Das Jahr geht zu Ende und es ist Zeit, kochtechnisch ein wenig zurückzuschauen. Keine Auffälligkeiten zu berichten bis auf den Brotbackvirus.
Bis vor nicht allzu langer Zeit habe ich mich strikt geweigert, Brot zu backen. Kuchen jeder Art gerne und jederzeit, aber kein Brot. Irgendwann begann ich, No Knead Bread zu backen - hey, easy & smart! Mehr brauchte ich nicht. Sauerteig? Wozu? Vor allem hatte ich absolut kein Händchen für Sauerteigbrot. Das ging so weit, dass mir das Sauerteigbrot, das ich in einem Brotbackkurs gebacken hatte, auf dem Heimweg speckig wurde.
Aber mich packt dann immer der Ehrgeiz und es wurmt mich ohne Ende, wenn andere Leute scheinbar mit dem kleinen Finger etwas zusammenbringen und ich schaffe das nicht einmal mit Einsatz aller Kräfte. Also bin ich dran geblieben und habe hinter den Kulissen ein Brot nach dem anderen verhaut. Als Ausgleich habe ich dann Handsemmerln gebacken oder Salzstangerln - kein Sauerteig, daher hat so etwas immer geklappt. Aber ich bin immer besser geworden. Und nun trau ich mich sagen: Ich hab's kapiert! Danke auch noch einmal an Jürgen, der mit mir einen Brotbackkurs überstanden hat und den ich immer löchern durfte mit allen Fragen - von ihm kam dann immer irgendwie ganz cool: Das wird schon. Und recht hatte er.
Der linke Wecken auf den oberen Bildern ist übrigens das Malzbierbrot, das Sandra from snuggs kitchen für mich gebacken hatte. Das wollte ich eigentlich für das heutige Posting verwenden, aber habe dann gesehen, dass das für das Brotbackevent schon von einigen anderen Leuten gezeigt wird.
Der Wecken rechts unten ist Jürgens Einkorn-Körndlbrot, gebacken mit Mehl und Körnern, die er mir geschenkt hat. Dieses Geschenk hat er hoffentlich nicht bereut, denn das brachte wieder etliche Fragen von mir mit sich. Aber was soll ich sagen? Neue Körner sind schon im Haus, damit ich das Brot wieder nachbacken kann. Dringende Nachbackempfehlung! Schmeckt überirdisch!
Ja nun, das wird hier ein endloses Gelaber. Dabei backe ich nur No Knead Bread. Nur ... Es ist eines der besten Brote, die ich kenne. Innen viele Löcher, knusprige Kruste, auch am zweiten Tag noch saftig, danach kann man es immer noch gut zum Rösten hernehmen. Und vor allem ist es ein Brot für faule Menschen - kein Kneten, wie der Name schon sagt. Bäckt sich fast von allein.
Die Zutaten kenne ich mittlerweile auswendig:
435 g weißes Weizenmehl (glattes oder Allzweckmehl)
1 g Trockengerm
12 g Salz
knapp 350 g Wasser
Mehl zum Stauben
1 Hand voll Weizen- oder Haferkleie
Erst rührt man die Zutaten zusammen - nicht kneten, nur zusammenrühren, nicht einmal ein glatter Teig muss entstehen, sondern es soll halt alles zusammenhalten. Ich mache das gleich in einer Rührschüssel, da kommt dann Klarsichtfolie drüber. Ende der Arbeit für 18 Stunden.
So schaut das nach der Gehzeit aus. Also nicht ganz, denn an den Rändern sieht man, dass der Teig ein Stück abgesackt ist, als ich die Folie abgenommen habe. Daher wichtig: Klarsichtfolie drüber und wirklich einfach in Ruhe lassen.
Nach den 18 Stunden Gehzeit richtet man sich ein Stück Backpapier her, staubt das ordentlich mit Mehl, holt den Teig mit einer Teigkarte aus der Schüssel und bugsiert ihn auf das gestaubte Backpapier.
Den Teig einmal falten. Ich stülpe danach einfach die Rührschüssel über den Teig, 15 min. entspannen lassen.
Dann bestreut man ein Geschirrhangerl (= Geschirrtuch) mit der Kleie. Viel Kleie! Der Teig ist feuchter als andere Brotteige, daher die viele Kleie, damit der Teig dann später wieder aus dem Geschirrhangerl raus geht. Mit bemehlten Händen hebt man den Teig vom Papier und dreht ihn mit der Faltstelle nach unten in das Hangerl. Selbiges kommt dann in ein rundes Brotkörberl. Ich decke das Körberl mit Klarsichtfolie ab, damit der Teig gut geschützt ist. So darf er nun wieder 2 Stunden liegen.
Nach einer Stunde heizt man das Backrohr auf 240 Grad auf, Rost ganz nach unten stellen, nach 30 min. stellt man noch einen feuerfesten Topf mit Deckel (z. B. gusseiserner Bräter) mit ins Rohr. Da kippt man nach den 2 Stunden Gehzeit den Teig hinein. Bei mir immer die schwierigste Übung - auf dem Foto sieht man, dass ich es wieder einmal nicht geschafft habe, dass die gefaltete Stelle nun an der Oberseite ist.
30 min. mit Deckel, weitere 15 min. ohne Deckel backen. Brot herausheben und auf einem Backgitter auskühlen lassen.
Mindestens eine Stunde überkühlen lassen. Nein, nicht zu früh kosten. Finger weg!
Immer noch zu kompliziert? Hier die Videoanleitung:
Wie es im Video heißt: Sechsjährige können das. Wirklich. Kein Schmäh!
Spannend finde ich übrigens, dass fast die identen Zutaten in einem anderen Brot zusammenkommen: Zu finden hier bei Zorra das Pane Casareccio - bei dem wird allerdings geknetet.
Dies ist mein Beitrag zum BBD # 63, den dieses Mal Sandra ausrichtet, die Meisterin der Topfbrote.