toll.

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  2. Na, wenn das kein köstliches Balkonessen ist?!
    Bin gespannt, was du noch aus dem Buch vorstellst.

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    1. Na ein paar vegetarische Bällchen wären mir schon ins Auge gesprungen, die kommen bald. :)

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  3. Klingt gut, hat nachmachpotenzial. Vor allem die leckeren Gewürze. Die Soße passt bestimmt auch zu Gegrilltem oder Kurzgebratenem.

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    1. Ja, das tut die Sauce wirklich. Und man sollte dieses Nachmachpotenzial wirklich ausnutzen - auskosten in diesem Fall wohl eher. ;)

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  4. Wohlfühlkugerln - bei dem Titel musste ich sofort reinklicken :-)
    Ich hab das Buch auf Englisch - und weiß jetzt, was es am Wochenende zum Essen geben wird. Danke :-)

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    1. Fleischbällchen gehen immer, gell? :)
      Ich hatte das Buch bei dir schon gesehen und deshalb wanderte es auf meine Rezensionsliste.

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  5. Ich habe das Buch auch! :-) Und hätte Herr H. sich am Wochenende durchgesetzt, hätte es genau diese Bällchen gegeben. Witzig. Nachdem ich Peterlisuppe und Piroschki zubereitet habe, wird es sie dann wohl auch geben.

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    1. Immer diese verflixten Blogger, die einem die Speisekarte umschmeißen! Das kenn ich doch, liebe Kochpoetin: Morgen mach ich das Rote Rüben-Risotto. ;)

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  6. ich nehm mir die Sauce, die liest sich sehr gut - ich hab auch Tomatenüberschuss derzeit, gottseidank!

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    1. Was täte man ohne Paradeiserüberschuss! Um Himmels Willen. Dann müsste man die doch direkt kaufen, damit man genug hat zum Einkochen. ;)

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  7. beim Lesen des Titels und Anblick des Fotos dachte ich, mit "Wohlfühlkugerln" seien die Tomaten gemeint, was ja auch irgendwie passt ;-)

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    1. *lach* Ja, da hast du recht. Die Paradeiser sind auch wirklich was zum Wohlfühlen. :)

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  8. Und dazu auch noch ein Budweiser! Das ist ein schönes Buch und die Paradeiser sind noch schöner.

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    1. Natürlich ein Budweiser. Gibt's denn noch andere? ;)
      Ja, ich bin auch recht begeistert von dem Buch. Und danke für das Paradeiser-Kompliment.

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  9. Bällchen gehen hier auch immer, genauso wie Tomatensauce. Und das ganze in ein Brot zu packen anstelle über Spaghetti zu geben.,.... toll.

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    1. Bei mir war es auch so: Rezept gesehen und gewusst, dass muss ich nachmachen, geht nicht anders. Und da wären durchaus noch andere Rezepte in dem Buch, die ich genau so gern nachkochen werde.

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  10. Ohh das wäre ja wieder mal was für mich, keine Rosinen weit und breit ;-), weil die kann man ja mit Cranberrys ersetzen hihi.
    Hier siehts im MOment ähnlich aus mit den Paradeisern, aber mein Mann isst jeden Tag eine Riesen Schüssel Salat (er ist am Tripp), somit verschwinden die so schnell wie ich sie ernten kann.
    Liebe Grüße von deiner BB, schönes langes Wochenende!

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    1. Nachdem wir über Wochen jeden Tag so viele Paradeiser geerntet haben und dauernd Paradeissalat in allen möglichen Formen gegessen haben, ist hier eine gewisse Sättigung eingetreten. Aber das ist die beste Gelegenheit, um den Segen einzukochen. ;)

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  11. Oh mei, was für ein Wort - Wohlfühlkugerln!!! . . . so was fällt halt nur den Österreichern ein, das muss man neidvoll zugeben . . . aber ehrlich - was anderes tät auch gar nicht passen ;O)
    Gruß Doris

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    1. Oh, wenn ich esse, dann fallen mir oft viele nette Wörter ein. Und bei diesen Fleischbällchen waren es halt die Wohlfühlkugerln. ;)

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  12. Was für ein leckeres Wohlfühlsandwich. In der Tat ist es erstaunlich dass man die Fleischpflanzerl in beinahe jeder Kultur wiederfinden kann. Leider kann ich keine Fenchel, darum wird das Rezept nicht mein Lieblingsrezept, aber das mit dem Backen im Backofen statt in der Pfanne werde ich mir trotzdem mal abgucken und der Mozzarella obendrauf, und dann noch Sauce, die alleine ist ein Rezept wert… !!!

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    1. Ja, stimmt, Fleischbällchen in irgendeiner Art und Weise findet man wohl fast überall auf der Welt. Gutes setzt sich durch. ;)

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