Freitag, 1. März 2013

Bitterorangensauce und Strudel für Fortgeschrittene


Es gibt Rezepte, von denen hätte ich gern, dass jeder, die sie liest, nachkocht. Auf jeden Fall! Nur wie stell ich das an?
Vielleicht hilft ja dieses Foto? Mit Genehmigung vom Turbohausmann eingestellt. Er konnte es tatsächlich nicht lassen, den Teller abzulecken! Ich hab gedacht, ich seh nicht recht. Aber natürlich war ich arg geschmeichelt, dass es ihm so gut geschmeckt hat.

Manchmal passiert es, dass ein scheinbar unscheinbares Kleinod zum ganz großen Star wird. Zucker, Bitterorangen, Mineralwasser, Orangenlikör - klingt jetzt nicht so, als ob das der Stoff wäre, aus dem die Träume sind. Es ist aber so. Was mir sofort eingefallen ist, als ich die Sauce gekostet habe: Das ist Sommer in Sizilien. Durch das Einreduzieren schmeckt man in jedem wutzikleinen Tropfen der Sauce die geballte Kraft der südlichen Sommersonne. Es kribbelt sogar ein klein wenig auf der Zunge, so intensiv ist der Geschmack. In kleinen Wellen kommt: sommersüß sommerbitter sommersauer Sommersonne ...


Und da die Pomeranzenzeit schon fast vorbei ist, geht bitte alle ganz schnell und kauft ein Kilo!

Eigentlich ist diese Sauce ein Nebenprodukt zu einem Strudel aus dem Kochbuch "Maria Luisa kann nicht anders". Der Strudel wird aus guten Gründen nicht verbloggt. Er darf nur als kleines Foto eine Nebenrolle spielen. Das Saucen-Rezept ist nicht mehr originagetreu, sondern wurde von mir in einer zweiten Version abgeändert.
Im Kochbuch wird übrigens empfohlen, Nicht-Bio-Orangen durchzustechen und 8 Stunden  in Wasser einzuweichen. Ich setz mich auf meine Finger und äußere mich dazu nicht weiter.



Der Grießstrudel, den ich gezimmert habe, ist das Ergebnis von mehrjährigen Versuchen. Im Montafon, wo wir uns jedes Jahr herumtreiben, gibt es eine tolle Konditorei, die Orangen-Grießstrudel anbietet. Und ich versuche seit Jahren, diesen Strudel irgendwie hinzukriegen. Das habe ich bis jetzt nicht geschafft, auch mit diesem Strudel nicht. Der hier ist wirklich sehr gut geworden, aber der Strudel ist schwer zu händeln, wenn man ihn eingerollt hat. Ihn in eine Strudelpfanne zu bringen ist nur etwas für Leute, die schon eine gewisse Übung beim Strudelbacken haben.
Wenn jemand eine alternative Idee braucht: Die Sauce passt sicher hervorragend zu Millirahmstrudel, der weitaus einfacher zu handhaben ist.



Für die Sauce:
1 Kilo Bitterorangen - unbedingt Bio!
1/2 l Mineralwasser
200 g Zucker
1 Stamperl Orangenlikör

Mineralwasser und Zucker aufkochen und ca. eine halbe Stunde einreduzieren. In der Zwischenzeit die Pomeranzen mit einem Sparschäler schälen, die Schale in feine Streifen schneiden. Die Orangen auspressen. Wenn aus Zucker und Wasser hellbrauner Karamell entstanden ist,  gibt man den ausgepressten Orangensaft (am besten durch ein Sieb von wegen winziger Kernchen) und die Schalenstreifen dazu, lässt alles 15 Minuten einkochen, bis die Sauce eine dickflüssige Konsistenz hat. Mit dem Orangenlikör abschmecken.
Man kann die Sauce heiß und kalt servieren. Heiß schmeckt sie definitiv intensiver.


Grießstrudel:
Strudelteig wie hier - ersatzweise fertiger Strudelteig
250 ml Milch
70 g Grieß
60 g Zucker
3 EL Butter
1 Prise Salz
1 Vanilleschote
1 Bitterorange (Bio! Man braucht nur die Schale)
3 Eier
geschmolzene Butter zum Bepinseln des Strudels
Staubzucker zum Bestreuen

Strudelteig herstellen und rasten lassen.
Eine Strudelpfanne mit Backpapier auslegen.
Backrohr auf 190 Grad vorheizen.
Die Milch mit dem Mark und der ausgekratzten Vanilleschote, der abgeriebenen Pomeranzenschale sowie 3 EL Butter aufkochen. Den Grieß einrühren und alles 10 bis 15 min. quellen lassen. In der Zwischenzeit das Eigelb mit dem Zucker zu einer hellgelben Masse rühren. Eiweiß mit dem Salz zu steifem Schnee aufschlagen. Die Vanilleschote aus der Grießmasse nehmen und die Eigelbmasse mit dem Grieß verrühren. Eischnee vorsichtig unterheben.
Strudelteig auf einem Leinentuch am besten in 2 Teilen für 2 kleine Strudel ausziehen. Die Teigränder mit flüssiger Butter bestreichen, die Fülle aufstreichen, die Enden einschlagen und den Strudel aufrollen. Und dann kommt das Meisterstück, nämlich dieses superweiche Etwas vom Strudeltuch in die Strudelpfanne bugsieren, ohne dass irgendwas reisst. Strudel mit Butter einstreichen, ins vorgeheizte Rohr schieben und hellbraun backen (dauert ca. 25 Minuten).

Mit Staubzucker bestreut servieren. Schmeckt warm und kalt sehr gut.




24 Kommentare :

  1. Mmh. Ich würd die Marmelade ja echt gerne ausprobieren, aber Bitterorangen sind hier leider Fehlanzeige :-(
    schade, ich mag die nämlich auch sehr gerne!

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    1. Na ja als Marmelade würde ich das jetzt nicht nehmen, denn die Sauce würde von jedem Brot runterrinnen. ;)

      Soll ich schauen, ob ich noch welche bekomme und dir schicken?

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  2. Bei Bitterorangen habe ich es so wie mit dem Kaffee, ich bedaure sehr, dass ich beides nicht mag. Sooo gerne würde ich ab und an Kaffee trinken, geht nicht - wie kann etwas, das in der Nase so gut schmeckt, mich richtiggehend schütteln, sobald ich es im Mund habe. Genau das selbe mit Bitterorangen. Und es ist ja nicht mal so, dass ich Bitter nicht mögen würde. Nene, ich mag Bitter sehr wohl...
    Leider wird das also nichts mit Nachmachen bei mir - sorry.

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    1. Das versteh ich schon, dass manche Sachen einfach nicht gehen. Das hat wohl jeder bei dem einen oder anderen Geschmack, dass er den einfach nicht leiden kann. Ich bin z. B. keine Weintrinkerin. Und ich nehme an, dass ich auf meine alten Tag das auch nimmer werde.

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  3. Sommer in der Sauce, herrlich! ;-) Sonne haben sie uns schon gestern versprochen, aber sie schafft's einfach nicht durch die Hochnebeldecke. Was meinst du, geht es auch mit Blutorangen? Davon hätte ich noch ein Kilo da...

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    1. Jaaa, hier in Wien haben die auch Sonne versprochen. Denkste! Ich überlege ganze Zeit, ob ich nicht die Lampe einschalten sollte, weil es so dunkel ist.

      Der Clou an der Sauce sind wohl die Bitterorangen mit ihrem ganz intensiv bitteren Geschmack. Aber probier's einfach aus. Passieren kann ja nicht wirklich was. ;)

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  4. Das wäre ja genau das Richtige für mich, wenn das nach sizilianischem Sommer schmeckt!
    Griesstrudel...hmm, was genau macht denn den tollen aus, den du nicht nachbacken kannst?

    Grüß mir den Tellerabschlecker gggg

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    1. Na ja wenn ich es wüsste, könnte ich die Zutat ja einfach dazutun. Aber das weiß ich eben nicht. Aber der da ist schon richtig gut.

      Okay, Tellerabschlecker wird gegrüßt. :)

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  5. Hach ja....das muss ich mir dann wohl zusammen mit den anderen Paomeranzen-Rezepten für die nächste Saison vormerken. Ich hab noch nirgendwo welche gesehen und muss ich dann mal drum kümmern....

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    1. Hast du denn noch Pomeranzenrezepte? Ich suche dauernd welche. Verrätst du sie mir bitte?

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  6. So eine Bitterorangensauce ist echt was köstliches, da muss Ich mich auch mal dranmachen.
    Ich hätte da auch noch 2-3 Pomeranzenrezepte ;o)

    LG Kerstin

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    1. Pomeranzenrezepte? Bitte immer her damit! Seit dieser Sauce bin ich süchtig nach Bitteroangen. Also Vorsicht, diese Sauce hat es in sich. ;)

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  7. Das ist das Rezept nach dem ich gesucht hab, hab doch noch Bitterorangen übrig von meinem Marmeladen-Trip.... und das klingt so als ob man es aich z. B zum Tränken von Grießkuchen/Halva verwenden könnte?

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    1. Zum Tränken würde ich die Sauce nicht nehmen. Erstens ist sie zu dick, also nicht so gut für diese Verwendung, und zweites schmeckt sie so intensiv. Ein Esslöffel Sauce reicht für 1 Stück Kuchen. Die kann man nicht so ohne weiters weglöffeln wie Vanillesauce.

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  8. na super, jetzt muss ich morgen noch mal auf die Suche gehen, mal sehn, ob ich noch welche finde ...

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    1. Ja denkst du, nur du kannst mich durch die Gegend schicken zum Herumsuchen? ;)

      Ich geh diese Woche auch noch einmal schauen, ob ich welche bekomme. Wenn du willst, kann ich ja für dich welche mitkaufen?

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  9. Diese Sauce schmeckt sicher köstlich. Nachdem ich auf die Bitterorange gekommen bin muss diese Sauce jetzt auch noch sein.

    Wie findest du denn das Maria Luisa Buch? Meine anfängliche Begeisterung hat nach genauerem Lesen doch nachgelassen...

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    1. Mir hat das Buch von Anfang an nicht gefallen. Sie nimmt so viele Zutaten, die man kaum bekommt. Und ich hab bei vielen Sachen auch keine Ahnung, wodurch man sie ersetzen könnte, weil ich sie eben gar nicht kenne.
      Mir ist das alles viel zu fleischlastig und zu deftig. Fleisch noch einmal in Schmalz einreiben, bevor man es brät, das ist nicht so mein Ding.
      Und hier die Sache mit den Nicht-Bio-Orangen: Man durchsticht sie und legt sie 8 Stunden in Wasser ein. Hallo? Damit dann die Chemikalien in der ganzen Orangen drinnen sind oder wie?

      Und das Buch bleibt nicht einmal offen liegen. So etwas wurmt mich auch immer, wenn ich ein Arbeitsbuch habe. Da muss ich alles mögliche draufliegen, wenn ich immer wieder reinschauen will.

      Dass ich diese Sauce gefunden habe, war ein Glückstreffer.

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  10. Das superweiche Strudeldings schaut aber sehr köstlich aus und die Pomeranzensauce erst recht. Außer bei kathas Geheimtipp in Schönbrunn weiß ich gar nicht, wo wir in Ö Pomeranzen kaufen können.

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    1. Danke für die Blumen. :)
      Beim Crupi in der kleinen Margaretenstraße kaufe ich die immer. Der ist Italiener und alle seine Orangen sind aus den Orangenhainen seiner Familie. Falls du noch nie dort warst, dann schau unbedingt einmal hin. Ist ganz witzig. Ein richtiger italienischer Greißler mitten in Wien.

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  11. hallo :-)
    hab den strudel probiert, aber mit vollkorngrieß..ist verdammt lecker..und die sauce mit griechischen zitronen..ist ein wenig sauer, aber okay...
    super rezept
    ulrike

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    1. Liebe Ulrike,
      solche Erfolgsmeldungen sind mir immer die liebsten. Danke für das Feedback!

      Griechische Zitronen sind schon ein toller Luxus. Leider bekommt man die hier nur sehr schwer.

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  12. Hallo Turbohausfrau, welche Fülle kommt in den Grießstrudel?
    Habe noch nie einen Strudel gezogen, bin aber voller Elan!

    LG. Chripose

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