Dienstag, 15. April 2014

Osterpinze

Wieder einmal haben die Giftige Blonde und ich über Essen und Kochen geredet und vor allem über das bevorstehende Osterfest. In Österreich ist es die Tradition, dass es zu Ostern Pinze gibt - und wie vor Weihnachten kann man Pinzen schon 2 Monate vorher überall kaufen. So richtig glücklich waren wir nach diversen Versuchen mit gekauften Pinzen nicht. Ausnahmsweise sind wir uns einmal einig: Da fehlt überall Anis!
Und eigentlich sind wir so unterschiedlich wie Tag und Nacht, denn dann gingen unsere Meinungen schon wieder total auseinander: Sie mag süße Pinzen, am besten mit Zuckerguss, ich mag relativ neutrale Pinzen, zu denen man auch gut Schinken essen kann.
Uns hat sich dann noch die liebe Friederike Fliederbaum angeschlossen und wir haben uns ans Werk gemacht und jede hat ihre Lieblingspinze gebacken.


Mein Rezept stammt von einer Wiener Bäckerfamilie, der Familie Ströck, die eine Bäckereikette in Wien betreibt. Das Johannsbrot vom Ströck sollte man übrigens einmal testen, das schmeckt hervorragend! Das Rezept für die Pinze heißt eigentlich "Osterbrot" und die Einschnitte schauen komisch aus: Da wird die Pinze über Kreuz eingeschnitten, was ich noch nie gesehen habe, denn selbst in den Filialen der Firma Ströck werden Pinze mit drei Einschnitten verkauft. Aber ich brauch gar nicht groß reden, weil meine Einschnitte sind kaum zu sehen.

Manche Pinze werden mit einem gefärbten Ei in der Mitte der Einschnitte verkauft. Das  habe ich bei einer Pinze gemacht und zwar mit einem rohen Ei, das vor dem Backen in die Pinze gesteckt wird und vor dem Servieren durch ein gefärbtes Ei ersetzt wird. Das mitgebackene Ei war übrigens zu gar nichts zu brauchen - nein, falsch, der Hund hat sich drüber gefreut. Das Ei war zur Hälfte komplett übergart, hatte also diesen grauslichen grauen Rand rund um das Eigelb, die andere Hälfte war noch sehr schwabbelig. Muss man also nicht unbedingt nachmachen.


Zutaten für 2 Pinzen

Vorteig:
3 EL glattes Weizenmehl 
1/16 l Milch
1 TL frische Germ

Hauptteig:
60 ml Weißwein (Ich: Muskateller)
10 g Anis, im Mörser leicht angestoßen
450 g glattes Weizenmehl 
80 ml lauwarme Milch
30 g Feinkristallzucker
10 g Salz
100 g Butter, zimmerwarm
2 Eier Größe L
1 Eigelb Größe L

1 verquirltes Ei zum Bestreichen


Zubereitung: 
Am Vortag Anis in Wein einweichen, mit Folie abdecken.

Germ in lauwarmer Milch auflösen und mit dem Mehl zu einem glatten Teig verrühren. Abgedeckt etwa eine halbe Stunde an einem warmen Ort ruhen lassen. 

Für den Hauptteig den Wein durch ein Sieb in die Rührschüssel leeren, dazu Mehl, Vorteig, Kristallzucker, Salz und Milch geben, alles mischen und zu einem glatten Teig verkneten. Butter, Eier und Eigelb nacheinander dazugeben. Zudecken und wieder eine halbe Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. 

In 2 Stücke teilen, zu runden Laiben schleifen (was nicht so ganz einfach ist bei so großen Teiglingen) und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Hier sieht die Backanleitung eigentlich vor, dass man den Teig mit einem feuchten Tuch abdecken soll, aber das kann ich nicht empfehlen, weil mir das Tuch auf dem Teig heillos picken geblieben ist. Besser an einen zugfreien, warmen Ort stellen und ca. eine Stunde einfach nur in Ruhe lassen oder je eine große Schüssel über jede Pinze stülpen. Nach dem Aufgehen werden die Pinzen mit verquirltem Ei bestrichen und mit einer sauberen Küchenschere drei Mal tief eingeschnitten. Im Rezept steht, man soll nicht zu tief einschneiden, das Ergebnis sieht man auf den Fotos: Man sieht kaum etwas von den Einschnitten, daher empfehle ich tiefe Einschnitte wie bei anderen Pinzenrezepten auch.

Im vorgeheizten auf 180 Grad Rohr ca. 40 min. backen (kein Dampf).


Was es nach dem Essen zu sagen gibt: Geschmacklich perfekte Pinzen! Also "meine" perfekten Pinzen. Ein reichhaltiger, dennoch fester Teig, der Brioche recht ähnlich ist. Leicht zu handhaben, einfache Zubereitung. Passt zu Osterschinken genau so wie zu Marmelade.

Und nun bin ich schon sehr gespannt, was die beiden Mitbäckerinnen zeigen werden und wie sie ihre Pinzen gern mögen.
Die Pinze bei der Giftigen: click
Und die Pinze bei Frau Fliederbaum: clack 

27 Kommentare :

  1. Pinze habe ich jetzt so noch nicht gehört, aber im Prinzip ein Hefegebäck mit Ei - im wahrsten Sinne des Wortes ;)
    Anis ist ja nicht so ganz mein Fall, ich bräuchte dann vielleicht auch etwas Zuckerguss zum Überdecken des Geschmacks *g*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Jetzt habe ich die Hälfte vergessen, wollte ja noch fragen, ob Du jetzt unter die Bäcker gegangen bist, nach den Broten und der Fougasse gehts direkt weiter ;)

      Und toll sieht die/der/das Pinze auch aus!!! Probieren würde ich auf alle Fälle :D

      Löschen
    2. Die Pinze. Und danke für die Blumen! :)
      Ich backe eigentlich fast jedes Jahr Pinzen, kam bisher nur noch nie auf die Idee, sie zu verbloggen.

      Anis ist kein Muss, nur ich mag's halt gern so. Viele Leute mögen Pinzen auch so süß, wie du das schreibst.

      Löschen
  2. Wow ist die schick mit dem Ei drinnen!
    Pinzen gehören einmal zumindest zu Ostern gebacken, genau so wie ein Striezel und natürlich muss man die verbloggen!

    AntwortenLöschen
  3. Ehrlich: Wenn ich meinen Hund nicht hätte, der dieses verhunzte Ei, das ich mitgebacken hatte, mit großer Freude gefuttert hätte, dann tät ich das mit dem Ei drinnen nicht mehr machen. Das ist wirklich Lebensmittelverschwendung. Aber die Pinze ist wirklich sehr gut geworden. Striezel müsste mit diesem Rezept auch klappen, weil der Teig recht fest ist. Das mach ich dann nächstes Jahr. ;)

    AntwortenLöschen
  4. Kannte ich auch noch nicht. Ist doch schön, dass wir durchs Bloggen so viele verschiedene Bräuche kennenlernen!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Bei uns gibt es in allen Bäckereien schon seit Wochen Pinzen zu kaufen - wie man halt auch ab September Weihnachtssachen zu kaufen bekommt. ;)

      Löschen
  5. Ich habe ja vor drei Jahren mit Frau Esskultur zusammen Osterpinze gebacken ;-), ich weiß gar nicht, was wir Norddeutschen so zu Ostern eigentlich an Gebäck essen ...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Katharinas Pinze habe ich letztes Jahr gebacken, die schmeckt auch ganz genial!

      Hefezopf habt ihr nicht zu Ostern? Das ist bei uns auch Tradition.

      Löschen
  6. Schade, dass das mit dem Ei nicht so funktioniert. Es sieht sehr ansprechend aus. So schön österlich.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich find das auch schade. Aber ich hab wieder was dazugelernt. :)

      Löschen
  7. schönes projekt habt ihr hier wieder auf die beine gestellt.
    irgendwie habt ihr mich jetzt angefixt mir euren pinzen. muss ich wohl meinen faulen h.....n aufschwingen und eine backen. seufz
    aber das mit dem ei lass ich bleiben, mir fehlt der hund hier. ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Jürgen, mein Hund nimmt auch dein Ei. Der kennt da nix.

      Und du und backfaul? Ah ja? Das wär ma jetzt neu.

      Löschen
    2. hab schon ein paar wochen nix mehr gebacken, kein brot und keinen kuchen.
      alles gekauft! *kreisch*

      Löschen
    3. Hihi, na ja es gibt solche Zeiten, da kommt man zu nix und kauft halt Brot und Kuchen. Find ich jetzt auch nicht schlimm. Ich backe aber auch erst seit kurzer Zeit, daher bin ich diesbezüglich recht schmerzfrei.

      Löschen
  8. Es gibt so schönes Ostergebäck - ich kann mich kaum entscheiden ;-) Ich bin auch ein großer Fan von Osterpinze, backe sie nach dem Rezept einer Münchner Bäckerei
    http://peho.typepad.com/chili_und_ciabatta/2008/03/bbd-8-easter-pi.html

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Oha, kein Anis? Das solltest du aber unbedingt einmal probieren mit Anis, das schmeckt ganz genial. Dann aber keine Vanille, weil das beißt sich.

      Ausschauen tut deine Pinze konkurrenzlos schön. Genau so gehört die eingeschnitten. Das war bei meinem Ausgangsrezept wirklich falsch beschrieben, dass man über Kreuz und "nicht zu tief" einschneiden soll.

      Löschen
  9. Danke, eine liebe Erinnerung, die schon fast vergessen war.

    AntwortenLöschen
  10. deine Pinze sieht auch sehr schön aus und noch dazu mit Ei!! Ich glaube, wenn man das Ei vorkocht, kann es ruhig mitbacken und wird nicht ungenießbar.

    Interessant, welche unterschiedlichen Pinzen wir gebacken haben!!
    lg

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das finde ich auch so spannend, wie viele unterschiedliche Varianten eines Rezeptes es gibt. Das Rezept, das du gebacken hast, habe ich letztes Jahr gebacken und fand es sehr gut, aber dieses ist auch fein.

      Löschen
  11. Das mit dem Ei täte mich auch ärgern, aber da ich weiß, dass die Teiginnentemperatur beim Backen nur ca. 80 - 90°C erreicht, hätte ich es wohl gar nicht erst probiert. ;-)
    Bei uns gibt es zu Ostern traditionell Zopf, der ist vom Teig her bis auf den Anis den Pinzen recht ähnlich.
    Und. Ich habe überigens gestern Abend tatsächlich Grammelknödel mit Kraut gemacht. Herr H. wird dir ewig dankbar sein. :-) Und ich fand sie auch sehr köstlich, wobei mein Teig nicht so flaumig wie erhofft war, aber das lag wohl an den festkochenden Kartoffeln, oder?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Es gibt bei uns die Pinzen ab und zu mit gefärbten Eiern in der Mitte zu kaufen. Das wollte ich nun auch einmal ausprobieren. Da ich aber selber nicht färbe, war mir das nicht so ganz geheuer, von Anfang an ein gekochtes Ei mitzubacken. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ein einziges Ei unterschiedliche Garstufen aufweisen kann. :D

      Das freut mich sehr, dass die Knödeln euch geschmeckt haben. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was einen Teig nun flaumig macht oder nicht. Ich sehe es immer wieder bei Gnocchi, dass Leute auch mal festkochende Erdäpfeln nehmen und auch ein schönes Ergebnis bekommen. Ich bin auch damit groß geworden, dass man Erdäpfelpüree nie, nie, nie mit dem Mixer machen darf, weil das wird Beton, und nun lese ich immer wieder, dass man Epü in der Küchenmaschine schön aufschlagen kann. Ich zucke einfach hilflos mit den Schultern - hilft dir jetzt auch nicht, aber ich hab leider keine Antwort.

      Löschen
  12. Pinzen kenne ich gar nicht. Ich hab schon der Sina geantwortet, wie witzig es doch ist zu sehen, wie unterschiedlich sie bei euch Dreien aussehen. Bei mir gibt es in diesem Jahr einen Osterzopf und deine Mürb-Kipferln.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich finde das bei diesen Tests "Wir kochen alle dasselbe Gericht, aber mit einem anderen Rezept" immer sehr spannend, was rauskommt. Aber beim Anis waren wir uns auf jeden Fall einig. ;)

      Ich bin gespannt, wie dir die Kipferln schmecken. Sie waren zwar heillos viel Arbeit, aber ich finde, sie hat sich gelohnt.

      Löschen
  13. Pinzen.....man lernt ja nie aus. Hätte ich die bloß am Wochenende gemacht anstatt des russischen Kulitsch, den ich komplett verhauen habe....

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Kulitsch kenn ich wieder nicht. Ich geh googeln ... :)

      Löschen

Über Kommentare freue ich mich! So schnell es mir möglich ist, antworte ich darauf.

Bitte keine Spams, keine Werbung, keine politische Propaganda oder gar verbotene Sachen - das alles fliegt raus!

In Zeiten der DSGVO muss ich darauf hinweisen: Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch die Software dieses Blogs einverstanden.