Wie ich hier schon berichtet habe, wurde ich von jetzt auf gleich fassungslose Besitzerin von sieben (ja, 7!) Kilo Bitterorangen. Ich hab sie großteils bezwungen! Sollte jemand einmal in dieselbe Lage kommen und so viele Pomeranzen haben, habe ich nun etliche Tipps auf Lager, was man damit so anstellen kann.
Auf jeden Fall hilfreich bei so einer Lawine sind Freunde, die gern süße Sachen essen. Meine diversen Kuchen (z. B. der mit Pomeranzenschale parfumierte Gugelhupf) waren immer an einem Nachmittag oder Abend verdrückt.
Ein paar Pomeranzen liegen noch im Gemüseladel vom Kühlschrank, aber da mach ich mir mittlerweile keine großen Sorgen, was ich mit denen anstellen werde, seit ich bei Petra das Bitterorangen-Curd gesehen habe.
Die Pomeranzensauce habe ich ja schon hier beim Grießschmarrn und hier beim Grießstrudel verbloggt. Immer noch eine unbedingte Nachkochempfehlung als sehr kräftige Fruchtsauce zu Süßspeisen - aber die dürfen nicht dezent sein, denn das ist die Sauce auch nicht. Die würde jedes zarte Törtchen erschlagen. Die braucht wirklich etwas, was dagegen halten kann.
Was ganz klar war: Bitterorangenmarmelade brauch ich wieder. Und dieses Mal sollte es klappen mit dem Einkochen ohne Geliermittel, also nur mit ganz normalem Kristallzucker.
Erstaunlicherweise ergaben diese paar Orangen hier eine gewaltige Menge an Marmelade: 20 Gläser à 250 ml. Zum Glück wurde mir das schon während des Lesens des Rezepts im Citrus-Kochbuch klar. Also bin ich Gläser kaufen gegangen, weil ich hatte gerade noch eine Hand voll daheim.
Die Einkochzeit ist ja nun vorbei. Und ich habe gelernt fürs Leben: Immer im Sommer Marmeladegläser auf Vorrat kaufen! Im Sommer kaufe ich die Gläser für weit unter einem Euro, dieses Mal war ich in vier Geschäften, bis ich überhaupt welche bekommen habe, die haben dann 1,90 pro Stück gekostet.
Dafür war auf jedem einzelnen Glas ein Pickerl drauf, das ich mühsam herunterkletzeln musste, trotzdem greift sich auch nach verschiedenen Versuchen, die Kleberreste zu entfernen, jeder Deckel pickert an. Immer, wenn ich ein Glasl in die Hand nehme, ärgere ich mich.
Lieber Wiener Küchenutensilienfachhandel, wunderts euch eigentlich nicht manchmal, warum die Leute so viel im Internet bestellen? Ha?
Nun ist es mir gelungen, endlich Marmelade herzustellen, die schön durchscheinend ist. Zwei Tage dauert die Prozedur. Was mich wurmt: Die Gelierprobe hat geklappt, die Marmelade ist dennoch nur dickflüssig. Das ist blöd beim Essen: einen Tropfen drauf aufs Brot, schnell abbeißen, sonst rinnt die Marmelad durch die Gegend.
Schmecken tut sie auf jeden Fall grandios!
Rezept gibt es von mir jetzt keines. Bei Katharina Seiser gibt es die ausführlichste Anleitung von überhaupt. Auch mit Tipps, damit das Gelieren gelingt. Hätt ich besser vorher hingeschaut.
Eine Nachkochempfehlung gibt es für Ottolenghis Orangenkuchen! Das Rezept findet man online bei Valentinas Kochbuch. Ich habe zwei kleine Kuchen gebacken in der Hoffnung, sie halten lange. Na denkste!
Ich habe nur die Orangenmarmelade durch Bitterorangenmarmelade ersetzt und die Orangenschale kam von einer Pomeranze. Der Orangensaft war von Navel-Orangen.
Durch das Tränken des Kuchens mit Zuckersirup sollte er sich gut für längere Zeit halten und dabei sehr saftig bleiben. Eigentlich war das auch mein Plan, aber unsere Gäste haben das anders gesehen ... ;)
Hier habe ich die Schale von Bitterorangen mit Kristallzucker gemischt. Nein, nicht nur gemischt, sondern wie beim Zitronenzucker massiert man das Aroma der Schale richtig in den Zucker hinein. Eine sehr kontemplative, meditative Tätigkeit - und dabei der Duft!
Diesen Zucker lässt man an einem möglichst trockenen und staubfreien Ort durchziehen. Auf dem Foto sieht man wieso: der Zucker nimmt die Feuchtigkeit auf es wird eine feste Zuckerplatte. Die kann man aber problemlos zerbrechen, dann ab damit in den Zerkleinerer und fein mahlen.
Was man mit dem fertigen Zucker macht? Na in Kuchen rein zum Beispiel. Ich habe ihn in Bananenmilch getestet und für sehr gut befunden.
Von einem Kilo Pomeranzen habe ich die Schale mit einem Sparschäler abgeschält und in Wodka eingelegt. Danke an den Mundschenk für den Tipp, die Schalen mit Schnaps anzusetzen.
Ich habe dann noch ein Kilo Navel- Orangen geschält, Cassia-Zimt, ein paar Nelken und ein Stück Sternanis reingeschupft und alles mit Weinbrand aufgegossen.
Beide Ansätze dürfen noch durchziehen. Nach drei Wochen werden sie mit Läuterzucker 1:1 verdünnt und dürfen ein paar Monate ruhen. Dann sollte feiner Likör draus geworden sein.
Sizilianisches Gewürz, sehr frei nach dem Citrus-Kochbuch: Maldon-Salz mit der Schale einer normalen und einer Bitterorange, einer Zitrone, abgezupften Rosmarinnadeln und Pfefferkörnern vermischen. Ich habe alles lufttrocknen lassen, das hat eine Woche gedauert. Schneller geht es sicher im Backrohr. Eigentlich wollte ich durchsichtige Gewürzmühlen kaufen und die Mischung so, wie sie ist, einfüllen und als Geschenk verwenden. Von der lieben Frau Esskultur kam dann aber der Tipp, alles wegen der gleichmäßigen Durchmischung doch zu zerkleinern, was ich auch gemacht habe. Auch hier wieder: der Duft ist unglaublich!
Das ist die ultimative Verwendung für Pomeranzenschale: Pomeranzenkaramell!
Hier habe ich schon einmal das Rezept für Palatschinken mit Preiselbeeren mit Zitronenkaramell und Rahmsauce verbloggt.
Das ist übrigens das erste Palatschinkenrezept meines Lebens, bei dem ich keine Opferpalatschinke produziere, daher habe ich es immer wieder nachgemacht, denn es ist für süße Palatschinken wirklich überzeugend.
Ein bissi habe ich die Rahm-Sauce abgewandelt und aus dem Zitronen- habe ich Pomeranzenkaramell gemacht, also poste ich das neue Rezept noch einmal.
Für 4 Palatschinken:
1 kleines Glas Preiselbeermarmelade
Creme:
1 El Pomeranzenmarmelade
3 Stängel Zitronenthymian
1/2 Becher Sauerrahm
2 TL Orangenblütenwasser
Pomeranzenkaramell:
20 g Zucker
abgeriebene Bitterorangenschale von einer halben Pomeranze
Palatschinken:
80 g glattes Mehl
200 ml Milch
1 Ei
30 g Zucker
Salz
Butter zum Backen
Staubzucker zum Bestreuen.
Zitronenthymian am Stiel (!) mit der Bitterorangenmarmelade, Orangenblütenwasser und dem Sauerrahm verrühren, mindestens eine halbe Stunde ziehen lassen. Vor der Verwendung den Thymian
entfernen.
Für die Palatschinken das Mehl mit Milch, Ei, Salz und Zucker
verrühren. 20 Minuten quellen lassen.
Ein kleines Stück Backpapier herrichten. Für den Pomeranzenkaramell den
Zucker in einem kleinen Topf schmelzen und karamellisieren. Bitterorangenschale hineinreiben und den Karamell rasch auf das Backpapier
leeren. Abkühlen lassen. Wenn der Karamell hart ist, zerbröckeln und zur
Seite stellen.
Eine Palatschinkenpfanne erhitzen.
Pro Palatschinke 1 guten TL Butter darin zerlassen und nacheinander aus
dem Teig 4 dünne Palatschinken backen.
Die Palatschinken mit Preiselbeeren füllen,
zusammenklappen oder rollen. Mit der Creme garnieren, zerbröselten Pomeranzenkaramell drüberstreuen, anzuckern, essen.
Einfach umwerfend!
Quelle für den Palatschinkenteig: Essen & Trinken